Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Jochen R. »

:lol: sehr gut, Segla - auch wenn ich das ob deines fortgeschrittenen Alters
(glaube wir sind in etwa gleiches Baujahr) doch etwas verrückt finde :P ;
das Argument mit der Comtesse im Bett ist aber schlüssig :-)

Bei mir sind es bis jetzt 3 Flaschen Batailley (auf Empfehlung von KaDeDe)
und 3 Flaschen Branaire weil ich so arg Angst hatte, ob der Prognose eines
mittlerweilen verstummten Schöngeistes davon im Juni nichts mehr abzubekommen. :oops:
Später natürlich Belgrave und die eine oder andere Testflasche.

Viele Grüße,
Jochen
Segla hat geschrieben:Dann oute ich mich halt mal.... Ich habe die Comtesse gekauft. Warum? Tja, meine Frau würde sagen, wie ein kleines Kind, "haben will".... Die Comtesse habe ich in besseren Jahren durchgängig gekauft. Wenn es eine Bettwäsche gäbe, ich hätte sie (Jochen). Wollte immer mal mit einer Comtesse im Bett liegen!
Ja, bei Rauzan Segla verhält es sich ähnlich....
Und LCHB habe ich auch mitgenommen, also wenn man schon eine Zuteilung erhält....
Normal wäre Montrose auch so ein Kandidat, aber wenn die Prognosen stimmen, werde ich mir den verbeissen....
Zumal mir hier im Forum auch schon erklärt wurde, ich bin für den 16er zu alt!
Jedenfalls schätze ich mich glücklich 2019 nochmal richtig zugeschlagen zu haben, obwohl 2016 meine allerletzte Subskription war....
2022 natürlich nur ein ganz klein bisschen.....
Gruß Segla
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Matthias Hilse »

UlliB hat geschrieben:
Ollie hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Das war um 13:14 Uhr. Jetzt um 16:14 Uhr, steht der da schon bei 238 €.

Millesima macht aus Montrose einen mini-LCHB :lol:
Bei den Wineberserkers schreibt jemand, daß es sich um eine 2. Tranche handle mit +18%.

Ist nicht immer alles Schuld der gierigen Konzer--- oh, no, wait.
:mrgreen:

Bei Millesima ist der jetzt gerade mal wieder weg. Entweder gibt's gleich einen neuen Preis oder der ist da jetzt tatsächlich ausverkauft.

Ich dachte, dass mit dem Release von LCHB und dem darauf folgenden Geschehen der unterhaltsame Teil dieser Kampagne beendet ist. Aber das hier ist ja fast genauso gut. Aber auch nur fast... zumindest bis jetzt.

Gruß
Ulli

PS. Und jetzt bei Unger wieder da, zu 222 €. Und da steht tatsächlich 2. Tranche. Das hört sich aber eher nach +11% als nach +18% an.
In der ersten Tranche, die preislich exakt in der Mitte zwischen Calon Segur und Cos d'Estournel lag, hat Montrose 40% weniger Menge zugeteilt als im letzten Jahr. Obwohl es davon nicht gerade wenig gibt, ist das doch ein beträchtlicher Einschnitt. In der zweiten Tranche lag der Wein dann bei € 170,- ex nego.

Die ganz unterschiedlichen Preise erklären sich wohl aus der Relation von 1. und 2. Tranche, die bei jedem Händler anders sein dürfte.

In der zweiten Tranche ist Montrose damit nun auf dem Preisniveau, das ich bereits mit der ersten erwartet hatte.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Segla
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Segla »

Lieber Jochen,
ich gebe dir zu 100% Recht! 90% meiner 2019er Subskription war wohl schon verrückt....
Ich kann nur hoffen, dass der Funke irgendwann auf meine Kinder überspringt!
Gerade im Glas einen wunderschönen Montrose 2001 mit herrlichen 12,5 % Alkohol!
Ob es das überhaupt noch einmal gibt?
Ähnlich ist es mir kürzlich mit einem 2006er Rauzan Segla ergangen, wunderbar...
Dieses, sich jedes Jahr wiederholende "best ever" Geschrei ist inzwischen fast abstoßend! Ob die aktuellen Jahrgänge jemals an einen 86er Rausan Segla, einen 89er HB, eine 82er Comtesse, an 89/90 Montrose heranreichen, wird die Zeit zeigen....
Ob sie so viel besser sind wage ich zu bezweifeln!
Beste Grüße,
Segla
diogenes
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von diogenes »

Wem, wenn nicht Matthias Hilse mit seinem Gourmetbrief, kann in diesem Forum am Ende einer ereignisreichen Primeurwoche das Wort gegeben werden:


Von der Leichtigkeit der Subskription

Bei Milan Kundera bereits ist eine Leichtigkeit unerträglich, aber die Tragweite einer Subskription erhebt sich ja nun wahrlich nicht in die gleichen Sphären wie das Sein per se.

