Kühling-Gillot

Lars Dragl
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo!

Nackenheim 2023 1G

Ich hatte mich auf den Wein sehr gefreut, doch er war leider mit DIAM 10 verschlossen. Trotzdem meinte ich meine "Vorurteile" möglicherweise abbauen zu können und habe den "Korken" mal gezogen. Leider ein totaler Schuß ins Knie! Die leicht bitter-scharfe Adstringenz die ich bei diesem Verschluss schmecke, ging auch beim Zähneputzen nicht weg und hat mich auch am nächsten Vormittag noch begleitet. Mir wäre es anders auch lieber, aber das killt jede Freude, auch wenn es ein erkennbarer Spaßwein aus 2023 ist. Freiwillig nie wieder, mit Schrauber sofort!!

Herzliche Grüße

Lars
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Jochen R.
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Jochen R. »

Ich zitiere jetzt einfach Lars´ausführliche Beschreibung vom Jan. ´22, worauf ich damals gekauft hatte und die Eindrücke für mich im Wesentlichen so übernehmen konnte. Mehr als 2,5 Jahre später mal wieder eine Flasche ...

Ich hatte damals doppelt dekantiert, heute nicht nötig, auch wenn ein wenig Luftzufuhr gut tut. Wunderbare Rieslingfrucht mit viel Pfirsich, dazu brauner Kandis, kräutrig/tabakig. Ständig wechselnde Eindrücke. Mit viel Luft eine ganz dezent animalische Note im Hintergrund.
Mittelgewichtig mit schöner phenolik, adstringierend, kräutrig/salzig/würzig, dann kommt die Frucht, hier neben Pfirsich auch herbe Limette, mittellang bis lang. Ja, das ist ein komplexes 1G mit einem super PGV. 91 P. Ein exzellenter Tipp!

Viele Grüße,
Jochen
Lars Dragl hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 09:34
Lars Dragl hat geschrieben:
Als Beifang ist mir der Kühling-Gillot Nackenheim 2020 ins Netz gegangen und hat mich sehr begeistert.

Dunkles Stroh- bis helles Goldgelb. Zurückhaltende, noch recht feste, aber auch recht noble Nase nach Zitrusfrüchten, wie ganz reife Zitrone, mit braunem Zucker leicht gezuckerter Limette, Grapefruit und vielleicht auch etwas knapp reifer Zwetschge. Dazu kommen leicht kräutrige Noten, ganz leicht auch Tabak und Ziegelstaub. Das riecht nach richtig anspruchsvollem Wein und nicht nach vordergründiger, praller Rieslingfrucht. Im Mund sehr ausgewogen und für ein 1G recht komplex, konzentrier und tief. Der Wein ist knochentrocken, dabei aber nie zu anstrengend oder kühl und zeigt einen feinen, ganz leicht warmen Schmelz, der möglicherweise auf mehr Fülle in schon 2-3 Jahren hinweist. Der Abgang ist lange, mineralisch, leicht salzig und auch hier schwingt wieder so etwas wie Ziegelstaub mit. Am ersten Tag war der Wein noch mit angezogener Handbremse unterwegs. Im GGG kam der Wein besser zur Geltung als im Zalto Universal. Hat sich über 5 Tage im Anbruch hervorragend gehalten. Braucht noch Zeit, wird aber sicherlich zukünftig noch mehr Freude bereiten. Besitz alle Anlagen, die ein Wein braucht, um mittelfristig+ reifen zu können. Toll!

Das beste 1G, das ich bisher hatte! Kein lauter Wein, sondern das volle Orchester - das, das auch GG kann - nur eben recht leise, piano sozusagen. Sein Geld in jedem Fall wert, nur kein Wein für Fruchttrinker. Extrem seriöser Stoff bzw. Rheinwein.
Hallo!

Den hatte ich gestern nochmals und muss meine VKN ergänzen. Im Geruch schwingen direkt nach dem Öffnen auch etwas getrockneter Ingwer und vor allem feiner Kurkuma mit. Dazu kommen auch reduktive Noten wie Streichholz bzw. Schießpulver. Die Frucht blieb auch bei dieser Fl. immer diskret im Hintergrund, ohne je zu fehlen.

Diese Fl. war etwas wärmer aus dem Keller und kam mir nochmals schöner und auch etwas offener vor, als die letzte, zumindest direkt nach dem Öffnen. Mal sehen, wie der Wein reift. Ich würde sagen gut, wenn auch nicht unbedingt ewig. Jedenfalls kaufe ich nach und vermerke mir ein super PGV, selbst bei den aufgerufenen 22,50 €.


