Bordeaux 2008

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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octopussy
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von octopussy »

Hallo Andreas,

ich sehe das ja genauso. Wer anhand Parkers Äußerungen vor zwei Jahren auf die Idee kam, 2008 sei in der Breite besser oder gleich gut als 2005 oder 2000, der hat diese schon sehr optimistisch interpretiert.

Wahrscheinlich ist es wie nach Wahlen. Jeder interpretiert das Ergebnis in seinem eigenen Interesse. Wer ein Interesse daran hat, den großen Rückzieher bei Parker zu sehen (z.B. aus dem von Dir genannten Grund oder aber weil man so gerne von Anfang an recht gehabt hat oder weil man sich freut, dass Parker mal nicht voll ins Schwarze getroffen hat, oder oder oder), der sieht den großen Rückzieher. Alle anderen sehen eine kleine Korrektur, die aus Parkers Sicht aber immer noch einen überdurschnittlich guten Jahrgang hinterlässt.
Beste Grüße, Stephan
C9dP
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von C9dP »

Hallo zusammen,

ich freue mich auch über die eigentlich positiven Bewertungen für einen bezahlbaren Jahrgang und hoffe, dass ich mich auch in einigen Jahren noch über meine erste Subs freuen kann. Ich freu mich auf jeden Fall, mit La Fleur Petrus, Pontet Canet, Lafite, Confession, Fieuzal, Leo-B (Magnum für 74,- Euro gibt es wohl so schnell nicht mehr) und GPL augenscheinlich keine so schlechte Wahl getroffen zu haben. :D :geek:
Für 2010 werde ich wohl nicht großartig ordern, sondern in 2009 nochmal stöbern. Evtl. Sauternes, kleinere Bdx und/oder richtig gute Rhone (Santa Duc, St. Jean und Janasse).
Viele Grüße

Aloys
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Riesaux
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Riesaux »

weinfex hat geschrieben: P.S. 08 Lagrange ist übrigens der beste 89Punkte Wein,
den ich jemals im Glas hatte.... ;)
Das liest man gerne! :D

Gruß

Holger
Holger Bromm
weinfex
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von weinfex »

octopussy hat geschrieben: Wahrscheinlich ist es wie nach Wahlen. Jeder interpretiert das Ergebnis in seinem eigenen Interesse. Wer ein Interesse daran hat, den großen Rückzieher bei Parker zu sehen (z.B. aus dem von Dir genannten Grund oder aber weil man so gerne von Anfang an recht gehabt hat oder weil man sich freut, dass Parker mal nicht voll ins Schwarze getroffen hat, oder oder oder), der sieht den großen Rückzieher. Alle anderen sehen eine kleine Korrektur, die aus Parkers Sicht aber immer noch einen überdurschnittlich guten Jahrgang hinterlässt.
Hallo octopussy,

da ist ganz klar was dran, aber Nebel trübt halt die Sicht... ;)
So kocht man halt sein eigenes Süppchen um den Schein zu wahren, dabei gebe es
jede Menge Ansätze sich vernünftig mit der Thematik auseinanderzusetzen, doch leider
ist die journalistische Qualität in Deutschland, was das Thema Bordeaux angeht,
nicht ansatzweise vorhanden.
Ein Beispiel auf was ich raus will, der Bordeauxjahrgang 2008 kam extrem spät aus der Malo,
trotzdem bewertete ihn Parker, und er ist in der Regel noch rund 14 Tage vor den
offiziellen Primeurverkostungen in Bordeaux, extrem hoch, was nicht wirklich
Sinn macht. Nun könnte man sich ja nach dem warum fragen.
Als der Wein dann in der Flasche ist, rudert er auf ein realistisches Maß zurück, was richtig
ist, aber nicht zusammenpasst.
Übrigens kam auch der Jahrgang 2010 sehr spät aus der Malo, wurde bis jetzt nicht ansatzweise
thematisiert, wo wir wieder bei der journalistischen Qualität sind, Parker bewertet relativ
verhalten (auch hier könnte man sich fragen warum, schliesslich hat er in mit 05 und 09
zum besten Jahrgang seiner Karriere bezeichnet), und hat somit in zwei Jahren ordentlich Platz
zu einer Aufwertung, was man mir in diesem Moment sicher noch nicht glauben wird, was aber auch
nicht wirklich wichtig ist, wichtig ist nur, dass Ihr Euch dann an diese Sätze erinnert... :D
Grüsse weinfex
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Mr. Tinte
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Mr. Tinte »

Hallo Andreas,
Werde mich erinnern. Versprochen. Was heisst das nun? Du erwartest, dass die Benotungen nach oben klettern?
Liebe Grüsse,

Goce
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harti
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von harti »

Hallo Andreas,

lassen wir doch einfach Zahlen sprechen - nachfolgend die Durschnittsbewertungen von Parker für die besten 50 Rotweine des Jahrgangs:

1999 - 91,82
2000 - 96,88
2001 - 93,34
2002 - 91,46
2003 - 94,58
2004 - 92,77
2005 - 96,60
2006 - 94,28
2007 - 91,80
2008 - 94,66

2008 ist in dieser Auswertung deutlich hinter 2000 und 2005, aber noch vor 2003 und 2006. Damit gehört 2008 - laut Parker - zu den besten Jahrgängen dieses Zeitraums.