In einem möglichen Subskriptionskosmos jedoch, bei dem solche Parameter wie Oppotunität, Marktmenge, Marktenge oder Marken-Testimonial sowie nicht zuletzt "Warentermingeschäft" und Basiszins eine Rolle spielen, ereignet sich in 2022 eine besondere Leichtigkeit für den Subskribenten: die nämlich der intuitiven Allokation seiner Mittel in die Weine der Wahl.

So wie man sagt, den Wald sehe man vor lauter Bäumen nicht, könnte man in Bezug auf die Subskription leicht vermuten, vor lauter Bewertungen gehe der Blick auf den Wein verloren.

Vergleicht man die aktuelle Subskription mit der des Jahrgangs 2009, so kann man mit Bob Dylan (in "The Hurricane") sagen "he never had a chance". Denn in 2009 gab es unter rautengleichen Bedingungen eine alternativlose Meinung. So war es leicht, dass einem Wein Perfektion zugesprochen wurde - schließlich war da niemand, der hätte widersprechen können.

In 2022 gilt es, ein babylonisches Sprachengewurschtel auseinanderzuinterpretieren, um die völlig disparaten Ansichten über die gleiche Sache einigermaßen einer Hermeneutik zuzuführen.

Bewusst greife ich hier William Kelley heraus, denn schließlich hat er nach mehreren Interimsbesetzungen das Erbe des Großdegustators angetreten.

Wodurch aber hat sich Parker jenseits seiner enormen Verläßlichkeit (er ist noch immer "die Benchmark") ausgezeichnet?

Er hat das Potential der Weine einzuschätzen vermocht. Dort, wo z.B. Jancis Robinson MW phönomenologisch an den Fassmustern herumnörgelt und damit gerade deren intrinischer Oppotunität einen Bärendienst erweist, hat Parker vom Ergebnis her gedacht.

Was macht Kelley oft? Er bewertet die Weine nach der Facon seines Weltbildes. Dieser zutiefst egoistische Ansatz verstellt Ihnen, die sich eben für das Potential von Weinen, die Sie selbst nicht probieren konnten, interessieren, den Blick auf deren Vermögen.

Warum schreibe ich das hier überhaupt?

Weil heute der Wein an den Markt gekommen ist, von dem ich glaube, dass er schlicht die Verkörperung der Sinnhaftigkeit von Subskription in Reinform ist.

Der Pontet Canet 2022 ist nicht der Wein des Jahrgangs, wenn es um dessen Güte geht. Hier muss er Lafite und Cheval Blanc den Vortritt lassen. Wenn es aber um die einem Subskriptionswein innewohnende Opportunität geht, wüsste ich nicht, wie es besser gehen sollte.

Was Ihnen als Konsument zugute kommt: einige Kritikergrößen haben den Wein überhaupt nicht verkostet, sein Gesamtzeugnis läuft eher auf eine 1- oder eine 2+ hinaus.

Im Grunde ist eine Subskription oft auch eine Wette auf das Erkenntnisvermögen der gaumenakrobatischen Heroen. Nur in der Dunkelzone der Unsicherheit entstehen Bewertungsdiskrepanzen. Wenn alle sagen, ein perfekter Wein sei perfekt (Cheval Blanc) gibt es keine Gegenposition dazu (shortselling einmal außen vor gelassen).

Der Pontet Canet 2022 vereint ein hohes Maß an Idiosynkrasie mit einer sehr potenten Ahnengalerie (2009, 2010, 2016), einer Sekundärmarktperformance mit viel Luft auf das aktuelle Preisniveau, einer Fangemeinde die man in Fußballdingen als "gelbe Wand" bezeichnen könnte und der Verortung inmitten des Herzens der Klassifikation von 1855 (Pauillac).

Die Marktbreite des Protopauillac ist so groß, dass Sie an seiner "Performance" teilnehmen können, wenn Sie nur wollen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche,

mit herzlichen Grüßen

Ihr

Matthias Hilse
carpe vinum!
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Matthias Hilse »

diogenes hat geschrieben:Wem, wenn nicht Matthias Hilse mit seinem Gourmetbrief, kann in diesem Forum am Ende einer ereignisreichen Primeurwoche das Wort gegeben werden:


Von der Leichtigkeit der Subskription

...

