Mi 31. Aug 2011, 18:42
Liebe Forianer!
Angeregt durch die oben erwähnte Verkostung habe ich Branko Cotar, der mit mir am Tisch saß, gefragt, ob denn ein Kellerbesuch bei ihm möglich sei. Da ich ohnehin ein verlängertes Wochenende in Triest plante, hatte ich auch schon einen Terminvorschlag. Branko Cotar samt anwesender Gattin Branka schlugen sofort eine Uhrzeit vor, sodass der "Deal" perfekt war.
Das Weingut der Familie Cotar, das von Vater Branko und Sohn Vasja geführt wird, liegt in der Ortschaft Gorjansko, die zur Gemeinde Komen gehört. Gorjansko befindet sich im Weinbaugebiet Kras (Karst) und gehört zur Weinbauregion Primorje (Küstenregion), die Entfernung zur italienischen Grenze beträgt knapp 4 km.
Bis nach Gorjansko habe ich den Weg spielend gefunden, wobei ich als "fahrerisches Highlight" die Abkürzung von der Strada Costiera nach Santa Croce (Kriz) eingebaut hatte. Wer die Größe eines Renault Grand Espace und den Weg kennt, weiß, was ich damit meine
! In Gorjanske habe ich dann aber den Ort mehrfach abgefahren, um die angegebene Hausnummer zu finden. Einmal bin ich so weit in eine Sackgasse "eingedrungen", dass ich nur noch - nach freundlicher Aufforderung des Hauseigentümers - in einem Innenhof eines Bauernhauses reversieren konnte. Nach dem dritten Fragen nach dem Cotar'schen Haus wurde ich schließlich fündig.
Branka, meiner Begleitung ansichtig geworden, herzte diese wie eine alte Freudin, entschuldigte sich aber wegen eines Kirchganges, da ein Nachbar verstorben war. Sie meinte, man werde sich ja noch nachher sehen. Branko fuhr mit uns im Convoi von seinem Wohnhaus zu seinem Weinkeller, der ca 300m entfernt liegt. Der Weinkeller befand sich just an jener Strasse, von welcher mein Abenteuer startete, welches mit dem Reversieren im bäuerlichen Innenhof endete.
Es handelt sich um ein eher unscheinbares Haus, das von mehereren Kellern unterschiedlicher Größenordnung "untergraben" ist. Die Keller müssen meiner Einschätzung nach weit über die hausgrenzen hinausreichen. Im Keller befinden sichdoch eine nennenswerte Anzahl von Barriques, wobei Branko Cotar auf gebrauchtes Holz schwört. Darüber hinaus lagern dort die Weine, die noch Flaschenreife benötigen. Einen solchen Wein öffnete Branko, um ihn für unsere Verkostung zu dekantieren.
Weil sich der Verkostraum noch ihm Stadium der nahenden Fertigstellung befand, fuhren wir zum Gasthaus der Cotars in der Ortsmitte, das am Nachmittag geschlossen hatte. Dort angekommen sahen wir ca 6 - 7 geöffnete Rotweinflaschen stehen, wobei diese bei Raumtemperatur zugekort waren; ein e Vakuumierung hatte nicht stattgefunden. In einer Kareffe war noch ein Boden breit Wein; die Karaffe war mit einem Bierdeckel "verschlossen".
Zuerst zeigte uns Branko die Weissen: Vitovska, Malvazija und Sauvignon blanc. Mir hatte es vor allem der Vitovska angetan, den ich selten so klar, aber dennoch tiefgründig erlebt hatte. Der Malvazija passte perfekt zum Käse, den Branko aus dem italienischen Karst von Zidarich besorgte; der Sauvignon blanc war sehr dezent und hatte nichts von unreifer Frucht. Allen Weinen war der Holzeinsatz anzumerken, das Holz stach aber nicht hervor. Die Weine stammten aus 2006 bis 2008. Alle waren so absolut frisch, dass es erstaunlich war.
Danach kamen die Roten, die - wie beschrieben - "vorbereitet" waren. Teran, Cabernet Sauvignon, Merlot und Terra Rossa. Ich habe mir leider keine Notizen gemacht, daher nur ein paar Schlagworte.