Grüße

Hartmut
weinfex
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von weinfex »

Sag ich doch, Danke Hartmut für die Tabelle!
Erlaube sie mir "auszuleihen" ;) , für ein
FB Posting....
Grüsse weinfex
weinfex
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von weinfex »

Mr. Tinte hat geschrieben:Hallo Andreas,
Werde mich erinnern. Versprochen. Was heisst das nun? Du erwartest, dass die Benotungen nach oben klettern?
Hallo Goce,

ja. Für mich gibt es besonders auf der linken Seite einiges
an Luft nach oben...
Grüsse weinfex
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innauen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von innauen »

Hallo,

das Gespräch über 2008 erinnert mich ein wenig an die Börsennachrichten kurz vor der Tagesschau. "Verlierer des Tages ist Apple". Klingt dramatisch, aber die Aktie ist absolut betrachtet immer noch sehr teuer. Gleiches ist gestern Nacht passiert. Parker hat tatsächlich eine gemessen an früheren Bewertungen einen heftigen Schnitt vorgenommen. Die absolute Zahl der Korrekturen ist sehr hoch und gemessen an früherem Verhalten von Parker ungewöhnlich. Wer darauf vertraut hat, dass Parker Korrekturen vielleicht sogar nach oben, aber nach unten jedenfalls nur in dem Maße vornimmt, wie er das früher getan hat, muss jetzt sehr enttäuscht sein. Die vielen 92-94+ Angaben haben schon verdammt hohe Erwartungen geschürt. Ich kann daher alle verstehen, die im Vertrauen auf eine stabile Parker-Note jetzt sauer sind.

Ist der Jahrgang deswegen schlecht oder ein "Wundertütenjahrgang", wie ein Kritiker schreibt, der sich jetzt bestätigt fühlt? Dafür habe ich auch ein paar Zahlen parat. Es lohnt ein Vergleich nicht nur in der Breite, sondern auch in der Spitze mit den Jahrgängen 2001, 2002, 2004, 2006 und 2007. Diese sind auch im Parkerschema immer noch deutlich schlechter als 2008 bewertet. Weine mit 95+ (ich denke, dass ist eine kritische Punktemarke) gab es

2004 : 6
2006 : 19
2007 : 3
2008 : 24

Das ist vielleicht hilfreich, um die Güte des Jahrgangs richtig einzuschätzen. Andreas hat Recht. Niemand hat je gesagt, dass 2008 ein Jahrhundertjahrgang wäre. Aber ein guter bis sehr guter Jahrgang ist er vor allem in Pomerol, St. Emilion und bei den linksufrigen Gütern mit guten Böden gleichwohl. Hätte Parker gleich anfänglich etwas konservativer bewertet, wären die späten Güter der Kampagne wie Ducru und Cos nicht so teuer auf den Markt gekommen und hätten Kritiker, die sich jetzt bestätigt fühlen, damals aber Haut Bailly mit 87, Ducru mit 89-91 und Pontet Canet mit 87-89 Punkten abgestraft haben (alle bei Parker mit 95+ bewertet und nicht nur der sieht sie gut. Und der gemeinte Journalist hat sich mitnichten korrigiert) etwas vorurteilsfreier geurteilt, hätten wir diese Diskrepanz heute nicht.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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octopussy
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von octopussy »

innauen, mehr braucht man dazu eigentlich nicht sagen. Ein Mancunian (oder in der Sprache von Franz Beckenbauer: ein Manchesteraner :oops: :lol:) würde ausrufen: "you nailed it".

Einen Aspekt möchte ich aber zusätzlich noch in den Ring werfen: Man bekommt den Eindruck, dass Robert Parker jr. wie so oft natürlich die einzelnen Weine des Jahrgangs objektiv anhand ihrer Qualität beurteilt hat (ok, Hassweine von ihm wie Figeac oder Ferrière diesbezüglich unter Vorbehalt). Mir scheint es aber trotzdem, dass er den Jahrgang in der Gesamtheit wieder mal gut einordnen kann. Darauf deutet hin, dass auch ein paar andere nicht unbedeutende Weinjournalisten den Jahrgang insgesamt ganz gut sehen, wenn auch nicht als Jahrhundertjahrgang. Als Beispiele seien nur Rene Gabriel, Neil Martin, Jancis Robinson und Julia Harding, Michel Bettane & Thierry Dessauve zu nennen.

Dagegen stehen diejenigen (oder derjenige), für die/den ein Jahrgang in der Gesamtheit anscheinend nur etwas bedeutet, wenn die Top-Weine in einer dreitägigen 1811 bis 2010 Vertikale in den Top 20 landen. Worum geht es denn bei der Weinkritik von Weinjournalisten? Darum, einen 2010 Latour mit den Top-10 Vorgänger-Weinen aus den letzten beiden Jahrhunderten zu vergleichen, die kaum jemand jemals ins Glas bekommen wird? Oder darum, dem gemeinen Bordeaux-Liebhaber eine Guidance zu geben, was er für bezahlbares Geld kaufen soll? Das kann man so oder so sehen. Die zweite Kategorie, in die Robert Parker trotz aller Kritik fällig, ist mir erheblich lieber. Denn mit deren Urteil kann ich als Konsument wirklich etwas anfangen :!:.

Puh, das musste jetzt mal raus.
Beste Grüße, Stephan
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