Große Gewächse 2015

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octopussy
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von octopussy »

Wie immer gilt leider auch: probieren geht über studieren. Das ist natürlich bei GGs besonders teuer, am Ende aber wirklich wertvoll. Meine persönlichen Lieblings-GGs sind zwar nicht gerade Geheimtipps, aber immerhin sind sie es über die Jahre in zahlreichen 10-years-after Proben, zu Hause, im Restaurant, usw. geworden.

Noch ein paar Gedanken:

- es ist absurd, zu glauben, es gäbe die Super-Top-Empfehlungen für die Weine, die alle gut finden, und nur mit denen werde man (auf jeden Fall) glücklich. Beispiel: ich wurde durch die GG-Berichterstattung daran erinnert, dass ich vergessen hatte, Kühn 2014 zu kaufen. Habe dann bestellt wie immer: jeweils gleiche Menge Doosberg und St. Nikolaus. Mein Händler sagt dann: endlich mal einer, der Doosberg will. Alle verlangen nur nach St. Nikolaus (der St. Nikolaus wurde als Gänsehautwein besonders gelobt). Beide Weine haben zu unterschiedlichen Zeiten ihre besten Momente, aber es ist nicht das eine Terroir so viel besser als das andere und das spiegelt sich auch in den Weinen wieder.

- Genauso wie bei Bordeaux en primeur kann man beim GG-Blindkauf böse danebenliegen und sich den Keller mit Weinen vollmachen, die man eigentlich gar nicht mag, nur weil jemand hohe Punkte vergeben hat, der eigentlich einen ganz anderen Geschmack hat. Klassische Geschmackssacheweine sind für mich z.B. Battenfeld-Spanier, Kühling-Gillot (etwas weniger), Peter Jakob Kühn, von Winning, Beurer oder Wagner-Stempel. Da gehen die Meinungen einfach krass auseinander.

Ollie und mixahls: danke für die Notizen und dass ihr auch Clemens Busch ein bisschen "gerade gerückt" habt. Ich hatte mich schon gewundert, ob die Weine da nunmehr komplett anders schmecken als früher.
Beste Grüße, Stephan
StephanB
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von StephanB »

Ollie hat geschrieben:
1. Es ist in der 30-Euro-Klasse nicht spannend, etwas anderes als die besten Weine zu kaufen, sondern, naja, teuer.
Ich trinke Wein aber nicht, um mich zu langweilen, weder in der Liter-Klasse noch in der 30-Euro-Klasse.
Du bringst mich nun auf den Gedanken, dass die Liter-Klasse spannender sein könnte als die 30-Euro-Klasse. Somit wäre die Liter-Klasse ja nicht nur aus monetären Erwägungen reizvoll.
Ollie hat geschrieben: 2. Ein GG, das nur in einem Jahr ueber (sagen wir) 95 Punkte kommt und sonst nicht, ist fuer Punktetrinker relevant, aber nicht fuer Echte Weinfreunde(tm), die sich ueber Jahrzehnte Bibliotheken von Weinen anlegen.
Interessante Definition von "echte Weinfreunde", mit der ich nicht übereinstimme. Na klar, ich kann mir auch dreißig Oldtimer in die Garage stellen, aber mir geht es so, dass das Fahren und das Trinken (jedes zu seiner Zeit) mir spannender dünkt als das bloße Sammeln.
Ollie hat geschrieben: 4. Wenn mir ein Wein persoenlich ueber die 95 Punkte kommt, allen anderen aber nicht, wie relevant ist dann diese Einzelmeinung?
Letztlich ist es mein Geschmack, der relevant ist, daneben noch der Geschmack meiner Frau und der meiner Gäste.
Da ich Punkte nicht trinken kann, vergebe ich bei Weinbewertungen auch keine Punkte.
Viele Grüße

Stephan
Ollie
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Ollie »

StephanB,
StephanB hat geschrieben:Du bringst mich nun auf den Gedanken, dass die Liter-Klasse spannender sein könnte als die 30-Euro-Klasse. Somit wäre die Liter-Klasse ja nicht nur aus monetären Erwägungen reizvoll.
Ja, das ist so. Ich kenne 90-Punkte-Rieslinge der Literklasse, ich kenne GGs mit 87 Punkten. Meine Punkte, nota bene, also ohne "peer-group"-Bloedsinn.
StephanB hat geschrieben:Interessante Definition von "echte Weinfreunde", mit der ich nicht übereinstimme.
Das war meinerseits auch ironisch gemeint, daher das "Trademark" in Klammern. Der Vorwurf des Punktetrinkers, dem ich mich hier bitteschoen auch selbst aussetze, bleibt aber stehen. Wieviele Kisten des obigen Literrieslings habe ich gekauft, deiner Meinung nach? Wieviele des GGs?
StephanB hat geschrieben:Letztlich ist es mein Geschmack, der relevant ist
Genau mein Punkt. Ob ein Haendler einen Wein nicht bespricht, weil er ihn nicht im Programm hat, oder ein Blogger ihn nicht auffuehrt, weil er ihn nicht gut findet, ist dann sowieso irrelevant. Weil dich auch eine positive Haendler- oder Bloggerbesprechung nicht von deinem eigenen Geschmack entbinden wuerde.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)
mixalhs
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von mixalhs »

Heute in der FAS: Stuart Pigotts Bericht aus Wiesbaden.

