... Soso die Männer in den blauen Konturen ... Berufskrankheit ...UlliB hat geschrieben:Doch, doch, aberdutzende Mal gesehen: morgens um zehn genehmigen sich Männer in den typischen blauen Schürzen ein Glas Weißwein, und zwar ohne ein Alibi-Crostino (das mit den dunkelblauen Schürzen ist übrigens interessanter Lokalkolorit). Daher meine Bemerkung - das habe ich in Italien sonst so nicht gesehen.olifant hat geschrieben:[...] ... aber umgekehrt, ein richtiges Glas Wein ohne kleinen Snack ist eigentlich auch in Südtirol nicht wirklich üblich.
Was übrigens die von Ollie schon weiter oben erwähnten Crostini betrifft: so ganz nebenbei sind die da manchmal auch nicht. Wir haben es mehrfach erlebt, wenn wir uns abends um halb sieben oder sieben zu einem Aperitif in einer Bar an einen Tisch gesetzt haben (ok - hinsetzen ist vielleicht unitalienisch), dass uns ein wahrer Berg von Crostini, Salami, Schinken, Käse, Oliven etc. und dazu dann noch Grissini o.ä. dazu gereicht wurde, was sich dann natürlich auch im Preis ausdrückte. Die Menge war dann keinesfalls nur "nebenbei", sondern hat schon mal glatt den ersten Gang im Restaurant ersetzt, manchmal auch zwei Gänge - und für diätbewusstere Zeitgenossen hätte es auch gleich ganz gereicht
Gruß
Ulli
Emilia-Romagna
Re: Emilia-Romagna
Grüsse
Ralf
Die Zukunft war früher auch besser.
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Re: Emilia-Romagna
Bernd Schulz hat geschrieben:Nochmal zurück zum "Ceregio" von der Fattoria Zerbina : Ich habe mir gerade ein paar Garnelen gebraten und einige Bruschettine mit Olivencreme bestrichen. In Kombination damit macht der Wein tatsächlich eine besser Figur als solo; es kommt jetzt am Gaumen so etwas wie eine gewisse apfelige Fruchtigkeit an.
Trotzdem hatte ich noch nie eine aus Trauben gewonnene Flüssigkeit, die so intensiv nach nichts riecht, im Glas. Frage an Ralf (Olifant): Du kennst doch so gut wie jeden italienischen Winzer - kannst du etwas zur Fattoria Zerbina sagen? Und muss Trebbiano derart "neutral" schmecken, oder darf er in besonderen Fällen auch so etwas wie Ausdruck zeigen?
Herzliche Grüße
Bernd
Zerbina ... Toppbetrieb der Region
Trebbiano ist nicht gleich Trebbiano ... Ich mag bspw. Trebbiano aus Soave ganz gern oder Trebbiano Spoletino ist auch ganz interessant, haben aber nix miteinander zu tun
Aber z.B. aus der Soaveregion was von Filippino ... Oder selbst vom Gardasee gibts durchaus Trebbiano mit gewissem Ausdruck. Grundsätzlich ist Trebbiano aber eher neutral, die besseren mit etwas Zitrone, Apfel, Blüten und Mineralität.
Grüsse
Ralf
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Re: Emilia-Romagna
Ich fand bisher jedweden Trebbiano eher öde.
Ja, auch den hochgelobten (und teuren) von Valentini.
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Besten Gruß, Karsten
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Re: Emilia-Romagna
Ja, kenne ich auch. Wenn man z.B. morgens gegen 10 zur Kellerei Kurtatsch geht, stehen da nicht wenige Leute an den Tischen und genehmigen sich ein Gläschen. Bei vielen ist gar keine Bestell-Kommunikation nötig, das Servicepersonal der Kellerei weiß genau, was der Einzelne regelmäßig trinkt oder fragt nach ob's der Weißburgunder oder Chardonnay sein darf...UlliB hat geschrieben:Doch, doch, aberdutzende Mal gesehen: morgens um zehn genehmigen sich Männer in den typischen blauen Schürzen ein Glas Weißwein, und zwar ohne ein Alibi-Crostino (das mit den dunkelblauen Schürzen ist übrigens interessanter Lokalkolorit).
Gibt's schon auch in "lecker", ist allerdings tatsächlich nicht selbstverständlich. Von Zenato gibt's z.B. den Lugana S.Cristina und von Ottella den Molceo, die mir recht gut gefallen haben, sollte man aber auch mindestens 3 Jahre liegen lassen. Und liegen preislich auch schon über 10 Euronen...amateur des vins hat geschrieben:Ich fand bisher jedweden Trebbiano eher öde.
