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Hallo zusammen,
vor knapp 2 Wochen trafen sich in der örtlichen VHS wieder einige Weininteressierte, um die Weine aus "Bella Italia" zu verkosten. Wie immer wurden die 15 Weine (6x weiss, 9x rot) "blind" verkostet mit sofort anschließender Auflösung.
Folgende Weine waren am Start:
2018er "Essence Nature" Franciacorta DOCG Dossagio zero (Antica Fratta) -Lombardei-
Cuvee aus 70% Chardonnay und 30% Pinot noir, ca. 3 Jahre Hefelager, Z: 1,9--S: 6,2.
Aufgrund eines "Korkschleichers"leider der einzige "Teilausfall" der Probe. Leicht dumpf und muffig, aber mit Abstrichen noch trinkbar. Schade... hinter den dumpfen Noten konnte man aber die durchaus vorhandene Klasse dieses Schäumers erahnen.
2020er Friulano Collio DOC (Mario Schiopetto, Capriva del Friuli) -Friaul-
ein 3-Gläser-Gambero-Rosso-Wein vom Altmeister des Friauls,Z: 0,9--S: 4,8.
Dezentes Goldgelb, in der Nase zurückhaltende Gelbfrucht (Apfel, Quitte), sehr sauber und klar, auch am Gaumen nur dezent fruchtig, sehr trocken, aber aufgrund geringer Säurewerte sehr rund und ausgeglichen, nur mittelgewichtig (13 Vol%), Hauch Gerbstoff, mittellanger Abgang. Ein vielseitig einsetzbarer Speisebegleiter, der etwas an einen dezenten Grauburgunder erinnert.
2020er "8 1/2" Pecorino Colli Aprutini IGT (Villa Medoro, Atri) -Abruzzen-
ein typischer Rebsortenvertreter aus diesem 100 ha großen Betrieb: schon in der Nase deutlich mehr Frucht, reifer Weinbergspfirsich, Apfel, etwas Williams-Birne, aber in keiner Weise plump oder plakativ, am Gaumen durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), zwar trocken, aber dank einer nicht zu kräftigen Säure ausgewogen, einiges an Extrakt, korrespondierende Gelbfrucht wie schon nasal, zarte Würze, keinerlei Holzeinfluss, saftige Länge. Hier kann ich die 3-Gambero-Rosso-Gläser besser nachvollziehen als beim Vorgänger. Der Pecorino wird in den letzten Jahren durchaus und zu Recht etwas gehypt; witzigerweise hat mich dieser Wein durchaus an einen guten Assyrtiko von Santorini erinnert. Der Vater der jetzigen Inhaberin (Federica Morricone) muss wohl ein Fan des berühmten Filmemachers Federico Fellini sein, da er seine Tochter den entsprechenden Frauen-Vornamen mitgab und dieser Wein nach einem der bekanntesten Filme Fellinis (8 1/2) benannt wurde.
2021er "Le Russeghine" Pigato Riviera Ligure di Ponente DOC (Bruna) -Ligurien-
8 Monate Ausbau in Stahl und teils Holz, 14 Vol%, Z:0,5--S:5,6.
vielleicht der interessanteste unter den Weißweinen: sehr klare, feine und würzig-fruchtige Nase, knapp reifer Apfel, deutlich kräutrig (Salbei, Hauch Melisse), am Gaumen trocken mit zarter, frischer Säure, elegante Frucht (Apfel, Aprikose, Galia-Melone), komplexe Kräuteraromatik, die 14 Umdrehungen sind in keiner Weise spürbar, sehr saftig und absolut trinkfreudig, sehr eigenständig, angenehme Länge. Toller Pigato !
