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Bernhard Huber

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EThC

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Re: Bernhard Huber

BeitragSo 20. Mär 2022, 15:08

Der Wein-Schwede hat geschrieben:wenn ich so grosse Preissteigerungen an meine Kunden machen würde, dann hätte ich nicht viele Kunden mehr.
...leider werden mir meine Leistungen auch nicht um jeden Preis aus den Händen gerissen, also muß ich immer fein vorfühlen "was geht", ohne daß der Kunde bezüglich meiner Honorare nachhaltig ins Grübeln kommt. Renommierter Weingutsbesitzer müßte man halt sein... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Figeac78

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Re: Bernhard Huber

BeitragDi 5. Apr 2022, 21:37

Um die Huber-Diskussion mal wieder etwas anzufachen. Ich habe gerade den dritten Tag in Folge die Alten Reben Spätburgunder 2019 im Glas. Während der Wein direkt nach dem öffnen mit intensiver Kirschfrucht aufwartete, etwas schwerfällig und sogar etwas alkoholisch wirkte (13 % lt. Etikett) und man meinte das recht heiße Jahr zu schmecken, war der Wein an zweiten und heute am dritten Tag deutlich schöner. Bei 17 – 18 Grad Trinktemperatur wirkt der Wein heute sehr ausgewogen. Frucht, Säure, Gerbstoffe und Holzansatz sind in ausgewogener Harmonie. Der Wein vermittelt den Eindruck einer vollen Traubenreife gepaart mit kühler Eleganz. Davon könnte ich glatt eine ganze Flasche am Abend trinken, wenn der morgige Tag nicht wäre. Die Alten Reben sind auch in diesem Jahrgang für einen Ortswein eine überragende Leistung trotz des Preises von mittlerweile 35 Euronen.

Um ein wenig zu der Diskussion über die Huber 15er beizutragen, Ich hatte in den letzten Monaten von Huber Alten Reben SB 17, Alten Reben SB 15 und Bienenberg SB GG 12 im Glas. Kurz aus der Erinnerung, die Alten Reben SB 17 war auf ähnlichem Niveau wie der oben beschriebene 19er, vielleicht noch etwa kühler. Die Alten Reben SB 15 schienen tatsächlich irgendwie in einem Loch zu sein, insgesamt etwas breit und einfach am Gaumen und weniger strukturiert. Vielleicht ändert sich das in der Zukunft noch, vielleicht aber auch die Folgen einer Experimentierphase im ersten „heißen“ Jahrgangs den Julian Huber allein verantwortet hat. Ich bleibe aber optimistisch. Richtig Klasse war aber das Bienenberg SB GG 12. Der hatte alles was einen großen Pinot Noir ausmacht, feinste Fruchtaromen, perfekte Säurestruktur, vielschichtige Tiefe und Eleganz. Das rechtfertigt irgendwie schon zumindest aus marktwirtschaftlicher Sicht die aktuellen GG Preise von Huber, insbesondere wenn man es in Relation zu den auch deutlich steigenden Preisen für Pinot Noirs von Spitzengütern in Deutschland und Frankreich sieht.

Und da ist man natürlich bei der Frage nach (noch) weniger gehypten Alternativen. Den von Rolf erwähnten Wageck SB Goldberg mag ich auch sehr gerne, auch da gibt es aktuell eine bescheidene Preiserhöhung. Praktisch in Fußwegweite von Wageck fallen mir da noch good old Knipser und Zelt in Laumersheim sowie Reibold in Freinsheim ein. Viele hier im Forum scheinen mir Knipser eher skeptisch gegenüber zu stehen, aber auch hier ändert sich die Vinifikation in kleinen Schritt hin zu mehr Frische und dort gibt es seit Jahren sehr stabile Preise (Obwohl, wenn man es auf Jahrgangsebene vergleicht muss man natürlich noch abwarten, zu welchen Preisen die 18er und 19er SB herauskommen werden.). Zelt, quasi vis-a-vis von Knipser macht interessante Weine aus ähnlichen Lagen wie Knipser, muss aber noch etwas seine Linie finden. Toll waren einige Weine von Reibold, die ich zuerst in der Gastronomie vor Ort kennen gelernt habe. Frische Weine mit Tiefe und Struktur. Neben den drei Spätburgundern gibt es hier auch einen schönen, aber immer schnell ausverkauften, Grenache. Es würde mich nicht wundern, wenn Reibold in den nächsten Jahren eine Performance wie Rings in den letzten Jahren hinlegen würde.

