Hallo Jean,
pessac-léognan hat geschrieben:In Pauillac oder in Margaux fallen dagegen Abweichungen von der Erwartungs"Norm" mehr ins Gewicht, sogar noch in Zeiten einer dramatischen Klimaerhitzung. PC beschreitet hier einen ganz eigenen Weg, andere Güter - auch im Médoc, aber mit LCHB auch im Pessac-Leognan - sind auf der Suche. Das kann - wie etwa bei Durfort-Vivens - auf große Gunst stoßen (z.T. aber auch Ablehnung). Hier stimme ich mit dir, Adrian, überein, dass man primär die Qualität bewerten sollte. Die Typizität soll aber auch Eingang finden können, ohne die Qualitätsnote total ins Gegenteil zu verkehren.
Nur so können Übertreibungen vermieden werden, die Gefälligkeit vor Professionalität stellen. Extrem verkürzt: Luca Maroni braucht's in Bordeaux nicht auch noch. Letzteres geschah etwa meines Erachtens beim Dauzac 2019 (nicht 22! den hatte ich noch nicht im Glas), den ich hier als massiv, aber margauxuntypisch bezeichnet habe, der aber einige Bewerter damals schwer beeindruckt hatte (Jeff Leve gab, glaube ich, 95) und dem man durchaus ~90 geben kann. 95 sind hier, wie ich meine, Punkte nach dem Gaumen des großen, etwas parkerisierten Publikums, 90+/- mehr professionalisierte und für eine bordeauxaffine Klientel informativere Punkte. Da muss man gar nicht nach old school abstrafen und 85 o.ä. zücken, was ebenso wenig gerechtfertigt wäre.
vielen Dank für diesen sehr informativen und gelungenen Beitrag.
Ehrlich gesagt finde ich das eine sehr pragmatische und professionelle Sichtweise und eigentlich würde ich mir in manchen Weinrezensionen durchaus Wünschen, dass die Kritiker genauso vorgehen und ggf. auch in ihren Texten angeben. Ehrlich gesagt finde ich die manche Kritiken etwas sehr lyrisch und nur bedingt hilfreich. In der Tat ist es hilfreicher, wenn man versucht herauszufinden, welche Kritiker scheinbar dem eigenen Geschmacksprofil entsprechen und welche einem eher nicht liegen.
Ich würde mir manchmal so Hinweise wie von Dir bei Dauzac 2019 sehr hilfreich finden und mir auch mehr wünschen. Das ist für den einfachen Weinkonsumenten bzw. auch interessierten Neueinsteiger hilfreicher als irgendwelche Geschmacksnoten (die m.E. jeder sehr subjektiv wahrnimmt) aufgelistet zu bekommen. Ich finde da - ein Kompliment an die Forengemeinschaft - viele Beiträge hier hilfreicher und suche oftmals in den verschiedenen Strängen (z.B. Bordeaux 2015, 2016 etc.) nach einem Wein der mich interessiert und bin da noch nie vollkommen anderer Meinung gewesen.
Mein letzter Treffer dank des Forums war "Cruzelles 2012"

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Selbst bei den Beiträgen wo ich nicht zugestimmt hätte (z.B. Malescot S. E. 2019) konnte ich die Sinnhaftigkeit erkennen, weil der Wein bei mir am Ende cirka 2 Wochen offen war und am Ende ein anderer, viel besserer Wein war. Hätte ich ihn mit Familie und Freunden am 1. Tag leer gemacht, dann hätte ich ihn auch durchschnittlich bewertet.
Herzliche Grüße
Alex
PS: Sorry wurde teilweise etwas OT.