Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
TOM
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von TOM »

Na wer sagt denn, dass die 2016er nicht jetzt bereits jetzt Spaß machen…
Habe eben einen 2016 Château Belgrave geöffnet und in den letzten beiden Stunden genossen. Um es vorweg zu nehmen: Der Wein gefällt mir wirklich sehr sehr gut und er ist in meinen Augen bereits jetzt in einem schönen Trinkfenster angekommen und sehr gut zu genießen.

2016 Château Belgrave
Dunkles Rot, Duft nach Schwarzkirsche, etwas Rauch, etwas Bitterschokolade. Im Mund dann wieder die dunkle Herzkirsche, trockene, aber gut eingebundene Tannine, leichte Säureader. Im Nachhall klebrige Tannine, an unreife Schlehe erinnernt, danach wieder die Herzkirsche, sehr lang. Etwas Minze zum Schluss. Insgesamt ist der Wein recht dicht, aber elegant, ohne überbordend zu wirken!

Spontan würde ich dem Belgrave glatt 92 Punkte geben und bin der Meinung, dass man ihn jetzt und auch noch die nächsten 5-10 Jahre mit Genuss trinken kann. Schade, dass ich von dem Wein nur 3 Flaschen habe und er sich beim Nachkauf im Preis glatt verdoppelt hat…
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Jochen R. »

TOM hat geschrieben: Mi 7. Aug 2024, 22:28 ...
Spontan würde ich dem Belgrave glatt 92 Punkte geben und bin der Meinung, dass man ihn jetzt und auch noch die nächsten 5-10 Jahre mit Genuss trinken kann. Schade, dass ich von dem Wein nur 3 Flaschen habe und er sich beim Nachkauf im Preis glatt verdoppelt hat…
Danke TOM für die Wasserstandsmeldung!

Ich habe den Wein für 29,50 EUR (Sub) gekauft und finde auf die schnelle drei Anbieter in D mit moderatem Preisaufschlag (33,80, 36,95, 40 EUR).
Was das Trinkfenster anbelangt, wäre ich wesentlich optimistischer. Denke das ist wie z. B. der 2000er - der jetzt immer noch (zumindest aus meinem Keller) recht jugendlich daherkommt - ein Langstreckenläufer.

Viele Grüße,
Jochen
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von amateur des vins »

Lol, mal wieder ein Fall von "den roten Faden verloren" oder so. :mrgreen: Jedenfalls hatte ich den Wein gerade im März im Glas, nach der Erstbegegnung 2020. Macht aber nix, denn er war da gut, heute wieder gut, und dabei bemerkenswert konsistent:

Ch. Capbern 2016
69 CS / 25 M / 4 CF / 2 PV


Nahezu opaques Bordeauxrot ohne signifikante Tendenz in's Gelbe oder Blaue.
Die Nase offen, fruchtig und würzig: deutliches (dunkles/gebrauchtes?) Holz. Vorw. Brombeere, etwas Paprika (eher rot als grün). Angedeutet helles Leder und Oregano.
Am Gaumen nach ebenjenen Aromen unauffällig frische Säure. Die erst seidige Textur geht in pulverige Adstringenz über. Daran anschließend zunehmend herb, zuletzt zartbitter.

Ich kann mich nur wiederholen: Sehr stimmiger Wein, der das Potential moderner Weinbereitung ausschöpft, aber auch die tradierte Rustikalität der Appellation nicht verleugnet. Was mich besonders freut ist, daß "Verschluß" ihm fremd zu sein scheint. Für 23,50 € (iirc) ein Steal, wie der Neogermane zu sagen pflegt. Wäre ich mehr auf der Bordeauxschiene unterwegs, müßte ich mich ärgern, nicht mehr gekauft zu haben. So freue ich mich auf die letzten beiden Flaschen.
Besten Gruß, Karsten
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von pessac-léognan »

TOM hat geschrieben: Mi 7. Aug 2024, 22:28 2016 Château Belgrave
Dunkles Rot, Duft nach Schwarzkirsche, etwas Rauch, etwas Bitterschokolade. Im Mund dann wieder die dunkle Herzkirsche, trockene, aber gut eingebundene Tannine, leichte Säureader. Im Nachhall klebrige Tannine, an unreife Schlehe erinnernt, danach wieder die Herzkirsche, sehr lang. Etwas Minze zum Schluss. Insgesamt ist der Wein recht dicht, aber elegant, ohne überbordend zu wirken!
Spontan würde ich dem Belgrave glatt 92 Punkte geben und bin der Meinung, dass man ihn jetzt und auch noch die nächsten 5-10 Jahre mit Genuss trinken kann. Schade, dass ich von dem Wein nur 3 Flaschen habe und er sich beim Nachkauf im Preis glatt verdoppelt hat…
Das freut mich, umso mehr als ich bei meiner Testflasche am 12. März 2021 einen offenbar völlig falschen Zeitpunkt erwischt habe und ich überhaupt nicht zuversichtlich war. 3-4 Jahre wollte ich ihn wegsperren, Jochen empfahl damals eher 10+ Jahre.. Mir soll's recht sein. Die verbleibenden 6 Flaschen werde ich vielleicht in den nächsten Monaten einmal antesten.
Insgesamt bin ich mit kleinen 16ern (CB) bisher meist gut gefahren: du Retout, Clauzet, Lilian Ladouys, weniger gefallen hat mir le Boscq, überhaupt nicht Labégorce. Da braucht's wohl einfach Geduld, erst recht bei den "Größeren": Lagrange, Léo P., DdC, SHL, Haut-Bailly, Calon-Ségur, Giscours, Malescot, Figeac. Da werde ich vor 2026 / 2027 keinen Korken ziehen.
Im Moment ist mir, angesichts von 25° Zimmertemperatur, ohnehin nicht so sehr nach rotem Bdx... ;)
Ingo
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Ingo »

