Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Und noch ein Basiswein von Josef Walter:

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Die manchmal doch arg herben, abweisenden Elemente (Schlehen!), die mir fränkischen Silvaner oft etwas verleiden, sind hier nicht vorhanden. Natürlich handelt es sich nicht um große Oper, aber um einen ausgesprochen gelungenen Essensbegleiter/Zechwein, der sich wunderbar wegsüppeln lässt, ohne platt und banal zu wirken. Erfreulicherweise kommt er mit 12 Umdrehungen aus, und über den Preis von 7 Euro muss man weiter keine Worte verlieren. Daumen hoch, Nachkauf auf der Erich-Skala = 3 von 3.

Herzliche Grüße

Bernd
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

nono hat geschrieben: Sa 22. Mär 2025, 17:01 Leider haben mir die Weine von Florian Reus nicht geschmeckt.
Ich habe ein Paket mit Weinen aus 2021, 22, 23 probiert..
Verbrannter Gummi, Apfelessig, nasse Socken, dazu muss ich allerdings sagen, dass ich biologischen Weinbau sehr schätze, aber mit " Naturwein" schon Probleme habe...
Die Weine von Florian Reus sind sicherlich eine polarisirende Angelegenheit. Im Falle des 22er Müller-Thurgau stellt sich auch kein großer Nachkaufreflex ein, aber im Gegensatz zum 23er Bacchus komme ich mit dem Wein klar:

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Stilistisch gehört das klar in die Naturweinecke, in die ich mich nicht so besonders oft verirre. Aber auch wenn der Müller-Thurgau für meinen Geschmack nicht an die nur unwesentlich teurere Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder herankommt, kann ich mit seinen "Fehltönen" :mrgreen: gut leben, solange sie nicht stärker ausgeprägt sind.

Herzliche Grüße

Bernd
Ralf Gundlach
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Ralf Gundlach »

Domina? Brauche ich nicht für mein Glück! Aber, wie immer gibt es Ausnahmen:

2017 Domina Halbstück Josef Walter

Richtig ernsthafter, aber „trinkiger“ Rotwein mit herben Noten Richtung Schlehe, aber auch Sauerkirsche und etwas Brombeere. Garniert und untermalt mit einer lebhaften Säure und würzig-kräutrigen Noten. Wirkt noch absolut jung. Spannend, spannend. den kann man sicher auch noch in 5 Jahren mit Genuss trinken. Anscheinend müssen selbst die Basisroten bei Walter etwas reifen. Ich bin schon sehr gespannt auf meine Pulle 2015er Hundsrück. Den Domina sehe ich ähnlich wie Bernd, auch dass er durchaus wie ein Blaufränkischer wirkt durch die lebendige Säure. Nur die herben Noten würde ich nicht mit Blaufränkisch verbinden.

88 Punkte. Kostet ab Hof 9 Euro.
Genauso empfehlenswert wie der 17er Walters Spätburgunder zum gleichen Preis.

Gruß
Ralf
Ralf Gundlach
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Ralf Gundlach »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Feb 2025, 21:22
Bernd Schulz hat geschrieben: Di 11. Feb 2025, 20:50 Die Nase haut mich erst mal nicht vom Stuhl...
Hier muss ich einen Rückzieher machen; beim zweiten Hinschnuppern habe ich dann doch deutlich mehr gerochen. Und auch am Gaumen macht der 23er Silvaner von Michael Melber eine gute Figur:

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Hier handelt es sich mitnichten um einen rustikalen Silvaner-Typ; der Wein überzeugt vielmehr durch seine eher filigrane Art, die sich im direkten Vergleich mit Stefan Bardorfs Silvaner besonders deutlich zeigt: Bardorfs Wein hat mehr Power, während der Rödelseer eleganter und durchsichtiger wirkt.

Langer Rede kurzer Sinn: Der junge Winzer kann offenbar einiges, jedenfalls im Weißweinbereich! Ich bin schon sehr gespannt auf die Scheurebe.

Herzliche Grüße

Bernd
Den habe ich heute auch aufgemacht. Klasse-Silvaner. Die Stilistik ist richtig gut.Eher elegant und substanzreich. Ich empfinde den gar nicht als so schlank. Schöne, unaufdringliche Fruchtnoten. Das ist richtig gut und je mehr man von dem Wein trinkt, desto mehr drängt sich der Gedanke auf, dass man vom jungen Michael Melber in den nächsten Jahren mehr hören wird. Gefällt mir in der Preisklasse sogar etwas besser als die Weine von Bardorf oder den trockenen Schmitts.

89 Punkte. Kostet ab Hof 10 Euro.

Gruß

Ralf
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Diesen Silvaner von einem mir bislang ganz unbekannten Weingut habe ich anlässlich einer Gutscheinaktion bei K&U bestellt:

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Um 1990 herum war ich mal im Rahmen des Programms rund um ein Konzert, an dem ich beteiligt war, im ziemlich ab vom Schuss liegenden Ipsheim. Damals habe ich auch einen Winzer besucht und einige Flaschen mitgenommen, aber ich weiß den Namen des Weinguts nicht mehr, obwohl ich mich daran erinnere, dass mir die Weine damals gut geschmeckt haben. Und so verhält es sich auch jetzt mit diesem würzigen und lebendigen Ipsheimer Silvaner, der mir stilistisch weit mehr zusagt als z.b. die Guts- und Ortssilvaner eines Rainer Sauer. Wenn der Preis von 14,90 nicht wäre, würde es sich um einen klaren 3er auf der Nachkaufskala á la Erich handeln....

