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Hallo zusammen,
wieder ein kleines Stückchen Normalität im ganzen Coronawahnsinn: letzten Freitag trafen sich im Rahmen eines VHS-Seminars wieder 16 Weininteressierte, die unter strenger Einhaltung aller Coronaregeln den seelenverwandten Rebsorten Grüner Veltliner und Silvaner auf den Zahn fühlten.
Ein kleines Fazit vorneweg:
- alle Weine hatten ein mehr als zufriedenstellendes Niveau
- beide Rebsorten machen in allen Gewichtsklassen und Stilistiken eine gute Figur
- die Unterscheidung beider Rebsorten in der Blindverkostung ist häufig nicht ganz einfach.
Die folgenden 16 Exemplare waren am Start:
2013er Silvaner Brut Nature (Werther-Windisch, Mommenheim) -Rheinhessen-
3,5 Jahre Hefelager--12 Vol%
Silvaner kann auch sehr gut schäumend, wie dieser Sekt beweist: sehr feine Perlage,hefiger,fruchtreduzierter Stil, trotzdem glockenklar, knalltrocken, aber ohne die intensive "Champagnersäure", die hier eher cremig, aber frisch rüberkommt, feine Holzwürze, sehr erfrischend und dezent fruchtig-würzig, ein gelungener deutscher Sekt, der auf seine Weise qualitativ mit sehr guten Champagnern oder Cavas mithalten kann. Gutes PLV (15 EURO ab Weingut).
2019er Grüner Veltliner Kamptal DAC (Bio-Weingut Völkl, Lengenfeld) -Kamptal-
Technische Daten: 12 Vol%--RZ:1,5---S:5,7.
Dieser mehrfach prämierte Wein (Gold NÖ-Weinprämierung, Langenlois-Champion) bringt in vorbildlicher Weise genau das, was man von einem typischen DAC in der Leichtgewichtsklasse erwarten darf: ganz klare, sehr sortentypische, leicht fruchtbetonte Nase (Marille, Birne, Hauch Ananas), ohne das typische Pfefferl vermissen zu lassen, glasklar am Gaumen, sehr ausgewogenes Süsse-/Säurespiel, leicht- bis mittelgewichtig, klassischer Stahlausbau, enormer Trinkfluss,mittlere Länge. Sicherlich kein Ausbund an Komplexität, was aber hier auch nicht gefragt ist. Bio-Qualität für 5,80 EURO ab Weingut--- da kann man wirklich nicht meckern.
2017er Bürgstadter Centgrafenberg Silvaner "S" (Josef Walter, Bürgstadt) -Franken-
Technische Daten: 12,5 Vol%--RZ:1,5--S:4,7.
Dem Buntsandstein im Mainviereck sagt man nach, dass auf dieser Bodenformation keine vernünftigen Silvanertrauben wachsen. Dieser hochinteressante Vertreter aus einer Spitzenlage und von kundiger Hand vinifiziert beweist das Gegenteil: auf das Mineralische reduzierte Frucht (Hauch Apfel, etwas Quitte) bei gleichzeitig enormer Kräuterwürze (Dill, Salbei, Oregano), erinnert an manchen Keuper-Wein, auf der Zunge absolut trocken, cremige Säure, nur mittelgewichtig, extrem mineralisch, wieder viel Salbei und Dill, Hauch Gerbstoff, etwas steinige Mineralität, gute Länge.
Sicherlich ein guter Begleiter für die Gemüseküche, aber auch solo ein Wein mit viel Trinkfluss. Aber Achtung: wer fruchtige Weine bevorzugt, sollte diesen Wein nicht kaufen. Knapp 10 EURO ab Weingut.
2016er Sylvaner 19/68 Landwein Rhein (Michael Teschke, Gau-Algesheim) -Rheinhessen-
diesen formal leichtgewichtigen Wein (12 Vol%) hatte ich schon in einigen Weinproben--- und er wird immer besser! Leichter Sponti-Stinker, der aber mit Lufteinfluss verschwindet (dekantieren empfohlen!),dahinter eine saftige, aber keineswegs plakative Frucht (alte Apfelsorten, Birnenquitte) mit deutlicher Würze (dezent weisser Pfeffer, Kardamon), schon in der Nase einige Komplexität, knalltrocken, sehr saftig und für diese Gewichtsklasse erstaunlich fruchttief, stimmige Säure, steinige Mineralität, sogar gewisse Eleganz, relativ viel Extrakt bei wenig Alkohol, durchaus noch Entfaltungspotential für die nächsten Jahre, so geht anspruchsvoller Silvaner in der Mittelgewichtsklasse. Leider kein Schnäppchen (ca. 22 EURO im Weinhandel).