Herzliche Grüße

Lars
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Dominik Mueller
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Dominik Mueller »

Noch ein 11er... hier aber ein "einfacher" Ortswein:

2011 Kühling-Gillot Nierstein Riesling
Goldgelbe Farbe. Intensives Bukett nach reifen gelben Früchten, getrockneten Aprikosen und Honig. Am Gaumen ist der Wein etwas frischer, hat einen mittleren Körper, obwohl die Aromen Zeit brauchen, um sich zu entfalten: Oxidierter Apfel und Steinobst, wieder Honig. Phenolisch. Allerdings nicht sehr tiefgründig. Der Säuregehalt ist hoch. Der Abgang ist von einer leichten Bitterkeit geprägt. Entwickelt.
Ursula
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Ursula »

2023 K-G, Nierstein Pettenthal, Riesling GG mit 12,5 Vol% Alk, Pr. Nr. 49/24 und DIAM 3o Verschluß

Abgesehen vom DIAM, der einem ein wenig die Vorfreude auf den Genuß trübt ( man kann das Sparen auch übertreiben ), nur Lob :

sattes Gelb, richtig rauchig in der Nase, aber nobler Rauch.Schon erstaunlich gut trinkbar ( ob das auf Dauer ein Vorteil ist ? ), wurde in unserer Blindverkostung im Weinfreundeskreis gar als 2015 eingeschätzt !), schlank, feine Mineralität, seidiger Nachhall.Macht Spaß, selbst zum stolzen Preis.
Wir waren einfach nur baff, so jung und soviel Klasse !
Wir taxierten zwischen 95 und 98 P. Toller Wein, aber kann der mit Reifezeit noch zulegen ?

Da waren wir uns nicht einig.

Gruß Ursus
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amateur des vins
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von amateur des vins »

Ursula hat geschrieben: Mo 28. Okt 2024, 18:46 Abgesehen vom DIAM, der einem ein wenig die Vorfreude auf den Genuß trübt ( man kann das Sparen auch übertreiben )
Weißt Du, daß das des Sparens wegen gemacht wird?
Würde mich sehr überraschen...
Besten Gruß, Karsten
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Jochen R.
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Jochen R. »

Ursula hat geschrieben: Mo 28. Okt 2024, 18:46 2023 K-G, Nierstein Pettenthal, Riesling GG mit 12,5 Vol% Alk, Pr. Nr. 49/24 und DIAM 3o Verschluß
...
Wir waren einfach nur baff, so jung und soviel Klasse !
Wir taxierten zwischen 95 und 98 P. ...
Das habe ich befürchtet :lol: Vielen Dank Ursus, das ging jetzt aber schnell!
Ursula hat geschrieben: Mo 28. Okt 2024, 18:46 ... Schon erstaunlich gut trinkbar ( ob das auf Dauer ein Vorteil ist ? ), wurde in unserer Blindverkostung im Weinfreundeskreis gar als 2015 eingeschätzt !),
...Toller Wein, aber kann der mit Reifezeit noch zulegen ?
Wie irgendwie aktuell (fast) alles aus 2023. Mir kommt das ehrlich gesagt sehr entgegen. Ich habe gerade spontan 2 Flaschen bestellt (eigentlich war ich hier raus, aber was kümmert mich mein Geschwätz von gestern :mrgreen: ) und werde definitiv eine zeitnah aufziehen und berichten.

Viele Grüße,
Jochen
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Nora »

So macht mir Riesling richtig Spaß:

Ölberg Riesling Großes Gewächs 2019

Berauschende Nase nach (Bitter-)Orangen, Zesten von Zitrusfrüchten, dunkler, leicht pfeffriger Würze, grünem Tee, Tabak und weißem Rauch, etwas Ingwer im Nachgang.

Der Gaumen steht dem in nichts nach; sehr viel Schmelz mit außerordentlicher geschmacklicher Tiefe, die mit saftigen, gelben Früchten startet, auch hier Noten von grünem Tee, Pfeffer und Tabak; dann kommt eine enorme Mineralik und eine sehr feine, gut eingebundene Säure; am Ende gibt es einen eleganten Bitterton mit ordentlich Gerbstoffgriff; langer Abgang.

Sehr gut! Nachkaufkandidat.

