Kle hat geschrieben:
All dies bestätigte eine langjährige Erfahrung: Mit eher günstigen Weinen erlebe ich seltener Enttäuschungen als mit eher teuren. Geht es aber um mehr als um kulinarischen Genuss, sondern um einen ästhetischen Schwebe- und Erregungszustand, für den im Hirn ein besonderer Platz reserviert zu sein scheint, dann stellt sich dieser fast immer mit Weinen über 30 Euro ein.
Interessant, was du schreibst: so ziemlich genau das wollte ich eigentlich im Eröffnungbeitrag sagen, vielleicht habe ich mich nicht so klar ausgedrückt.
Ich lese in deinem Beitrag und dem von EThC eine Zustimmung zu einer möglichen Kategorisierung, wo auch immer man genau die Grenzen zieht:
~20€ = hohe Qualität, trotzdem noch "alltagstauglich"
~30€+ Transzendiert diese Stufe zuweilen nochmal, komplexer, außergewöhnlicher. Kann aber natürlich auch einfach nur überteuert sein.
Gut fürs Portemonnaie: Höchste Freude muss verkraftet werden und so brauche ich sie nur ab und zu. Gute „Basisweine“ haben außerdem ganz eigene, so elementare wie großartige Qualitäten, an die ich einfacher gelange.
Da zieht doch wieder der Vergleich mit der Musik: Man will ja auch nicht jeden Tag Wagners Ring oder Mahler-Sinfonien hören. Manchmal ist etwas Leichtes angemessener und hat seine ganz eigenen, elementaren wie großartigen Qualitäten: z. B. eine simple Harmoniefolge mit einer eleganten Melodie, so wie die einfachen aber immer wieder schönen Primär-Fruchtaromen und die Frische eines Weißburgunders.
Ab und zu will man dann aber doch den schnöden Alltag transzendieren. Ein dazu fähiger Wein hat dann wohl, wie die entsprechende Musik doch etwas Kunstreligiöses, aber warum nicht. Ohne Emphase ist das Leben nichts.
@Bernd: Danke für die Tipps, ich recherchiere mal im Forum und werde ein paar dieser Weine ausprobieren, wahrscheinlich zunächst die Spätburgunder. Gerade hatte ich übrigens den Caspar C. 2014 vom Deutzerhof im Glas, der irgendwie wieder wunderbar kategorisiert werden kann: sehr feiner, bereits in der Nase komplexer und spannender Wein, für mich spürbar eine andere Kategorie als z. B. Patricia von Girlan oder einige andere 12€-Pinots, die ich probiert habe. Der "Wow"-Effekt war bei mir aber wiederum beim Sprecher von Bernegg Pinot Noir Vom Lindenwingert 2017 noch größer. Ich habe ihn in der Schweiz im Urlaub in einem Fachgeschäft entdeckt und dann gesehen, dass auch Lobenberg drauf abfährt. Würde dir vielleicht auch gefallen, Kle. Mich reizen die Bündner Pinots auch sehr. Leider kosten die Einstiegsweine, die hier 10–12€ kosten würden, dort mind. 20 Franken. Ich habe allerdings das Gefühl, im höheren Preissegment verschwindet der Preisunterschied (wie übrigens bei Restaurants auch).