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Tschechien

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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragFr 25. Jul 2014, 22:38

Nur ganz kurz, mal wieder einen sehr feinen Roten aus Mähren ins Glas bekommen:

Krásná hora, Cuvée Bernety 2012, 12,5 vol.


Eine eher untypische Cuvee aus 45% Cabernet Sauvignon, 45% Merlot, 10% Alibernet. Dunkelfruchtige, attraktive Nase. Am Gaumen wieder reife dunkle Frucht (Brombeere, Heidelbeere), hat Kraft und Statur, gute Säure, tabakige und ledrige Nuancen, reifes Tannin, eine Art leichterer Bordeaux-Stil, gute Länge und feinster Trinkfluss. Mit 7 Euro erstklassiges PLV. Zu dem Preis kenne ich wenige bessere Rotweine.
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Gaston
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragMo 28. Jul 2014, 22:39

Welschriesling, der Ungeliebte. Der hier war richtig fein:

Kolby, Ryzlink vlašský 2011, jakostní víno (Welschriesling 2011, QbA), 12,5 vol.

In der Nase schönes Gleichgewicht von Frucht (Birne, Apfel) und mineralischen Noten. Am Gaumen ebenso, trotz des warmen Jahrgangs feine Säure, mittelschlanker Körper, wieder angenehme mineralische Noten, süffig, großer Trinkfluss, aber gar nicht banal, wirkt straff und hat gewisses Spiel, mittlere Länge, sehr angenehm.

Zum Weingut: Kolby gehört zu den relativ renommierten tschechischen (mährischen) Weingütern, ist Mitglied in der Allianz "V8" (http://www.8v.cz), eine Art selbst ernannte Elite, die aus sechs märischen Weingütern besteht. Die machen teilweise gemeinsames Marketing, Präsentationen etc. Insgesamt aber mit Vorsicht zu genießen. Tschechische Weinblogger äußerten sich kürzlich eher enttäuscht über das Niveau der aktuellen Weine (http://www.jizni-svah.cz/2014/07/alianc ... zorku.html, http://evas.blog.cz/1407/prazska-zastavka-v8-tour-2014). In beiden Beiträgen wurde Kolby als Weingut mit den besten Weinen genannt. Ich habe keine näheren Erfahrungen mit dem Weingut, aber dieser "Welsch" gefällt mir.
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragDo 27. Nov 2014, 22:21

Neulich was Interessantes im Glas gehabt:

Vinselekt Michlovský, Malverina 2011 pozdní sběr (Spätlese trocken)

Malverina, eine tschechische Piwi-Sorte, laut Wiki eine Kreuzung aus "Rakiš" (Villard blanc x Frühroter Veltliner) und "Merlan" (Merlot x Seibel 13666). Also Bio. Recht markante Nase mit deutlich floralen und würzigen Tönen, erinnert stellenweise an Traminer, aber ein wenig auch an Riesling. Am Gaumen wieder sehr kräuterig und würzig (jetzt eher Veltliner-Assoziation), relativ kräftiger Körper (13,5 vol.), gelbe reife Frucht Richtung Honigmelone und Birne, gewisse Erdigkeit, feine Säure, hat was Exotisches, insgesamt stimmig und recht interessant.
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Rieslunder

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Re: Tschechien

BeitragDi 2. Dez 2014, 00:40

Ich habe gestern einen Chateau Valtice Ryzlink Rynsky Premium Collection aufgemacht, alles in allem eine Enttäuschung, fruchtig, platt und lahm, ohne Säure...

Ich hatte im Sommer in Brno leider nur wenig Zeit, mein Weinladen war geschlossen, obigen Wein gabs als Geschenk von einem Freund.
Habe auch jeweils einen Volarik Ryzlink Purmice und Ryzlink Vlassky Terror Kotelna 2012 mitgenommen, denen lasse ich aber noch ein wenig Zeit. Dann bleibt noch ein Grüner Veltliner von Baloun, den könnte man wohl demnächst mal aufmachen...
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Martin
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragDi 2. Dez 2014, 19:55

Chateau Valtice (= Vinné sklepy Valtice) ist eben ein Megaproduzent der Millionen Flaschen jährlich auf den Markt schmeißt. Da kann mal hin und wieder ein Treffer dabei sein, aber das meiste ist doch eher fader Durchschnitt – auch wenn ich zugeben muss, dass ich von denen lange nichts mehr im Glas hatte.