Die Marktbreite des Protopauillac ist so groß, dass Sie an seiner "Performance" teilnehmen können, wenn Sie nur wollen.
Ich erlaube mir zu ergänzen (die zitierte Textpassage stammt aus einer Veröffentlichung von gestern Abend): wenn man sich anschaut, was heute, wie man ja hier leicht nachlesen kann, mit dem Preis von Montrose passiert ist, erhellt sich vielleicht eher das, was ich damit meine.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Olaf Nikolai »

Zum weichwerden.... er gibt nicht auf.
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sorgenbrecher
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von sorgenbrecher »

diogenes hat geschrieben:Wem, wenn nicht Matthias Hilse mit seinem Gourmetbrief, kann in diesem Forum am Ende einer ereignisreichen Primeurwoche das Wort gegeben werden:


Von der Leichtigkeit der Subskription

Bei Milan Kundera bereits ist eine Leichtigkeit unerträglich, aber die Tragweite einer Subskription erhebt sich ja nun wahrlich nicht in die gleichen Sphären wie das Sein per se.

In einem möglichen Subskriptionskosmos jedoch, bei dem solche Parameter wie Oppotunität, Marktmenge, Marktenge oder Marken-Testimonial sowie nicht zuletzt "Warentermingeschäft" und Basiszins eine Rolle spielen, ereignet sich in 2022 eine besondere Leichtigkeit für den Subskribenten: die nämlich der intuitiven Allokation seiner Mittel in die Weine der Wahl.

So wie man sagt, den Wald sehe man vor lauter Bäumen nicht, könnte man in Bezug auf die Subskription leicht vermuten, vor lauter Bewertungen gehe der Blick auf den Wein verloren.

Vergleicht man die aktuelle Subskription mit der des Jahrgangs 2009, so kann man mit Bob Dylan (in "The Hurricane") sagen "he never had a chance". Denn in 2009 gab es unter rautengleichen Bedingungen eine alternativlose Meinung. So war es leicht, dass einem Wein Perfektion zugesprochen wurde - schließlich war da niemand, der hätte widersprechen können.

In 2022 gilt es, ein babylonisches Sprachengewurschtel auseinanderzuinterpretieren, um die völlig disparaten Ansichten über die gleiche Sache einigermaßen einer Hermeneutik zuzuführen.

Bewusst greife ich hier William Kelley heraus, denn schließlich hat er nach mehreren Interimsbesetzungen das Erbe des Großdegustators angetreten.

Wodurch aber hat sich Parker jenseits seiner enormen Verläßlichkeit (er ist noch immer "die Benchmark") ausgezeichnet?

Er hat das Potential der Weine einzuschätzen vermocht. Dort, wo z.B. Jancis Robinson MW phönomenologisch an den Fassmustern herumnörgelt und damit gerade deren intrinischer Oppotunität einen Bärendienst erweist, hat Parker vom Ergebnis her gedacht.

Was macht Kelley oft? Er bewertet die Weine nach der Facon seines Weltbildes. Dieser zutiefst egoistische Ansatz verstellt Ihnen, die sich eben für das Potential von Weinen, die Sie selbst nicht probieren konnten, interessieren, den Blick auf deren Vermögen.

Warum schreibe ich das hier überhaupt?

Weil heute der Wein an den Markt gekommen ist, von dem ich glaube, dass er schlicht die Verkörperung der Sinnhaftigkeit von Subskription in Reinform ist.

Der Pontet Canet 2022 ist nicht der Wein des Jahrgangs, wenn es um dessen Güte geht. Hier muss er Lafite und Cheval Blanc den Vortritt lassen. Wenn es aber um die einem Subskriptionswein innewohnende Opportunität geht, wüsste ich nicht, wie es besser gehen sollte.

Was Ihnen als Konsument zugute kommt: einige Kritikergrößen haben den Wein überhaupt nicht verkostet, sein Gesamtzeugnis läuft eher auf eine 1- oder eine 2+ hinaus.

Im Grunde ist eine Subskription oft auch eine Wette auf das Erkenntnisvermögen der gaumenakrobatischen Heroen. Nur in der Dunkelzone der Unsicherheit entstehen Bewertungsdiskrepanzen. Wenn alle sagen, ein perfekter Wein sei perfekt (Cheval Blanc) gibt es keine Gegenposition dazu (shortselling einmal außen vor gelassen).

Der Pontet Canet 2022 vereint ein hohes Maß an Idiosynkrasie mit einer sehr potenten Ahnengalerie (2009, 2010, 2016), einer Sekundärmarktperformance mit viel Luft auf das aktuelle Preisniveau, einer Fangemeinde die man in Fußballdingen als "gelbe Wand" bezeichnen könnte und der Verortung inmitten des Herzens der Klassifikation von 1855 (Pauillac).

Die Marktbreite des Protopauillac ist so groß, dass Sie an seiner "Performance" teilnehmen können, wenn Sie nur wollen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche,

mit herzlichen Grüßen

Ihr

Matthias Hilse
Welch eine unerträgliche Hybris!