Der Teran 2008 hatte 11,5% und war ein "säuerlicher Nektar", was ja schon den Spagat aufzeigt; einfach fantastisch, was Cotar aus diesem häufig sehr simplen Wein herauszauberte.
Der Cabernet Sauvignon (Jahrgang ca 2006) war physiologisch Reif mit seidigen Tanninen.
Der Merlot 2004 hätte als Pirat aus dem Pomerol durchgehen können.
Der Terra Rossa (benannt nach der roten Karsterde) ist ein Cuvee aus ca 40% Teran, 40% Merlot und 20% Cabernet Sauvignon. Wir hatten zunächst den 2005er und dann aus der Karaffe den 1999er. Diese Weine waren der "Überhammer" für mich. Die kräftige Säure des Teran gepaart mit den bekannten bordelaiser Rebsorten; ein absolutes Top-Erlebnis.
Auch hier zeigten sich die Rotweine absolut frisch; lediglich der Bodensatz aus der Karaffe hatte leichte Oxidaitonserscheinungenin der Nase, aber nicht am Gaumen. Branko erzählte uns dann, dass die Weine 9(!) Tage vorher geöffnet wurde! Noch nie habe ich so frische Weine erlebt, die auf diese Weise behandelt worden waren.
Plötzlich fiel Branko ein, dass er die Weinkarafee im Keller vergessen hatte. Er entschuldigte sich kurz, schnitt noch Rohschinken und Käse auf als seine Gattin von der Kirche zuückkehrte, kam aber nach ca 3 Minuten wieder mit der Karaffe. Er sagte, er sei selbst neugierig, wie der Wein aktuell schmecke. Es handelte sich um einen Terra Rossa 1990, was für ein Wein
! Ein wunderbares Cuvee, das zeigte, dass der Begriff Teroir auch einen Inhalt haben kann. Branko war sichtlich zufrieden und meinte, dass er ihn in 3 bis 4 jahren in den Verkauf geben werde.
Nach der Verkostung ging es zuück in den Keller, weil ich ja auch Wein kaufen wollte. Dort angekommen saßen wir dann zzu viert an einem Tisch im Keller und Branko öffnete einen Sauvignon blanc aus 1992, jenem Jahr in welchem zum ersten Mal slowenische und nicht jugolslawische Weintrauben geerntet wurden. Auch dieser knapp 20 Jahre alte Wein präsentierte sich von einer großen Frische. Bei dieser Flasche, die wir gemeinsam gemütlich leerten, erzählte mir Branko etwas über seine Weinbauphilosophie.
Sein Weingut arbeitet bio-dynamisch und ist als einziges im Karst diesbezüglich zertifiziert. Im Karst gibt es im Sommer durchaus heisse Mittagstemperaturen, in der Nacht kühle es aber immer auf zumindest 18 Grad ab, was für die (geringen) Alkoholgrade sehr förderlich sei. Er setzte auf längere, aber nicht zu lange Maischestandzeiten. Wichtig ist für ihn eine lange Faßreife samt darauf folgender Flaschenreife. Seine Kollegen aus dem slowenischen Karst hielten ihn für einen Spinner, würden aber stets gerne mit ihm seine Weine verkosten
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Nach dem Kauf einiger Kisten zu sehr fairen Preisen konnte er mir € 10,-- nicht heruasgeben. Ich erklärte, dass dies doch für die sehr umfangreiche Verkostung ein kleiner Beitrag sei. Branko beharrte aber darauf, uns eine Flasche Wein mitzugeben. E4r frug Weiss oder Rot und nachdem wir uns für Rot entschieden hatte, waren wir stolze Besitzer einer Magnung Tera Rossa 2004
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Alles in Allem ein Weingut, das nicht nur durch die Qualität seiner Weine, sondern auch durch die dort tätigen Personen besticht. Nach knapp 3 Stunden machten wir uns wieder auf den Weg nach Triest, was auch zeigt, dass für die Familie Cotar das Wort Gastfreundschaft nicht nur ein Wort ist!
P.S.:
Ich habe diesen Text im Blindflug geschrieben, weil ich immer nur die ersten Zeilen des textes sehen kann. Wenn ich mit dem "Balken" nach unten scrolle, spingt der "Balken" wieder nach oben; daher Blindflug. Ich ersuche also, auf Rechtschreibfehler NICHT zu achten!