Farbtiefe von Rotweinen

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
weinfex
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Farbtiefe von Rotweinen

Beitrag von weinfex »

Rinquinquin hat geschrieben: Das Weingut von Fürst liegt knapp 300 km nördlicher als das von Huber, ob dadurch die hellere Farbe von Fürsts Wein entsteht oder eher vom Weinberg oder dem Ausbau des Weins?

Gruss von Rinquinquin

Hallo Rinquinquin,

auf jeden Fall weder wegen der räumlichen Lage, noch wegen dem Weinberg.
Lesezeitpunkt und Ausbau sind diesbezüglich die zu stellenden "Schrauben"...
Grüsse weinfex
olifant
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von olifant »

weinfex hat geschrieben:
Rinquinquin hat geschrieben: Das Weingut von Fürst liegt knapp 300 km nördlicher als das von Huber, ob dadurch die hellere Farbe von Fürsts Wein entsteht oder eher vom Weinberg oder dem Ausbau des Weins?

Gruss von Rinquinquin

Hallo Rinquinquin,

auf jeden Fall weder wegen der räumlichen Lage, noch wegen dem Weinberg.
Lesezeitpunkt und Ausbau sind diesbezüglich die zu stellenden "Schrauben"...
... nicht zu vergessen, die selektierten Klone.

M.E. wohl im Ausbau Art und Länge der Mazeration und vorallem Länge und Temperatur der Fermentation, mit gewählter Art der Fermentationstechnik (z.B. Roto-Fermenter, ...).
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
weinfex
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von weinfex »

Hallo Ralf,

Klone sind sicherlich ein Thema, aber halt
in Abhängigkeit mit dem Lesezeitpunkt.
Grundsätzlich gilt, je früher umso heller, je später umso dunkler...
Grüsse weinfex
AH.
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von AH. »

Das Weingut von Fürst liegt knapp 300 km nördlicher als das von Huber, ob dadurch die hellere Farbe von Fürsts Wein entsteht oder eher vom Weinberg oder dem Ausbau des Weins?

Hallo,

das kann verschiedene Ursachen haben: Mehr Saftabzug, Deckwein (Dunkelfelder o.ä.), oxidativerer Ausbau. Dunkelfarbige Spätburgunder finde ich oft im Geschmack unerfreulich. Die 98er Huber "R" und "alte Reben" habe ich noch in bitterer Erinnerung (für mich ungenießbar).

Was für eine Delikatesse ist im Vergleich dazu doch z.B. die hellfarbige Ahrweiler Rosenthal Auslese 2001 vom Staatsweingut Marienthal.

Gruß

Andreas
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octopussy
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von octopussy »

Also das mit dem Lesezeitpunkt und dem Einfluss auf die Farbe verstehe ich nicht. Andreas, bitte nochmal genauer erläutern. Das interessiert mich.

Hier noch ein weiterer Erklärungsansatz, der allerdings bei einem kurzen Gegencheck auf der Website von Fürst eher nicht plausibel erscheint. Soweit ich weiß ist die Farbe beim Rotwein dunkler, wenn entrappt wird, als wenn mit Stielen vergoren wird, da die Stiele Farbstoffe absorbieren. Laut seiner Website werden bei Fürst aber die Beeren vor der Gärung meistens entrappt. Vielleicht war das beim 2007 Hunsrück nicht der Fall :?:
Beste Grüße, Stephan
weinfex
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von weinfex »

Hallo Octopussy,

in Deutschland praktiziert man meines Wissens keine
Teilentrappung (leider!). Es gibt zwar ein Winzer (versucht haben
es schon mehrere) der zumindest
letzten Jahrgang damit experimentierte und auch sehr
zufrieden mit dem Ergebnis war, aber mehr nicht.

Theoretisch gäbe es zwei Extreme, wobei man in
Deutschland inzwischen wohl eher eine gewisse Balance versucht.

Sehr früh ernten, also noch nicht ganz ausgereift, helle Farbe,
hohe Säure, länger haltbar, lange Entwicklung möglich
Sehr spät ernten, vollreif, "dunkle" Farbe, wenig(er) Säure, früher
Trinkreif, frühe Alterung (in Beispiel dafür war zum Beispiel jahrelang Dr. Hegers Mimus.
Inzwischen erntet er aber meines Wissens auch früher wie damals).