Was das Alterungspotential betrifft schätze ich Knipser- und Wageck-Weine aus eigener Erfahrung recht hoch ein, beide bieten auch immer wieder mal ältere Jahrgänge ab Weingut an. Bei Zelt und Reibold muss das die Zukunft zeigen. Apropos „Late Releases“, ich konnte nicht widerstehen und habe letzte Woche bei Huber eine Reservierung für eine Kiste mit 14er Malterdinger SB, 13er Alte Reben SB sowie 11er und 10er Bienenberg SB abgeschickt.

Gruß,
Detlef
Herzliche Grüsse,
Detlef
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Figeac78

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Re: Bernhard Huber

BeitragDi 5. Apr 2022, 22:56

Apropos Huber-Alternativen, hat von Euch in letzter Zeit mal jemand die aktuellen Jahrgänge der Wein Werkstatt Daniel Bach (einem langjährigen ehemaligen Mitarbeiter des Weinguts Huber) im Glas gehabt?
Herzliche Grüsse,
Detlef
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Weinschlürfer

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Re: Bernhard Huber

BeitragMi 6. Apr 2022, 11:10

Figeac78 hat geschrieben:Apropos Huber-Alternativen, hat von Euch in letzter Zeit mal jemand die aktuellen Jahrgänge der Wein Werkstatt Daniel Bach (einem langjährigen ehemaligen Mitarbeiter des Weinguts Huber) im Glas gehabt?


Ich einen von 2018. Hatte mich aber nicht sehr beeindruckt. Sehr dick und fett wenn ich mich richtig errinnere.

Aber ich habe noch eine Flasche und werde den auch mal probieren. Manchmal ists ja die Tagesform.
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stollinger

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Re: Bernhard Huber

BeitragMi 6. Apr 2022, 12:12

Figeac78 hat geschrieben:Apropos Huber-Alternativen, hat von Euch in letzter Zeit mal jemand die aktuellen Jahrgänge der Wein Werkstatt Daniel Bach (einem langjährigen ehemaligen Mitarbeiter des Weinguts Huber) im Glas gehabt?

Leider nicht die aktuellen Jahrgänge und auch nicht zuletzt. Eine 15er und zwei 16er: [Link1], [Link2].

Fett waren die nicht, für mich auch nicht besonders an Huber erinnernd. Nur ebenfalls Holz mit sehr hoher Qualität. Empfehlenswert!

Grüße, Josef
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Figeac78

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Re: Bernhard Huber

BeitragFr 29. Apr 2022, 11:10

Nach den Alten Reben 19 habe ich jetzt doch nicht widerstehen können und einen Bienenberg Spätburgunder GG 19 geöffnet. Das war leider ein kompletter Fehler. Der Wein hatte im Vergleich zu den alten Reben 19 am ersten Tag von allem Weniger. Struktur, Tiefe, Frucht, alles war nur zu erahnen. Am zweiten Tag war das etwas besser, aber immer noch weit entfernt von gereiften Bienenbergs. Ich denke, man sollte diesen Wein für mindestens 5 Jahre im Keller vergessen. Noch kurz ein Vergleich zu einem in derselben Woche getrunkenen Frederic Magnien, Morey-Saint-Denis 1er Cru Clos Sorbe 2017, ein vom Preis her vergleichbarer Wein, war ein angenehm zu trinkender Pinot ohne Ecken und Kanten, aber besondere Eleganz und Frische oder gar Sturktur und Tiefe suchte man dort vergebens. Da würde ich jeden gereiften Bienenberg vorziehen.
Herzliche Grüsse,
Detlef
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Nora

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Re: Bernhard Huber

BeitragMi 20. Jul 2022, 20:51

Der nächste Urlaubswein, über mehrere Tage geöffnet:

Bienenberg Chardonnay 2014

Farbe: blasses Goldgelb

Geruch: kaum Frucht, vielleicht etwas Zitrone; eher Pfeffer, Gemüse und Kräuter; heftig Zündplättchen; etwas Heu (schon sehr trocken); wunderschönes, feines Holz (riecht nach Fichtennadeln) gepaart mit harzigen und pilzigen Anklängen; ganz im Hintergrund folgt ein schwacher Honigton

