Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
OsCor
- Beiträge: 855
- Registriert: Do 4. Okt 2012, 18:36
- Wohnort: Oberrhein
Fr 15. Jan 2021, 15:32
Auf der Suche nach Angeboten für einen Greco di Tufo bin ich auf der Seite des Händlers superiore.de gelandet. Bass erstaunt - und erfreut! - war ich, als ich für die Weine eine ganze Latte von Informationen aufgelistet fand - unter anderem eben die Angabe des Gesamtextrakts in g/L. Hier im Forum tauchte dieser Begriff nur zwei Mal auf und die beiden Stellen haben mir nicht weiter geholfen bei der Frage: Was habe ich für einen Benefit durch diese Angabe?
Gruß Oswald
UlliB
- Beiträge: 4589
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27
Fr 15. Jan 2021, 15:45
OsCor hat geschrieben:Auf der Suche nach Angeboten für einen Greco di Tufo bin ich auf der Seite des Händlers superiore.de gelandet. Bass erstaunt - und erfreut! - war ich, als ich für die Weine eine ganze Latte von Informationen aufgelistet fand - unter anderem eben die Angabe des Gesamtextrakts in g/L. Hier im Forum tauchte dieser Begriff nur zwei Mal auf und die beiden Stellen haben mir nicht weiter geholfen bei der Frage: Was habe ich für einen Benefit durch diese Angabe?
Gesamtextrakt ist alles, was im Wein nicht leichtflüchtig ist - das heißt, gewissermaßen alles im Wein ohne Wasser und Alkohol: Zucker, Säuren, Glyzerin und andere Polyalkohole, Tannin, und anorganische Bestandteile. Zuckerfreier Extrakt = Gesamtextrakt minus Zucker. Beide Parameter werden in der Weinanalyse erhoben, um grobe Verfälschungen (= Wässern) erkennen zu können. Die praktische Bedeutung für den Weintrinker würde ich ziemlich nahe an Null ansetzen. Gruß Ulli
OsCor
- Beiträge: 855
- Registriert: Do 4. Okt 2012, 18:36
- Wohnort: Oberrhein
Fr 15. Jan 2021, 17:00
Auf der Suche nach Erklärungen für diesen Wert bin ich auch auf die Seite weinkenner.de gestoßen. Da wird zum Gesamtextrakt geschrieben: Niedrige Extrakte weisen v. a. Massenweine und Weine aus früh gelesenen Trauben auf. Sie übersteigen selten 19 Gramm pro Liter. Hohe Extraktwerte haben dagegen Weine, die spät, d. h. reif gelesen wurden. Die höchsten Extrakte (bis zu 30 Gramm pro Liter) findet man bei Weinen, deren Beeren schon leicht geschrumpelt sind und die einen nurmehr geringen Saftanteil aufweisen.
Kann ich demnach auch nicht den Umkehrschluss ziehen, dass Weißweine mit einem Gesamtextrakt von < 20 g/L dünne Plörren sein müssen? Gruß Oswald
UlliB
- Beiträge: 4589
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27
Fr 15. Jan 2021, 17:22
OsCor hat geschrieben:Auf der Suche nach Erklärungen für diesen Wert bin ich auch auf die Seite weinkenner.de gestoßen. Da wird zum Gesamtextrakt geschrieben: Niedrige Extrakte weisen v. a. Massenweine und Weine aus früh gelesenen Trauben auf. Sie übersteigen selten 19 Gramm pro Liter. Hohe Extraktwerte haben dagegen Weine, die spät, d. h. reif gelesen wurden. Die höchsten Extrakte (bis zu 30 Gramm pro Liter) findet man bei Weinen, deren Beeren schon leicht geschrumpelt sind und die einen nurmehr geringen Saftanteil aufweisen.
Kann ich demnach auch nicht den Umkehrschluss ziehen, dass Weißweine mit einem Gesamtextrakt von < 20 g/L dünne Plörren sein müssen?
