Große Gewächse 2015

port_ellen
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von port_ellen »

Was konstant bleibt ist die Einschätzung zum Jahrgang. Wie in 2012 ist die Leistungsdichte einfach sehr hoch. GG´s, die diesen Namen verdienen gibt es immer, aber in 2015 signifikant seltener als 2011, 2013, 2014.
???

nicht verdienen ?
signifikant öfter ?
leistungsdichte nicht hoch ?

oder um mit berti vogts zu sprechen:

"die breite an der spitze ist dichter geworden"
:lol:
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
mixalhs
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von mixalhs »

GG-Verkostung im Weinladen Schmidt, Berlin Prenzlauer Berg

Beginnen wir mit den absoluten Highlights (aus meiner persönlichen Sicht): Halenberg von Emrich-Schönleber und Pechstein von von Buhl, beide schlank und mineralisch und mit wenig Restzucker (wenn ich das richtig geschmeckt habe), straff mit viel Druck und toller Struktur. Ich sehe beide bei 96/97. Auf Platz 3 war bei mir der Rothenpfad von Clemens Busch. Zunächst hatte mir die Fahrlay besser gefallen, aber mit etwas Luft und steigender Temperatur öffnete sich der Rothenpfad und zeigte eine herrliche Mineralität von rotem Schiefer. Ganz viel Wein für vergleichsweise geringes Geld (93/94).

Heerkretz und Höllberg von Wagner-Stempel waren ebenfalls sehr gut, Heerkretz sehr verschlossen mit kompakter Säure, der Ölberg zugänglicher. Die Weine von Kühling-Gillot und Battenfeld-Spanier wurden von einigen der Anwesenden heftigst gelobt. Mir gefielen sie nicht so sehr, was aber eher eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Das war in den vergangenen Jahren ähnlich. Keine Frage des persönlichen Geschmacks ist die Adiposität des Kirchenstücks von Künstler. 14,5% Alkohol schmeckte man deutlich raus und der Wein wirkte im Vergleich zu allen anderen plump und dick. Auch fetter als sonst (14%) war die Hölle. Einer der Anwesenden, bekennender Künstler-Fan, meinte, dass sich das noch fügen wird und dass der Wein in seiner Reifephase betörend sein wird. Ich wage nicht, das zu beurteilen. Spannend war, dass Künstlers Berg Rottland mit nur 12,5% schlank und recht mineralisch daherkam. Philipp Kuhn hat sehr ansprechende Rieslinge gemacht, vor allen den Kirschgarten und den Steinbuckel; der Saumagen reichte nicht ganz an diese beiden heran. Nicht gefallen haben mir heuer die Weine von von Winning (Kalkofen, Ungeheuer, Pechstein), von denen ich in den letzten Jahren regelmäßig geordert hatte. Diesmal war der (gefühlte?) Restzucker höher. Erwähnen möchte ich aber auch, dass es auch Leute gab, die von diesen Weinen sehr angetan waren. von Buhl hatte ich schon erwähnt. Auch Kieselberg und Ungeheuer waren gut, konnten aber mit dem Pechstein nicht mithalten. Gut Hermannsberg war leider nicht mit 2015ern vertreten, da aus Versehen die falschen Weine eingepackt und versandt worden waren. Schade, die hätte ich gern probiert.

Dann habe ich noch einige der Roten probiert. Adeneuers 2014er Gärkammer und Rosenthal waren mir zu dünn, besonders das Rosenthal. Kuhns Steinbuckel und Kirschgarten waren aus 2013, beide recht dunkel, jetzt sehr gut zu trinken und jeden Euro wert, den sie kosten. Eher in burgundischer Stilistik, heller und nicht primärfruchtig, war Baltes' Schlossberg 2014. Von anderen in höchsten Tönen gelobt, hat sich mir dieser Wein allerdings nicht erschlossen. Das ist nicht das erste Mal und auch kein Qualitätsmerkmal des Weins, sondern wohl mein persönliches Defizit im Umgang mit jungen Pinots Noirs burgundischer Stilistik.
Zuletzt geändert von mixalhs am Fr 2. Sep 2016, 11:06, insgesamt 5-mal geändert.
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UlliB
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von UlliB »

innauen hat geschrieben: Deshalb der ultimative Tipp. Nehmt das Weingut, das Euch in 2012 am besten gefallen hat und kauft deren Weine nach.
Vermutlich ist das tatsächlich der beste Tipp; zumindest für Leute wie mich...

