...ist natürlich historisch gewachsen und letztlich im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung festgelegt und dokumentiert worden. Und zur Änderung / Ergänzung / Entwicklung gibt's einen rechtlichen Rahmen. Ich hab mal das Online-Tool der LWK-RP bemüht, demzufolge ist der / die / das Herzlei offiziell als Gewann (0081) innerhalb der Lage Treppchen definiert, bestehend aus 3 Parzellen (Flur 16, 99/0, 100/1, 101/0), nicht mehr und auch nicht weniger. Und dann sollte man auch bei dieser Begrifflichkeit bleiben...Bernd Schulz hat geschrieben: ↑Fr 11. Jul 2025, 22:36 Sorry, aber wer hat denn letztlich festgelegt, was als Lage benannt werden darf und was "nur" eine Parzelle ist? Der liebe Gott wohl kaum...
Dr. Hermann
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Re: Dr. Hermann
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Dr. Hermann
Da ich keine andere Lage in Deutschland so gut kenne (bzw. kannte, dazu weiter unten mehr) wie das Erdener Treppchen, in dem ich zusammengerechnet über die Jahre etwa zwei Wochen bei der Weinbergsarbeit und Lese mitgeholfen habe, hier ein paar Worte zur Historie und zur aktuellen Situation.
Durch das Weingesetz von 1971 wurden sieben (!) vorher existierende Einzellagen zur neuen Lage "Erdener Treppchen" zusammengefasst, diese umfasst heute knapp 50 Hektar Rebfläche, ist also ziemlich groß. Unter den vorher existierenden Einzellagen war auch die Lage Herzlay, die ausweislich der preußischen Steuerkarten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als erfasste und kartierte Lage existierte, also vermutlich über mehr als 150 Jahre. Sofern man also auf die historische Situation reflektiert, kann man in diesem Sinne die Herzlay schon als Lage ansehen; rein rechtlich gesehen ist sie das aber heute nicht mehr.
Die Behauptung auf der Homepage von Dr. Hermann, dass die Herzlay unmittelbar an den Erdener Prälat angrenzt, stimmt übrigens ausweislich der historischen Lagenkarten nicht. Zwischen beiden liegt das "Ur-Treppchen", das der heutigen Gesamtlage seinen Namen überlassen hat. Eine schmale und steile Weinbergstreppe, zur Lage zählten ursprünglich nur ein paar Reihen Rebstöcke links und rechts der Treppe, vielleicht insgesamt zwei oder drei Hektar, so etwa 5 Prozent der heutigen Lage.
Die heutige Lage ist hinsichtlich der Bodenverhältnisse und damit auch hinsichtlich der daraus entstehenden Weine inhomogen. Während ganz im Westen nahe des Prälats der Schiefer rot ist, wird er weiter nach Osten in Richtung der Lösnicher Lagen immer grauer und dabei auch der Feinerdeanteil höher, der östliche Teil ist auch flacher (wenn auch immer noch "Steillage" im Sinne der gängigen Definition).
Wenn ich sage, dass ich die Lage kannte, beruht das auf einer vor rund 25 Jahren durchgeführten Flurbereinigung, die die Situation hier ganz grundlegend verändert hat. Diese Flurbereinigung umfasste gut 80% des heutigen Treppchens, im Prinzp alles östlich von der Herzlay. Hier wurden zwei horizontale Fahrstraßen in den Berg gelegt, mehrere größere Felsen gesprengt, Geländeeinschnitte verfüllt, der gesamte alte Rebbestand ausgerissen und die Rebanlagen von Einzelpfahlerziehung auf Drahtrahmen umgestellt, die im Vertikalzug teilmechanisiert werden können. Wirtschaftlich gesehen war das wahrscheinlich notwendig, aber von der Optik hat die Lage heute mit der Lage früher nichts mehr gemeinsam. Ich find's schade, aber vermutlich ging es nicht anders.