Im Moment nur in der gedruckten Ausgabe, im Netz vielleicht ein paar Tage später.
Zuletzt geändert von mixalhs am So 4. Sep 2016, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
m_arcon
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von m_arcon »

mixalhs hat geschrieben:Heute in der FAS: Stuart Pigots Bericht aus Wiesbaden.

Im Moment nur in der gedruckten Ausgabe, im Netz vielleicht ein paar Tage später.

Vielleicht kannst du uns eine Kurzfassung geben? :)
StephanB
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von StephanB »

m_arcon hat geschrieben:
mixalhs hat geschrieben:Heute in der FAS: Stuart Pigots Bericht aus Wiesbaden.

Im Moment nur in der gedruckten Ausgabe, im Netz vielleicht ein paar Tage später.

Vielleicht kannst du uns eine Kurzfassung geben? :)
Für 3,20 Euro als E-Paper erhältlich.
Viele Grüße

Stephan
m_arcon
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von m_arcon »

StephanB hat geschrieben:
m_arcon hat geschrieben:
mixalhs hat geschrieben:Heute in der FAS: Stuart Pigots Bericht aus Wiesbaden.

Im Moment nur in der gedruckten Ausgabe, im Netz vielleicht ein paar Tage später.

Vielleicht kannst du uns eine Kurzfassung geben? :)
Für 3,20 Euro als E-Paper erhältlich.

Habs gelesen, danke. Schließt sich ja im Großen und Ganzen von den Weingütern her seinen Vorrednern an. Interessant ist, dass er meint 2015 ist ein Jahrhundertjahrgang. Das war bei Würtz und Co anders.

Grüße
Marc
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Markus Vahlefeld
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Da der Text sehr lang geworden ist, unterteile ich ihn hier im Forum. Wer an den Bildern interessiert ist, möge hier klicken: https://blogger.huffingtonpost.com/tmp/11823936_p.html

TERRASSENMOSEL

Die Region, die mit dem schwierigen Jahrgang 2015 wohl am besten zu Rande gekommen sein wird, dürfte die Mosel gewesen sein. Von der Terrassenmosel bei Koblenz bis weit in die engen Täler an Saar und Ruwer hinein waren Rieslingweine möglich, die so noch nie gezeigt werden konnten. Die Weine aus 2015 haben Reife und Körper, ohne mächtig oder mastig zu wirken. Die Haupteigenschaft eines Mosel-Rieslings ist ja, in all seinen Süße- und Säure-Facetten die Leichtigkeit und das Spielerische zu bewahren, was diese Weine weltweit so einzigartig macht. Hätte man meinen können, dass die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte an der Mosel eher zu voluminösen Weinen geführt hätte, war im Bereich der Grossen Gewächse - also der trockenen ertragsreduzierten Weine - genau das Gegenteil der Fall: die Grossen Gewächse von der Mosel wirkten meist etwas dünn, etwas körperlos, etwas identitätslos.

Der Jahrgang 2015 dreht hier allen Unkenrufern (wie mir), die das Konzept des Grossen Gewächs' nie als Stärke der Mosel ansahen, eine Nase. Bereits das Weingut Heymann-Löwenstein am Unterlauf der Mosel bei Koblenz brilliert mit 5 (fünf!) Rieslingen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sein Grosses Gewächs aus dem Röttgen hat etwas fruchtig Feminines, das einen sofort in den Bann zieht. Aber auch sein Stolzenberg mit dieser feinen Note nach Salzkaramell weiß sofort gefangen zu nehmen. Man möchte die Nase gar nicht mehr aus dem Glas nehmen, so vielschichtig präsentiert sich der Wein mit zunehmender Temperatur. Und natürlich ist dann da der Riesling aus der Uhlener Parzelle „Laubach". Hier werfen Reinhard und Cornelia Löwenstein (oder ihre Rieslingtrauben) noch einmal den Außenbordmotor an und produzieren wohlige Wellen der stillen Ergriffenheit: unglaublich komplex, ernsthaft, tiefgründig und trotzdem mit einer augenzwinkernden Freude begrüßt einen der Wein und lässt erahnen, dass er sich noch als ausgezeichneter Gesprächspartner die nächsten Jahre erweisen wird.