Ich habe mich jetzt mal durch die im Internet verfügbaren Blogbeiträge, Händlermeinungen etc. durchgearbeitet, und im Ergbenis fällt mir nur das bekannte Faust-Zitat ein: Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.

Es ist unglaublich schwer, aus dieser Kakophonie von Meinungen so etwas wie eine gemeinsame Linie zu destillieren. Ok, die Mosel ist dieses Jahr top. Aber sonst? Was der eine für zum Niederknien gut hält, ist für den anderen nur blasses Mittelmaß. Manche Weine sind wahlweise absolut top und gehören zur Spitze des Jahrgangs, oder sie sind völlig verschlossen und gar nicht zu beurteilen. Franken hat insgesamt entweder fette und überalkoholische Weine geliefert, oder hier wurden etliche Stars des Jahrgangs produziert. Und so weiter und so fort.

Da würde es nur helfen, wenn man die individuellen Präferenzen der jeweiligen Verkoster und ihre Fähigkeiten einschätzen kann. Ich kann das nicht, und damit ist das Veröffentlichte für mich weitgehend wertlos.

Und deshalb ist der Tipp von oben für mich der einzig gangbare: was mir aus den Vorjahrgängen gefallen hat, wird mir vermutlich auch aus 2015 gefallen. Und was ich bisher nicht mochte, werde ich wahrscheinlich aus 15 auch nicht mögen.

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben: Da würde es nur helfen, wenn man die individuellen Präferenzen der jeweiligen Verkoster und ihre Fähigkeiten einschätzen kann. Ich kann das nicht, und damit ist das Veröffentlichte für mich weitgehend wertlos.

Und deshalb ist der Tipp von oben für mich der einzig gangbare: was mir aus den Vorjahrgängen gefallen hat, wird mir vermutlich auch aus 2015 gefallen. Und was ich bisher nicht mochte, werde ich wahrscheinlich aus 15 auch nicht mögen.
Mir geht es ähnlich und ich kaufe jedes Jahr quasi das Gleiche. Mit einem Emrich-Schönleber Halenberg kann man m.E. zum Beispiel nichts falsch machen, den halte ich nicht einmal für einen "Geschmackssache" Wein - anders als z.B. Dönnhoff (dessen Weine ich sehr mag, viele andere aber nicht). Für mich sind die absoluten Blue Chips:

- Emrich-Schönleber Halenberg
- Schäfer-Fröhlich Felseneck
- Keller Hubacker
- Keller Abtserde
- Weil Gräfenberg
- Schloss Lieser Niederberg Helden
Beste Grüße, Stephan
Ollie
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Ollie »

OK, hier meine Kurznotizen.

Hinweis: Ich kenne die 2014er nicht, aber die 2015er sind besser als alles, was ich kenne.

Ein paar sehr persoenliche Beobachtungen und Meinungen:

1. Die Weine haben sehr viel Phenolik; zusammen mit der hohen Saeure fuehrt das zu echter Textur im Mund, die sich stellenweise sehr kreidig (aber nie trocknend) anfuehlt. Falls das echte "Phenole" sind, wird man sehen muessen, wie die Weine das im Alter wegstecken.

2. Die Weine sind absolut sauber; keine schmeckbare Botrytis. Dazu kommt die voellige Abwesenheit von Schmelz, was die Weine besonders transparent, aber auch etwas karg macht. Sobald also ein Wein etwas offener, schon da oder einen Tacken komplex ist, fuehrt das zu hohen Ausschlaegen bei der Bewertung. Deswegen gilt, staerker als sonst: selber probieren.

3. Die Weine sind viel zu jung fuer eine vernuenftige Einschaetzung. Ich persoenlich glaube, mit dem 2015er (und der nun vorherrschenden GG-Stilistik) hat der VDP einen starken Grund, den Termin von Herbst auf das folgende Fruehjahr zu verschieben. Ist ja auch kein Zufall, dass einige Top-Winzer ihre Weine sowieso spaeter freigeben oder sogar fuellen. Stellenweise hatte ich (wie bereits zu anderen Gelegenheiten mit 2015ern) ein deja-vu mit 2008.

