Brunello di Montalcino

Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Hi Brunellistas!

noch immer in Bella Italia (genauer in Udine, wo wir auf das durch ein schweres samstägliches Unwetter auf morgen Dienstag verschobene Konzert von Francesco De Gregori harren), melde ich mich mit Teil II meines kuzen Montalcino-Einblicks 2024: am 11.7. sind wir der Einladung vom Weingut Ciacci Piccolomini DÀragona zu einer Verkostung gefolgt. Camilla hat uns ausführlich durch die aktuellen Weine geführt, und uns eine neue Kühltechnik am Weingut erklärt, mit der die Trauben ab dem Zeitpunkt der Lese, bis inkl. zur Verarbeitung nochmals auf eine optimalere Temperatur gebracht werden, und die Qualität der Weine erneut gesteigert werden konnten. Tatsächlich waren sowohl der Rosso dM aus 2022, als auch die Brunellos Annata & Pianrosso aus 2019 bemerkenswert frisch und zugleich seidenweich. Ich habe selten so einen jungen Brunello getrunken, der so erwachsen schmeckte, und zugleich viele viele Jahre Lebenszeit versprach. Die große Überraschung war dann das unangekündigte Auftauchen von Weinguts-Besitzer und Ex Radrenn-Profi Paolo Bianchini. Die große Freude auf beiden Seiten über das Wiedersehen führte zum Entkorken eines 2016-er Pianrosso Brunello, der einfach nur monumental daher kam.
Dann gings weiter zu meinem Mentor und guten Freund Ettore Spina vom winzigen Boutique-Gut SESTA DI SOPRA. Der mittlerweile 91-jährige ehem römische Bankdirektor ist aktuell der älteste aktive Winzer Montalcinos und steht nach wie vor im Weingarten und im Keller an vorderster Front. Auch hier durften wir den Rosso dM aus 2022 und 2 Brunellos aus 2019 kosten, da Ettore seit neusetem auch den Einzellagen-Brunello „Magistra” füllt. Und wie immer - alle Weine strotzten vor enormer Qualität und wie immer nahmen wir einige Kisten mit und natürlich auch das grandiose Olivenöl von Enrica. Dann fuhren wir an Giodo und Lisini vorbei nach Sant`Angelo In Colle um bei Gianfranco in der Osteria IL LECCIO einzukehren. Auch hier die gleiche hohe Qualität wie immer, das Bistecca Fiorentina 1A, dazu den (leider zu warm servierten) Hauswein, zuerst einen Rosso dM und dann einen Brunello 2019 (beide von Vasco Sassetti für Il Leccio abgefüllt) und noch einen Brunello dM Riserva 2016. Mit einem Eiswürfel waren alle Weine schnell auf Ideal-Temperatur gebracht, die paar Tropfen Wasser schadeten nicht, im Gegenteil, was beim Whiskey wirkt, sollte man sich vielleicht auch manchesmal beim Wein getrauen!
In Summe ein wunderbarer Tag, mit spektakulärer Rückfahrt auf den Monte Amiata und Sichtung von Stachelschwein und Fuchs.
Wir haben dann die Reise über Ferrara nach Valdobbiadene fortgesetzt, ich werde auch ein paar Proseccos beschreiben wenn ich finde wo hier im Forum.
Morgen dann Konzert und danach Heimfahrt nach O-Österreich.
Salute!
Hasi
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Nora
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Nora »

Hasi hat geschrieben: Mo 22. Jul 2024, 11:01 Hi Brunellistas!

Die große Freude auf beiden Seiten über das Wiedersehen führte zum Entkorken eines 2016-er Pianrosso Brunello, der einfach nur monumental daher kam.
Ist "monumental" jetzt eine positive oder negative Anmerkung zum Wein? Der Wein wird ja durchaus kontrovers besprochen, ich hatte so meine Sorgen bei einer Flasche vor einem Jahr. Kannst du ggf. Genaueres zu deinen Eindrücken sagen? Vielen Dank!

