Max Ferd. Richter

niers_runner
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Re: Max Ferd. Richter

Beitrag von niers_runner »

Aktuell im Glas:

2023 M.F. Richter, 2023 Wehlener-Sonnenuhr Auslese *** Fuder 42 19-24

In der Nase reifes Steinobst, Ananas.
Am Gaumen überreife Pfirsiche und Aprikosen, Akazien Honig, Marzipan, Schlagsahne. Sehr dicht und komplex, filigran, elegant.

Mit Abstand meine bisher beste Auslese.
100 P.

Beste Grüße

Peter
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Ollie
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Re: Max Ferd. Richter

Beitrag von Ollie »

Kurznotiz zum 2015 Brauneberger Juffer Kabinett:
Aus dieser Flasche nicht in guter Verfassung: schöner Apfel, aber ohne den Charme und die Komplexität anderer Flaschen. (Ich registriere erstaunlich große Varianten bei diesem Wein.) Sehr resche Säure (9.5 g/l oder sowas, ich müsste weiter oben im Strang nachschauen), die im Vergleich zur 2007er Haagschen Auslese (gut, immerhin Sonnenuhr) arg kräftig daherkommmt. (Beide Weine waren Teil eines Mosel-Hinterhalts, in den ich meine arglose französische Verwandtschaft gelockt hatte.) Tags drauf (also heute) zu einem halbexotisch gewürzten Lachsforellenfilet aus dem Backofen mit großem Erfolg weitergetrunken. Die Säure kümmert sich um das Fett, Zucker um die ganz leichte Schärfe (piment d'espelette) und das Aroma um die Gewürze. Und weil ein Kabinette keinen Körper hat, kann der Wein auch nix dominieren. Nett!

Cheers,
Ollie
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Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

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port_ellen
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Re: Max Ferd. Richter

Beitrag von port_ellen »

niers_runner hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 16:43
Ollie hat geschrieben: Di 19. Nov 2024, 15:50 Weil das drüben bei Carl Loewen offenbar ganz gut geklappt hat, hier einen weiteren Sicherheitshinweis zu einer noch schöneren Auslese als Loewens:

2023 Wehlener Sonnenuhr Auslese (die normale!)
Für mich die schönste Auslese der diesjährigen Kollektion (die WSU AL*** ist super, aber nicht besser) und eine ganze Menge weiterer Superlative, die hier aber nicht so wichtig sind. Perfekte Interpretation der Lage, alle Marker vorhanden, um tropische Element erweitert und mit einem ganz zarten Firniss an Botrytis (etwa 20% des Leseguts), der die Komplexität des Aromas und der Textur auf 11 dreht. Konzentration jenseits von Gut und Böse, dennoch lehrbuchhafte Leichtigkeit, wunderbar strukturiert von einer perfekt reifen Säure (9.5 g/l). In 20 Jahren eine Legende.

MFW gab 97, und ja, so sehe ich das auch. (Und wenn ich mal so hoch einsteige, dann kann man das im Kalender rot ankreuzen und das Monatsblatt einrahmen und in eine eigens gebaute Kathedrale hängen.)

Cheers,
Ollie
Hallo Ollie,
vielen Dank für deinen 'Sicherheitshinweis'.
Ich habe beide Auslesen vor 4 Wochen bei Papa Dirk probiert und gekauft und war ähnlich begeistert.
Die AL*** habe ich bei persönlichen 99 P. gesehen. Kann eigentlich kaum besser gehen.

Beste Grüße

Peter
Nach so intensiven Lobeshymnen habe ich auch davon bestellt und eine halbe über die Weihnachts/Silvestertage geöffnet:
Allein der Duft ist schon der Hammer, vor allem reifer Pfirsich, aber mit Saft und eben Riesling und nicht Pfirsich, also fein, saftig, traubig.
Geschmacklich natürlich noch sehr primär und unentwickelt, aber durch die Säure sehr lang und intensiv, konzentriert und trotzdem "leicht" und "duftig", Ollies Beschreibung trifft's.
Das ganze für 17€ die halbe, das gibts nur (noch) in D und ausserhalb des VDP.
Das Fuder 42 hab ich mitbestelllt, mal sehn, obs mich juckt...
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
niers_runner
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Re: Max Ferd. Richter

Beitrag von niers_runner »

Gestern Abend im Glas:

2024 M.F. Richter Brauneberger Juffer Riesling Kabinett - Fuder 4 - 14-25

Helles Gelb, komplexe Nase, am Gaumen schlank, frisch, fruchtig, saftig, moderate Süße, feine Säure, schönes Spiel.
Ein Meisterwerk 92+ P.