4. Die angestellten Mosel-Weine sind nicht durch die Bank super. Clemens Busch konnte mich immerhin mit der Marienburg "Rothenpfad" ueberzeugen, aber erstens ist das ein Monster (Frage, die jeder fuer sich beantworten muss: will man sowas von der Mosel?), zweitens macht ein super Wein noch keinen Fruehling. Drittens sind hier Nicht-VDP-Winzer mit ihren Grosskampfspaetlesen (ich denke an Martin Muellen) preislich interessanter, mindestens genausogut und (bzw. wenn auch) im "Mosel-Thema".

5. Sie die Weine wirklich soviel besser als z.B. die 2012er, und wenn ja: warum? Die Weine sind unglaublich spektakulaer, weil trotzt der niedrigen Alkoholgehalte (modulo Kuenstler) die Intensitaet unglaublich ist. Dazu kommt eine wahnsinnige Saeure, enorm, ja geradezu krass hoch, aber voellig reif - der kratzige, kreidige Teil ist wohl entweder dem Schwefel oder den "Phenolen" geschuldet. Die Frucht ist extrem zurueckgenommen (auch weil die Weine zu jung sind; mit Luft machen einige deutlich auf), was die Mineralik extrem akzentuiert. Das sind Monsterweine, die ich in dieser Kombination noch nicht im Glas hatte. Alle Regler stehen auf 11. - Wer BDX 2010 etwas kennt: so.
Aber minus der (sehr emtionalen) Komponente des schieren Spektakels: Sind die Weine singulaer gut und soviel besser, dass man sie haben muss? Bei einigen (s.u.) wuerde ich es sagen, aber man sollte sehr kritisch verkosten, ob einem das Gebotene am lange Ende zusagt. Und sehr lange werden diese Weine brauchen; ob sie sich beruhigen, wird die Zeit weisen. Ich bezweifle das ein bisschen, koennte aber mit den Knalleffekten auch 2035 gut leben. (Und ja: das sind die Zeitskalen, auf denen ich die besten Flaschen sehe.)

5. Ich finde es grossartig, dass vier Leute vier unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Dennoch sind auch meine besten Weine der Probe keine wirklichen Ueberraschungen:

E-S Halenberg (best ever)
Kuenstler Hoelle (best ever, aber sehr anstrengend)
Kuenstler Berg Rottland (best ever)
B-S Am Schwarzen Herrgott (best ever? Achtung, sehr Geschmackssache)
K-G Pettenthal (best ever, aber etwas anstrengend)
von Winning Ungeheuer (best ever? Achtung, sehr Geschmackssache)

Sehr gute und interessante Weine:
Clemens Busch Marienpfad "Rothenberg" (best ever?)
Kuhn Saumagen
W-S Hoellberg

6. Diese Auswahl zeigt uebrigens das Problem einer Berichterstattung, die "nur die besten Weine" beschreibt und die schlechtesten nicht einmal erwaehnt. Um auf die obige Liste gekommen zu sein, muss ich keinen einzigen Wein verkostet haben.




Weingut Reinhold Haart (Piesport/Mosel)

2015 GOLDTRÖPFCHEN
Recht offene Nase, gelbe, exotische Frucht, Schiefer. Am Gaumen dunkle Mineralik und leicht bittere Phenolik; die sehr Intensität wirkt noch unharmonisch. Hintenraus leicht süßlich. Sehr lang.


Weingut Clemens Busch (Pünderich/Mosel)
Sauberer, trockener, botrytisfreier Stil. Enorm dichte Weine.

2015 MARIENBURG
Noch sehr inkohärent. GG? Hmmm….

2015 MARIENBURG „ROTHENPFAD“
Hohe Intensität. Völlig unentwickelt, aber sehr lang, sehr intensiv. Sehr, sehr gut. Best ever?

2015 MARIENBURG „FAHRLAY“
Zu jung, viel Potential, aber (noch) etwas krasse Säure. Für mich nicht einschätzbar.


Weingut von Hövel (Konz/Saar)

2015 SCHARZHOFBERG
Blumige Saarnase. Am Gaumen gut, umkomplex, aber durchaus lang. Allerdings irritiert mich ein seltsamer, irgendwie violetter Ton. Flieder? Veilchen? Brombeere? Hmmm. Ordentlich, aber vielleicht eher SL trocken denn GG.


Weingut Künstler (Hochheim/Rheingau)
Hinweis: Ich bin Künstler-Fan.