In der Tat empfand ich Labégorce ähnlich, nur offensichtlich schlimmer. Sauer, extrahiert, völlig unzugänglich, rauhe Tannine, fast eine Folter. Für mich kein Verschluss weil von Anfang an so. Werde dieses Gut zukünftig meiden.
Kle
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Kle »

Ingo hat geschrieben: Fr 9. Aug 2024, 18:35 In der Tat empfand ich Labégorce ähnlich, nur offensichtlich schlimmer. Sauer, extrahiert, völlig unzugänglich, rauhe Tannine, fast eine Folter. Für mich kein Verschluss weil von Anfang an so. Werde dieses Gut zukünftig meiden.
O je. Auch ich habe ein enttäuschendes 16er Erlebnis beizusteuern, nämlich D´Armailhac. Keine Disharmonie, aber so nichtssagend, dass es mich fast wahnsinnig machte. Allerdings in einem verregneten Käferparadies am Limfjord getrunken, so dass mein Verdacht war, die Flasche fühlt sich nicht ganz wohl.
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
Zaccetti
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Zaccetti »

Zaccetti hat geschrieben: Mo 25. Okt 2021, 10:58 Château Fonroque - 2016

Super Duft in der Nase, sehr elegant, man bekommt richtig Lust den Wein zu probieren.
Im Gaumen dann erst zimlich viel Gerbstoffe und Würze, weniger Fruchtnoten als die Nase verspricht. Er deutet sein Potential an, wirkt aber verschlossen, zum Abgang kommt dan doch noch rote Frucht welche auch erstaunlich lange bleibt. Nach dem ersten Schluck war ich ihrgendwie Ratlos, auch nach 2 Stunden zeigt er immer noch nicht das, was ich glaube was er zeigen könnte. Die restlichen Flaschen werde ich definitiv 2-3 jahre mal weglegen. 89 P
Ahh da ist er wieder, viel besser wie im Oktober 2021. Da kommt viel mehr im Gaumen, satte Frucht immer noch eine knackige Frische aber nicht dieser Gerbstoff der einem alles zuzieht. Mag ich sehr, nicht die Königsklasse aber guter Vertreter der 30 Euro Weine im Bordeaux, so muss der Fonroque sein. 91P
TOM
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von TOM »

Ingo hat geschrieben: Fr 9. Aug 2024, 18:35 In der Tat empfand ich Labégorce ähnlich, nur offensichtlich schlimmer. Sauer, extrahiert, völlig unzugänglich, rauhe Tannine, fast eine Folter. Für mich kein Verschluss weil von Anfang an so. Werde dieses Gut zukünftig meiden.
Danke für den Hinweis. Ich hatte Anfang 2021 eine Flasche 2016er Labégorce aufgemacht und fand die damals sehr gut. Der Wein war nach meinen Notizen allerdings damals noch in einer "hedonistischen Fruchtphase" ... Dann lasse ich doch mal die Finger vom Rest des Labégorce-Bestandes und hoffe, dass er ordentlich reift...

Anscheinend entwickeln sich die 2016er sehr unterschiedlich...
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von amateur des vins »

Bisher haben sich alle 2016er, die ich im Glas hatte, sehr zugänglich gezeigt. Nunmehr hatte ich das erste Exemplar, bei dem gewisse Zweifel angebracht sind:

Batailley 2016

Die Robe erinnert gem. Mme an "Schwarze-Johannisbeer-Campino".
Die Nase ist ganz offensichtlich und typisch Cabernet-geprägt: Cassis, etwas Paprika. Mitteldunkles Leder, Zigarrenkiste. Ganz entzückend der Hauch eines frischen, fast zitrischen Akzents - frische Orangenzesten?

Am Gaumen dann etwas schwierig: wenig Frucht; es überwiegen Pencil Shavings mit durchaus signifikanter Bitternote. Alles andere, inklusive diffuser dunkler Frucht, ist irgendwie eher Beiwerk.

Vielleicht muß man nicht gerade von einem Verschluß sprechen, aber irgendwie im Umbau scheint er sich schon zu befinden, zumindest diese Flasche.
Besten Gruß, Karsten
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von pessac-léognan »

Château Mauvesin Barton Moulis en Médoc 2016 (13.5% ABV)
(47% M / 28% CS / 18% CF / 7% PV; man findet auch andere Rebsortenzusammensetzungen)
Der kleinste der drei Bartons, vor einigen Tagen an einer Foire aux Vins im Périgord gekauft, geöffnet und P&P bei - etwas zu warmen - 19° angetestet, ist die 14€ mehr als nur wert.
Farbe: leicht durchscheinendes Granatpurpur
Nase: nur wenig réglisse, Cassis, ein Hauch Griottes
Gaumen: Hier erst entfaltet der filigrane Wein seine Stärken, mit Noten wiederum von Griottes, und dann von eingelegten Griottes, von Sternanis und Kardamom, mit etwas Lehm und Sattelleder am hinteren Gaumen und einem sehr langen Abgang, in den sich auch Rosen und ganz wenig Rosenholz mischen und dann wiederum Griottes und am Schluss ganz leise schwarze Périgord-Trüffel - so komplex und ultrafein hätte ich mir das "Stiefkind" aus dem Hause Barton nimmer vorgestellt, umso weniger als die ersten VKN des Weins auf CT nicht besonders vielversprechend tönten. Bereits nach 8 Jahren kaum mehr zu toppen.
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