Später-Veit

amateur des vins
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Re: Später-Veit

Beitrag von amateur des vins »

Danke, Michael. Chambolle, erstaunlich! Ich hatte leider schon länger keinen mehr. Aber mein Bild ist das des charmantesten, seidigsten aller Burgunder. Also eigentlich das genaue Gegenteil des Vorgefundenen.
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
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Re: Später-Veit

Beitrag von Bernd Schulz »

Ollie hat geschrieben:Ich hätte aber schon gedacht, Lagencharakter sei ein wichtiges Kriterium für dich, Bernd, insofern kann ich deine Nachsicht mit dem Wein nicht nachvollziehen (aber das muss ich auch nicht können, deswegen haben wir ja unterschiedliche Wahrnehmungen und Meinungen, wie du schon schriebst).
Lagencharakter ist schon ein wichtiges Kriterium für mich, aber einerseits finde ich Patricks Überlegungen, die dahin zielen, dass man mit dem Charakter des Goldtröpfchens relativ automatisch die eher barocke Stilistik von Erzeugern wie R. Haart oder N. Weis verknüpft, beachtenswert - und andererseits rührt meine "Nachsicht" mit dem 2019er Armes daher, dass ich den Wein einfach sehr gerne getrunken habe. Ich liebe solche Kabis, die mit gerade mal 8 oder 8,5 % eher halbtrocken als wirklich süß wirken, und den Armes fand ich gerade wegen seiner zarten, ganz und gar unaufringlichen Frucht extrem animierend. Und ich muss ihn mir nicht fünfzehn Jahre weglegen (wie das eine oder andere Exemplar von R. Haart), bis er anfängt, richtigen Spaß zu verbreiten....

Ich melde mich vielleicht später noch mal zum Thema; nach anstrengender Tröterei in der Kirche ist zunächst Siesta angesagt.

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC
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Re: Später-Veit

Beitrag von EThC »

Ollie hat geschrieben:Basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen mit Weinen aus der Lage hätte ich von einem Goldtröpfchen halt etwas anderes erwartet. Und ich erlaube mir den Luxus, dann lieber ins "richtige" Fach greifen zu wollen, wo ich weiß, "jetzt kommt ein Goldtröpfchen". An noch einem Weinchen unspezifischer Herkunft bin ich einfach nicht mehr interessiert.
...ich kann das schon nachvollziehen, daß man es aufgrund der eigenen Erwartungshaltung besser findet, daß "wo Goldtröpfchen draufsteht, auch Goldtröpfchen drin ist", da man ansonsten enttäuscht ist. Ich lebe das aber ganz anders, denn solche Erwartungshaltungen hab' ich in der Regel einfach nicht, dafür werde ich seltener enttäuscht und häufiger positiv überrascht... :D
Viele Grüße
Erich

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EThC
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Re: Später-Veit

Beitrag von EThC »

Moselaner hat geschrieben:Erich war schneller!
Yippie :!: :lol:
Viele Grüße
Erich

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UlliB
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Re: Später-Veit

Beitrag von UlliB »

Moselaner hat geschrieben:Hallo Ulli und Olli,

habe gerade auf der alten Weinbaukarte von 1868 nachgeschaut: Es ist tatsächlich eine Parzelle im Goldtröpfchen.

Edit: Erich war schneller!
Ja, das hatte ich schon vermutet... das erklärt aber nicht den Ursprung dieses Namens. Da gibt es bei Parzellennamen ja eine Vielzahl denkbarer Quellen: charakteristische Geländestrukturen, die Namen von Vorbesitzern, bestimmte Gebaüde in oder nahe bei der Parzelle. Bei Armes erschließt sich das ja nun nicht unmittelbar, wenn man sich nicht an Ollies Verdacht orientieren möchte :lol:

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Später-Veit

Beitrag von Ollie »

Die innewohnende Ironie sollte nicht übersehen werden: "Armes" ist eine Parzelle im Goldtröpfchen. :lol:
Bernd Schulz hat geschrieben:Ich liebe solche Kabis, die mit gerade mal 8 oder 8,5 % eher halbtrocken als wirklich süß wirken
Sehr einverstanden. Aber solche Kabinette gibt's nun durchaus nicht selten (und seit einigen Jahren wieder deutlich verstärkt), und viele davon schmecken deutlich nach ihrer Lage. Da muss es für mich halt nicht ausgerechnet der hier sein.

