@Kle
Danke für deine Zeilen, da habe ich mich doch direkt wiedererkannt , und selbst mit ein paar Jahren Erfahrung lernt man immer wieder dazu.
Das Problem sind die immer neu aufkommenden Entdeckungsgelüste, es gibt ja so viel Weine auf der Welt zu entdecken, das ist einfach spannend und großartig.
Zum Glück ist noch Platz im Keller, neues Regal muss noch aufgebaut werden .
Gruß Heiko
Bordeaux 2018
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Re: Bordeaux 2018
Als Trost.
Der 19er Phelan kommt ja demnächst.
Der ist ein grandioser Wein und sicherlich offen wie ein Scheunentor.
Der 19er Phelan kommt ja demnächst.
Der ist ein grandioser Wein und sicherlich offen wie ein Scheunentor.
Re: Bordeaux 2018
...es scheint in der Tat eine gute Lösung, jedes Jahr zur „Markteinführung“ die neueste Abfüllung eines Château zu probieren, bis eine ältere ausreichend gealtert ist. Das könnte bezüglich Phélan Ségur ein interessantes Hobby werden…
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Tristram Shandy
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Re: Bordeaux 2018
...zumal das im Vinifikationsstil seit Längerem berücksichtigt wird.
Die Weine gefallen durchaus früh.
Die Weine gefallen durchaus früh.
Re: Bordeaux 2018
Noch mal vier 2018er - einmal Margaux, dreimal Pessac-Léognan. Alle Weine pop&pour.
Ferrière 2018 (Margaux 3eGCC) 14,5%Vol. Der Wein schafft es, trotz der 14,5% Alkohol eine absolut transparente, beinahe verspielte Aromatik zu zeigen: rotfruchtig, floral (Veilchen), vielschichtig. Feine Säure, feinkörniges, dichtes, aber nicht klotziges Tannin, schwungvoll. Sehr Margaux, und sehr, sehr schön.
Domaine de Chevalier rouge 2018 (Pessac-Léognan GCC) 14,5%Vol. Deutlich dichter als der Ferrière, mehr Substanz, hat aber Schwierigkeiten, diese Substanz zu verarbeiten - wirkt vergleichsweise schwerfällig und etwas träge. Berappelt sich mit Luft und wird dann komplexer, aber elegant ist das auch dann nicht gerade, beeindruckt mehr durch Wucht als durch Vielschichtigkeit. Mal sehen, was draus wird. Im Moment würde ich sagen: ein gepflegter Langweiler auf hohem Niveau.
Haut Bailly 2018 (Pessac-Léognan GCC) 14,5%Vol. Der zeigt dem DdC, wo in der AOC der Hammer hängt, aber dermaßen... da ist schon ein klarer Klassenunterschied. Extrem vielschichtig, da fällt zuerst eine intensive Fliedernote auf, dann alle möglichen blauen und roten Früchte, durchzogen von einer schönen Säure, die den Wein sehr frisch wirken lässt. Nicht weniger Substanz als der DdC, aber viel komplexer und subtiler. Potentiell groß.
Les Carmes Haut Brion 2018 (Pessac-Léognan) 13,5%Vol. - tatsächlich einen ganzen Prozentpunkt weniger als die drei anderen, aber dennoch nicht weniger aromatische Konzentration. Qualitativ auf Augenhöhe mit dem Haut Bailly, aber so ganz anders. Hier schlägt der Cabernet Franc voll durch, etwas rote vollreife Paprika, sehr deutliche Kräutertöne, die Frucht eher auf der roten Seite, dann sehr deutlich erdig; elegant und sehr trinkanimierend. Ebenfalls potentiell groß; ich vermute aber, dass der Wein bei einer Pessac-Léognan-Horizontale immer etwas aud dem Rahmen fallen wird. Hier macht jemand sein ganz eigenes Ding.