Volařík ist mit ca 80 ha. und über 200.000 Flaschen/Jahr zwar weit davon entfernt, ein kleines Weingut zu sein; sie verfügen aber über sehr interessante Lagen, und ich hatte in der Vergangenheit den einen oder anderen schönen Wein im Glas. Bitte berichten!
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragSo 11. Jan 2015, 23:14

Gaston hat geschrieben:Hallo,

habe heute den Pinot Noir Premier Auslese trocken 2005 von Michlovsky (der hier: http://www.michlovsky.com/cz/katalog/pr ... roznu.html) in einem Weinladen für 24,- Euro (600 CZK) entdeckt. Normalpreis ab Weingut: 1330,- CZK, also ca. 52 Euro. Da konnte ich nicht widerstehen. Ich werde berichten...

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Gaston


Zwischen den Feiertagen wurde dieser Wein – ich schätze der teuerste tschechiche (mährische) Rotwein – zu einem Hirschbraten mit Freunden geöffnet, deshalb ohne Notizen und also aus dem Gedächtnis: Für einen Pinot recht dunkel. Zurückhaltende, elegante Nase, eher dunkle Frucht, Waldbeeren, etwas Hagebutte, im Gegensatz zu deutschen Spätburgundern kaum Erd-/Him-/Johannisbeere, dazu dezent Leder, etwas Kaffe- und Röstaromen, alles sehr distinguiert und sehr fein, tolle Nase. Am Gaumen kein Powerplayer, wieder eher dezent, noch feine Frucht, konzentriert, aber immer balanciert, harmonisch, mineralische und erdige Noten, gute Säure, schönes, langes Finish.

Fazit: Ein sehr schöner Pinot von sicherlich internationalem Format, aber auch keinerlei Offenbarung, einfach ein sehr schöner Wein, der aus meiner Sicht komplett überteuert ist. Für 50 Euro dann lieber zwei, drei klasse Rieslinge oder was anderes Feines. ---- Guter, abr viel zu teurer Wein.
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Oh Dae-Su

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Re: Tschechien

BeitragSo 31. Mai 2015, 12:49

Hallo zusammen,

endlich kann ich an dieser Stelle auch etwas beitragen. Vor einigen Tagen hatte ich folgenden Pinot Noir aus dem nördlichen Böhmen im Glas:

Vinařství Kraus Rulandské Modré Roučí Mělincké 2004, Mělincké


http://wine-zeit.blogspot.de/2015/05/vi ... rouci.html

Farblich überraschte mich der Pinot Noir von Kraus mit seiner tiefroten und immernoch sehr klar und transparent wirkenden granatroten Farbe. Am Rand war er eher von Wässrigkeit als von erheblichen Verfärbungen geprägt. In der Nase präsentierte er sich die ersten Minuten etwas gemüsig, leicht vom Holz (eher alte Fässer) geprägt und ziemlich rauchbetont. Nach kurzer Zeit öffneten sich seriös wirkende und recht streng anmutende Aromen von Unterholz, eine bei Pinot Noir etwas ungewohnte Pfeffrigkeit, ein Etwas an Holzkohle, ein wenig frisch gebrühten Filterkaffee sowie schüchteren Restposten an vergehenden Anklängen von Waldhimbeeren und Blaubeeren. Am Gaumen wurde schnell klar warum dieser „Pinot weit weg“ so gut die 10 Jahre seit seiner Abfüllung überdauerte. Eine überaus lebendige Säure zeigte sich auf jeder Geschmacksknospe meiner Zunge. Anzeichen von totaler Überalterung: Fehlanzeige! Im Gegensatz zur Nase hatte der Geschmack sogar noch erstaunliche schüchtern-mitteilsam und eher unkompliziert wirkende Frucht die mich an wild sortierte Waldbeeren erinnerten. Gepaart waren diese Fruchtaromen mit prägnanten Waldbodenassozitationen sowie etwas passend derbem Wacholderschinken. Wahrlich ein nicht übermäsig komplexer, dafür aber sehr charakterstarker, wunderbar schlanker und mehrheitlich ausgeglichener Pinot ohne jegliche Anzeichen von zurweilen recht nervig-zuckriger Süßfreudigkeit (übersetzt: er war knochentrocken). Sein Alter merkte man ihm erst nach gut zwei Stunden an. Ab dem Zeitpunkt begann er sehr säuredominiert zu wirken. Für mich ein total überraschender und wirklich guter (+)-(++) Pinot Noir aus für mich unentdeckten Landen!

