Hallo Robert,
zu den beiden genannten Weingütern: die Domäne Wachau baut die Lagenweine - zumindest die Smaragde - unterschiedlich aus, das wurde mehrmals schon bestätigt (wenn das auch schon ein paar Jahre her ist). Das fällt besonders bei den Achleiten-Smaragden auf, die vor ein paar Jahren ihre Stilistik stark verändert haben - früher eher "klingend" mit vegetabilen Noten, inzwischen eher "dunkel" mit rauchigen bzw. an Trockenfrüchten erinnernden Noten, so zumindest mein Eindruck. Da scheint wohl schon ein Einfluss des Weinguts mitzuspielen, wie diese Lage am besten zum Ausdruck gebracht wird. Dabei hätte es die DW ja aufgrund der großen Fläche und Lagen mit unterschiedlichsten Bodenverhältnissen (Granit/Gneis, Löss, Schotter etc.) ohnehin leicht, diese Lagen würden sich wohl auch bei völlig identischer Behandlung deutlich abheben. Bei kleinen Weingütern ohne große Bodenunterschiede zwischen den Lagen sieht es aber schon ganz anders aus.
Und bei Thomas Wachter fällt mit der Szapary 2015 ein, der sich komplett vom "Alten Garten" unterscheidet, welcher ja wiederum nur ein Parzelle im Szapary ist. Der Szapary war nach meinen Notizen relativ leicht, frisch, herb und kantig, der "Alte Garten" wieder eher körperreicher, weich am Gaumen. Das wird wohl nicht nur von den Bodenverhältnissen kommen, vermute ich einmal.
Wie bei jedem anderen Betrieb ist auch bei einem Weingut der wirtschaftliche Erfolg entscheidend (vielleicht von ein paar Garagenweingütern abgesehen, die von Prominenten aus reinem Spaß betrieben werden). Und für den Verkauf ist es wohl günstiger, wenn die unterschiedlichen Lagenweine auch deutliche Unterschiede zeigen als wenn alle fast gleich schmecken würden.
Ganz allgemein habe ich den Eindruck, dass die Lagenthematik zur Zeit überhaupt ein bisschen überhöht wird, wenn man an die Weinpräsentationen mit beeindruckend fotografierten Postern von den Lagen und mitgebrachten Kisten mit Erde oder Gestein denkt. Die Idee der Herkunft aus der Einzellage bringen gewissermaßen etwas "Romantisches", vielleicht sogar Metaphysisches (ich will nicht sagen "Feinstoffliches"
) in den Wein, was über den tatsächlichen Geschmack hinausgeht. Vielleicht so ähnlich wie die oft genannte Vorstellung, dass man die Persönlichkeit des Winzers auch in seinem Wein wiederfinden kann.
Soweit ich weiß - bitte um Korrektur, falls ich mich da irre - waren "gute Lagen" ja früher vor allem solche, die regelmäßigen Ertrag auch in schwierigen Jahrgängen geliefert haben. Also mit mehr oder weniger ausgeprägter Hanglage (gegen Spätfröste), guter Sonnenexposition (damit die Trauben auch in kühlen Jahren ausreifen) und einem Boden, der den Reben sowohl bei verregneten als auch bei trockenen Jahren gute Wachstumsbedingungen liefert. Und genau diese Lagen gelten jetzt als Garant für besonders hochwertige Weine. Man kann hier eigentlich auch die Henne-Ei-Frage stellen. Also ob die Lagen von sich aus besonders gute Weine hervorbringen oder ob der berühmte Lagenname einfach höhere Preise erzielbar macht und der Winzer daher die Möglichkeit hat, ohne allzu großen Kostendruck besonders sorgfältig zu arbeiten.
Grüße,
Gerald