2015 WEISS ERD
Holla die Waldfee, ein Weiss Erd, der mir gefällt! Gemessen an bisherigen Jahren (bis auf 2013/14, die kenne ich nicht) endlich mal ein interessanter Wein. Kräftig, sehr stofflig, den Alkohol (14.5%!) gerade noch eingebaut. Leicht kräutrig, erinnert an PJK’s Nikolaus (bei völlig anderem Boden). Gut für die bisherigen Jahrgänge, aber immer noch kein must have (zumal nicht zu diesem Preis).

2015 KIRCHENSTÜCK
Boah! Monster-Kirchenstück, das den hohen Alkohol (14.5%) etwas weniger gut wegsteckt als der Weiss Erd. Dunkle Würze, vielleicht etwas viel Phenolik, viel Saft und Bumms. Lang. Aber irgendwie nicht Kirchenstück, wie ich es mir vorstelle. Ob sich der Sprit einbaut? Hmmmm.

2015 HÖLLE
Bildhübsche, extrem typische Nase nach Hochheim und junger Hölle. Am Gaumen absolut trocken, enorm viel Stoff, sehr dicht, viel Säure, Reife, Kraft, Saft, Herrlichkeit, Länge, Amen. Die 14% sind nicht einmal ansatzweise spürbar. Extrem gut, geradezu spektakulär. Bestes Hölle-EG/GG ever. (Falls die Goldkapsel liefert: beste Hölle ever). Allerdings nichts für schwache Nerven, das hier ist HockShock. Kreisch!!!

2015 BERG ROTTLAND
Extrem intensiv, dunkle Schiefermineralik, Säure, Körper, Kraft: alle Regler auf Maximum (bei nur 12.5%). Guter Schmelz (RZ?). Gut und gleichzeitig nicht so gut: Der Wein ist kein bisschen subtil, sondern ein Rottland for the lulz. Erneut Bonuspunkte wegen defensiver Vinifikation (Phenolik Phelanzeige). In einigen Jahren wird das gross. Nom, nom, nom! Pro-Tip: Der Rottland-Kabinett ist meistens nicht so weit dahinter.


Weingut Emrich-Schönleber (Monzingen/Nahe)

2015 FRÜHLINGSPLÄTZCHEN
Hinter der saftigen Säure weiche, recht feminine Frucht. Sehr gut. 12%

2015 HALENBERG
Im direkten Vergleich der deutlich maskulinere Wein. Ansonsten: die Kraft und die Herrlichkeit. Grosser Wein, best ever. 12.5%.

2012 HALENBERG „R“
Halbtrocken oder feinherb oder sowas (20-25 g/l RZ?). Labbrige Struktur, verhangene Frucht (überreifer Apfel). Botrytis? Urgs.


Gut Hermannsberg (Niederhausen/Nahe)

2015 ROTENBERG
2015 STEINBERG
Fehllieferung (SL statt GG); nicht angestellt.

2013 ROTENBERG
Erstaunlich fortgeschrittene Reife, alles recht diffus. In einem Loch? Nicht anfassen.


Weingut Wagner-Stempel (Siefersheim/Rheinhessen)

2015 HÖLLBERG
Saft, Kraft (13%), kreidige Phenolik (das Ding hat Tannin!), recht offen, aber noch nicht übermäßig komplex; ewig lang. Sauber, trocken, kaum Finesse, sondern robust und rustikal (Hulk smash Riesling), aber gefällt mir sehr gut (das erste Mal überhaupt, dass mir ein Wein von W-S zusagt). Eher NASCAR als Eiskunstlauf.

2015 HEERKRETZ
Sowohl aromatisch als auch vom Körper verhaltener, noch zugeknöpft. Wahrscheinlich feiner als der Vorgängerwein, aber entschieden weniger spassig. Für Fans des Weinguts sicherlich eine Benchmark.


Kühling-Gillot (Bodenheim/Rheinhessen)

2015 HIPPING
Weiche Frucht unterlegt mit kreidiger Mineralik (aromatisch) und kreidiger Phenolik (texturell). Zwar irritiert mich diese typisch Kühling-Gillotsche Art immer noch leicht, aber der Wein funktioniert ganz hervorragend. 12.5%

2015 PETTENTHAL
Pettenthaltypische, diesmal aber sehr unterdrückte Raffinerienase. Grosser Wein, mit Abstand best ever.


Battenfeld-Spanier (Hohen-Sülzen/Rheinhessen)
Sauberer, botrytisfreier Stil. Nur 12.5%!