Nun zu sagen, welcher der Löwenstein-Weine „der Beste" ist, wäre vermessen und kurzsichtig. Nicht nur sind derartige Großverkostungen wie die in Wiesbaden, an denen ein Verkoster 150 und mehr Weine am Tag probiert, eh nicht mehr als eine Momentaufnahme. Es fehlt einfach die Zeit, sich länger mit dem Wein zu beschäftigen und seine Veränderbarkeit im Glas mit Luft und höherer Temperatur zu beobachten. Hinzu kommt, dass das Weingut Heymann-Löwenstein die Spitze seiner Grossen Gewächse, den „Roth Lay" aus dem Uhlen, erst im März des nächsten Jahres probieren und ausliefern lässt und bis dahin „der Beste" nur eine relative und daher widersprüchliche Größe darstellt. Dennoch soll eine Empfehlung erfolgen und die Wahl fällt auf das Weingut Heymann-Löwenstein Riesling Grosse Gewächs 2015 aus dem Hatzenporter Stolzenberg. Der Grund: noch beim Schreiben dieser Zeilen ist der so eindrückliche Geschmack nach Salzigkeit, reifer klarer Frucht und diesem leichten Karamellton so anwesend und stark in der Erinnerung, dass dieser Wein wirklich den prägendsten Geschmackseindruck hinterlassen hat.

Mit fünf derart herausragenden Weinen (zu den drei oben Genannten gesellen sich noch der „Blaufüsser Lay" aus dem Uhlen und der Hatzenporter Kirchberg, die nur Nuancen entfernt sind) darf man bei den Löwensteins von der Kollektion ihres Lebens sprechen. Hier vereinen sich Wetterglück, Winzermut und Lust am gefährlichen Ausdruck aufs Vortrefflichste. Denn das muss klar sein: empfohlen werden hier nicht Weine, die wohltemperiert und eingängig sind, sondern ausschließlich Weine, die zur Beschäftigung auffordern, ja auf den ersten Blick vielleicht sogar etwas Anstößiges, Schmutziges und eben Gefährliches haben. Denn genau das ist der Unterschied zwischen einem guten Wein und einem großen Wein. Letzterer ist nicht gemacht, um zu gefallen, sondern um das Zwingende und Ausweglose, was dem Zusammenspiel aus Jahrgang, Traube, Boden und Winzer innewohnt, aufscheinen zu lassen. Nur dort kann sich Größe ereignen, wo das Scheitern genauso möglich wäre.
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Markus Vahlefeld
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Da der Text sehr lang geworden ist, unterteile ich ihn hier im Forum. Wer an den Bildern interessiert ist, möge hier klicken: https://blogger.huffingtonpost.com/tmp/11823936_p.html

MITTELMOSEL

Dass auch von den Winzern der Mittelmosel großartige trockene Rieslinge präsentiert wurden, ist durchaus ungewöhnlich. Hier, so scheint es, wird weiterhin mehr Wert darauf gelegt, die herausragendsten fruchtsüßen Weine der Welt zu produzieren. Irgendwie nicht ganz passend und etwas lieblos wirkten einige der Grossen Gewächse die letzten Jahre. Noch immer zeichnet sich der VDP-Verband Mosel durch eine gewisse Stiernackigkeit und überraschend infantile Trotzreaktionen aus, die ein Qualitätskonzept nur schwer durchsetzbar erscheinen lassen. Es ist noch nicht lange her, dass die Aufnahme eines der international renommiertesten Moselweingüter von den VDP-Verbandsmitgliedern hinterrücks abgelehnt wurde, was zum Eklat und Rücktritt des Vorstandes führte. Dass Neid und Missgunst im Spiel waren, darf unterstellt werden. Die tumbe Blödheit mancher Moselwinzer treibt merkwürdige Blüten, Internationalität hin, Globalisierung her. Da besteht noch Reinigungsbedarf, was Respekt vor Leistung angeht.

So scheint es auch weiterhin schwierig, an der Mosel einen durchgängigen Qualitätseifer auszumachen. Zu viele auch der VDP-Winzer produzieren nettes Mittelmaß. Dass in 2015 viel, viel mehr möglich war, zeigen eben zu wenige an der Mittelmosel. Einer, dem man diesen Vorwurf jedoch nie machen konnte, ist Thomas Haag vom Weingut Schloss Lieser. Seine Weine haben diesen Mut zur Zartheit, der die besten Mosel-Rieslinge auszuzeichnen vermag. Was Thomas Haag mit 2015 an Grossen Gewächsen vorstellte, ist schlicht und einfach grandios. Drei Weine, drei Lagen, drei Mal Weltklasse. Was sie auszeichnet: von nichts ist zu viel in den Weinen, alles ist da in fast atemberaubender Klarheit und Perfektion, die Weine strahlen im besten Sinne Harmonie aus und trotzdem sind Langeweile oder Biederkeit so weit weg wie „the dark side of the moon".