Herzliche Grüße

Bernd
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Vom 22er Chardonnay & Weißburgunder aus dem Hause Reus hatte ich nach dem ersten Probieren im März einen Sixpack nachbestellt - und nachdem ich diese Cuvée jetzt wieder im Glas habe, denke ich, dass das kein Fehler war:

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Nasse Socken oder verbrannten Gummi finde ich hier nicht, wobei der Wein fraglos kaum das Richtige für Freunde eines absolut cleanen Stils sein dürfte. Ich dagegen halte ihn zu einem Kurs von 10,50 für ungewöhnlich intensiv und eigenständig - insofern ist es (fast) erstaunlich, dass er trotz der sicherlich kleinen Auflage immer noch ab Weingut erhältlich ist....

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von UlliB »

Nachdem mir die beiden Lagen-Spätburgunder ausgezeichnet gefallen haben, nunmehr ein Weißwein:

Klingenberger Silvaner 2023 (Philip Bernard) 12,5%Vol. Helles Gelb. Typische Silvaner-Nase, Kernfrucht in Richtung Mostbirne, blitzsauber. Mittelgewichtig, für Silvaner lebendige Säure, herb, auch hier ganz sauber, wenn auch nicht sehr komplex. Aromatisch etwas anders als die Weine aus dem fränkischen Kernbereich um Würzburg, wo entweder Muschelkalk oder Keuper den Charakter der Weine bestimmen, hier ist es Buntsandstein. Dürfte noch lange Freude machen (Schraubverschluss).

Der Wein würde zwischen den Ortsweinen von guten VDP-Winzern qualitativ nicht auffallen. Auch mit diesem Wein bestätigt sich: hier ist ein Könner am Werk.

Gruß
Ulli
Ralf Gundlach
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Ralf Gundlach »

Der2023 Müller-Thurgau von Josef Walter ist ein schöner Alltagswein. Typischer Müller, sensorisch trocken, aber überhaupt nicht anstrengend. Sicher auch ein guter Spargelwein. Ich finde es klasse, dass es genau solche Weine gibt. Unkompliziert, aber nichts ist banal oder aufdringlich. Ein Mehrheitswein, der gelegentliche Weintrinker und Nerds auf einer Party vereinen kann. Ein schöner Gedanke.

86 Punkte. Kostet ab Hof 7 Euro.

Gruß

Ralf
Bernd Schulz
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von Bernd Schulz »

Gestern hatte ich wieder einmal das Vergnügen eines Treffens mit Ralf Gundlach, der ein paar exzellente Weine mitgebracht hatte. Darunter stellte Josef Walters "Hundsrück" aus 2016 für mich den Höhepunkt des Abends dar:

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Auch heute beim Nachverkosten präsentiert sich der "Hundsrück" als einer der besten Spätburgunder, die ich jemals im Glas hatte. Sein Nachfolger aus 2020 ist mit 50 Euro allerdings auch selbstbewusst gepreist; offensichtlich weiß der Erzeuger im Hinblick auf seine Spitzenweine schon, was er kann.

Danke an Ralf, der mir die Möglichkeit eröffnet hat, einen solchen Wein gründlich erleben zu können!

Herzliche Grüße

Bernd
weinaffe
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Re: Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

ein weiteres Weingut, das immer noch zu Unrecht unter dem Radar fliegt, ist der 7 Ha-Betrieb von Christian Ottenbreit in Obernbreit. 3 Weinlinien werden vermarktet, bei denen mit dem Buschstaben "O" (Name und Herkunftsort) gespielt wird (1 O, 2 O und 3 O). Interessant wird es ab dem zweiten O. Allesamt fränkisch-trockene Weine mit Charakter, die alle Holz und zum Teil Amphore gesehen haben und in manchen Fällen auch unfiltriert und daher Landweine sind. Vor allem die letzteren sind hochinteressant, völlig ohne flüchtige oder mäuselnde Noten, in einigen Fällen die perfekte Kombination aus beiden Welten -traditionell, aber ohne jede kitschige Frucht, und Naturweinen.
Mein Tipp:
- 2024 "Hucklkätz" Silvaner Landwein trocken (19 EURO ab Weingut): komplett trocken, perfekte, natürliche Säure, feiner Gerbstoffgrip, komplex, steht noch ganz am Anfang, macht aber jetzt schon Spass, in dieser Stilistik grosses Kino !

- 2024 "Long live Müller-Thurgau" landwein trocken (16 EURO ab Weingut): wer mit dieser Rebsorte nichts anfangen kann, sollte den Wein unbedingt mal probieren. Hat mit dem klassischen M.-Th. überhaupt nichts zu tun, blind probiert kommt wahrscheinlich kaum jemand auf diese Rebsorte. Sehr spannender Rebsortenvertreter, der manches Vorurteil ad absurdum führt.

Beide Weine dürften sowohl Naturweinfreaks als auch Liebhabern eher traditioneller Weine gut schmecken.


LG
Bodo
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