2019er Grüner Veltliner "Stein" Kamptal DAC (Jurtschitsch, Langenlois) -Kamptal-
Technische Daten: 12,5 Vol%--RZ:1,0--S:5,9.
Das Weingut macht seit einigen Jahren ganz hervorragende Weine. Dieser mittelgewichtige GV macht hier keine Ausnahme: sehr noble, etwas zurückhaltende, aber auch archetypische GV-Nase, die wunderbar die Mitte zwischen Frucht (vor allem Marille und ein Hauch Stachelbeere) und Würze (deutlich weisser Pfeffer und etwas Piment) findet, absolut trocken mit wunderbar strukturierender Säure, nur mittelgewichtig, auch auf der Zunge sehr zurückhaltend, aber mit einiger Tiefe, gegen Ende deutliche Mineralität mit etwas Gerbstoff-Grip, mittellanger Abgang. Das ist richtig guter GV, der viel mehr Trinkspass als manch mächtiger Wachau-Smaragd bereitet. Sehr angemessener Preis (ca. 11 EURO ab Weingut).
2018er Grüner Veltliner "In der Schablau" Weinviertel DAC Reserve (Ingrid Groiss) -Weinviertel-
sehr typische Reserve aus dem Weinviertel: kräftige, fruchtig-würzige Nase mit spürbarer Kraft, auf der Zunge trocken mit angedeuteter Extraktsüsse, passende Säure, saftige Frucht, die 13,5 Vol% sind ganz dezent spürbar, reife Stachelbeere, Hauch Mango, leichte Brennesselwürze, es fehlt vielleicht auch jahrgangsbedingt etwas an Tiefe und Länge, aber es bleibt trotzdem ein guter und typischer Vertreter aus dem Weinviertel. Bei meinem persönlichen Ranking das Schlusslicht der Verkostung, was aber lediglich die höhere Klasse der anderen Weine bezeugt.
2015er "Black Canvas" Gruner Veltliner Marlborough (Matt Thompson, Kiwi-Oeno Ltd.) -Neuseeland-
Technische Daten: Einzellagenwein--1 Jahr Feinhefelager--Ausbau im Edelstahl und in 500-Liter-Holzfässern (teilweise neu)--13,5 Vol%--RZ:2,2--S:5,4.
Auf diesen "Piraten" war ich besonders gespannt und er enttäuschte in keiner Weise, ganz im Gegenteil: sehr typische, fruchtintensive (etwas Maracuja, reife Stachelbeere), aber nicht plakative oder kitschige Frucht mit gekonntem Holzeinsatz, auf der Zunge trocken mit angenehmer Cremigkeit und der genau passenden Säure, bestens integrierter Alkohol, sehr gute Fruchtdichte mit dezent tropischen Fruchtanklängen, trotzdem sehr gut als GV zu erkennen, sehr gekonnter Holzeinsatz, der dem Wein eine gewisse Noblesse und Länge mitgibt. Der Wein zeigt mit aller Deutlichkeit, dass ein solch gelungener GV auch in Neuseeland seine Daseinsberechtigung findet.
Gefiel allen ausnehmend gut. Gutes PLV (ca. 19 EURO im hiesigen Weinhandel).
2015er Escherndorfer Silvaner "Ab Ovo" (Rainer Sauer, Escherndorf) -Franken
aus der Spitzenlage Lump--13,5 Vol%--Ausbau zu 100% im Betonei.
Ist der Ausbau im Betonei nur ein Marketinggag oder steckt mehr dahinter ? Daniel Sauer schwört auf diese Ausbauvariante und die Qualität des Weines gibt ihm jedenfalls Recht: unglaubliche Frische für einen 2015er, feine Apfelfrucht mit etwas Quitte, sehr würzig und mineralisch schon in der Nase, auf der Zunge absolut trockener Eindruck, sehr saftige Säure, der Alkohol ist in keiner Weise spürbar, toller Mix aus reifer Frucht und mineralischer Würze, ganz zarter Gerbstoffhauch, langer, animierender Abgang. Ob dieser Wein wegen oder trotz des Ausbaus im Betonei sich so hervorragend präsentiert, ist mir letztendlich ziemlich schnuppe. Toller, sehr eigenständiger Silvaner mit noch Reifepotential, der mir fast besser gefällt als die teureren GG`s des gleichen Erzeugers.
Angemessener Preis (ca. 22 EURO im Weinhandel).
Die restlichen 8 Weine folgen in ein paar Tagen!
Stay tuned!