2015 KIRCHENSTÜCK
Saft, Kraft, sauber, zitrisch (typisch für Kalk), dank Phenolik recht maskulin. Ich mag das Kirchenstück sonst nicht so sehr, aber dieses hier ist schon ziemlich gut.

2015 AM SCHWARZEN HERRGOTT
Extremer Wein, wohl der extremste der Probe; fuer Leute, die sowas mögen, denn das muss man wollen. Absolut sauber zwar, aber mit sehr ausgeprägter Phenolik; Säure, Saft, Kraft, dunkle Mineralik, ewig lang. Gross. Best ever?

2015 FRAUENBERG
Bei aller Jugend bereits ein sehr charmanter, “lieblicher”, femininer Wein. Im Hintergrund reife, gelb-orange Frucht, Orangenöl und Orangenblüte. Sehr, sehr gut und dabei enorm süffig (Bonuspunkte!).


Weingut Reichsrat von Buhl (Deidesheim/Pfalz)

2015 KIESELBERG
Noch etwas inkohärent, aber lang. Nie mein Liebling, aber sehr guter Wein.

2015 UNGEHEUER
Seltsame Aromatik, wie Stachelbeere(?), kräutrig. Schöne Mineralik und Phenolik, sehr gut, aber kein grosser Wein.

2015 PECHSTEIN
Wieder diese Stachelbeer-Aromatik, eleganter als Ungeheuer und wahrscheinlich der bessere und interessantere Wein von beiden. Für mich eher bei 93 Punkten.


Weingut von Winning (Deidesheim/Pfalz)
Wie schon 2013 deutlicheres Holz als etwa 2012. Muss man mögen.

2015 KALKOFEN
Noch sehr unverfasst. Lieblich im Sinne von weich (ich merke keinen RZ), dabei aber sehr stoffig. Recht deutliches, aber gutes Holz. Gesamteindruck: meh. (Kalkofen ist auch sonst nie mein Ding.)

2015 UNGEHEUER
Die Säure ist sogar im 2015er Kontext extrem präsent. Saft, Kraft, Phenolik, sehr langer Abgang. Gross? Best ever? Vielleicht. Auf jeden Fall sehr spektakulär (auch für von-Winning-Standards).

2015 PECHSTEIN
In allen Belangen viel disziplinierter als das Ungeheuer. Vielleicht hätte ich mit dem Ungeheuer abschliessen sollen, denn irgendwie erscheint mir der Pechstein… solide.


Weingut Philipp Kuhn (Laumersheim/Pfalz)

2015 STEINBUCKEL
Typischer und schöner Pfälzer, mit sehr schöner Intensität, zitruszig, gelbfruchtig, lang. Sehr gut, aber etwas solide.

2015 SAUMAGEN
Auch hier wieder schöne Intensität, gelbfruchtig, würzige Zitrusfrüchte, extrem viel Stoff, leicht kreidige Kalkigkeit, dicht, ewig lang; im Abgang flötet leise und melodisch eine Grapefruit. Sehr gute und sehr schöne Interpretation des Saumagens.

2015 KIRSCHGARTEN
Auch sehr schön, aber zivilisierter als der Saumagen.

Nicht-Rieslinge spaeter, aber vorneweg: meh.

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am Fr 2. Sep 2016, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von mixalhs »

meh?

Was bedeutet dieses Akronym?
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innauen
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von innauen »

mixalhs hat geschrieben:meh?

Was bedeutet dieses Akronym?
indifferent. Siehe hier

http://de.urbandictionary.com/define.php?term=Meh

Grüße,

wolf
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von StephanB »

Ollie hat geschrieben: 6. Das zeigg uebrigens das Problem einer Berichterstattung, die "nur die besten Weine" beschreibt und die schlechtesten nicht einmal erwaehnt. Um auf die obige Liste gekommen zu sein, muss ich keinen einzigen Wein verkostet haben.
Was ich mir oben anzumerken erlaubte, von ein paar Kennern aber als irrelevant abgetan wurde.

Spannender als die blue chips sind doch die Weine, die eben nicht regelmäßig in den Top Twenty landen.
Aber einfacher ist es natürlich, sich jedes Jahr die gleichen Weine in den Keller zu legen, da muss man in der Tat keinen Wein verkostet haben.