Gruß
Ulli
Ferrière 2018 (Margaux 3eGCC) 14,5%Vol. Der Wein schafft es, trotz der 14,5% Alkohol eine absolut transparente, beinahe verspielte Aromatik zu zeigen: rotfruchtig, floral (Veilchen), vielschichtig. Feine Säure, feinkörniges, dichtes, aber nicht klotziges Tannin, schwungvoll. Sehr Margaux, und sehr, sehr schön.
Domaine de Chevalier rouge 2018 (Pessac-Léognan GCC) 14,5%Vol. Deutlich dichter als der Ferrière, mehr Substanz, hat aber Schwierigkeiten, diese Substanz zu verarbeiten - wirkt vergleichsweise schwerfällig und etwas träge. Berappelt sich mit Luft und wird dann komplexer, aber elegant ist das auch dann nicht gerade, beeindruckt mehr durch Wucht als durch Vielschichtigkeit. Mal sehen, was draus wird. Im Moment würde ich sagen: ein gepflegter Langweiler auf hohem Niveau.
Haut Bailly 2018 (Pessac-Léognan GCC) 14,5%Vol. Der zeigt dem DdC, wo in der AOC der Hammer hängt, aber dermaßen... da ist schon ein klarer Klassenunterschied. Extrem vielschichtig, da fällt zuerst eine intensive Fliedernote auf, dann alle möglichen blauen und roten Früchte, durchzogen von einer schönen Säure, die den Wein sehr frisch wirken lässt. Nicht weniger Substanz als der DdC, aber viel komplexer und subtiler. Potentiell groß.
Les Carmes Haut Brion 2018 (Pessac-Léognan) 13,5%Vol. - tatsächlich einen ganzen Prozentpunkt weniger als die drei anderen, aber dennoch nicht weniger aromatische Konzentration. Qualitativ auf Augenhöhe mit dem Haut Bailly, aber so ganz anders. Hier schlägt der Cabernet Franc voll durch, etwas rote vollreife Paprika, sehr deutliche Kräutertöne, die Frucht eher auf der roten Seite, dann sehr deutlich erdig; elegant und sehr trinkanimierend. Ebenfalls potentiell groß; ich vermute aber, dass der Wein bei einer Pessac-Léognan-Horizontale immer etwas aud dem Rahmen fallen wird. Hier macht jemand sein ganz eigenes Ding.
Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux 2018
Danke, Ulli, für die interessanten Notizen!
Dein Eindruck von Ferrière bestätigt meine Begegnung mit dem Wein am 4. April. Hier bin ich gespannt, was 2019 und 2020 bringen werden, ob hier das neu gewonnene Niveau konsolidiert werden kann (und wohin es mit den Preisen geht...) Hattest du Durfort 18 bereits im Glas? Der Gemahl wird ja wohl auf seinem Deuxième nicht zurückstehen wollen.
Beim DdC bin ich gespannt, was der 19er mit (gemäß Primeurverkostung) 1% weniger Alkohol bringt. Dem Wein bekommt das Wuchtige von seiner Anlage her ja so gar nicht, das Langweilige vielleicht schon, wenn damit das Gefällige gemeint ist... Der 20er wollte mir bei der Verkostung mit Adrian vV im April übrigens nicht recht gefallen. Aber hier war's vielleicht der Transport, welcher der Musterflasche nicht bekam. Jedenfalls überzeugte das Fassmuster nicht.
Die Komplexität von Haut Bailly ist dem Namen und der langjährigen Qualität des Weins quasi geschuldet. Und LCHB scheint mir in Pessac-Léognan eine Singularität zu entwickeln, vergleichbar ein wenig derjenigen von Figeac in Saint-Emilion.
Gruß
Jean
Dein Eindruck von Ferrière bestätigt meine Begegnung mit dem Wein am 4. April. Hier bin ich gespannt, was 2019 und 2020 bringen werden, ob hier das neu gewonnene Niveau konsolidiert werden kann (und wohin es mit den Preisen geht...) Hattest du Durfort 18 bereits im Glas? Der Gemahl wird ja wohl auf seinem Deuxième nicht zurückstehen wollen.