2021er "Tannenberg" Sauvignon bianco Alto Adige Terlano DOC (Manincor, Kaltern) -Südtirol-
stammt aus der Terlaner Lage "Lieben Aich", Ertrag 41 hl/ha, Z:0,5--S:6,5.
ein typischer Wein aus diesem "Bio-dyn-Betrieb: nichts lautes, nichts marktschreierisches, alles ist auf Feinheit und in sich ruhender Harmonie gepolt. Ganz dezente Sauvignon-Aromatik (Hauch Stachelbeere und Cassis), schon in der Nase eher steinig-mineralisch, auf der Zunge ganz trocken mit ausgewogener Säure, trotz 13, 5 Vol% kein massiver Wein, etwas Stachelbeere, Hauch Cassis, aber auch dezent kräutrig-gemüsig (Fenchel), deutlich mineralisch, leicht hefig-salzige Spuren, ein harmonischer und feiner Sortenvertreter, bei dem die Rebsorte nicht im Fokus steht. Gerade weil man hier nicht die Frucht und Aromatik extrem herausgekitzelt hat, finde ich diesen Wein sehr spannend und eigenständig, auch wenn er ein paar Ähnlichkeiten mit gutklassigen Loire-Vertretern hat.
2019er "Torcolato" Breganze DOC dolce (Maculan, B>reganze) -Venetien-
100% Rebsorte Vespaiolo, 12 Monate Barriqueausbau, Z:127,5 S: 6,1.
ein in Strohwein-Manier erzeugter Süsswein im Sauternes-Stil, der mit zum besten in dieser Kathegorie italienweit zählt: kräftiges, gesundes Goldgelb, zieht "Kirchenfenster" am Glas, glasklare, extrem saubere Trockenobst-Nase, reifer Weinbergspfirsich, etwas Litschi und Maracuja, perfekter, nur unterstützender Holzeinsatz, am Gaumen nahezu perfektes Süsse-Säure-Spiel, glasklar, relativ niedrige, aber strukturierende Säure, eingebundener Alkohol (13,5 Vol%), glasklare Fruchtausprägung (tropische Früchte, Mango,auch Pfirsich und Honigmelone),etwas Waldhonig, zarte Holznote für die Würze, keine Spur von Plumpheit oder Marmeladigkeit, nachhaltiger, eleganter Abgang.
Großartiger Strohwein, den sich jeder leisten kann und probiert haben sollte (knapp 20 EURO in der 0,375 -l-Flasche im hiesigen Fachhandel).
Weiter geht es in Kürze mit den 9 Rotweinen.
LG
Bodo
vor knapp 2 Wochen trafen sich in der örtlichen VHS wieder einige Weininteressierte, um die Weine aus "Bella Italia" zu verkosten. Wie immer wurden die 15 Weine (6x weiss, 9x rot) "blind" verkostet mit sofort anschließender Auflösung.
Folgende Weine waren am Start:
2018er "Essence Nature" Franciacorta DOCG Dossagio zero (Antica Fratta) -Lombardei-
Cuvee aus 70% Chardonnay und 30% Pinot noir, ca. 3 Jahre Hefelager, Z: 1,9--S: 6,2.
Aufgrund eines "Korkschleichers"leider der einzige "Teilausfall" der Probe. Leicht dumpf und muffig, aber mit Abstrichen noch trinkbar. Schade... hinter den dumpfen Noten konnte man aber die durchaus vorhandene Klasse dieses Schäumers erahnen.
2020er Friulano Collio DOC (Mario Schiopetto, Capriva del Friuli) -Friaul-
ein 3-Gläser-Gambero-Rosso-Wein vom Altmeister des Friauls,Z: 0,9--S: 4,8.
Dezentes Goldgelb, in der Nase zurückhaltende Gelbfrucht (Apfel, Quitte), sehr sauber und klar, auch am Gaumen nur dezent fruchtig, sehr trocken, aber aufgrund geringer Säurewerte sehr rund und ausgeglichen, nur mittelgewichtig (13 Vol%), Hauch Gerbstoff, mittellanger Abgang. Ein vielseitig einsetzbarer Speisebegleiter, der etwas an einen dezenten Grauburgunder erinnert.
