Muellimov hat geschrieben:Hier geht's aber darum, dass der Wein vom Gambero (Rosso), also einer "unabhängigen" Instanz, eine Bewertung von 2 Gläsern erhalten hat. Zumindest bewertet dieser nach meinem Dafürhalten unabängig davon, welchen Absatzkanal der Wein final nimmt.
Die Bewertungen des Gambero Rosso sind schon von vorneherein nicht als absolute Bewertungen zu verstehen, der Wein wird als Vertreter seines Typs bewertet. Zwei Gläser für einen Est!Est!Est! bedeutet also, dass es ein "sehr guter Montefiascone" ist im Vergleich zu anderen Montefiascone, nicht ein sehr guter Weißwein.
Dabei kommt hinzu, das auch die Bewertung "sehr gut" schon etwas euphemistisch ist. Hinzukommt das schon beschriebene Chargenproblem. Der Gambero rosso bewertet nach eigener Aussage solche Weine, die leicht zu erhalten sind - was bedeutet, dass außer bei den absoluten Spitzenweinen nur Weine mit höheren Absatzzahlen und keine Garagenwinzer in Frage kommen. Das gibt den Absatzkanal zwar nicht final vor, bedingt aber, dass auch viele Weine für einen Massenmarkt bewertet werden. Falesco ist ein Massenproduzent, und andere große Produzenten für Montefiascone sind mir nicht bekannt.
Auch mit der "Unabhängigkeit" ist es so eine Sache. Falesco wurde u.a. von Riccardo Cotarella gegründet, der als Weinmacher für Rotweine im alten marmeladigen Stil auch bei autochthonen Trauben für Weingüter in ganz Italien bekannt war und den Bewertern vom Gambero Rosso stilistisch nahestand (und sicher auch näher bekannt war). Der Est!Est!Est ist aber sicher kein für Riccardo Cotarella typischer Wein.
Einen Superweißwein darf man also nicht erwarten. Säure ist bei einem italienischen Weißwein auch nicht typisch, und die verwendeten Sorten Trebbiano und Malvasia sind keine Fruchtwunder - Trebbiano gilt als allgemein eher neutral schmeckend. Die ebenfalls verwendete Sorte Roscetto - eine Spezialität des Bolsenasees - weist einen eher bitteren Geschmack auf, vielleicht kommt daher der Bitterton.