VG, Nora
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Hi Nora!

NATÜRLICH is monumental POSITIV gemeint. Diesen 16-er Pianrosso kann man nicht kontroversiell „besprechen” :roll: (Wein soll man meiner Meinung nach trinken und nicht kommentieren am besten in STILLE 8-) ... wem die Weine von Ciacci Piccolomini d. A. nicht schmecken, der hat keine Ahnung von Sangiovese.
Dieser Wein der Bianchinis ist einer der allerbesten `16-er, die ich im Glas hatte in den letzten Jahren.
Viva Montalcino!
Ciao
Hasi
Segla
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Segla »

Dann ist meine Ahnung von Sangiovese vermutlich verloren gegangen. Jedenfalls mochte ich die Weine von Ciacci früher ganz gerne. Der "monumentale" 16er Pianrosso hat eine, für mich neue Stilistik, die ich leider immer häufiger antreffe (Mastrojanni, Costanti, La Rasina...) Die Weine werden sehr auf eine frühe Zugänglichkeit getrimmt. Das mag für viele Leute passen, mein Ding ist es halt nicht. Nicht falsch verstehen, es sind deshalb keine schlechten Weine, man kann sie dennoch kontroversiell besprechen und muß nicht in Ehrfurcht versinken....
Gruß Segla
Sauternes
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Sauternes »

Hallo Hasi,
ich hoffe du lässt dich nicht von teilweise schroffen Kommentaren beeinflussen, schreibe bitte weitere Berichte hier nieder, ich lese sie sehr gerne.
Und da ich den Pianrosso 2016 zufällig auch im Keller habe, habe ich deine Beurteilung zum Anlass genommen, den Wein mal zu testen, es hat sich definitiv gelohnt, ein wunderschöner Brunello mit betörender Aromatik aus einem sehr guten Jahrgang, so mag ich Brunello sehr gerne, ob das nun Monumental ist? mag ich nicht zu sagen, aber großartig ist das auf jeden Fall :D .
Einzig die 15 Umdrehungen geben Abzug in der B-Note, aber der Alkohol sticht nicht heraus, ist also gut eingebunden.

Grüße Heiko
Marvin77
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Marvin77 »

Hallo Gecko,
Gecko hat geschrieben: Fr 12. Jul 2024, 13:26 Vielen Dank für den interessanten Bericht, Hasi!
Ich habe mir ein paar Brunello 2019 von Baricci geholt und verspreche mir hier einiges in ein paar Jahren...
also ich habe vor kurzem einen 2018er Brunello (bei Pinard-de-Picard bestellt) getrunken und war so begeistert, dass ich gleich von 2018 und vor allem 2019 eine größere Stückzahl bestellt habe. Das obwohl mein Keller (zu) voll ist und ich eigentlich weniger bestellen wollte. Denke das sagt alles :lol:.

Ohne jetzt den Geschmack von anderen kritisieren zu wollen - das Thema ist gerade aktuell - verstehe ich die niedrigen Bewertungen auf Cellartracker nicht. Finde den Brunello von Baricci zu niedrig bewertet und wundere mich, ob dieser Stil evtl. nicht so massentauglich ist.

Du wirst auf jeden Fall viel Freude an dem Wein haben und werde in Kürze vllt. eine 2019er öffnen.

Wobei ich so viele Weine auf meiner Liste habe, dass ich nicht sicher bin. Auf jeden Fall finde ich die Beschreibung bei PdP ziemlich treffen und finde den Baricci BdM sehr elegant, aber trotzdem fruchtig und mit einer gewissen Kräuterwürze und Anklängen von Holz (ob die jetzt von Holz kommen vermag ich nicht einzuschätzen).

Zum Abschluss möchte ich wg. der Diskussion nur schreiben, dass ich dieses Forum und vor allem die Nutzer sehr zu schätzen weiß. Ich habe mir schon enorm viel Interessantes und Wissenswerte gelesen und möchte mich bei allen bedanken.

