Champagner

Ole
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Re: Champagner

Beitrag von Ole »

. . . aber dieser Abend zeigte überzeugend, wie stark die Beschreibung/Bewertung von der Wahl des Glases abhängig sein kann.
Ja, in der Tat! Und man fragt sich, was all die gängigen Bewertungen wert sind. Wie würden sie in einem anderen Glas oder einem dritten aussehen! Nebenbei: Die Mehrgläserei ist anstrengend. Sie führt zum Hin- und Herspringen, schafft Unruhe. Gemütlichkeit geht anders . . .
Ole
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EThC
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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

...ich nutze ja für fast alles die Gabriel-Gold-Gläser und schwenke nur ganz selten mal zu was Anderem, entweder durch äußere Zwänge wie ein Restaurantbesuch oder ich hole -wenn's im GGG wirklich zu eng wird- meine Burgundertöpfe von Sophienwald raus. Im ein oder anderen Fall gefällt mir ein Wein aus anderen Gläsern zwar auch mal etwas besser, das passiert gerne mal bei Weinrunden, bei denen einige ihre eigenen, anderen Gläser dabei haben. Und bei Auffälligkeiten wird schon mal reihum gerochen. Aber mir ist mittlerweile die Kontinuität wichtiger, als ggf. ab und zu noch andere Nuancen rauszuholen. Für mich persönlich funzt das GGG über die Mehrheit der Weine einfach am besten und meine VKN basieren zu bestimmt 97 % darauf. Ich schreib's aber nicht jedesmal dazu. Oder sollte ich?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Kle
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Re: Champagner

Beitrag von Kle »

EThC hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 18:34 Oder sollte ich?
Es würde alles sehr verkomplizieren; ab und zu aus einem alternativen Glas zu probieren, schärft aber die Sinne fürs Relative und verschafft einen Genuss, wie ein Musikstück in unterschiedlichen Sälen zu hören. In unserem Fall erschien das größere Glas wie ein strengerer, mehr analytischer, nichts beschönigender Richter, während es aus dem Lehmann verbindlicher, harmonischer, auch fröhlicher schmeckte. Mir fällt dabei ein, dass Nora beim Gaiffe-Brun, glaube ich, sofort den Holzeindruck erwähnte und - wie wir auch - dann nicht ganz sicher war, ob die Wahrnehmung nicht doch auf Hefe beruhte. Die Frage kingt akademisch, es war dann aber recht sinnlich-faszinierend, ihr nachzugehen (ohne dass eine Antwort gefunden wurde). Leider halfen die unterschiedlichen Gläser auch nicht weiter - oder wir haben sie zu Beginn noch nicht gut genug genutzt

Gruß, Kle
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Bernd Schulz
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Re: Champagner

Beitrag von Bernd Schulz »

Kle hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 22:09 Es würde alles sehr verkomplizieren; ab und zu aus einem alternativen Glas zu probieren, schärft aber die Sinne fürs Relative und verschafft einen Genuss, wie ein Musikstück in unterschiedlichen Sälen zu hören.
Verschafft es denn wirklich einen nennenswerten Genuss, ein Musikstück in unterschiedlichen Sälen zu hören? Ich bin da erst einmal skeptisch - für mich (als Musiker ;) ) ist an erster Stelle die Qualität der Komposition entscheidend. Danach kommt die Qualität der Interpretation, die auch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen kann. Völlig nachrangig hingegen finde ich dagegen den Raum der Aufführung, solange er nicht zu große Probleme im Hinblick auf die Wahrnehmung der Substanz der Musik aufweist. Massiver Nachhall oder eine extrem trockene Akustik wären hier die Stichworte, aber das betrifft dann schon arg das Grobe - es trinkt ja keiner von uns seinen Wein aus einem Zahnputzbecher, einer Blumenvase oder einer Teeschale... :?: :mrgreen:

Mein Glas für alle Weine (ich traue mich ja kaum, das wirklich zuzugeben :oops:) ist schon seit Jahren dieses hier:

https://www.amazon.de/Spiegelau-Cognacg ... m_1_t&th=1

Unter anderem hat das auch rein spültechnische Gründe.... :oops: :oops:....aber ich würde den Mehraufwand beim Spülen schon auf mich nehmen, wenn ich den Eindruck hätte, dass er mir ganz neue sensorische Welten eröffnen würde....

Herzliche offtopische Grüße

Bernd
Kle
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Re: Champagner

Beitrag von Kle »

So unterschiedliche Musiker wie Pat Metheny und Jonas Kaufmann wollen in Hamburg nicht (mehr) in der Elbphilharmonie auftreten, sondern in der alten Laeizhalle. Ich hätte sie lieber im Onkel Pö gehört, das es leider nicht mehr gibt, wo mir aber beim jungen Philip Catherine fast die Ohren wegflogen wie bei all seinen späteren Konzerten nicht mehr. Bei Bob Dylan hing es früher (es hat sich gebessert)für mich von Saal und Sitzplatz ab, ob ich dem Konzert etwas abgewinnen konnte. Sprich, ich sehe es anders als du, Bernd.