Mund: auch hier kaum Frucht, zitronige Attacke; wieder der Hauch Honig und Heu; trotz der fehlenden Frucht hat der Wein eine sehr cremige Textur, die von Stunde zu Stunde deutlicher wird und Substanz gibt; dann kommt die sehr kräftige, aber keineswegs aggressive Säure (mein Mittrinker musste allerdings nach einem Glas passen) gepaart mit deutlicher Mineralik; hinten heraus zeigt sich ein kleiner Bitterton des spürbaren, aber sehr schönen Holzeinsatzes (Fichte); sehr langer Abgang, der stark von der Säure und dem Holz geprägt ist

Ja, der Wein ist säuerlich und wirkt karg, aber auch irgendwie sehr cremig, fein und faszinierend. Je länger man den Wein im Glas hat, desto mehr Facetten eröffnet er. Für den damaligen Preis von 38 Euro ein guter Kauf und ich freue mich noch ein paar Flaschen zu haben, um den Wein in den nächsten Jahren weiterverfolgen zu können.

VG, Nora
Zuletzt geändert von Nora am Mi 20. Jul 2022, 22:53, insgesamt 1-mal geändert.
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amateur des vins

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Re: Bernhard Huber

BeitragMi 20. Jul 2022, 21:15

Nora hat geschrieben:keineswegs aggressive Säure (mein Mittrinker musste allerdings nach einem Glas passen)
:lol: Gibt Dir das irgendwie zu denken?

2014 war ja der Jahrgang, der mich in die Huber-Welt eingeführt und sogleich für sie verloren hat. :twisted:

Hattest Du den Wein schon früher? Würdest Du sagen, Dein Säureempfinden bei ihm hat sich über die Jahre geändert? Und liegt das eher am Wein oder an Dir?
Besten Gruß, Karsten
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Nora

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Re: Bernhard Huber

BeitragDo 21. Jul 2022, 10:02

Klar, Karsten, die Säure ist schon sehr prägnant, keine Frage. Ich halte mich auch eher für säureempfindlich, nichtsdestotrotz empfand ich die Säure hier eben nicht als aggressiv, sondern eher als sehr reif und schön. Anders als bei dem Chardonnay AR 2015, siehe hier
viewtopic.php?f=54&t=677&p=147138&hilit=Nora#p147138

Ich hatte vor ca. 3 Jahren schon mal eine Flasche vom Bienenberg Chardonnay 14 aufgemacht. Und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, gab es keine signifikanten Unterschiede. Ich hatte ihn damals über 3 Tage getrunken und empfand ihn auch am letzten Tag am schönsten und harmonischsten.

VG, Nora
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Der Wein-Schwede

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Re: Bernhard Huber

BeitragSa 6. Aug 2022, 00:18

Huber Chardonnay Alte Reben 2015

Heute Abend eine Flasche entleert.
Ein sehr nachgefragter Jahrgang/Wein von Huber.

Nun sieben Jahre alt, ich erwarte einen reifen schönen Chardonnay von Burgunder Typ.
Die Nase ist vielfältig und sehr intensiv mit Kräutern, Rauch, Schießpulver, feinem Holz, reifer Zitrone.
Sehr komplex und soweit - Weltklasse!
Am Gaumen hält der Wein nicht was die Nase verspricht. Hier wird hauptsächlich Holz und scharfe Säure angeboten. Wo ist der Schmelz und die Fülle eines reifen Burgunders?

Nach drei Stunden:
In der Nase ist die Kraft und Aroma/Komplexität weg. Der Wein ist apfelig und wässrig geworden.
Und als Vergleich alle fantastische 2012er und 2013er Huber Chardonnay und Spätburgunder ich getrunken habe, und Wildenstein 2008! Habe eine am 7. Juni dieses Jahr geöffnet, WOW was für ein Wein!
Diese Huber 1.0 Weine war eine andere Klasse als die Huber 2.0 (ab 2014). Der Unterschied ist grösser bei den Chardonnays als bei den Spätburgundern.

Schön war die Zeit und die Jahre mit Huber, und die fantastischen Jahrgangspräsentationen in Malterdingen. Aber die Preise sind heftig gestiegen und die Qualität (nach meiner Meinung) nach unten gegangen, und ich habe neue Favoriten gefunden. :)

Gruß
Rolf

PS. Naja, die Zeit ist nicht ganz vorbei, ich habe noch ca. 40 Huber Flaschen im Keller zu entleeren. ;)
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