Was außer dem Image fehlt denn beispielsweise den GGs vom Mittelrhein? Das zu lesen wäre wirklich interessant!

apropos: Bei Felix Bodmann kommen sie so schlecht nicht weg.
Viele Grüße

Stephan
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Novize
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Novize »

Achtung, ich verzichte auf Smileys, bitte nach Bedarf dazu denken...
UlliB hat geschrieben:
Ich habe mich jetzt mal durch die im Internet verfügbaren Blogbeiträge, Händlermeinungen etc. durchgearbeitet, und im Ergbenis fällt mir nur das bekannte Faust-Zitat ein: Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.
Warum machst Du das auch? Im 'echten Leben' kämest Du doch auch nie auf die Idee Reklame und Händlerkataloge mit Weinzeitschriften zu vergleichen, oder? Dass Dich die Ergebnisse verwirren, wenn Du unterschiedliche Interessengruppen als gleichwertige Quellen behandelst, wird in allen Lebensbereichen passieren, vom Autotest bis zum Girokontenvergleich...
UlliB hat geschrieben:
Es ist unglaublich schwer, aus dieser Kakophonie von Meinungen so etwas wie eine gemeinsame Linie zu destillieren. Ok, die Mosel ist dieses Jahr top. Aber sonst? Was der eine für zum Niederknien gut hält, ist für den anderen nur blasses Mittelmaß.
Also, die Händler habe ich nicht gelesen, aber ansonsten machst Du Dir das IMHO und bei allem Respekt ein wenig einfach, oder anders, Du gibst zu früh auf: Das sind ja auch viele Weine!
Du kannst in den Texten etwas finden, wenn Du einen eigenen Filter anlegst. Wärest Du zum Beispiel ein Schlösser-Fan, Dir wäre Angst und Bange geworden, weil keiner über SchloJo oder Vollrads redet. Als Künstler-Fan würdest Du jetzt sagen: Alkohol scheint da dieses Jahr ein Thema zu sein. Als Rheinhessen-Freak wüsstest Du, Schätzel hat ein Statement abgegeben, dass Du nicht ignorieren kannst (auf die Gefahr hin, dass es Dir nicht gefällt).
Eigentlich bin ich sogar schwer anderer Meinung, außer in Sachen Wagner-Stempel war das da in Wiesbaden alles viel zu kuschelig. Ich war die ganze Zeit versucht, einfach mal am Mittelkreis einen umzugrätschen und mir Gelb abzuholen, um alle aufzuwecken (they call me Effenberg...)
UlliB hat geschrieben:
Und deshalb ist der Tipp von oben für mich der einzig gangbare: was mir aus den Vorjahrgängen gefallen hat, wird mir vermutlich auch aus 2015 gefallen.

Gruß
Ulli
Genau. Und Würtz schreibt: Eigentlich ist alles wie immer. Ich schreib: Kaufen Sie Ihre Lieblingsweine.
Sach ma': Wen hast Du eigentlich gelesen???

cheers
Felix
http://www.webweinschule.de – die Weinschule im Internet
Ollie
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Re: Große Gewächse 2015

Beitrag von Ollie »

mixalhs, innauen,

"meh" ist bei mir leicht negativer als einfach nur gleichgueltig, weil ich dabei das Gesicht verzerre. Ich sollte weniger Bezug auf Popkultur nehmen, sorry dafuer.


StephanB,

1. Es ist in der 30-Euro-Klasse nicht spannend, etwas anderes als die besten Weine zu kaufen, sondern, naja, teuer.

2. Ein GG, das nur in einem Jahr ueber (sagen wir) 95 Punkte kommt und sonst nicht, ist fuer Punktetrinker relevant, aber nicht fuer Echte Weinfreunde(tm), die sich ueber Jahrzehnte Bibliotheken von Weinen anlegen.

3. Ein GG, dass in dem einen Jahr ueber (sagen wir) 95 Punkte gekommen ist, wird von der Berichterstattung erfasst. Per constructionem.

4. Wenn mir ein Wein persoenlich ueber die 95 Punkte kommt, allen anderen aber nicht, wie relevant ist dann diese Einzelmeinung? Wenn dir der Mittelrhein so gut gefaellt, dann kauf doch die GGs von dort. Du weisst ja schon, wer deine persoenlichen blue chips sind. Wenn nicht, koenntest du die Verkostungsnotizen auch und gerade im Vergleich mit den "ueblichen Verdaechtigen" doch gar nicht einordnen, oder?

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

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