LG
Bodo
wieder ein kleines Stückchen Normalität im ganzen Coronawahnsinn: letzten Freitag trafen sich im Rahmen eines VHS-Seminars wieder 16 Weininteressierte, die unter strenger Einhaltung aller Coronaregeln den seelenverwandten Rebsorten Grüner Veltliner und Silvaner auf den Zahn fühlten.
Ein kleines Fazit vorneweg:
- alle Weine hatten ein mehr als zufriedenstellendes Niveau
- beide Rebsorten machen in allen Gewichtsklassen und Stilistiken eine gute Figur
- die Unterscheidung beider Rebsorten in der Blindverkostung ist häufig nicht ganz einfach.
Die folgenden 16 Exemplare waren am Start:
2013er Silvaner Brut Nature (Werther-Windisch, Mommenheim) -Rheinhessen-
3,5 Jahre Hefelager--12 Vol%
Silvaner kann auch sehr gut schäumend, wie dieser Sekt beweist: sehr feine Perlage,hefiger,fruchtreduzierter Stil, trotzdem glockenklar, knalltrocken, aber ohne die intensive "Champagnersäure", die hier eher cremig, aber frisch rüberkommt, feine Holzwürze, sehr erfrischend und dezent fruchtig-würzig, ein gelungener deutscher Sekt, der auf seine Weise qualitativ mit sehr guten Champagnern oder Cavas mithalten kann. Gutes PLV (15 EURO ab Weingut).
2019er Grüner Veltliner Kamptal DAC (Bio-Weingut Völkl, Lengenfeld) -Kamptal-
Technische Daten: 12 Vol%--RZ:1,5---S:5,7.
Dieser mehrfach prämierte Wein (Gold NÖ-Weinprämierung, Langenlois-Champion) bringt in vorbildlicher Weise genau das, was man von einem typischen DAC in der Leichtgewichtsklasse erwarten darf: ganz klare, sehr sortentypische, leicht fruchtbetonte Nase (Marille, Birne, Hauch Ananas), ohne das typische Pfefferl vermissen zu lassen, glasklar am Gaumen, sehr ausgewogenes Süsse-/Säurespiel, leicht- bis mittelgewichtig, klassischer Stahlausbau, enormer Trinkfluss,mittlere Länge. Sicherlich kein Ausbund an Komplexität, was aber hier auch nicht gefragt ist. Bio-Qualität für 5,80 EURO ab Weingut--- da kann man wirklich nicht meckern.
2017er Bürgstadter Centgrafenberg Silvaner "S" (Josef Walter, Bürgstadt) -Franken-
Technische Daten: 12,5 Vol%--RZ:1,5--S:4,7.
Dem Buntsandstein im Mainviereck sagt man nach, dass auf dieser Bodenformation keine vernünftigen Silvanertrauben wachsen. Dieser hochinteressante Vertreter aus einer Spitzenlage und von kundiger Hand vinifiziert beweist das Gegenteil: auf das Mineralische reduzierte Frucht (Hauch Apfel, etwas Quitte) bei gleichzeitig enormer Kräuterwürze (Dill, Salbei, Oregano), erinnert an manchen Keuper-Wein, auf der Zunge absolut trocken, cremige Säure, nur mittelgewichtig, extrem mineralisch, wieder viel Salbei und Dill, Hauch Gerbstoff, etwas steinige Mineralität, gute Länge.
Sicherlich ein guter Begleiter für die Gemüseküche, aber auch solo ein Wein mit viel Trinkfluss. Aber Achtung: wer fruchtige Weine bevorzugt, sollte diesen Wein nicht kaufen. Knapp 10 EURO ab Weingut.
2016er Sylvaner 19/68 Landwein Rhein (Michael Teschke, Gau-Algesheim) -Rheinhessen-
diesen formal leichtgewichtigen Wein (12 Vol%) hatte ich schon in einigen Weinproben--- und er wird immer besser! Leichter Sponti-Stinker, der aber mit Lufteinfluss verschwindet (dekantieren empfohlen!),dahinter eine saftige, aber keineswegs plakative Frucht (alte Apfelsorten, Birnenquitte) mit deutlicher Würze (dezent weisser Pfeffer, Kardamon), schon in der Nase einige Komplexität, knalltrocken, sehr saftig und für diese Gewichtsklasse erstaunlich fruchttief, stimmige Säure, steinige Mineralität, sogar gewisse Eleganz, relativ viel Extrakt bei wenig Alkohol, durchaus noch Entfaltungspotential für die nächsten Jahre, so geht anspruchsvoller Silvaner in der Mittelgewichtsklasse. Leider kein Schnäppchen (ca. 22 EURO im Weinhandel).
