Wein zum Essen/Wein zum Trinken

[Allegro]

Hallo,

interessantes Thema.

Also ich habe schon immer den Wein auch nach dem Essen gerne den ganzen Abend lang getrunken . Und ich stelle fest, dass ich in letzter Zeit den Wein sogar immer öfters überhaupt erst nach dem Essen anrühre - von Probeschluck vor dem Essen abgesehen ...

Von daher geht es mir hier wie Bernd.
Meine (kleinen) Weine sollten daher in erster Linie Solisten sein.

Ab und zu genieße ich aber auch zum Essen einen (dann hoffentlich auch passenden) Wein.

Viele Grüße - Allegro

[Bernd Schulz]

Nein ich schreib das nicht, um Dich zu ärgern, aber den hätte ich auch nicht als erste Wahl zum gebeizten Lachs genommen,

Naja, der war halt offen...

Und ich denke, dass die immer gerne als vorbildliche Wein-Zum-Essen-Trinker gepriesenen Franzosen und Italiener in der Masse nicht so besonders wählerisch sind, was die speziellen Charaktereigenschaften des Weines angeht. "Rot oder Weiß" dürfte da noch eine Frage sein, aber dann...

Und ich stelle fest, dass ich in letzter Zeit den Wein sogar immer öfters überhaupt erst nach dem Essen anrühre - von Probeschluck vor dem Essen abgesehen ...

Von daher geht es mir hier wie Bernd.

Noch eine, die mich versteht!

Herzliche Grüße

Bernd

[susa]

Verstehen tu ich Dich auch , aber meine Erfahrungen liegen da ich möcht fast sagen diamteral anders. Wobei ich allerdings zugeben muss, dass die wunderbar perfekten Marriagen wirklich nur dann zustande kommen, wenn sehr bewusst auswählt Wenn man mal so spontan ins Regal greift ist oder das nimmt, was gerade offen ist, es meistens "ganz gut" oder "gar nicht übel" oder manchmal auch "na ja geht so" bis zu "oh my GOD "

Und was die Franzosen angeht, da geb ich Dir vor allem für die vins pour tous les jours vollkommen recht.

lieben Gruß
susa

[austria_traveller]

Hallo Forum,
Früher war es bei mir schon so, dass ich die Wein oft vor oder nach dem Essen getrunken habe - selten aber dazu.
In der letzten Zeit versuche ich immer mehr, Wein+Essen zu kombinieren. Oft ist es schwierig, aber es klappt immer besser. Solo zu trinkende Weine nehmen bei mir rasant ab.

[dylan]

Hier werden zwei verschiedene Fagen munter durcheinander diskutiert, nämlich die Frage, ob ich überhaupt Wein zum Essen trinke und die Frage, welchen Wein ich zum Essen trinke. Ersgenannte Frage stellt sich für mich eher selten, da wir die Hauptmahlzeit in der Regel mittags einnehmen, und alkoholische Getränke zu diesem Zeitpunkt für mich noch tabu sind.
Bei Restaurantbesuchen stürze ich mich (zumindest in guten Restaurants) zuerst auf die Weinkarte, und dann lautet die Frage auch schon mal: Welches Essen zum Wein? Soweit als möglich versuche ich schon, den passenden Wein zum Essen oder das passende Essen zum Wein zu finden. Bevor ich allerdings einen drittklassigen, aber nach landläufiger Vorstellung vielleicht passenden Wein auswähle,wähle ich lieber einen "unpassenden", aber besseren Wein aus.
Vor einigen Wochen waren wir als Karnevalflüchtlinge für einige Tage in einem Hotel an der Costa de la Luz. Am ersten Abend habe ich zum Fisch ganz tapfer eine Weissen aus der Region (Huelva) gewählt. Was soll ich sagen, der Wein war ein Ärgernis. An den darauffolgenden Tagen gab's dann nur noch diverse rote Riberas und Riojas zum Fisch (aber natürlich auch Wasser!).
"Unpassende" Weine können ein ganz himmliches Vergnügen sein, wenn ich beispielsweise an einen zur Grillwurst genossenen Chambertin von Jadot oder La Conseillante 89 zurückdenke Ich bin da relativ schmerzfrei, die hätte ich auch zu Austern getrunken.

Bete Grüsse

dylan

[Weinzelmännchen]

Liebe Forianer!

Soweit ich lese, gibt es hier ja diametral unterschiedliche Ansichten. Vielleicht sind die Solo-Weintrinker doch kulturell beeinflußt? Gerade bei sehr kräftigen, tanninhaltigen Rotweinen tue ich mir persönlich sehr schwer, diese solo zu "genießen".
Leichtere Rote wie auch Weisse generell (Ausnahme TBAs etc) trinke auch ich gerne ohne Speisenbegleitung.

