Sancerre

Appellationen des nördlichen Zentralmassivs, Sancerre und Umgebung, Touraine, Anjou, Umgebung von Nantes, die kleinen Gebiete zwischen der Loire und Bordeaux incl. Cognac
amateur des vins
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Re: Sancerre

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben: Ich frage mich doch, wie hoch der RZ ist...
Zu dem konkreten Wein habe ich nichts gefunden. Aber die AOP-Regeln für Sancerre sind ganz eindeutig: maximal 4 Gramm RZ pro Liter. Also "fränkisch trocken"...
Danke, Ulli. Auch wenn ich das Regelwerk nicht parat hatte, bin ich schon in etwa davon ausgegangen.

Zum einen gibt es, wie wir wissen, verschiedene Effekte, die eine Süßeassoziation hervorrufen können. Zum anderen: Du hattest hier mal irgendwo zitiert, 4g/l sei die Wahrnehmungsgrenze. Ich habe in der Folge ein wenig darauf geachtet, und halte es nicht für ausgeschlossen, diesbezüglich womöglich eher auf der empfindlichen Seite zu sein.

Ich kenne den Wein recht gut und hatte diesen Eindruck bei anderen Millésimes bisher nicht.
Besten Gruß, Karsten
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vanvelsen
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Re: Sancerre

Beitrag von vanvelsen »

amateur des vins hat geschrieben:Neulich im Glas:

Mellot Sancerre «Edmond» 2012

Auf diesen Wein hatte ich mich schon eine Weile gefreut. Ich habe kein breite Kenntnis von Mellot, sondern erst relativ kürzlich begonnen auszuprobieren. Dabei haben «Génération XIX» 2013 und «Emmanuelle» 2014 (Poully-Fumé) Spaß gemacht, «La Moussière» 2014 war ok, «Satellite» 2012 und «Les Romains» 2012 eher nicht so dolle, vor allem für den Preis. Nun also der nominelle Topwein.

Strohgelb, klar. Nase: deutlich Holz, wenig anderes - aber auch nicht grün. :) Gaumen: Holz zunächst weniger präsent? Kräftige Säure, an der Grenze zur Bissigkeit. Leicht "metallisch". Unharmonisch, disjunkt, zu gewollt - obwohl Potential da ist. (Viel) zu jung?!
[+2½h]
Ziemlich oxidativ gemacht. Sogar eine leichte Sherry-Note zeigt sich, ohne dass der Wein alt wirkte. Insgesamt doch überholzt. PremOx oder gewollt?
Anyway... Not my cup of tea!
Schade...

Edit:
Parker 96?! :lol: Was haben sie dem denn in's Glas getan?
Edit 2:
Auf mellot.com lese ich gerade, dass der «Génération XIX» im VAT ausgebaut wird, «Edmond» jedoch komplett im Holz, 60% davon neu. Das erklärt natürlich schon einiges. Leider sind auf der Seite keine technical sheets zu den anderen Weinen, die ich getrunken habe, verlinkt. Weiß jemand, wie die Jahrgänge bei Mellot zu charakterisieren und zu bewerten sind?
Also bei uns heute im Glas, ein Edmond 2014. Fit wie ein Turnschuh, steinig-pfeffrige Nase, feine Säure, die Frucht dezent im Hintergrund, aber nicht abwesend. Grandiose Balance. Diese Flasche gehört zum Besseren, was Sancerre zu bieten hat. Heute 93 vvPunkte. Aber Vorsicht,
es gibt Flaschen-Varianzen...
Nora
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Re: Sancerre

Beitrag von Nora »

In den letzten Tagen getrunken:

Domaine François Cotat, Sancerre Les Monts Damnés 2009 und
Domaine François Cotat, Sancerre La Grande Côte 2009


Beide Weine erschienen mir arg süß. Verstehe ich nicht. Mir macht das keinen Spaß.

VG, Nora
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Re: Sancerre

Beitrag von Nora »

Nachdem ich gestern etwas enttäuscht die Flasche nach einem halben Glas zurück in den Kühlschrank gestellt habe, muss ich mich heute revidieren. Dabei weiß ich nicht, ob dass an mir oder an dem einen Tag Luft liegt, den der Wein bekommen hat. Außerdem habe ich ihn heute nicht aus dem Gabriel-Glas sondern aus einem Burgunder-Glas getrunken:

Domaine François Cotat Sancerre La Grande Côte 2009

Farbe: mittleres sonniges Gelb
Nase: tollle Nase nach reifer Aprikose, Ananas, aber auch einer Spur von grünem Apfel; kleiner Honigton gefolgt von Rauch und Feuerstein
Mund: der Wein ist schmelzig und mundfüllend, fast dickflüssig; unglaublich komplexer Geschmack nach reifen tropischen Früchten und kandierten Zitrusfrüchten unterlegt mit einer grandiosen Mineralität, grauer Stein, und da ist sie doch, die Säure, die präsent, aber so gut eingebunden ist, dass ich sie gestern fast nicht bemerkt habe; schöne zurückhaltende Aromen vom Holzausbau, ungemein langanhaltender Abgang, der von Frucht, Mineralität, Säure und Rauch geprägt ist

Und dennoch bleibt der Eindruck von Süße, heute nicht mehr so stark, wie gestern (15% Alk.!).

