Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
- Rieslingfan
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Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
An der Mosel wurde 2024 die -> kleinste Weinernte seit 50 Jahren eingebracht. Das gab der Verband Moselwein e.V. bekannt.
Gruß Markus
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Hallo!
Wir waren Pfingsten an der Mosel und man hat damals das Ausmaß der Schäden schon erkennen können. Wie so oft dürften große Teile der Spitzenlagen davon gekommen sein, aber im Flachen und in den bekannt spätfrostgefährdeten Ecken war es wohl richtig übel. Außerdem kam es auch stark auf die Sorte an. Man hat Reihen gesehen, da war alles erfroren und daneben die Reihen hatten schöne Gescheine, weil es eben eine weniger frostempfindliche Sorte war. Ganz schlimm.
Herzliche Grüße
Lars
Wir waren Pfingsten an der Mosel und man hat damals das Ausmaß der Schäden schon erkennen können. Wie so oft dürften große Teile der Spitzenlagen davon gekommen sein, aber im Flachen und in den bekannt spätfrostgefährdeten Ecken war es wohl richtig übel. Außerdem kam es auch stark auf die Sorte an. Man hat Reihen gesehen, da war alles erfroren und daneben die Reihen hatten schöne Gescheine, weil es eben eine weniger frostempfindliche Sorte war. Ganz schlimm.
Herzliche Grüße
Lars
- Dominik Mueller
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Passend dazu erhielt ich vor fünf Tagen eine Mail vom Weingut Reef, das die Kunden über einen starken Ernteausfall informierte. Dort verzeichnete man offenbar einen Ausfall von 80%. Normalerweise produziert das Weingut an der Mosel auch Chardonnay, Grauburgunder und Rosé aus Spätburgunder. Bei diesen Rebsorten gab es wohl nahezu einen Totalausfall, weshalb 2024 nur Riesling und Rosé Secco produziert wird.
Interessieren würde mich, in welchem Umfang die Ausfälle auf den Frost im Frühjahr bzw. auf Pilzkrankheiten im nassen Sommer zurückzuführen sind. Gegen Pilzinfektionen sollte es bis zu einem gewissen Grad Möglichkeiten für Winzer geben, um entgegenzuwirken. Aber bei beidem wird es vor allem die kleinen und unerfahreneren Produzenten getroffen haben: Die großen Weingüter haben in der Tendenz mehr Besitz in wärmeren Top-Lagen und dazu noch mehr Möglichkeiten, wohl auch mehr Erfahrung, um mit einem nassen Sommer umzugehen.
Interessieren würde mich, in welchem Umfang die Ausfälle auf den Frost im Frühjahr bzw. auf Pilzkrankheiten im nassen Sommer zurückzuführen sind. Gegen Pilzinfektionen sollte es bis zu einem gewissen Grad Möglichkeiten für Winzer geben, um entgegenzuwirken. Aber bei beidem wird es vor allem die kleinen und unerfahreneren Produzenten getroffen haben: Die großen Weingüter haben in der Tendenz mehr Besitz in wärmeren Top-Lagen und dazu noch mehr Möglichkeiten, wohl auch mehr Erfahrung, um mit einem nassen Sommer umzugehen.
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Hallo Dominik!
Pilzkrankheiten hat man an der Mosel mehr oder weniger in jedem Jahr. Damit können die Winzer umgehen. Die Schäden in diesem Jahr sind ganz überwiegend vom Frost, gegen den sinnvoll wenig zu machen ist, sonst würden die Winzer das auch tun (Feuer, Hubschrauber, Beregnung). Die Toplagen schützet nicht die Wärme, sondern ihre Steilheit und ggf. ihre direkte Nähe zur Mosel, die morgens etwas Wärme abgibt. Weil die kalte Luft in der Steillage nach unten wegfließt, gibt es hier nicht so oft Frostschäden. Dort wo flache Stücke sind, die die Mosel nicht schützt und wo sich die Kälte sammeln kann, oder dort, wo die kalte Luftströmung direkt hinzieht, da gibt es schneller Spätfrostschäden. Dieses Jahr hat es aber auch einige steile Stücke und Spitzenlagen in Seitentälern erwischt, etwa an der Ruwer.
