Zuletzt drangen immer mehr Elogen über Fürsts rote zu mir durch, so daß ich mir doch mal ein eigenes Bild machen wollte, hatte ich doch mit Entsetzen recherchiert, daß ich bisher nur einmal einen weißen im Glas hatte.
Fürst, Schlossberg GG 2022
Ziemlich helles Pinot-Rot mit deutlicher Purpurnote. Trotz aller Transparenz nicht glasklar.
Nase androgyn coté maskulin. Fein und elegant, gleichzeitig mit gewisser Würze: Süße Him- und Erdbeeren werden etwas von wacholdriger Holznote überdeckt. Ein Hauch dunklen Eukalyptus' verleiht einen Eindruck von Frische.
Am Gaumen weicher und samtiger Antrunk, der rasch von einer moderat frischen Säure abgelöst wird, bei der wahrscheinlich unterschwelliges CO₂ im Spiel ist.
Im Abgang sanftes Crescendo von Ingwerschärfe und holzig-kokelliger Bitternote.
[+1d] Weiterhin süße (dunkel-)rote Beere. Der Wacholder hält sich heute im Hintergrund. Dafür feiner Lebkukchen und zarte Curry-Note. Insgesamt geringfügig komplexer.
Antrunk immernoch samtig, die Säure weniger vorlaut: CO₂ ausgegast.
Die Ingwerschärfe und kokelige Bitternote Richtung Abgang sind noch da, aber wesentlich zurückhaltender.
Am ersten Tag fand ich den aufgerufenen Preis vollkommen absurd und jenseits von gut und böse. Am zweiten Tag ließ der Wein ein gewisses Potential aufblitzen und war dann für meinen Geschmack "nur noch" krass überteuert. Für das Geld kaufe ich mir gerne 3 Flaschen eines stilistisch recht ähnlichen anderen Weines (mir kommt da spontan einer in den Sinn¹) und habe mit jeder einzelnen mindestens genausoviel Spaß.
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¹ Möchte hier keine Winzer gegeneinander ausspielen.
Rudolf Fürst
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Re: Rudolf Fürst
Besten Gruß, Karsten
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Re: Rudolf Fürst
Hallo!
Letzte Woche hatte ich den SB Tradition und den SB Bürgstadter Berg aus dem Jahr 2022 offen. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass, zumindest bei diesen beiden Weinen, der Hype nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Gerade der Tradition bietet jetzt schon richtig viel Trinkfreude für einen Basiswein. Er zeigt sich schön ausgewogen, mit gutem Körper, feiner Kräuterwürze und leicht pfeffrig. Der Bürgstadter Berg ist deutlich dunkler in der Frucht, was durch die dezenten Röstaromen aus dem Fass noch etwas verstärkt wird. Im Mund ist er aber bei höherer Konzentration viel feiner und strukturierter, wozu auch die noch etwas aufrauenden Gerbstoffe beitragen. Momentan scheint mir die Lücke zwischen beiden Weinen nicht so riesengroß, weil der Tradition rotfruchtiger und zugänglicher ist. In ein paar Jahren dürfte das jedoch ganz anders aussehen. Von beiden Weinen werde ich meine knappen Bestände jedoch nicht weiter aufstocken. Der Tradition ist mir 20 € eigentlich etwas zu teuer für das gebotene und der Bürgstadter Berg, bei aller Kühle und Frische, ein wenig zu schwarzbeerig. Das hat aber eher mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun, als mit der Qualität. Andererseits hatte ich vom Bürgstadter Berg auch den 20er, dem der Tradition 2022 zum deutlich günstigeren Kurs fast das Wasser reichen kann. Also doch irgendwie ein Schnapper!?
Herzliche Grüße
Lars
Letzte Woche hatte ich den SB Tradition und den SB Bürgstadter Berg aus dem Jahr 2022 offen. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass, zumindest bei diesen beiden Weinen, der Hype nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Gerade der Tradition bietet jetzt schon richtig viel Trinkfreude für einen Basiswein. Er zeigt sich schön ausgewogen, mit gutem Körper, feiner Kräuterwürze und leicht pfeffrig. Der Bürgstadter Berg ist deutlich dunkler in der Frucht, was durch die dezenten Röstaromen aus dem Fass noch etwas verstärkt wird. Im Mund ist er aber bei höherer Konzentration viel feiner und strukturierter, wozu auch die noch etwas aufrauenden Gerbstoffe beitragen. Momentan scheint mir die Lücke zwischen beiden Weinen nicht so riesengroß, weil der Tradition rotfruchtiger und zugänglicher ist. In ein paar Jahren dürfte das jedoch ganz anders aussehen. Von beiden Weinen werde ich meine knappen Bestände jedoch nicht weiter aufstocken. Der Tradition ist mir 20 € eigentlich etwas zu teuer für das gebotene und der Bürgstadter Berg, bei aller Kühle und Frische, ein wenig zu schwarzbeerig. Das hat aber eher mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun, als mit der Qualität. Andererseits hatte ich vom Bürgstadter Berg auch den 20er, dem der Tradition 2022 zum deutlich günstigeren Kurs fast das Wasser reichen kann. Also doch irgendwie ein Schnapper!?
Herzliche Grüße
Lars
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Re: Rudolf Fürst
...ich hab die Weine vor ein paar Wochen bei einer Hausmesse probieren können und kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Den "Berg" hab ich dann links liegen lassen und den "Tradition" eingesackt, dafür hab ich mir dann aber in einem Anfall von Wahnsinn noch das Centgrafenberg-GG gegönnt...Lars Dragl hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2024, 11:55 Andererseits hatte ich vom Bürgstadter Berg auch den 20er, dem der Tradition 2022 zum deutlich günstigeren Kurs fast das Wasser reichen kann. Also doch irgendwie ein Schnapper!?

Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Re: Rudolf Fürst
Hallo Erich,EThC hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2024, 12:05...ich hab die Weine vor ein paar Wochen bei einer Hausmesse probieren können und kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Den "Berg" hab ich dann links liegen lassen und den "Tradition" eingesackt, dafür hab ich mir dann aber in einem Anfall von Wahnsinn noch das Centgrafenberg-GG gegönnt...Lars Dragl hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2024, 11:55 Andererseits hatte ich vom Bürgstadter Berg auch den 20er, dem der Tradition 2022 zum deutlich günstigeren Kurs fast das Wasser reichen kann. Also doch irgendwie ein Schnapper!?![]()
ich war noch wahnsinniger und habe mir den 22er Hundsrück geleistet, wohl einer der besten Pinots, die je in Deutschland produziert wurden..... und der steht noch ganz am Anfang. Wer den "Fürst-Stil" mag, sollte unbedingt die Klingenberger Schlossberg Pinots von Philip Bernhard aus Erlenbach probieren. Sein 22er Fass 01 hat für mich absolutes GG-Niveau und ist qualitativ ziemlich nahe an den Fürst'schen Vertretern, kostet aber nur 28 Euro. Der Vergleich mit dem Klingenberger GG von Fürst (jenseits der 100 Euronen) wäre extrem spannend. Vielleicht mach ich das mal blind

LG
Bodo
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Re: Rudolf Fürst
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Ist für mich durchaus nachvollziehbar und ich muß gestehen, daß ich mir das auch kurz überlegt, dann aber doch wieder verworfen habe, ich wollte meine persönliche Preisspirale nicht weiter in Fahrt bringen, die dreht sich eh schon schnell genug. Es wird wohl auf absehbare Zeit bei meiner persönlichen, schon seit einigen Jahren bestehenden Höchstmarke von 139 Euronen für die Eintel bleiben...

Viele Grüße
Erich
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Re: Rudolf Fürst
Save water, drink Riesling
Grüße
Sascha
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