Di 3. Sep 2013, 18:39
innauen hat geschrieben: In Bordeaux schafft es ein Pontet Canet oder Lynch Bages von fünften faktisch zu einem qualitativ ersten Gewächs zu mutieren. Dafür hat man ca. sechs Jahrgänge gebraucht.
Bei Pontet Canet würde ich da vielleicht noch mitgehen. Bei Lynch Bages aber ganz bestimmt nicht. Der will zwar, aber kann es dann doch nicht wirklich
Aber schon richtig: wenn man einen Betrieb im Hinblick auf kompromisslose Qualität konvertieren will, kann das tatsächlich erstaunlich schnell gehen. Manchmal ist nach einem Besitzerwechsel bereits der erste neue Jahrgang unter der neuen Führung so viel besser, dass einem vor Verblüffung der Unterkiefer runterklappt.
Dafür müssen aber drei Voraussetzungen erfüllt sein:
a) klare Zielvorstellung und fester Wille,
b) die notwendigen Mittel,
c) entweder ein Kundenstamm, der bereit ist, die neue Stilistik (und eventuell auch ein neues Preisniveau) mitzugehen, oder aber größere finanzielle Reserven, um eine längere Durststrecke durchzuhalten.
Davon ist a) vielleicht noch der leichteste Teil.
Schon bei b) könnte es aber hapern. Was bei einem klassifizierten Bordeaux-Chateau problemlos funktioniert, sich nämlich das notwendige know-how (und vielleicht auch Equipment) ganz einfach einzukaufen, weil auf Grund der Preisstruktur bei klassifizierten Bordeaux auch schon vor der Umstellung genug Geld da ist, kann für einen deutschen Winzer schon ein erhebliches Problem sein. Außerdem sind viele Familienunternehmer so gestrickt, dass sie sich auch von einem erfahrenen Berater oder gar Angestellten niemals sagen lassen würden, was sie tun und lassen sollen.
Das größte Problem dürfte aber c) sein. Rede mal mit ein paar VDP-Winzern aus den hinteren Reihen, wieviele Kunden die haben, die bereit sind, das vom VDP für GGs ins Auge gefasste Preisniveau mit mehr als zwei oder drei Flaschen "für die Feiertage" mitzumachen. Es sind wenige. Und so produzieren viele VDP-Winzer die GGs halt nur nebenbei und leben wirtschaftlich von ihren Basisweinen und ihrem Mittelbau.
Gruß
Ulli