Der Winzer muss dann trotzdem Geld für den Pflanzenschutz in die Hand nehmen und Arbeitszeit investieren, weil er im kommenden Jahr sonst noch mehr Pilzdruck und schlechtere Fruchtruten hat. Die Kosten bleiben fast die gleichen, aber der Gewinn ist weg.
Herzliche Grüße
Lars
Pilzkrankheiten hat man an der Mosel mehr oder weniger in jedem Jahr. Damit können die Winzer umgehen. Die Schäden in diesem Jahr sind ganz überwiegend vom Frost, gegen den sinnvoll wenig zu machen ist, sonst würden die Winzer das auch tun (Feuer, Hubschrauber, Beregnung). Die Toplagen schützet nicht die Wärme, sondern ihre Steilheit und ggf. ihre direkte Nähe zur Mosel, die morgens etwas Wärme abgibt. Weil die kalte Luft in der Steillage nach unten wegfließt, gibt es hier nicht so oft Frostschäden. Dort wo flache Stücke sind, die die Mosel nicht schützt und wo sich die Kälte sammeln kann, oder dort, wo die kalte Luftströmung direkt hinzieht, da gibt es schneller Spätfrostschäden. Dieses Jahr hat es aber auch einige steile Stücke und Spitzenlagen in Seitentälern erwischt, etwa an der Ruwer.
Der Winzer muss dann trotzdem Geld für den Pflanzenschutz in die Hand nehmen und Arbeitszeit investieren, weil er im kommenden Jahr sonst noch mehr Pilzdruck und schlechtere Fruchtruten hat. Die Kosten bleiben fast die gleichen, aber der Gewinn ist weg.
Herzliche Grüße
Lars
- Dominik Mueller
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Danke für deinen fundierten Beitrag. Etwas gelernt! 

Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Das Thema ist sogar in der Tagesschau angekommen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ve ... e-100.html
An der Mosel spielte neben den Spätfrösten offensichtlich auch Hagelschläge im Mai eine Rolle bei den zum Teil dramatischen Mengenverlusten. Welche Rolle die einzelnen Probleme (Frost, Hagel, Pilze) jeweils gespielt haben, dürfte regional (oder sogar lokal) sehr unterschiedlich gewesen sein.
Der durch den Klimawandel inzwischen ganz regelmäßig auftretende hohe Pilzdruck hat massive Probleme für den Bioweinbau zur Folge. Geht das so weiter, bleiben für viele nicht sehr hochpreisige Betriebe nur drei Möglichkeiten: PiWis. Oder Bio aufgeben. Oder ganz aufgeben.
Gruß
Ulli
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ve ... e-100.html
An der Mosel spielte neben den Spätfrösten offensichtlich auch Hagelschläge im Mai eine Rolle bei den zum Teil dramatischen Mengenverlusten. Welche Rolle die einzelnen Probleme (Frost, Hagel, Pilze) jeweils gespielt haben, dürfte regional (oder sogar lokal) sehr unterschiedlich gewesen sein.
Durchaus erfreulicherweise arbeiten immer mehr Betriebe biologisch, und bei denen sind die Möglichkeiten zur Bekämpfung von Pilzkrankeiten sehr begrenzt. Ist der Pilzdruck sehr hoch, hilft da ab einem bestimmten Punkt gar nichts mehr. Beispiel Médoc - da haben biologisch arbeitende Betriebe im Mehltau-Jahr 2018 Mengeneinbußen bis zu 70% erlitten, und dazu gehörten auch absolute Spitzenbetriebe wie Chateau Palmer, die ganz gewiss alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten haben und nutzen, um mit dem Problem umzugehen. Ich fürchte, auch da hat es dieses Jahr nicht viel anders ausgesehen.Dominik Mueller hat geschrieben: ↑Fr 25. Okt 2024, 10:49 Gegen Pilzinfektionen sollte es bis zu einem gewissen Grad Möglichkeiten für Winzer geben, um entgegenzuwirken. Aber bei beidem wird es vor allem die kleinen und unerfahreneren Produzenten getroffen haben: Die großen Weingüter haben in der Tendenz mehr Besitz in wärmeren Top-Lagen und dazu noch mehr Möglichkeiten, wohl auch mehr Erfahrung, um mit einem nassen Sommer umzugehen.
