In Rot hatte ich noch nichts aus einer PiWi im Glas, was mir wirklich gefallen hätte. In Weiß fand ich das eine oder andere aus Solaris und Johanniter ganz ansprechend - wobei "ansprechend" immer noch heißt, dass es bei mir keinen Kaufreflex ausgelöst hat.
Im Hinblick auf die Frage, ob PiWis eine Chance bei "echten" Weinliebhabern haben, wurde weiter oben ja schon erwähnt, dass es eine wichtige Voraussetzung wäre, wenn sich ein paar wirkliche Könner ernsthaft mit den Sorten befassen. Und das scheint mir (noch?) sehr selten der Fall zu sein. Wo ich Wein aus PiWis ins Glas bekommen habe, war das meistens von eher unbekannten Betrieben aus den hinteren Reihen. Wenn die aber schon mit ihren klassischen Sorten (welche die meisten ja immer noch neben den PiWis im Anbau haben) nichts wirklich Überzeugendes in die Flasche bringen, warum sollte es denen dann mit den PiWis gelingen?
Aber selbst wenn sich Könner damit beschäftigen würden, blieben noch eine ganze Reihe von Punkten offen:
- Bislang werden die PiWis genauso wie alle Neuzüchtungen zuvor relativ wahllos ausgepflanzt. Wenn die erstmal eine Sortenzulassung haben, kann jeder, der möchte, und dorthin, wo es ihm gerade in den Kram passt. Wie bei anderen Rebsorten auch gibt es aber auch für diese Sorten mit Sicherheit Standortpräferenzen, um die maximale Qualität herauszuholen: Kalk oder lieber nicht? Eher schwere oder eher leichte Böden? Urgestein? Frühe oder späte Lagen? Welche Unterlagsrebe ist standortabhängig optimal? Die Klärung dieser Fragen wäre schon mal ein Generationenprojekt.
- Hat man den optimalen Standort gefunden, brauchen die Reben erst einmal ein vernünftiges Alter, um wirkliche Spitzenleistungen zu erbringen.
Und genau hier beginnt es jetzt zu hapern: warum sollte ein wirklich guter Winzer so ein Langfristprojekt beginnen, wenn er mit den klassischen Sorten hervorragende Ergebnisse erzielt, und Kunden hat, die dafür so viel bezahlen, dass er sich den Aufwand mit dem Pflanzenschutz mühelos leisten kann? - Das wäre schon etwas für echte Überzeugungstäter.
Es kommt noch ein weiteres Problem hinzu:
Image. Leidenschaftliche Weintrinker sind häufig eher konservativ, und Neuzüchtungen hatten auch in der Vergangenheit nur selten einen guten Ruf. Hier kommmt aber noch hinzu, dass die PiWis ausgesprochen attraktiv für die Bedienung des unteren Preissegments sind, weil der finanzielle Aufwand für den Pflanzenschutz gering ist und die Sorten geradezu ideal für den voll mechanisierten Anbau mit Minimalschnitt sind. Wenn sich aber dadurch die Gleichung PiWi = billig etabliert, wird es nur noch schwieriger.
Zusammengefasst würde ich die Ausgangsfrage dieses Threads so beantworten: vielleicht, aber eher nicht, und ganz bestimmt nicht in näherer Zukunft. Ich werde das jedenfalls nicht mehr erleben
Gruß
Ulli