Wenn man diese Stilistik mag, ist das sicher ein ausgezeichneter Wein. Als Essensbegleiter, vielleicht sogar für ein mittelscharfes Curry, kann ich mir das gut vorstellen.

VG, Nora
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Re: Sancerre

Beitrag von Nora »

Erstaunlich:

Heute habe ich den Sancerre La Grande Côte 2009 von François Cotat wieder im Gabriel-Glas und er präsentiert sich so wie am ersten Tag mit einem vordergründigen Honig- und Süßton. Die Säure und Mineralität, die dem Wein gestern im Burgunder-Glas so gut zu Gesicht standen, sind fast nicht zu bemerken.

VG, Nora
amateur des vins
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Re: Sancerre

Beitrag von amateur des vins »

Etwas von Dr. Jekyll und Mr. Hyde haben meine Begegnungen mit diesem Wein. Wenn er gerade nicht korkt, was er leider zu häufig tat, ist es mein Lieblings-Sauvignon. Zuletzt kühlte meine Begeisterung aufgrund der nicht so tollen Quote doch etwas ab. Nun also ein neuer Anlauf:

Gérard Boulay, Clos de Beaujeu 2017

Der Korken sieht viel hochwertiger aus, als ich dies von älteren Jahrgängen kenne. Auch diese unsägliche auf den Korken laminierte Folie als kläglicher Versuch, des TCAs Herr zu werden, scheint der Vergangenheit anzugehören. Aber am allerbesten: keine Kontamination! :D

Die Nase ist zart, aber doch eindeutig als Sauvignon zu erkennen. Dabei geht sie mehr in die grüne Stachelbeerrichtung, aber nicht penetrant. Knackig-grün-frisch, aber auch die grünen Noten sind nicht unreif. Neutral kühler Charakter mit etwas weißer und hellgelber Frucht (vielleicht Birne und Ananas?).
Deutliche Adstringenz. Die Säure ist ausreichend, aber vergleichsweise mild. Man könnte vermuten, daß hier eine Malo ziemlich weit gelaufen ist (ohne daß er irgendwie milchig oder käsig wäre); das müßte nicht unbedingt sein: Etwas mehr Zug wäre auch nicht verkehrt.
Im Abgang etwas grasig und ganz zuletzt leicht herb wie von getrocknetem Majoran.

Sehr schön, so macht das Spaß! (...und vor allem: fehlerfrei)
Besten Gruß, Karsten
Olaf Nikolai
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Re: Sancerre

Beitrag von Olaf Nikolai »

Ist schon recht reif aber auch wirklich groß und elegant.

Danke an die Jungs von FUB Siegburg.
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EThC
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Re: Sancerre

Beitrag von EThC »

...bei der AOP Sancerre scheint man es mit der Typizität wohl nicht ganz so genau zu nehmen:

Bild

Ich hab jedenfalls kein Problem damit, wenn da Sancerre draufsteht... :ugeek:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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EThC
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Re: Sancerre

Beitrag von EThC »

...ist das nun typisch oder nicht (mehr)?

Bild
Viele Grüße
Erich

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Climins
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Re: Sancerre

Beitrag von Climins »

Letztens bei einer Sauvignon Blanc Runde als Bsp. für einen einfachen Sancerre:

Pierre Prieur & Fils Sancerre Sauvignon Blanc 2022 13,5%

Ein recht heller und junger Wein. Geruch und Geschmack gingen nicht so weit auseinander, dass ich mir dafür unterschiedliche Notizen gemacht hätte. Aufgeschrieben habe ich: Grüner Apfel, grüne ins gelbe gehende Früchte, sehr angenehme Mirabelle/Renclode, etwas grüner Paprika, initial etwas Schärfe/Senf im Abgang, genug Substanz ist da, noch sehr jung, leichter Hefeschleier. Hat Potential für etwas Reife.
Nach 2 Tagen habe ich die Restflasche aus dem Kühlschrank gezogen und nun ist alles integrierter und harmonisch, immer noch dominiert von grünem Apfel. Insgesamt finde ich das einen guten Wein und ein hohes Niveau für den lagenlosen Einstieg.
88-89 P
Beste Grüße,
Clemens
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