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Emilia-Romagna
Vorgestern Falkenstein, gestern Emilia-Romagna... zwei Beiträge von mir generieren fünfeinhalb Seiten rohe Emotion... muss eine Nebenwirkung von Corona sein.
1. Spritz kommt von Spritzer, bajuwarisch für Weinschorle. Nach Abzug der Besatzer wurde in den befreiten Gebieten die Schorle kulturell appropriiert und italienisiert, und zwar durch Hinzufügen zuerst lokaler(!) Liköre (vgl. Kir), später dann großitalienischer Produkte wie eingelegte Oliven und Orangenscheiben. Der Aspekt "lokale Liköre" erklärt, weshalb man in Padova traditionell mit Aperol bzw. Cynar, in Milano hingegen mit Campari arbeitet. (Allerdings hält sich gerade in Padova wacker die Ansicht, der Aperol repräsentiere das Blut der im heroischen Befreiungskampf Gefallenen, und Campari natürlich nicht, weil: Milano, und Milano geht gar nicht.) Mischungen der Liköre sind aber völlig üblich, der Klassiker ist halb Campari, halb Aperol, kann man auch überall standardmäßig bestellen.
2. Ich selbst mag's bitterer und bevorzuge zwei Drittel Campari, ein Drittel Aperol, den Prosecco so trocken wir nur möglich (idealerweise einen Frizzante vom westlichen Gardasee), eine große Orangenscheibe und recht viele eingelegte Oliven. Drei Eiswürfel. Großes Rotweinglas. Das reduziert die Süße und verstärkt die grün-kräuterige Kompenente, der Spritz bleibt lange kühl, ohne zu wäßrig zu werden. Den Spritz trinke ich auch zum Essen weiter bzw fertig (apericena), bevorzugt allerdings mit Sachen aus dem Veneto, und ggf. steige ich um auf Wein. In Bologna wird traditionell ein tagliere misto gereicht, ein Teller mit lokalen Wurst- und Schinkenprodukten (prosciutto di Parma, sopressa, Mortadella di Modena), zu denen mir ein Lambrusco oder (falls es ein Mischgetränk sein muss) ein Negroni besser passt (zumal der einen die italienische Gesamtsituation besser vergessen lässt).
3. Anfangs war das ein lokaler, auf die ehemalige Besatzungszone beschränkter Aperitivo. Natürlich wird mittlerweile in ganz Italien Spritz getrunken, so wie auch Hamburger Kölsch, Berliner Weiße oder bayrisches Weißbier trinken. (Völlig überraschend und unerwartet, ich weiß.) Allerdings fehlt diesen Italienern teilweise die "Spritz-Kultur" - das ist wie kühlschrankkaltes IPA oder die Schaumkrone vom Pils mit einem Messer abwischen -, deswegen schwankt die Qualität der Präsentation regional. Und, wie gesagt, nicht jede zum Apero gereichte Kleinigkeit passt optimal zum Spritz. Dann trinkt man halt was anderes.
4. Natürlich gab es niemals die Regel, Wein nur zum Essen zu trinken; auch "die Italiener" spielen Karten und schauen Sportschau oder haben romantische Abende auf Eisbärenfellen vor offenen Kaminen. Gleiches gilt auch für alle anderen Weinländer. Sorry, daß "die Deutschen" doch nichts Besonderes sind.
Cheers,
Ollie
1. Spritz kommt von Spritzer, bajuwarisch für Weinschorle. Nach Abzug der Besatzer wurde in den befreiten Gebieten die Schorle kulturell appropriiert und italienisiert, und zwar durch Hinzufügen zuerst lokaler(!) Liköre (vgl. Kir), später dann großitalienischer Produkte wie eingelegte Oliven und Orangenscheiben. Der Aspekt "lokale Liköre" erklärt, weshalb man in Padova traditionell mit Aperol bzw. Cynar, in Milano hingegen mit Campari arbeitet. (Allerdings hält sich gerade in Padova wacker die Ansicht, der Aperol repräsentiere das Blut der im heroischen Befreiungskampf Gefallenen, und Campari natürlich nicht, weil: Milano, und Milano geht gar nicht.) Mischungen der Liköre sind aber völlig üblich, der Klassiker ist halb Campari, halb Aperol, kann man auch überall standardmäßig bestellen.