Beste Grüße

Peter
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Ollie
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Re: Max Ferd. Richter

Beitrag von Ollie »

Stand des gegenwärtigen Irrtums (alles 2024):

WSU Kabinett
Sogar für eine WSU wirklich enorm floral und mit sehr feiner, tropischer(!) Frucht (Ananas, Ingwer). Normal hohe (9.6 g/l), aber sehr weich wirkende Säure (noch reifer als 2015), dennoch mit ausreichend Spannung und Kraft(!) und perfekter Süße (48 g/l RZ), schöne Länge mit völlig trockener Anmutung . Hmmmm. Ein sehr, sehr hübscher Wein, aromatisch 1A, Säure 1A, Zucker 1A, im Abgang 1A wie ein Kabinett sein soll, aber: Der Wein ist richtiggehend wuchtig und hat eine sehr dunkle, "bräunliche", fast aschig-bitternde Note im Untergrund, die dem Wein seine unernste Leichtigkeit nimmt. Die Stirn in Falten, die Augenbrauen zusammengekniffen, als ob die ganze Last der Welt auf seinen Schultern ruhte. Meine italienischen Mittrinker, die Kabinette wegen ihrer Heiterkeit liebevoll "silly Rieslings" nennen, waren sich einig: not silly enough. Nota bene: Der Wein kommt aus Trauben mit 78°Oe, und dennoch ist die Frucht schon tropisch wie bei einer Spätlese. Super Wein, sicherlich best ever, aber kein Kabinett, sondern ein bißchen zwischen allen Prädikatsprädikaten irrlichternd.

WSU Spätlese
Anfangs sehr reduktive Noten nach frisch entflammtem Streichholz und verbranntem Gummi, aber nach ein paar Minuten fängt sich der Wein. In der Nase wieder die typische WSU-Blumigkeit, am Gaumen wirkt der Wein wegen des höheren Zuckers (70 g/l) und der niedrigeren (8.6 g/l) - und ebenso weich wirkenden - Säure sehr süß, und auch wenn hier der bräunlich-dunkle Ton etwas moderierend eingreift, fehlt die letzte Spannung vielleicht doch. Guter Wein, aber der Kabinett aus gleicher Lage gefällt mir viel, viel besser.

BB Juffer Kabinett
Total zugenagelt, die Reduktion hat den Wein noch sehr im Griff. Viel mehr als eine recht zitrisch gelagerte Frucht möchte der Wein nicht preisgeben, ansonsten ist aber alles da, was einen sehr guten Wein ausmacht. Wiederum zu wuchtig und un-unbeschwert für einen Kabinett, mit besagter dunkler Tonspur im Hintergrund. Auf Wiedervorlage.

BB Juffer Kabinett - Fuder 4
Der Kabinett unter den diesjährigen Kabinetten. Statt des üblichen Klarapfels ist der Wein eher bei einer sehr aromatischen Birne und vielleicht bei knapp reifen, gelben Pflaumen. Sehr, sehr hübsch, super Kabinett und für mich best ever Fuder 4, hier sogar ohne die Dunkle Seite des Jahrgangs.

Veldenzer Elisenberg Kabinett
Für MFR ungewohnt monströser Spontanfurz, der erst einmal eine Viertelstunde benötigt, den Fahrstuhl zu verlassen. Dahinter die typisch runde Frucht des Elisenberg mit so deutlich ausgeprägten dunklen Beeren (Cassis, Holunder, Walderdbeere) wie noch nie. Sehr schön und, wenn man auf den Schieferwürze verzichten kann, sehr, sehr gut. (Ich bin aber auch ein Fanboy der Lage.) Auch hier kein Kabinett und mit dunklem Einschlag, aber alles sehr harmonisch verpackt.

HTH & Cheers,
Ollie
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Re: Max Ferd. Richter

Beitrag von niers_runner »

Hallo Ollie,

vielen Dank für deine interessanten Notizen zum 24er Jahrgang.
Die von dir beschriebenen Rieslinge habe ich auch im Keller, allerdings hat mir persönlich der 23er Jahrgang einen Tick besser gefallen.
Irgendwie mehr Fleisch am Knochen.

Beste Grüße

Peter
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