2019er Grüner Veltliner "Stein" Kamptal DAC (Jurtschitsch, Langenlois) -Kamptal-
Technische Daten: 12,5 Vol%--RZ:1,0--S:5,9.
Das Weingut macht seit einigen Jahren ganz hervorragende Weine. Dieser mittelgewichtige GV macht hier keine Ausnahme: sehr noble, etwas zurückhaltende, aber auch archetypische GV-Nase, die wunderbar die Mitte zwischen Frucht (vor allem Marille und ein Hauch Stachelbeere) und Würze (deutlich weisser Pfeffer und etwas Piment) findet, absolut trocken mit wunderbar strukturierender Säure, nur mittelgewichtig, auch auf der Zunge sehr zurückhaltend, aber mit einiger Tiefe, gegen Ende deutliche Mineralität mit etwas Gerbstoff-Grip, mittellanger Abgang. Das ist richtig guter GV, der viel mehr Trinkspass als manch mächtiger Wachau-Smaragd bereitet. Sehr angemessener Preis (ca. 11 EURO ab Weingut).
2018er Grüner Veltliner "In der Schablau" Weinviertel DAC Reserve (Ingrid Groiss) -Weinviertel-
sehr typische Reserve aus dem Weinviertel: kräftige, fruchtig-würzige Nase mit spürbarer Kraft, auf der Zunge trocken mit angedeuteter Extraktsüsse, passende Säure, saftige Frucht, die 13,5 Vol% sind ganz dezent spürbar, reife Stachelbeere, Hauch Mango, leichte Brennesselwürze, es fehlt vielleicht auch jahrgangsbedingt etwas an Tiefe und Länge, aber es bleibt trotzdem ein guter und typischer Vertreter aus dem Weinviertel. Bei meinem persönlichen Ranking das Schlusslicht der Verkostung, was aber lediglich die höhere Klasse der anderen Weine bezeugt.
2015er "Black Canvas" Gruner Veltliner Marlborough (Matt Thompson, Kiwi-Oeno Ltd.) -Neuseeland-
Technische Daten: Einzellagenwein--1 Jahr Feinhefelager--Ausbau im Edelstahl und in 500-Liter-Holzfässern (teilweise neu)--13,5 Vol%--RZ:2,2--S:5,4.
Auf diesen "Piraten" war ich besonders gespannt und er enttäuschte in keiner Weise, ganz im Gegenteil: sehr typische, fruchtintensive (etwas Maracuja, reife Stachelbeere), aber nicht plakative oder kitschige Frucht mit gekonntem Holzeinsatz, auf der Zunge trocken mit angenehmer Cremigkeit und der genau passenden Säure, bestens integrierter Alkohol, sehr gute Fruchtdichte mit dezent tropischen Fruchtanklängen, trotzdem sehr gut als GV zu erkennen, sehr gekonnter Holzeinsatz, der dem Wein eine gewisse Noblesse und Länge mitgibt. Der Wein zeigt mit aller Deutlichkeit, dass ein solch gelungener GV auch in Neuseeland seine Daseinsberechtigung findet.
Gefiel allen ausnehmend gut. Gutes PLV (ca. 19 EURO im hiesigen Weinhandel).
2015er Escherndorfer Silvaner "Ab Ovo" (Rainer Sauer, Escherndorf) -Franken
aus der Spitzenlage Lump--13,5 Vol%--Ausbau zu 100% im Betonei.
Ist der Ausbau im Betonei nur ein Marketinggag oder steckt mehr dahinter ? Daniel Sauer schwört auf diese Ausbauvariante und die Qualität des Weines gibt ihm jedenfalls Recht: unglaubliche Frische für einen 2015er, feine Apfelfrucht mit etwas Quitte, sehr würzig und mineralisch schon in der Nase, auf der Zunge absolut trockener Eindruck, sehr saftige Säure, der Alkohol ist in keiner Weise spürbar, toller Mix aus reifer Frucht und mineralischer Würze, ganz zarter Gerbstoffhauch, langer, animierender Abgang. Ob dieser Wein wegen oder trotz des Ausbaus im Betonei sich so hervorragend präsentiert, ist mir letztendlich ziemlich schnuppe. Toller, sehr eigenständiger Silvaner mit noch Reifepotential, der mir fast besser gefällt als die teureren GG`s des gleichen Erzeugers.
Angemessener Preis (ca. 22 EURO im Weinhandel).
Die restlichen 8 Weine folgen in ein paar Tagen!
Stay tuned!
LG
Bodo