Dieses Forum hat auch den - mit Abstand - angenehmsten Ton (habe früher z.B. im Frankfurt Lions-Forum u.a. Sportforen geschrieben) und wurde auch gleich nett aufgenommen (teilweise per PNs). Vielen Dank dafür.

Alles Gute und zum Wohl.

Herzliche Grüße
Alex
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Gerald
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Gerald »

Zur Info: ich habe jetzt den Thread gesperrt und die letzten Beiträge, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, gelöscht. Ich hätte zwar gehofft, dass es diesmal einmal ohne die Zensurtaste geht, aber leider vergeblich ...

Grüße
Gerald
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Brunello di Montalcino Col di Lamo 2011
Gestern geöffnet und zur Hälfte getrunken. Gianna Neri (die Schwester von Giacomo) hat hier einen ausserordentlich feinen Brunello moderner Stilistik auf die Flasche gebracht. Ich kenne ihre Weine, aber von den 2011-ern hatte ich noch keine geöffnet.
Othmar Kiem/Falstaff schrieb nach einem Tasting 2016 über den 2011 Brunello von Gianna Neri: Funkelndes, sattes Rubin mit Granatschimmer. Zeigt in der Nase schöne gereifte Fruchtnoten, nach eingelegten Kirschen und Zwetschken. Am Gaumen rund und geschmeidig, auch da viel reife Frucht, öffnet sich mit feinmaschigem Tannin, viel süßer Schmelz.” Wine Enthusiast gab damals realistische 92: „Aromas of leather, grilled herb, wild berry and baking spice lift out of the glass. The full-bodied palate doles out raspberry confiture, ripe Morello cherry, dark spice and tobacco while densely packed, mature tannins offer support. Drink 2018–2023.” — Kerin O’Keefe
mal sehen, was der Wein heute macht!
beste Grüße
Hasi
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Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Brunello die Montalcino PIAN DELL ORINO 2003
Brunello die Montalcino FATTOI 2007
Brunello die Montalcino TALENTI 2012
Brunello die Montalcino TENUTA DI SESTA 2016
bei einem unerwarteten gestrigen Besuch von sehr guten Musiker-Freunden (Flöten-Königin Steph Geremia aus Galway und Fiddle-König Chris Stout von den Shetlands) nahmen wir die Gelegenheit wahr ein paar „Nachmittags-Brunellos” zu öffnen (und dazu zu musizieren: https://www.youtube.com/watch?v=ncpFRFY9kxA ) .
Der biodynamische Sangiovese von JAN ERBACH aus dem Hitzejahr 2003 ist jetzt am absoluten Höhepunkt (den letzten 03-er von ihm hatte ich vor 3 Jahren geöffnet), und beweist, dass man mit entsprechender Umsicht auch in sehr komplizierten Jahren Weine machen kann, die 21 Jahre Reifezeit aushalten - und sogar am Ende dieser Zeitspanne zulegen, rund und samtig werden. Um diesen Brunello nicht der berechtigten Gefahr auszusetzen, durch zuviel Sauerstoff zu „sterben” haben wir uns dazu entschlossen die Flasche gleich leer zu machen.
Wie immer hielt die Familie FATTOI was sie verspricht: langlebige oldschool-Brunellos ohne Firlefanz. Hier sammelte sich gestern alles „an Montalcino” im Glas, das man sich wünscht, wenn man Brunello-Klassiker schätzt. Ich gebe diesem Sangiovese noch gute 10 Jahre, bevor man sich überlegen sollte 2007 langsam leer zu machen.
Ein Bilderbuch-Brunello aus dem grandiosen 2012 präsentierte sich dann auch mit dem Annata von TALENTI. Erdig, alte Schule aber voll zugänglich und zu 100% »„da”!
Große Überraschung wieder einmal der nach wie vor sträflichst unterschätzte Wein der TENUTA DI SESTA. PÄNG! Was für ein Brunello, Sensationsjahrgang trifft klassichen Ausbau von einem der südlichst gelegenen, alteingesessenen Produzenten. Für mich sind die Weine der Ciaccis immer ein „Bringer”. der 2016 ist sehr fruchtbetont, und schon sofort nach dem Öffnen der Flasche antrinkbar, seidenweich und mit Sicherheit noch 20 Jahre haltbar. (warum er bei den üblichen „Punkterichtern” nicht höher bewertet wurde ist mir rätselhaft!)