Offtopische Grüße zurück, Kle
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Ole
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Re: Champagner

Beitrag von Ole »

In oben erwähnter Probe wurden folgende Gläser benutzt:
– Lehmann: Jamesse "Grand Champagne 45"
– Sydonios: "Empreinte" (Fassungsvermögen 42cl) Dieses Glas kam als Test zusätzlich bei zwei Champagnern zum Einsatz.
Beide Gläser sind mundgeblasen – (und kosten übrigens halb soviel von dem, was entsprechende Riedel-Gläser kosten!)
Ich finde den Vergleich mit der Musik interessant. Ja, die Komposition ist wichtig, aber was, wenn auf schlechten Instrumenten gespielt wird! Ist das Gerede von der Klangqualität einer Stradivari Quatsch? Was, wenn die Raumakkustik problematisch ist! [Im Hamburg wurden viele, ganz viele Millionen ausgegeben, um die Elbphilharmonie akkustisch optimal auszustatten. Schade ums Geld? Wäre eine Bretterscheune genauso gut?]
Es ist schon erstaunlich, das ein und derselbe Champagner in verschiedenen Gläsern sich ganz anders darstellt. Es kann also durchaus sein, dass ein von gewissen Autoritäten hochbewerteter Wein im "falschen" Glas eine Enttäuschung ist – und umgekehrt ein "schwacher" Wein im "richtigen" Glas erstrahlt. Wahrscheinlich bräuchte jeder Wein ein eigenes, auf ihn zugeschnittenes Glas – in einer idealen Welt! Ja, ja, Weine zu probieren ist eine sehr fordernde und herausfordernde Tätigkeit, bei der man – je nach Temperament – stets frustriert oder häufig recht beglückt nach Hause gehen kann.
Übrigens, der eehemalige Hamburger Weinguru Scheuermann – Gott hab ihn selig – meinte einmal: Ein guter Verkoster käme auch mit einem Pappbecher an einer Tankstelle wunderbar klar. Quod esset dubitandum!
Ole
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Re: Champagner

Beitrag von Kle »

Bernd Schulz hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 22:58 Mein Glas für alle Weine (ich traue mich ja kaum, das wirklich zuzugeben :oops:) ist schon seit Jahren dieses hier:

https://www.amazon.de/Spiegelau-Cognacg ... m_1_t&th=1

Unter anderem hat das auch rein spültechnische Gründe.... :oops: :oops:....aber ich würde den Mehraufwand beim Spülen schon auf mich nehmen, wenn ich den Eindruck hätte, dass er mir ganz neue sensorische Welten eröffnen würde....

Herzliche offtopische Grüße

Bernd
dann, Bernd, wage auch ich zuzugeben, dass mein bevorzugtes Glas für Schaumweine dieses ist (auch wenn ich mit dem Erwerb von Lehmann liebäugle):https://www.amazon.de/Spiegelau-Nachtma ... 9hdGY&th=1
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EThC
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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

Kle hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 22:09 Es würde alles sehr verkomplizieren; ab und zu aus einem alternativen Glas zu probieren, schärft aber die Sinne fürs Relative und verschafft einen Genuss, wie ein Musikstück in unterschiedlichen Sälen zu hören.
Bernd Schulz hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 22:58 Verschafft es denn wirklich einen nennenswerten Genuss, ein Musikstück in unterschiedlichen Sälen zu hören?
...tatsächlich waren die Unterschiede in manchen Einzelfällen recht eklatant, bis hin zu "Tankstelle" vs. "keine Tankstelle" mit gefühlten 4 Punkten Unterschied auf meiner persönlichen Skala. Auch bei der Musik gibt's da bei mir "topp oder flopp", es gibt Konzertsäle, da wird für mich so ziemlich jedes Stück zur Qual, es gibt andere, da hebt die Akustik die Musik in solche Höhen, daß ich sie woanders gar nicht mehr hören mag. Ich hab auch nie Musik im Auto gehört, erst jetzt, da ich einen Kraftwagen besitze, in den der Vorbesitzer ordentlich was reininvestiert hat, macht mir das auch unterwegs Freude. Oder im Flugzeug: früher immer eine Qual, jetzt, da ich stolzer Besitzer von solchen Nebengeräuschunterdrückungsstöpseln bin, die erstaunlich gut funktionieren, macht auch das Freude.
Und die GGG nehme ich auch deshalb gerne her, weil neben dem sensorischen Funktionieren auch Optik und Haptik zur Freude des Weinerlebens beitragen. Auch wenn ich's noch nicht in der Hand hatte, aber ich kann mir z.B. nicht vorstellen, einen Wein aus einer designtechnischen Totalkatastrophe (empfinde ich einfach so) wie dem Josephinenhütte-Glas (das mit der Griffrille) ernsthaft genießen zu können, es wäre ständig ein Störfaktor da...
Viele Grüße
Erich

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Nora
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Re: Champagner

Beitrag von Nora »

Über das Wochenende im Glas:

Roger Barnier Champagner Extra Brut Cuvée 100 % Meunier 2016

Die Grundweine werden in gebrauchten Barriquefässern ausgebaut, Verzicht auf Filtration und Schönung, nur minimale Zugabe von Schwefel, teilweiser biologischer Säureabbau, Dauer Hefelager 50 Monate, degorgiert Dezember 2022 mit einer Dosage von 0 g /l

Blasse, hellgoldene Farbe mit einer eleganten Perlage.

Wunderschöne Nase nach gelagerten Äpfeln, getrockneten, leicht bitteren Orangenschalen, grüne grasige aber auch blumige Aromen kommen dazu. Nach dem Schwenken des Glases kamen feine haselnussige-, Eichenholz- und hefige Noten zum Vorschein. Die Nase ist weit weniger rustikal, als ich es von einigen Champagnern mit einem hohen Meunieranteil kenne.

Leider kann der Gaumen mit der Nase nicht mithalten, hier finden sich kaum etwas von den fruchtigen Aromen. Es herrschen bierartige Hefenoten, saure Zitrusfrüchte und eine recht straffe Säure vor. Erst mit etwas Luft vermag man dann auch den feinholzigen, leicht fruchtigen Abgang zu bemerken. Schade.

VG Nora
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