Ich wertschätze vieles von dem, das Herr Hilse hier im Forum geschrieben hat. Der Schreibstil ist speziell, aber der Inhalt oft anregend.
Dieser Werbetext oben für Pontet Canet, billigstes Kritiker-bashing inklusive, ist jedoch dermaßen daneben, dass es mich persönlich davon abhält, dort jemals wieder Wein zu kaufen.
Gruß, Marko.
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Winedom
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Winedom »

Das mit Jancis Robinson und Parker sehe ich genauso. Bei William Kelley bin ich noch in der Meinungsfindung wobei ich ihre Formulierung schon als Aspekt auch so vermute. Aber der Mann ist noch jung und verkostungstechnisch wohl sehr gut. Die Persönlichkeit kann immer ein Schnippchen schlagen.
Wieso der Pontet Canet bei manchen so durchfällt bleibt interessant. Vielleicht hat er durch seine individuellere Machart andere Phasen. Die meisten würdigen ihn ja wie sie es tun.
Bleibt ein Thema. So soll es ja sein.
Viele Grüße
Rainer


"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Jochen R. »

Winedom hat geschrieben:...
Wieso der Pontet Canet bei manchen so durchfällt bleibt interessant. Vielleicht hat er durch seine individuellere Machart andere Phasen. Die meisten würdigen ihn ja wie sie es tun.
Bleibt ein Thema. So soll es ja sein.
Ist die Frage ernst gemeint?
Hier empfiehlt sich halt auch mal den Wein zu trinken und
nicht aus dem "Fingerhut" bei Gerstl o. ä. zu erschnüffeln
oder aus anderen VKN meinen zu kennen ;-)

Viele Grüße,
Jochen
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pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

"Wodurch aber hat sich Parker jenseits seiner enormen Verläßlichkeit (er ist noch immer "die Benchmark") ausgezeichnet?

Er hat das Potential der Weine einzuschätzen vermocht."

vs.

"Was macht Kelley oft? Er bewertet die Weine nach der Facon seines Weltbildes."

Herr Hilse hat hier natürlich eine wichtige Diskussion lanciert, gerade wenn es um Subskription von Weinen geht, die ja eine Spekulation auf die "future" darstellt.
Parker mag zu seiner Zeit in der Tat mit der Einschätzung des Zukunftspotenzials überdurchschnittlich oft recht gehabt haben. Aber eines ist klar: Auch und gerade Parker hatte sein "Weltbild" bzw. sein Bild vom Bordeaux, wie er sein sollte. Statt "Weltbild" darf man wohl ganz einfach und mit Fug von "Geschmack" reden. Parker hatte mit seinem Geschmack eine enorme (Preis-)Gestaltungsmacht in Bordeaux. Wenn Parker 100 Punkte gab, konnten sich Preise von einem Jahr aufs nächste auch mal vervierfachen.
Und heute?
Gibt's Parker nicht mehr, sondern eine disparate, babylonische Sprachverwirrung bei den Bewertern. Nörgler(-innen) wie JR und junge, halbgare Kelleys tummeln sich und jede/r möchte eigentlich gern ein Parker sein. Und natürlich mit seinem (ihrem) Weltbild geschmacksbestimmend sein. Aber: Fassmuster bleibt Fassmuster und wie die Weine von 2018 oder 2020 oder 2022, wo hochtechnologische Weinbereitung jedem Jahr und seinen Unbilden ein Wunderwerk abtrotzt, immer aufs Neue "best ever", in 10 oder gar 20 Jahren sein werden, bleibt gerade deshalb mehr denn je Spekulation: eine Wette auf die Zukunft. Und als Trost für alle 60+-Schreibenden (mit oder ohne Enkel): Niemand weiß wirklich (und selbst Parker wüsste es nicht), ob man den Montrose oder gar den LCHB 2022 nicht besser nach der Arrivage (hoffentlich mit Genuss) wegsöffe anstatt ihn, weil doch gerade Montrose immer so langlebig war, im Keller zu versenken und in 20/30 Jahren selber noch aus der Schnabeltasse einen peniblen Versuch zu wagen oder den Enkelinnen und Enkeln, so sie denn dann in ferner Zukunft nicht von anderen Sorgen geplagt werden, teuer erkaufte Leichen zu hinterlassen. Manch einer der "Parker"-Weine aus 2009 jedenfalls scheint eher ungut sich zu entwickeln und was die moderne Weintechnologie der 20er wirklich ausrichtet, steht in den Sternen. Aber ja: Herr Hilse und Herr Gerstl und viele andere leben von unser aller Glauben an die Zukunft...
Und das mit Herrn Kelley, dem jungen Schnösel, das wird schon noch...
Samstagmorgengruß
Jean
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