Gruß
Ulli
Durch das Weingesetz von 1971 wurden sieben (!) vorher existierende Einzellagen zur neuen Lage "Erdener Treppchen" zusammengefasst, diese umfasst heute knapp 50 Hektar Rebfläche, ist also ziemlich groß. Unter den vorher existierenden Einzellagen war auch die Lage Herzlay, die ausweislich der preußischen Steuerkarten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als erfasste und kartierte Lage existierte, also vermutlich über mehr als 150 Jahre. Sofern man also auf die historische Situation reflektiert, kann man in diesem Sinne die Herzlay schon als Lage ansehen; rein rechtlich gesehen ist sie das aber heute nicht mehr.
Die Behauptung auf der Homepage von Dr. Hermann, dass die Herzlay unmittelbar an den Erdener Prälat angrenzt, stimmt übrigens ausweislich der historischen Lagenkarten nicht. Zwischen beiden liegt das "Ur-Treppchen", das der heutigen Gesamtlage seinen Namen überlassen hat. Eine schmale und steile Weinbergstreppe, zur Lage zählten ursprünglich nur ein paar Reihen Rebstöcke links und rechts der Treppe, vielleicht insgesamt zwei oder drei Hektar, so etwa 5 Prozent der heutigen Lage.
Die heutige Lage ist hinsichtlich der Bodenverhältnisse und damit auch hinsichtlich der daraus entstehenden Weine inhomogen. Während ganz im Westen nahe des Prälats der Schiefer rot ist, wird er weiter nach Osten in Richtung der Lösnicher Lagen immer grauer und dabei auch der Feinerdeanteil höher, der östliche Teil ist auch flacher (wenn auch immer noch "Steillage" im Sinne der gängigen Definition).
Wenn ich sage, dass ich die Lage kannte, beruht das auf einer vor rund 25 Jahren durchgeführten Flurbereinigung, die die Situation hier ganz grundlegend verändert hat. Diese Flurbereinigung umfasste gut 80% des heutigen Treppchens, im Prinzp alles östlich von der Herzlay. Hier wurden zwei horizontale Fahrstraßen in den Berg gelegt, mehrere größere Felsen gesprengt, Geländeeinschnitte verfüllt, der gesamte alte Rebbestand ausgerissen und die Rebanlagen von Einzelpfahlerziehung auf Drahtrahmen umgestellt, die im Vertikalzug teilmechanisiert werden können. Wirtschaftlich gesehen war das wahrscheinlich notwendig, aber von der Optik hat die Lage heute mit der Lage früher nichts mehr gemeinsam. Ich find's schade, aber vermutlich ging es nicht anders.
Gruß
Ulli
Re: Dr. Hermann
Sehr interessante Ausführung, Ulli, danke dafür! Interessanterweise sieht man schon auf der bei Dr. Hermann gezeigten Karte, daß die beiden Lagen nicht berühren. Wieso er es dann dennoch schreibt...
Ich erlaube mir, hier noch mal die Frage in den Raum zu stellen: Wer macht heutzutage wirklich gute Erdener und Ürziger aus dem Fuderfass? Muss man wirklich zu Molitor (dessen fetter Stil vielleicht durch die schlanke 2024er Stilistik etwas moderiert sein könnte...)? Alle anderen Erzeuger machen ja Edelstahl, oder habe ich jemanden übersehen?
(Von Hermanns Kabinett aus dem Erdener Treppchen sehe ich mal ab, das ist ein Wein aus der ganzen - und recht umfangreichen - Kollektion.)
Danke & Cheers,
Ollie
Ich erlaube mir, hier noch mal die Frage in den Raum zu stellen: Wer macht heutzutage wirklich gute Erdener und Ürziger aus dem Fuderfass? Muss man wirklich zu Molitor (dessen fetter Stil vielleicht durch die schlanke 2024er Stilistik etwas moderiert sein könnte...)? Alle anderen Erzeuger machen ja Edelstahl, oder habe ich jemanden übersehen?
(Von Hermanns Kabinett aus dem Erdener Treppchen sehe ich mal ab, das ist ein Wein aus der ganzen - und recht umfangreichen - Kollektion.)
Danke & Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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