Beim Tee habe ich bald bemerkt, dass es unterschiedliche Herkunftsregionen, unterschiedliche Blattsorten, unterschiedliche Qualitäten vom einzelnen Teestock und unterschiedliche Geschmacksnuancen gibt. Dies hat mich sehr fasziniert. Als ich mit 14 für Sprachferien nach England geschickt wurde, kam ich mit einem dort extra angeschafften Koffer voller Teedosen retour!
Diese Zeilen von Daniel alias Weinzelmännchen lassen mich hoffen, dass sich in diesem Forum zumindestens einer mit mir über das zweitspannendste Getränk der Welt unterhalten mag.
Mein Interesse am Thema Tee ist noch nicht so sonderlich alt. Geweckt wurde es vor knapp anderthalb Jahren, als in einem anderen Forum (keinem Wein-, sondern einem *Kultur*forum mit dem Schwerpunkt Klassische Musik) über besonders edle und teilweise auch teure Teesorten berichtet wurde. Ich wurde neugierig und bestellte mir bald bei einem Versandhandel für Biotees ein großes Probierpaket mit über 30 verschiedenen Portionsbeuteln. Es war für mich richtig spannend, jeden Tag einen anderen Tee zu verkosten, ich fing immer mehr Feuer, kaufte mir ein Buch zum Thema (welches bezeichnenderweise aus der Feder eines ehemaligen Weinkritikers, der zum Alkoholismus neigte und deshalb auf Tee ausgewichen war, stammte ), fragte in dem entsprechenden Forum nach guten Tipps und neuen Bezugsquellen - und inzwischen kenne ich mich schon minimal besser mit einer im Vergleich zum Wein ähnlich reichen und auch historisch spannenden Trinkkultur aus, obwohl ich von wirklicher Kennerschaft natürlich immer noch etliche Jahre entfernt bin.
Das Erfassen der unterschiedlichen Nuancen ist meiner bisherigen Meinung nach beim Tee ab einem gewissen Grundniveau schwieriger als beim Wein, da die Geschmacksunterschiede subtiler sind. Zudem spielen diverse Unwägbarkeiten bei der Zubereitung (vor allem die Wasserqualität und -temperatur) eine große Rolle. Ganz bewusster Teegenuss bedeutet insofern eine große sensorische Herausforderung, die auch ich nicht bei jeder der 6-7 täglichen Tassen (das Kaffeetrinken habe ich mir inzwischen nahezu komplett abgewöhnt!) annehmen mag, denn dazu fehlt mir dann doch oft die Zeit und Konzentration. Aber Freude bereiten die Erzeugnisse aus der camellia sinensis auch auf einer weniger anspruchsvollen Ebene, und im Gegesatz zum Wein machen sie einen nicht blau, wenn man sie mal etwas gedankenloser einfach so wegschlabbert....
An schwarzem Tee finde ich nicht so viel Gefallen - am liebsten trinke ich im Alltag chinesische oder ab und an auch japanische Grüntees von solider Qualität. Wenn es komplexer zugehen soll, greife ich zu einem Oolong (halbfermentiert, also eine Art Mittelding zwischen Grün- und Schwarztee), bevorzugt einem aus Taiwan. Solche Tees gibt es durchaus auch mit Jahrgangsangabe, und wenn sie qualitativ hochwertig sind, können sie ähnlich wie gute Weine auch etliche Jahre reifen. Man kann sie nicht für zwei, drei Euronen im Supermarkt erstehen, bei absoluten Nobelsorten (die ich bislang noch nicht probiert habe), können die Kurse per 100 Gramm durchaus auch schon mal ins Drei- oder gar Vierstellige gehen, wobei ich es ähnlich wie beim Wein halte und über eine Schmerzgrenze von 30-40 Euro kaum hinausgehe. Allerdings hat man von 100 Gramm hochwertigem Tee deutlich länger als von einer Flasche Wein, denn in der Regel kann man solche Sorten mehrfach aufgießen, kommt also alleine mit einem Löffel über den halben Tag, auch wenn man mehrere Tassen trinkt.
Liebe Weinfreunde - ich wette, unter euch befinden sich auch ein paar Teefreunde! Zumindestens ein paar potentielle....
Und insofern wage ich es, hier auf einen gewissen Austausch zum dem alkoholfreien Getränkethema zu hoffen....
Herzliche Grüße
Bernd