Beim DdC bin ich gespannt, was der 19er mit (gemäß Primeurverkostung) 1% weniger Alkohol bringt. Dem Wein bekommt das Wuchtige von seiner Anlage her ja so gar nicht, das Langweilige vielleicht schon, wenn damit das Gefällige gemeint ist... Der 20er wollte mir bei der Verkostung mit Adrian vV im April übrigens nicht recht gefallen. Aber hier war's vielleicht der Transport, welcher der Musterflasche nicht bekam. Jedenfalls überzeugte das Fassmuster nicht.
Die Komplexität von Haut Bailly ist dem Namen und der langjährigen Qualität des Weins quasi geschuldet. Und LCHB scheint mir in Pessac-Léognan eine Singularität zu entwickeln, vergleichbar ein wenig derjenigen von Figeac in Saint-Emilion.
Gruß
Jean
Re: Bordeaux 2018
Hallo Jean,pessac-léognan hat geschrieben: Hattest du Durfort 18 bereits im Glas?
die Notiz findest Du hier: viewtopic.php?f=21&t=5328&p=145124&hili ... rt#p145124
Gruß
Ulli
- vanvelsen
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Re: Bordeaux 2018
Danke UlliUlliB hat geschrieben:Noch mal vier 2018er - einmal Margaux, dreimal Pessac-Léognan. Alle Weine pop&pour.
Ferrière 2018 (Margaux 3eGCC) 14,5%Vol. Der Wein schafft es, trotz der 14,5% Alkohol eine absolut transparente, beinahe verspielte Aromatik zu zeigen: rotfruchtig, floral (Veilchen), vielschichtig. Feine Säure, feinkörniges, dichtes, aber nicht klotziges Tannin, schwungvoll. Sehr Margaux, und sehr, sehr schön.
Domaine de Chevalier rouge 2018 (Pessac-Léognan GCC) 14,5%Vol. Deutlich dichter als der Ferrière, mehr Substanz, hat aber Schwierigkeiten, diese Substanz zu verarbeiten - wirkt vergleichsweise schwerfällig und etwas träge. Berappelt sich mit Luft und wird dann komplexer, aber elegant ist das auch dann nicht gerade, beeindruckt mehr durch Wucht als durch Vielschichtigkeit. Mal sehen, was draus wird. Im Moment würde ich sagen: ein gepflegter Langweiler auf hohem Niveau.
Haut Bailly 2018 (Pessac-Léognan GCC) 14,5%Vol. Der zeigt dem DdC, wo in der AOC der Hammer hängt, aber dermaßen... da ist schon ein klarer Klassenunterschied. Extrem vielschichtig, da fällt zuerst eine intensive Fliedernote auf, dann alle möglichen blauen und roten Früchte, durchzogen von einer schönen Säure, die den Wein sehr frisch wirken lässt. Nicht weniger Substanz als der DdC, aber viel komplexer und subtiler. Potentiell groß.
Les Carmes Haut Brion 2018 (Pessac-Léognan) 13,5%Vol. - tatsächlich einen ganzen Prozentpunkt weniger als die drei anderen, aber dennoch nicht weniger aromatische Konzentration. Qualitativ auf Augenhöhe mit dem Haut Bailly, aber so ganz anders. Hier schlägt der Cabernet Franc voll durch, etwas rote vollreife Paprika, sehr deutliche Kräutertöne, die Frucht eher auf der roten Seite, dann sehr deutlich erdig; elegant und sehr trinkanimierend. Ebenfalls potentiell groß; ich vermute aber, dass der Wein bei einer Pessac-Léognan-Horizontale immer etwas aud dem Rahmen fallen wird. Hier macht jemand sein ganz eigenes Ding.
Gruß
Ulli
DdC war en Primeur recht mollig, hat aber an Finesse gewonnen, als ich ihn bei Arrivage im Glas hatte. Stilistisch gefallen mir Haut-Bailly und Carmes aber besser - Carmes mit einem eigenen, modernen Stil und top Tanninen, Haut-Bailly als Klassiker!