ABER, meine schönsten kulinarischen Erlebnisse hatte ich immer aus der geglückten Kombination Wein/Speise. An solche wahrlichen Glücksmomente kann ich mich immer wieder gerne erinnern. Wer den Thread zu Käse und Wein liest, wird feststellen, dass gerade hier sehr oft wunderbare Kombinationen anzutreffen sind; doch auch beim Käse bedarf es einiges an Erfahrung (oder eines guten bibliographischen Ratgebers) um die richtige Kombination zu treffen.

Einige Kombinationen, an die ich mich gerne ereinnere bzw die ich immer wieder Probiere:
- Austern mit Sherry Manzanilla
- Spargel mit Sylvaner
- gebratene Gänseleber mit einer mit Schokolande aromatisierten Sauce mit Banyuls
- Backhendel mit recht trockenenm Traminer
- etc etc etc (sonst setzt bei mir der Speichelfluss ein)

Manchmal fügt der Wein der Speise fehlende Säure zu, manchmal bringt die Speise dem Wein fehlende Salzigkeit, manchmal kann der Wein einen harmonschischen zusätzlichen Geschmackseindruck zur Speise hinzufügen, manchmal ist genau umgekehrt....

Mein Tipp: zeigt Lust am Experiment und lasst euch von Rückschlägen nicht entmutigen (man lernt ja etwas daraus ).

[octopussy]

Gestern in der FAZ ist ein etwas längerer und nicht gerade leicht zu lesender Artikel von Jürgen Dollase zum Thema Kombination von Wein und Essen erschienen. Ob das, was Jürgen Dollase, da in komplizierten Worten schreibt und empfiehlt, in der Praxis noch Spaß und Freude bereitet, sei mal dahingestellt.

Ganz interessant fand ich aber diese Passage kurz vor Ende des Artikels:

"Wie beim Essen allein lassen sich auch bei den Weinreaktionen zeitliche Verläufe und Räumlichkeiten beobachten. Der Wein kann vorgetrunken und so zum Gewürzraum werden, oder er wird zum Teil einer Degustationskette, in der man - auch wenn es vielleicht etwas ungewohnt aussieht - im Wechsel kleine Schlucke Wein und unterschiedliche Teile des Essens aneinanderreiht - mit unter Umständen verblüffenden Ergebnissen.".

Hat das hier schon jemand bewusst ausprobiert?

[grappola]

Ich kann auch nicht genau nachvollziehen, welches jetzt der ideale Wein zu meinem Essen ist oder war. Es gibt das was der Keller so bietet und ich unterscheide eher zw. weiß und rot und leicht oder schwerere Note. Es gibt bei uns fast immer Wein nur zum Essen, weder vor noch nachher! Heute zum geräucherten Saibling z.B. hat uns der Weiße von 'la vieille ferme' sehr gut geschmeckt. Ich hätte aber genauso gut einen Rosé aus Baden oder einen Frascati dazu getrunken (beides im Keller).
Gruß Ulla

[Charlie]

Wenn es darum geht über die Güte einer Kombination zu schreiben/reden, sollten wir klar zwischen denen trennen die ok, nicht unangenhem etc. sind und denen, die für beide Seiten ein Gewinn sind. Etwa Pizza mit Bier, eine Kombination die in Italien gesetzt ist, nicht übel schmeckt, satt macht und den Gaumen feucht hält. Davon gibt es mit Wein unzählige und sie sind mir leider auch in den meisten Restaurants mit Sommelier untergekommen. Das zeigt schon wie selten die Win-Win-Kombinationen sind. Ich bin ja froh, dass ich schon ein paar erleben durfte, denn sonst ginge es mir wie Bernd und seinen Verstehern*. Rein statistisch muss ich vorher immer davon ausgehen, dass mich keine Win-Win-Kombination erwartet. Ich werde auch nicht mit gutem Gewissen jemanden zu mir einladen können, um ihm eine solche Kombination vorzusetzen. Die Chance für ein Gelingen sind mir zu schlecht.**


* zu denen ich mich aus genau dem Grund zähle.
** und Bernd hat bei mir schon ein recht ordentliches Coq au Riesling mit mehr als ordentlichem Riesling kombiniert. Win-Win war das aber auch nicht.

[Bernd Schulz]

** und Bernd hat bei mir schon ein recht ordentliches Coq au Riesling mit mehr als ordentlichem Riesling kombiniert. Win-Win war das aber auch nicht.

Ja, das Huhn war sehr lecker, und die Weine waren es ebenfalls, aber dass das Eine das Andere gehoben hätte, kann ich aus der Erinnerung heraus nicht behaupten.

Von Win-Win kann man nach meinen Erfahrungen am häufigsten bei rustikalen, struppigen Weinen, die in der Tat ohne Essen kaum mit Freude zu genießen wären, sprechen.

Trotzdem trinke ich gerne ein Glas Wein zum Abendbrot und experimentiere fröhlich weiter.

Beste Grüße

Bernd