2020er "8 1/2" Pecorino Colli Aprutini IGT (Villa Medoro, Atri) -Abruzzen-
ein typischer Rebsortenvertreter aus diesem 100 ha großen Betrieb: schon in der Nase deutlich mehr Frucht, reifer Weinbergspfirsich, Apfel, etwas Williams-Birne, aber in keiner Weise plump oder plakativ, am Gaumen durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), zwar trocken, aber dank einer nicht zu kräftigen Säure ausgewogen, einiges an Extrakt, korrespondierende Gelbfrucht wie schon nasal, zarte Würze, keinerlei Holzeinfluss, saftige Länge. Hier kann ich die 3-Gambero-Rosso-Gläser besser nachvollziehen als beim Vorgänger. Der Pecorino wird in den letzten Jahren durchaus und zu Recht etwas gehypt; witzigerweise hat mich dieser Wein durchaus an einen guten Assyrtiko von Santorini erinnert. Der Vater der jetzigen Inhaberin (Federica Morricone) muss wohl ein Fan des berühmten Filmemachers Federico Fellini sein, da er seine Tochter den entsprechenden Frauen-Vornamen mitgab und dieser Wein nach einem der bekanntesten Filme Fellinis (8 1/2) benannt wurde.
2021er "Le Russeghine" Pigato Riviera Ligure di Ponente DOC (Bruna) -Ligurien-
8 Monate Ausbau in Stahl und teils Holz, 14 Vol%, Z:0,5--S:5,6.
vielleicht der interessanteste unter den Weißweinen: sehr klare, feine und würzig-fruchtige Nase, knapp reifer Apfel, deutlich kräutrig (Salbei, Hauch Melisse), am Gaumen trocken mit zarter, frischer Säure, elegante Frucht (Apfel, Aprikose, Galia-Melone), komplexe Kräuteraromatik, die 14 Umdrehungen sind in keiner Weise spürbar, sehr saftig und absolut trinkfreudig, sehr eigenständig, angenehme Länge. Toller Pigato !
2021er "Tannenberg" Sauvignon bianco Alto Adige Terlano DOC (Manincor, Kaltern) -Südtirol-
stammt aus der Terlaner Lage "Lieben Aich", Ertrag 41 hl/ha, Z:0,5--S:6,5.
ein typischer Wein aus diesem "Bio-dyn-Betrieb: nichts lautes, nichts marktschreierisches, alles ist auf Feinheit und in sich ruhender Harmonie gepolt. Ganz dezente Sauvignon-Aromatik (Hauch Stachelbeere und Cassis), schon in der Nase eher steinig-mineralisch, auf der Zunge ganz trocken mit ausgewogener Säure, trotz 13, 5 Vol% kein massiver Wein, etwas Stachelbeere, Hauch Cassis, aber auch dezent kräutrig-gemüsig (Fenchel), deutlich mineralisch, leicht hefig-salzige Spuren, ein harmonischer und feiner Sortenvertreter, bei dem die Rebsorte nicht im Fokus steht. Gerade weil man hier nicht die Frucht und Aromatik extrem herausgekitzelt hat, finde ich diesen Wein sehr spannend und eigenständig, auch wenn er ein paar Ähnlichkeiten mit gutklassigen Loire-Vertretern hat.
2019er "Torcolato" Breganze DOC dolce (Maculan, B>reganze) -Venetien-
100% Rebsorte Vespaiolo, 12 Monate Barriqueausbau, Z:127,5 S: 6,1.
ein in Strohwein-Manier erzeugter Süsswein im Sauternes-Stil, der mit zum besten in dieser Kathegorie italienweit zählt: kräftiges, gesundes Goldgelb, zieht "Kirchenfenster" am Glas, glasklare, extrem saubere Trockenobst-Nase, reifer Weinbergspfirsich, etwas Litschi und Maracuja, perfekter, nur unterstützender Holzeinsatz, am Gaumen nahezu perfektes Süsse-Säure-Spiel, glasklar, relativ niedrige, aber strukturierende Säure, eingebundener Alkohol (13,5 Vol%), glasklare Fruchtausprägung (tropische Früchte, Mango,auch Pfirsich und Honigmelone),etwas Waldhonig, zarte Holznote für die Würze, keine Spur von Plumpheit oder Marmeladigkeit, nachhaltiger, eleganter Abgang.
Großartiger Strohwein, den sich jeder leisten kann und probiert haben sollte (knapp 20 EURO in der 0,375 -l-Flasche im hiesigen Fachhandel).
Weiter geht es in Kürze mit den 9 Rotweinen.
LG
Bodo