Mit plakativer "Naturweinstilistik" kann ich wenig anfangen, das ist eher nicht meins. Letztens habe ich mir aber 'was Dezentes aus der Ecke besorgt und hatte noch Platz in der Kiste. Zeit für ein Experiment (in mehrerlei Hinsicht!):
Matthias Warnung, Wild Bunch 7 Years In TibetWahrscheinlich könnte man hier vom Jahrgang 2013 sprechen; jedenfalls handelt es sich um "Wein aus Österreich trocken L WB2/13". 13% steht auch noch drauf. Laut Händlerangaben wurde der Wein 7 Jahre im großen Holzfaß nach Art eines
Jura non ouillé, also nicht aufgefüllt unter einem Hefeflor, ausgebaut. Und das mir, wo ich Jura doch vor vielen Jahren schon auf die Schwarze Liste gesetzt habe!
Der Wein ist goldgelb. Nach dem Einschenken sieht man für einige Sekunden Kohlensäurebläschen, die jedoch schnell das Weite suchen.
Die Nase ist erstaunlich "zivilisiert": Ich assoziiere Wachsblumen, Birnenschale und im Hintergrund dezent etwas Oranges, vielleicht Physalis. Das ganze ist
vivace und leicht würzig.
Auch am Gaumen ganz leichte Kohlensäure, die aber sehr schnell nur noch unterschwellig Frische verleiht. Man schmeckt, daß der Wein "anders" ist, dabei aber nicht penetrant gewollt schräg. Sehr feiner Grip und eine gewisse Herbe, die wieder an die Birnenschalen erinnert, geben zusätzlich Spannung. Beim Schlucken kommt eine ganz leichte Räuchernote hinzu - oder ist das doch mein Forellenbrötchen?
Ach ja, die Rebsorte wäre Grüner Veltliner. Der Würznote kann man es glauben, wenn man's weiß, aber mich würde wundern, wenn das
irgendjemand blind erkennt. Macht aber nix, denn das Zeug ist auch ohne diese Kenntnis ziemlich lekker™. Und entweder ist das, was mir Jura vergrault hat, nicht obligat, oder es war doch Savagnin, den ich nicht mochte - oder Matthias Warnung hat's einfach 'raus.
Ups, habe ich das gerade geschrieben?
Richtig gut jedenfalls, und daher habe ich gerade noch ein paar Flaschen aus anderer Quelle nachgeordert.