have a nice summer

Hasi
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Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

unsere Brunello-Anbetung fand gestern bei einem Nachbarschaftsfest mit 5 anderen Paaren eine Fortsetzung ... nach einigen sehr guten Weissen (GV Holzapfel 2020/Wachau, Sämling 2022 aus dem Weinviertel...) kamen die gestern nicht fertig getrunkenen 3 Brunellos nochmals an den Start, und tja, natürlich haben diese 20h Sauerstoff erneut Wunder gewirkt, und die vogestern schon schönen Fattoi 2007, Talenti 2012 und Tenuta di Sesta 2016 nochmals in ein zusätzliches Samtgewand gehüllt.

Dazu kamen dann gestern:
Brunello dM San Felice Campogiovanni 2009
Brunello dM Altesino 2010
Brunello dM La Poderina 2012


Von der großen Kellerei San Felice, die auch in Bolgheri und im Chianti Classico Weingüter betreibt, hat sich der Campogiovanni 2009 mit einem sehr breiten, überextrahierten Gesamtbild präsentiert, von allem ein wenig zu viel. Frucht, Alkohol sehr dominant, dabei die Frucht schon fast am Rumtopf. Würde ich nicht mehr nachkaufen, obwohl der Wein noch nicht „am Ende” ist, aber diese Stilistik sagt mir nicht zu.
Der Altesino 2010 ist wiederum ein Meisterstück aus Elisabetta Gnudis Zauberküche, und es braucht hier keinen Cru Montosoli (der ist natürlich oberste Oberliga),denn auch der Annata ist alljährlich ein Garant für bestes Brunello-Kino! (Faslstaff beschreibt die Brunellos aus dem Haus wie folgt: „Leuchtendes Rubin mit feinem Granatschimmer. Sehr klare, ansprechende Nase nach frischen, reifen Kirschen, etwas getrockneter Orangenschale und Gewürznelken. Blüht am Gaumen toll auf, sehr gut herausgearbeitete, präsente Frucht, frische Kirsche, öffnet sich mit viel feinmaschigem Tannin, baut sich lange auf.”)
Einer meine persönlichen Libeblings-Brunellos kommt vom kleinen Gut La Poderina, unweit von Castelnuovo dellÀbate im südlichsten Teil der Anbauzone, das seit einiger Zeit von der riesigen 180ha „Tenute Del Cerro” aus Montepulciano (mit 3 Weingütern in der Toskana, und 2 in Umbrien im Portfolio) geführt wird, und noch immer „unterm Radar” der meisten Kritiker fliegt, was mich nicht stört. Modern interpretierte aber dennoch „firlefanz-lose” Sangiovese, die für 12 Monate in großen Botti aus slawonischer Eiche und für weitere 12 Monate in Tonneaux reifen, zeigen, dass man mit geschickter Hand auch Brunellos neuerer Stilistik machen kann, die große Freude bereiten. Und genauso war es gestern, ein Wein den ich absolut zum Nachkauf empfehlen könnte, wenn es ihn denn noch gäbe!

have a nice summer day (bei uns hats erneut knappe 35°, und so ähnlich soll es noch länger weiter gehen. Nachdem dieses Wetter seit Anfang Juni hier im östlichsten Teil Österreichs anhält, fühle ich mich eigentlich wie in der Toskana. Herrlich!)

Hasi
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