Cheers,
Ollie
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Moselaner
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Re: Später-Veit

Beitrag von Moselaner »

[/quote]Patrick hat aber einen guten Punkt aufgebracht: würde dieser Ames-Kabinett in einem Vergleich mit den Goldtröpfchen von Julian Haart und Steinmetz wirklich hervorstechen? Fair enough, 2019 war ja nun ein eher seltsames Jahr, und ich habe schon lange keine Weine dieser beiden Erzeuger gehabt, mal sehen ob ich was auftreiben kann für einen Vergleich. Ich hatte schon ewig (seit 2014) keine Steinmetz-Rieslinge mehr, lustigerweise weil sie mir zu opulent waren. :lol:



Cheers,
Ollie[/quote]

Hallo Olli,

nur vorsichtshalber:
bei dem breiten Sortiment bezüglich der schieren Anzahl verschiedener Weine und Lagen ( in dann ziemlich kleiner Stückzahl pro Position) findet man bei Steinmetz auch immer noch opulente Sachen, je nachdem wie das Traubenmaterial war und der Wein im Keller bereit war zu gären.
Es wird dann nicht zwanghaft versucht, einen bestimmten Stil sortimentübergreifend durch zu drücken, sondern versucht aus den Gegebenheiten den besten Wein zu erzeugen.
Durch so ein Sortiment muss man sich im Zweifel durchprobieren, das kann auch dann anstrengend oder herausfordernd sein ;-).

Findet man bei Müllen übrigens in ähnlicher Form.
Habe kürzlich eine 17er Kirchlay Spätlese trocken geöffnet, dass war ein recht fetter Botrytiswein. War eine Einzelflasche und daher überraschend.

Das 2016er Goldtröpfchen GP als auch das Goldtröpfchen 2019 von Steinmetz waren jedenfalls alles andere als opulent im Kontext der Lage. Den 2019er finde ich im Midpreissegment (14,50 Euro) sehr gut.
Die 2019er Spätlese Goldkapsel ist da schon wesentlich einfacher blind zu erkennen, eigentlich eine kleine Auslese, aber ein toller Wein.
Von Julian Haart wird mit sehr großer Sicherheit aus 2019 nichts mehr zu bekommen sein. Der Hype ist immer noch groß und die Menge relativ klein.

Viele Grüße
Patrick
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EThC
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Re: Später-Veit

Beitrag von EThC »

...ich hab mir die Lage mal genauer auf der Karte angesehen, die ist ja mit gut 80 ha ziemlich groß und macht einen ziemlichen Bogen mit der Mosel, wobei die westlicheren Teile eher eine Exposition nach SO haben, die östlicheren eine nach SW und die mittleren nach Süden ( http://weinlagen.org/#lage_id=237 ). Da noch von EINER Lagentypizität sprechen zu wollen, ist aus meiner Sicht eher gewagt.

Das Gewann "Armes" liegt eher im westlichen Teil und grenzt an die historischen Lagen "Im Ergel" und "Hohreck" im Westen an, nicht weit östlich davon (nach "Schubertslay" sowie den historischen Lagen "Falkenberg" und "Wehr") war die ursprünglich viel kleinere historische Lage "Goldtröpfchen" angesiedelt.

Vielleicht bilden die entsprechenden Weine die (historische) Lagentypizität "Armes" ja perfekt ab... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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Ollie
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Re: Später-Veit

Beitrag von Ollie »

Ich stelle gerade fest, daß die Homepage des Weinguts noch nicht auf https umgestellt wurde. Well done.