Sorry, aber wer einen solchen Bullshit zum Gesamtextrakt schreibt, beweist damit nur, dass er keineswegs ein Weinkenner ist, sondern ein Ahnungsloser. Wie oben geschrieben: Zucker ist ein Bestandteil des Gesamtextrakts. Wenn also ein Supermarktwein 25 Gramm Restzucker hat (nicht so ganz ungewöhnlich) und dazu noch 15 Gramm zuckerfreien Extrakt, macht das 40 Gramm Gesamtextrakt. Das ist dann gleich super, oder wie? Wenn überhaupt, darf man nur auf den zuckerfreien Extrakt schauen, der nur ein Teil des Gesamtextrakts ist. Aber selbst der ist isoliert betrachtet absolut nicht aussagekräftig, da z.B. unterreife = säurereiche Weine typischerweise einen hohen zuckerfreien Extrakt aufweisen. Oswald: vergiss ganz einfach diesen Parameter. Der spielt keine Rolle, wenn man nicht gleichzeitig alle anderen analytischen Parameter zur Hand hat - und die hast Du nicht. Gruß Ulli
OsCor
- Beiträge: 855
- Registriert: Do 4. Okt 2012, 18:36
- Wohnort: Oberrhein
Fr 15. Jan 2021, 17:32
UlliB hat geschrieben:Oswald: vergiss ganz einfach diesen Parameter. Der spielt keine Rolle, wenn man nicht gleichzeitig alle anderen analytischen Parameter zur Hand hat - und die hast Du nicht.
Jaa, ich weiß, dass das Klammern an irgendwelche Laborwerte eigentlich nicht hilfreich ist. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis ich die Hoffnung darauf auch innerlich beerdigt habe. Danke, Ulli Oswald
Georg R.
- Beiträge: 485
- Registriert: Mi 26. Okt 2016, 20:59
- Wohnort: Hochrhein
Fr 15. Jan 2021, 19:33
Wenn ich blind bei einem Winzer ein Probierpaket bestelle, versuche ich immer ein paar Daten zu erwischen. Alkoholgehalt und das Verhältnis von Restzucker und Säure sind dann die Standardparameter, nach denen ich entscheide...könnte passen, oder nee, das passt sicherlich nicht.
Soweit ich mich erinnere waren es bisher zwei Winzer, die auch die Extraktwerke veröffentlichten, Johner und Bercher vom Kaiserstuhl. Beide erzeugen eher kräftige, gehaltvolle Weine, und ich vermute mal, dass man durch das Erwähnen des Extraktes dem Kunden mitteilen möchte: "Hier gibt es Stoff."
Wie aber Ulli schon schrieb, kann das auch in die Irre führen.
Gruss Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich. Mark Twain
Leo
- Beiträge: 239
- Registriert: So 4. Dez 2011, 18:59
Fr 15. Jan 2021, 19:50
Hallo Forum,
Ich kann Ulli´s Ausführungen nur unterstützen und darf hinzufügen:
Die Höhe des zuckerfreien Extraktes im Wein hängt auch nicht unwesentlich von der Rebsorte ( z.B. hat Rieslaner stets rel. hohe Werte, auch wenn er nicht im Auslesebereich ist ), aber mehr noch vom Mengenertrag,der Humusversorgung und vor allem auch von der Niederschlagsmenge während der Vegetationszeit ab.
SO Haben z.Bsp. deutsche Weine aus 2010 und 2013, Jahrgänge, die recht niederschlagsreich während des Rebenwachstum waren, meist recht hohe zuckerfreie Extraktwerte, d.h., die Wein wirken fülliger und nachhaltiger. Allerdings brauchen sie dann auch etwas mehr Zeit, um in die rechte Balance zu finden. Da ist schon einiges Feingefühl vom Kellermeister gefordert, nicht gleich herumdoktern, sondern Zeit zum Reifen lassen war angesagt.
Umgekehrt weisen z.B. die Weine aus 2018 ungewöhnlich niedrige zuckerfreie Extrakte ( nicht nur in D ) auf. Wie sich das auf deren Geschmack in vielen Fällen auswirkt, wissen die geübten Forumianer selbst nur zu gut.
Gruß Leo
Zurück zu Allgemeines Weinwissen
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast
|
|
|