Schloss Liesers Grosses Gewächs aus der Wehlener Sonnenuhr ist der mutigste und vibrierendste Wein der drei. Das Graacher Himmelreich ein Traum an Spannung am Gaumen und Zug im Trinkfluss. Was Thomas Haag jedoch aus dem Niederberg Helden herausholt, ist schier unglaublich. Hier findet eine Form des Rieslings zu sich selbst, wie sie nur an der Mosel gedeiht: klar, finessenreich, mit der zurückhaltenden Anwesenheit einer himmlischen Frucht, gepaart mit der nötigen Kraft des Irdischen, so dass der Wein neben dem Schweben im Mund nicht vergessen lässt, dass immer noch die Erde Ursprungsort der Traube und des Weins ist. Das Schloss Lieser Riesling Grosse Gewächs 2015 aus dem Niederberg Helden ist die Metamorphose des Menschlichen auf eine neue schwebende Daseinsform. Man ist geneigt, bei diesem Wein die Höchstpunktzahl zu ziehen.
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Markus Vahlefeld
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Da der Text sehr lang geworden ist, unterteile ich ihn hier im Forum. Wer an den Bildern interessiert ist, möge hier klicken: https://blogger.huffingtonpost.com/tmp/11823936_p.html

SAAR

Der Ritt durch das engste und Kühlste Weinanbaugebiet Deutschland findet schließlich an der Saar sein fulminantes Ende. Roman Niewodizcanski vom Weingut van Volxem zeigt drei Weine großartigster Ausprägung (Goldberg, Volz, Scharzhofberger). Auch der Saarburger Rausch vom Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken ist ein wunderschöner Wein, der mehr auf der floralen Seite des Aromenspektrums angesiedelt ist. Die Show an der Saar stiehlt aber auch mit dem Jahrgang 2015 wieder einer der Neuzugänge des VDP-Mosel: das Weingut Peter Lauer.

Nun ist Peter Lauer erst vor drei Jahren in den VDP aufgenommen worden, hat aber in dieser doch kurzen Karriere den Verband kräftig durchgeschüttelt. Sicher, er hat als weiteres Weingut (neben van Volxem und Günther Jauchs von Othegraven) den Fokus der Aufmerksamkeit vom Haupttal der Mosel auf das Nebental der Saar gelenkt, was manchem Winzer der Mittelmosel ein Dorn im Auge sein könnte. Dass der VDP-Mosel jedoch dringend mehr von diesem frischen Wind benötigt, um nicht in Langeweile zu erstarren, und dass die Entscheidung, den jungen Mann in den prestigeträchtigen Verein aufzunehmen, völlig richtig war, beweist Peter Lauer seitdem jedes Jahr aufs Neue. Die Rieslinge aus 2015 sind seine bisher stärkste Kollektion - und die Weine aus 2013 und 2014 waren bereits eine Klasse für sich.

Peter Lauer fährt einen ganz eigenen Stil. Seine Rieslinge sind erheblich wilder und etwas mächtiger als die des Großmeisters Thomas Haag, wirken weniger geschliffen und tragen trotz aller tiefen Frucht doch mehr die dunklen Stein- und Erdaromen im Gepäck. Zeitlose Harmonie ist ihre Sache nicht, dafür anpackende Spannung und eine klare sinnliche Sprache, die von reifer Frucht und schiefriger Aromatik geprägt ist. Sind die Weine von Schloss Lieser schwebende Poesie, so sind die von Peter Lauer mehr auf der feinen prosaischen Seite des Sprachspektrums und rücken das Sinnliche in den Vordergrund.

Von den drei Grossen Gewächsen Peter Lauers sticht momentan das vom Schodener Saarfeilser am deutlichsten hervor. Es schreitet die komplette Bandbreite des Rieslings und des Schiefers mit Ruhe und Stolz ab, ist trotz aller Reife wunderbar schlank und vor allem fokussiert und statt einen Mischmasch an Aromen zu schmecken, hat man den Eindruck, es läge alles wohl getrennt vor einem, um dann im Ganzen doch mehr zu ergeben, als nur die Summe seiner Teile. Das ist eigenständig. Das ist großartig. Das ist bisher an der Saar so noch nicht dagewesen: Weingut Peter Lauer Riesling Grosses Gewächs 2015 Saarfeilser .
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