VG Nora
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Jochen R.
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Jochen R. »

Pettenthal Riesling GG 2023:
Man muss dem Wein etwas Zeit im Glas gönnen! Zuerst einmal so typisch rauchig/kräutrig, allmählich gesellt sich heller Tabak, florale Noten und Pfirsich dazu, im Hintergrund dezent frische Minze. Was für eine geniale, immer intensiver werdende komplexe, Nase.
Am Gaumen eine Zitrusattacke (v. a. Ztronen, auch herbe Grapefruit), glockenklare Frucht, druckvoll, knackige Säure, merklich adstringierend – zum darauf rumkauen, mit viel Luft ganz dezente Kräuterwürze, langer zitrusfruchtiger Abgang.

Am Gaumen fehlt es wie zu erwarten noch an Komplexität, aber der Trinkspaß ist jetzt schon enorm (vorausgesetzt man/frau hat mit knackiger Säure kein Problem) – da habe ich mit (zu) jungen Pettenthalern schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Groß, Potential! 94(-95)+ P.

Ursus, nochmals vielen Dank für deine Notiz - ohne die hätte ich den Wein weder gekauft noch wäre ich auf die Idee gekommen, den jetzt schon aufzuziehen!

Viele Grüße,
Jochen
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Ollie »

Jochen R. hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 13:04 (...) merklich adstringierend (...)

Am Gaumen fehlt es wie zu erwarten noch an Komplexität (...)
Been there, written that. Seufz.

Um mir den Kauf des 2023ers zu plausibilisieren, hatte ich letzte Woche den 2015er aufgemacht, den ich jung irre genial und mit riesigem Potential sah. Natürlich wollte ich den Wein gut finden, also ganz fair war das meiner Geldbörse gegenüber nicht...

Jedoch Der Wein braucht 2 Stunden, um seinen penetranten Geruch nach "80er-Jahre-Spielzeug" (Plastikweichmacher) loszuwerden - ein echter Liebergruß aus der Raffinierie. Was dann dahinter erscheint, ist durchaus sehr gut, sehr kohärent, alles sehr gut ineinander verwoben, aber... nun ja, richtig tief und komplex ist der Wein (immer noch) nicht.

HO Spanier hat schon wieder einen Wein gemacht, der jung enorm beeindruckt, aber mit den Jahren leicht graue Koteletten bekommt und nur noch von der Nostalgie endlosen, aber halt nie realisierten Potentials lebt. Richtig liefern tun die Weine IMO nie, jedenfalls gemessen an den geweckten Erwartungen.

Und nachdem ich fast zehn Jahrgänge des Pettenthals über fast ein Jahrzehnt verfolgt habe, fehlt mir ehrlich gesagt die Phantasie, daß der 2023er so singulär viel besser sein und endlich so komplex werden sollte, daß er den doch sehr, sehr stolzen Preis rechtfertigt.

Für mich ist das ein hard pass. Zu solchen Preisen lasse ich mir lieber von Burgund in den Hintern treten. Da sind die Stiefel wenigstens von Gucci.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

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Jochen R.
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Re: Kühling-Gillot

Beitrag von Jochen R. »

Ollie hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 15:05
Jochen R. hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 13:04 (...) merklich adstringierend (...)

Am Gaumen fehlt es wie zu erwarten noch an Komplexität (...)
Been there, written that. Seufz.

Um mir den Kauf des 2023ers zu plausibilisieren, hatte ich letzte Woche den 2015er aufgemacht, den ich jung irre genial und mit riesigem Potential sah. Natürlich wollte ich den Wein gut finden, also ganz fair war das meiner Geldbörse gegenüber nicht...

Jedoch Der Wein braucht 2 Stunden, um seinen penetranten Geruch nach "80er-Jahre-Spielzeug" (Plastikweichmacher) loszuwerden - ein echter Liebergruß aus der Raffinierie. Was dann dahinter erscheint, ist durchaus sehr gut, sehr kohärent, alles sehr gut ineinander verwoben, aber... nun ja, richtig tief und komplex ist der Wein (immer noch) nicht.
...
Danke Ollie für das Feedback!
Ich hatte den 2015er am 12.08. diesen Jahres offen (Notiz siehe hier etwas weiter oben), den penetranten Geruch nach 80ziger-Jahre-Spielzeit (zu viele Beschreibungen von Erich gelesen? :mrgreen: ) hatte ich allerdings nicht. Aber o.k., warum nicht?

Viele Grüße,
Jochen
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