Der durch den Klimawandel inzwischen ganz regelmäßig auftretende hohe Pilzdruck hat massive Probleme für den Bioweinbau zur Folge. Geht das so weiter, bleiben für viele nicht sehr hochpreisige Betriebe nur drei Möglichkeiten: PiWis. Oder Bio aufgeben. Oder ganz aufgeben.
Gruß
Ulli
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Ich war vor 14 Tagen bei den Richters in Mülheim. Dort geht man von bis zu 40% Verlust aus.
Spät- und Auslesen wird es wohl nur in ganz kleinen Mengen geben.
Beste Grüße
Peter
Spät- und Auslesen wird es wohl nur in ganz kleinen Mengen geben.
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(Voltaire)
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Liegen dir dazu entsprechend fundierte Informationen vor und beziehst du dich hier in erster Linie auf das Anbaugebiet Mosel?UlliB hat geschrieben: ↑Fr 25. Okt 2024, 17:02 Der durch den Klimawandel inzwischen ganz regelmäßig auftretende hohe Pilzdruck hat massive Probleme für den Bioweinbau zur Folge. Geht das so weiter, bleiben für viele nicht sehr hochpreisige Betriebe nur drei Möglichkeiten: PiWis. Oder Bio aufgeben. Oder ganz aufgeben.
Ich frage nur, da mir keine Informationen über einen wie von dir erwähnten "hohen Pilzdruck" vorliegen und insbesondere Bio-Winzer aus anderen Anbaugebieten mit den Ernten der letzten Jahre, inkl. 2024 anscheinend sehr zufrieden sind.
Gruß Markus
Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Konkrete Angaben habe ich in Deutschland nur für die Mosel, aber ich würde mich schon sehr wundern, wenn die Probleme nur dort aufgetreten sind. Mehr oder weniger nass war es ja überall.Rieslingfan hat geschrieben: ↑So 27. Okt 2024, 18:07Liegen dir dazu entsprechend fundierte Informationen vor und beziehst du dich hier in erster Linie auf das Anbaugebiet Mosel?UlliB hat geschrieben: ↑Fr 25. Okt 2024, 17:02 Der durch den Klimawandel inzwischen ganz regelmäßig auftretende hohe Pilzdruck hat massive Probleme für den Bioweinbau zur Folge. Geht das so weiter, bleiben für viele nicht sehr hochpreisige Betriebe nur drei Möglichkeiten: PiWis. Oder Bio aufgeben. Oder ganz aufgeben.
Außerhalb von Deutschland gab es erhebliche Probleme z.B. im Médoc mit erheblichen Mengeneinbußen (das kannst du im entsprechenden Thread nachlesen, wo sich ein Winzer mehrfach geäußert hat), außerdem auch in Oberitalien.
Wenn eine Informationsquelle notorisch unzuverlässig ist, dann sind es die Erzeuger. Da wird allenfalls mal über niedrige Menge geklagt, aber die Qualität ist immer gut, jedes Jahr - ganz egal, wie die Weine tatsächlich ausgefallen sind. Auffällig ist, dass von überall in Deutschland eher niedrige Mostgewichte berichtet wurden, ich habe dazu auch aus der Pfalz, Franken und Baden von Winzern direkte Informationen per Mail bekommen. Und der Grund ist offensichtlich: man konnte wegen Fäulnisdruck mit der Lese nicht länger zuwarten.[...] insbesondere Bio-Winzer aus anderen Anbaugebieten mit den Ernten der letzten Jahre, inkl. 2024 anscheinend sehr zufrieden sind.
Gruß
Ulli
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Re: Kleinste Ernte an der Mosel seit 50 Jahren
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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