2. Ich selbst mag's bitterer und bevorzuge zwei Drittel Campari, ein Drittel Aperol, den Prosecco so trocken wir nur möglich (idealerweise einen Frizzante vom westlichen Gardasee), eine große Orangenscheibe und recht viele eingelegte Oliven. Drei Eiswürfel. Großes Rotweinglas. Das reduziert die Süße und verstärkt die grün-kräuterige Kompenente, der Spritz bleibt lange kühl, ohne zu wäßrig zu werden. Den Spritz trinke ich auch zum Essen weiter bzw fertig (apericena), bevorzugt allerdings mit Sachen aus dem Veneto, und ggf. steige ich um auf Wein. In Bologna wird traditionell ein tagliere misto gereicht, ein Teller mit lokalen Wurst- und Schinkenprodukten (prosciutto di Parma, sopressa, Mortadella di Modena), zu denen mir ein Lambrusco oder (falls es ein Mischgetränk sein muss) ein Negroni besser passt (zumal der einen die italienische Gesamtsituation besser vergessen lässt).
3. Anfangs war das ein lokaler, auf die ehemalige Besatzungszone beschränkter Aperitivo. Natürlich wird mittlerweile in ganz Italien Spritz getrunken, so wie auch Hamburger Kölsch, Berliner Weiße oder bayrisches Weißbier trinken. (Völlig überraschend und unerwartet, ich weiß.) Allerdings fehlt diesen Italienern teilweise die "Spritz-Kultur" - das ist wie kühlschrankkaltes IPA oder die Schaumkrone vom Pils mit einem Messer abwischen -, deswegen schwankt die Qualität der Präsentation regional. Und, wie gesagt, nicht jede zum Apero gereichte Kleinigkeit passt optimal zum Spritz. Dann trinkt man halt was anderes.
4. Natürlich gab es niemals die Regel, Wein nur zum Essen zu trinken; auch "die Italiener" spielen Karten und schauen Sportschau oder haben romantische Abende auf Eisbärenfellen vor offenen Kaminen. Gleiches gilt auch für alle anderen Weinländer. Sorry, daß "die Deutschen" doch nichts Besonderes sind.
Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)
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Re: Emilia-Romagna
Gute Anregung; Danke !Ollie hat geschrieben:bevorzuge zwei Drittel Campari, ein Drittel Aperol, den Prosecco so trocken wir nur möglich (idealerweise einen Frizzante vom westlichen Gardasee), eine große Orangenscheibe und recht viele eingelegte Oliven. Drei Eiswürfel. Großes Rotweinglas.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Re: Emilia-Romagna
Das weißt Du doch besser...Ollie hat geschrieben:Großes Rotweinglas. Das reduziert die Süße
Besten Gruß, Karsten
- Gerald
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Re: Emilia-Romagna
Eine Frage an die Experten: gibt es eigentlich so etwas Ähnliches wie Campari, aber ohne die diversen synthetischen Azofarbstoffe (die ja auch nicht unbedingt als ganz unproblematisch gelten)?
Grüße
Gerald
(Edit): lese gerade, dass der Martini Bitter noch (wie Campari früher) mit natürlichem Karminrot gefärbt wird. Also aus Schildläusen Muss ich bei nächster Gelegenheit wieder einmal probieren ...
Grüße
Gerald
(Edit): lese gerade, dass der Martini Bitter noch (wie Campari früher) mit natürlichem Karminrot gefärbt wird. Also aus Schildläusen Muss ich bei nächster Gelegenheit wieder einmal probieren ...
Re: Emilia-Romagna
Ahaha, da habe ich falsch editiert. Natürlich bezieht sich alles auf die Mischung, nicht die Glasgröße.amateur des vins hat geschrieben: Das weißt Du doch besser...
Cheers,
Ollie
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Re: Emilia-Romagna
Wie man's macht, macht man's verkehrt - Campari hat auf synthetische Farbstoffe umgestellt, weil eine zunehmende Zahl von Vegetariern und Veganern die Ursprungsrezeptur wegen der darin (indirekt) verarbeiteten Schildläuse abgelehnt hat. Jetzt haben sie halt die Azofarbstoffe an der Backe.Gerald hat geschrieben:Eine Frage an die Experten: gibt es eigentlich so etwas Ähnliches wie Campari, aber ohne die diversen synthetischen Azofarbstoffe (die ja auch nicht unbedingt als ganz unproblematisch gelten)?
Grüße
Gerald
(Edit): lese gerade, dass der Martini Bitter noch (wie Campari früher) mit natürlichem Karminrot gefärbt wird. Also aus Schildläusen Muss ich bei nächster Gelegenheit wieder einmal probieren ...
Es gibt eine alkoholfreie Version von Campari-Soda, läuft unter Sanbitter und ist zumindest in deutschen Supermärkten mittlerweile auch zu finden. Davon gibt es neben der roten Variante tatsächlich auch eine völlig farblose - die habe ich allerdings bislang nur in Italien gesehen. Farblosen Campari gibt es da aber noch nicht.
Gruß
Ulli