Zum Goldtröpfchen: Als das historische Goldtröpfchen 1971 von einem Asteroiden getroffen wurde, haben sich die Trümmer ja in einem sehr großen Umkreis verstreut. Könnte eine Erklärung sein? Ich finde es immer noch seltsam, daß die besten Winzer der Mosel die für mich(!) besten Goldtröpfchen machen. Vielleicht weil sie die "besten" Lagen haben?

Einige finden den Wein nicht gut und für sich lagenuntypisch. Einige finden den Wein gut und für sich lagenuntypisch. Keiner findet den Wein gut und für sich lagentypisch. Weine, die beides erfüllen, gibt's aber zuhauf an der Mosel, warum also sollte man sich mit dem "Armes" nassmachen? Boole gewinnt.

Halt, halt, nicht so schnell! Auf der Webseite schreiben Später-Veit ja selbst, sie hätten Parzellen im GT mit leichten Böden, die filligrane Weine ergeben. Das könnte also durchaus ein parzellentypischer Kabinett sein! (Die Birne erinnert mich eher an Grauwacke, übrigens.) Wobei dann aber die Parzelle aber keiner von uns kennt, weil: "Armes", total singulär usw. -, also können wir nur über den Wein reden. (Alternativ dazu über das Weingesetz von 1971 oder dessen Novellierung 50 Jahre später.)

Und da ich gerade Klarstellung betreibe: Nicht der Wein sollte opulenter sein, sondern die Frucht. Das ist für mich nicht dasselbe. Schloss Lieser macht IMO fülligere Weine, da fühlen sich Kabinette oftmals wie Spätlesen an. Müllen ist zwar auch auf der stoffigeren Seite (z.B. sein Paradies), aber bleibt bei den Kabinette noch in meinem Rahmen. (Zumindest bis 2015, ich kaufe dort nicht mehr, deswegen kenne ich die Spätlese nicht, Patrick.) Max Ferd Richter macht auch sehr schlanke Sachen. Aber in allen Fällen ist die Frucht expressiver als beim "Armes" hier.

Aber für mich ist jetzt auch gut, der Kabinett war nur Beifang, und ich kenne die Rieslinge von Später-Veit weder in Raum noch Zeit. An die Roten, Leute, an die Roten! Die sind super! :lol:

Cheers,
Ollie
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Re: Später-Veit

Beitrag von Bernd Schulz »

Ollie hat geschrieben:Einige finden den Wein gut und für sich lagenuntypisch. Keiner findet den Wein gut und für sich lagentypisch. Weine, die beides erfüllen, gibt's aber zuhauf an der Mosel, warum also sollte man sich mit dem "Armes" nassmachen? Boole gewinnt.
Kabinette, die mir persönlich so viel Vergnügen bereiten wie der "Armes" 2019, finde ich nicht zuhauf an der Mosel. Und schon gar nicht zu einem Kurs von 9,50....
Ollie hat geschrieben:Und da ich gerade Klarstellung betreibe: Nicht der Wein sollte opulenter sein, sondern die Frucht. Das ist für mich nicht dasselbe.
Nein, Gesamtopulenz und Opulenz in der Frucht sind nicht dasselbe. Ich habe trotzdem Grund zu der Vermutung, dass die Frucht mit mehr Restsüße fruchtiger (opulenter) wirken würde. Und ich suche diese Fruchtopulenz nicht so unbedingt - in verschiedenen Weinen von Theo (Reinhold) oder weiland Johann Haart war sie mir oft schon zu aufdringlich.

Auf mich wirkt der Armes in sich stimmig; da passt alles zusammen, die rassige, aber nicht aggressiv wirkende Säure, der mäßige Restzucker, die zarte Frucht: Mosel-Kabinett, wie Moselkabinett (für mich :mrgreen: ) sein soll - und nach wie vor zu selten ist. Um KaJo Christoffel zu zitieren: "Die machen ihre Weine heute fast alle zu fett!"

Herzliche Grüße

Bernd
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