Ein weiterer wichtiger Punkt (Winzer wüssten bestimmt noch andere
Stellschrauben) in der "Farbenwahl" ist, ob bei der
Vergärung leicht geschwefelt wird (was die Farbe erhält/stabilisiert), oder
nicht (Verlust von Farbe)...
Grüsse weinfex
JDW2309
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von JDW2309 »

Hallo liebe Weinfreunde,
wo habt ihr denn diese Geschichtchen her? Also zunächst erstmal ist die Weinfarbe ein höchst kompliziertes Thema, was nicht einfach mit der Regel frühes Lesen ist gleich weniger Farbe ausgehandelt werden darf.
Die Traube benötigt Zeit um genügend Anthocyane einzulagern, jedoch sind andere Faktoren auch noch entscheidend, die die Farbe beeinflussen, der pH-Wert z.B., ist er hoch, das geschieht auch durch lange Reife, so verlieren die Anthocyane chemisch ihre Doppelbindungen. Diese Doppelbindungen sind farbaktiv, soll heissen sie geben rote bis bläuliche Farbe zurück, die wir dann im Rotwein sehen. Eine andere Geschichte ist die Farbstabilität. Anthocyane müssen stabiliert werden. Die Farbe eines Anthocyans wird durch ein Anthocyanidid bestimmt, daran hängt sich im normalfall ein Zucker, dass dieses stabiliert, damit das Zucker aber verbunden bleibt, brauchen wir noch einen Acylrest, den haben die Burgundersorten eben nicht, daher ist dort auch die Farbe instabiler.
Auch ist das Verhältnis zwischen Anthocyane und Polyphenole von 10:1 ausschlaggebend für eine Farbstabilisierung, ist dies ungleichmässiger, entsteht ein Farbverlust. Das ist natürlich alles Theorie und niemand geht in die Weinberge und misst genau die Phenole und die Anthocyane und weiss wann er dann zu lesen hat, so wird keine Qualität im Wein erstellt, da geht es ums schmecken und um Erfahrung und das ist es worauf es meiner Meinung drauf ankommt, so wird guter Wein gemacht und nicht anders!
Nix da mit Teilentrappung, das wäre zu oberflächlich behandelt, es kommt ja auch drauf an was man für Phenole im Wein haben mag, oder habt ihr gern grünen Charakter in euren Pinots?
Ach ja wer sagt denn bitteschön, dass Schwefel Farbe stabilisiert??? Schwefel bindet sich an Anthocyane und macht dieses farblos, daher sollte man warten bis sich die Anthocyane polymerisiert haben, also langkettig geworden ist, bis man schwefel hinzugibt, dann ist der effekt, der übrigens reversibel ist, im normalfall weniger bedeutender natur, und wehe mir schimpft jetzt einer über Schwefel, den brauchen wir alle im Wein verdammt nochmal!
Liebe Grüsse
Jörg
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Rinquinquin
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von Rinquinquin »

Uff - das wird ja jetzt richtig interessant, sehr schön. Auch wenn ich zugegebenermassen leichte Schwierigkeiten habe, diese physikalische Abhandlung zu verstehen.

Gruss von Rinquinquin
olifant
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von olifant »

Hallo Jörg,

interessante Abhandlung - aber warum so 'spitz'? Als 'Wissender' kann man gegenüber 'Unwissenden' gerne auch einen etwas milderen Ton anschlagen, auch wenn's dir darum geht Halbwissen den Gar aus zu machen ;) .

@ Irmgard: Es ist eine Abhandlung über chemische Prozesse in der Weinbereitung, nix physikalisches :shock: .
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
JDW2309
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Re: Bernhard Huber

Beitrag von JDW2309 »

Hallo Ralf,
danke für deine Anmerkung.
Das war weder böse noch vorwurfsvoll gemeint, ich habe mir dieses Wissen ja auch erlernen müssen. Dennoch habe ich diesen Ton angeschlagen um, wie du es so schön beschrieben hast, diesem Halbwissen dem Gar aus zu machen!
Denn dadurch bleibt sowas aber deutlicher in Erinnerung, auch wenn das nicht die feine englische Art ist!
Ich hätte das aber dazu sagen sollen um MIssverständnissen vorzubeugen, denn dazu sind ja Foren da, um sich auszutauschen!
Also gut, dass du das angemerkt hast!
Liebe Grüsse
Jörg
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