Gruss, Adrian
Re: Bordeaux 2018
An die Beschreibung des Ferrière schließend kurz die Anmerkung, daß auch der neulich getrunkene Rauzan-Ségla wunderbar Margaux-haft daherkam, trotz des hohen Alkoholgehalts von ebenfalls 14.5%. Superbe, nahtlose Seidigkeit und Eleganz.
Allerdings hatte ich ein kleines, aber überraschendes Problem mit dem Wein: er war zu fruchtig. Ist natürlich ansatzweise dämlich, einem Wein, den man absichtlich in der Primärfruchtphase aufreisst, eben diese Primärfrucht vorzuwerfen, aber zum Lammkarrée in Kräuterkruste mit Minzsauce war's wirklich zu viel. Schon deshalb werde ich ihm ein bis zwei Jahrzehnte Flaschenreife gönnen.
Les Carmes Haut Brion ist noch in der Pipeline, aber gut zu wissen, daß er noch offen ist.
Cheers,
Ollie
Allerdings hatte ich ein kleines, aber überraschendes Problem mit dem Wein: er war zu fruchtig. Ist natürlich ansatzweise dämlich, einem Wein, den man absichtlich in der Primärfruchtphase aufreisst, eben diese Primärfrucht vorzuwerfen, aber zum Lammkarrée in Kräuterkruste mit Minzsauce war's wirklich zu viel. Schon deshalb werde ich ihm ein bis zwei Jahrzehnte Flaschenreife gönnen.
Les Carmes Haut Brion ist noch in der Pipeline, aber gut zu wissen, daß er noch offen ist.
Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)
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Re: Bordeaux 2018
Eigentlich traue ich mich ja kaum, in diesem Thread die VKN des Billig-BDX, den ich am Freitag zusammen mit Ralf getrunken habe, zu veröffentlichen, aber ich bin dann doch mal so dreist:
In einem anderen Thread postete der von mir geschätzte Mitforumianer toff neulich zum Chateau Bonnet Reserve die folgende Nebenbemerkung:
"Ich hatte den jetzt schon ziemlich lange nicht mehr, aber früher, als ich noch regelmäßig bei Jacques einkaufte, habe ich den öfter getrunken. Nach meiner Erinnerung war das nichts süßlich-marmeladiges, sondern eher ein klassischer Bordeaux. Vielleicht kein Ausbund an Komplexität, aber in seiner Preisklasse durchaus ok. Ist allerdings schon etliche Jahre her und die Stilistik kann sich natürlich geändert haben."
Der 2018er bestätigt toffs Zeilen auf eine erfreuliche Art - süßlich-marmeladig-international wirkt er überhaupt nicht. Ich kenne natürlich genug andere Rote aus allen möglichen anderen Regionen, für die ich weit eher um die 10 Euronen hinlegen würde (Bordeaux ist für mich nahezu durchgängig kein Thema mehr), aber von Schülern habe ich schon viele deutlich schlechtere Weine als Geschenk erhalten.
Herzliche Grüße
Bernd
In einem anderen Thread postete der von mir geschätzte Mitforumianer toff neulich zum Chateau Bonnet Reserve die folgende Nebenbemerkung:
"Ich hatte den jetzt schon ziemlich lange nicht mehr, aber früher, als ich noch regelmäßig bei Jacques einkaufte, habe ich den öfter getrunken. Nach meiner Erinnerung war das nichts süßlich-marmeladiges, sondern eher ein klassischer Bordeaux. Vielleicht kein Ausbund an Komplexität, aber in seiner Preisklasse durchaus ok. Ist allerdings schon etliche Jahre her und die Stilistik kann sich natürlich geändert haben."
Der 2018er bestätigt toffs Zeilen auf eine erfreuliche Art - süßlich-marmeladig-international wirkt er überhaupt nicht. Ich kenne natürlich genug andere Rote aus allen möglichen anderen Regionen, für die ich weit eher um die 10 Euronen hinlegen würde (Bordeaux ist für mich nahezu durchgängig kein Thema mehr), aber von Schülern habe ich schon viele deutlich schlechtere Weine als Geschenk erhalten.
Herzliche Grüße
Bernd