Besten Gruss

Chris
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragMi 11. Nov 2015, 22:33

Der Martinstag ist in Tschechien der Tag, an dem der junge Wein des aktuellen Jahrgangs auf den Markt gebracht werden darf. Dieser sogenannte Martinswein ("Svatomartinské víno") ist mittlerweile eine regelrechte Industrie geworden, rund zweieinhalb Million Flaschen werden dieses Jahr auf den Markt geschmissen – die ganze Sache ist ein großer Marketing- und Publikumserfolg.

Das ändert nichts daran, dass es sich zu 99 Prozent um bestenfalls banale Weine handelt, ganz zu schweigen von den Ergebnissen in komplizierteren Jahren (2010, 2014). Mein Interesse an diesen Weinen tendiert deshalb gegen Null, ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen dieser Jungweine im Glas hatte.

Nun bekam ich heute die folgende Flasche geschenkt. Da 2015 hier bereits jetzt als "großer Jahrgang" angepriesen wird und es sich bei "Dobrá vinice" um einen der besten und renommiertesten hiesigen Produzenten handelt (näheres zu diesem Erzeuger weiter vorne in diesem Thread), war ich sogar ein wenig neugierig.

Dobrá vinice, Cuvée Svatého Martina 2015 ("St-Martins-Cuvée"). 11,5 vol.

Cuvée aus Müller Thurgau, Traminer und Mährischer Muskat. Sehr junge, noch von der Hefe dominierte Nase. Darunter Töne von grünen und gelben Äpfeln sowie nussig-würzige Töne, die die beteiligten Rebsorten bestätigen. Am Gaumen mittelgewichtig, wieder eher zurückhaltende Apfelfrucht, dezente Traminer- und Muskataromen, pikante, aber reife Säure, konsequent trocken, auch ein Hauch Mineralität, insgesamt frisch, aber recht ausgewogen und harmonisch.

Dieser Wein entspricht kaum meinem gängigen Bild dieser November-Weine. Keine aufdringliche, künstliche oder dropsige Frucht, kein bis zur Unkenntlichkeit vergewaltigter Banaltropfen, sondern ein ziemlich ehrlicher, ungekünstelter und insgesamt sehr gut zu trinkender Wein, der mich positiv überrascht hat. Nachkaufen muss ich das nicht, aber eine Flasche mal so, sehr gerne! Ohne es irgendwie objektiv belegen zu können, würde ich mal behaupten, dass dieses Exemplar zu den Top-Produkten in dieser Kategorie gehört. Der Erzeuger zeigt, dass er auch in dieser nicht besonders angesehenen Kategorie Überzeugendes und Anständiges auf die Flasche bringt und damit seinen Ruf als einer der besten Weingüter Tschechiens bestätigt. (Preis kenne ich nicht, schätze aber etwas um die 5 Euro).
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragDo 28. Apr 2016, 20:59

Nach längerer Zeit mal wieder etwas aus böhmischen Gefilden, und zwar direkt aus dem Elbtal. Das Weingut Porta Bohemica (http://www.vinarstvi-portabohemica.cz/) wurde 2010 vom Seiteneinsteiger Aleš Svatoš gegründet, der die etwa 4 ha Lagen in Velké Žernoseky (Groß Tschernosek) im Nebenerwerb bewirtschaftet. Weinbau ist in dem Ort seit Mitte des 13. Jahrhunderts belegt. Das Weingut gehört zu den „fortschrittlichen“, neuen kleinen (Garagen)-Betrieben Tschechiens, die sich bemühen, Weine abseits eines langweiligen / industriellen Mainstreams herzustellen.

Der Betrieb bemüht sich um naturnahe Bewirtschaftung mit niedrigen Erträgen, die Vinifikation erfolgt ohne Zusatzstoffe wie Enzyme usw., bei der Vergärung wird auf Reinzuchthefen verzichtet, es wird nur grob filtriert. Hauptsorte ist – vielleicht etwas überraschend – der Müller-Thurgau. Angebaut werden darüber hinaus St. Laurent, Pinot Noir und in kleineren Mengen Gewürztraminer und Frühroter Veltliner.

Porta Bohemica, Müller Thurgau 2014, 12% vol.

Ungewöhnlich sattes gelb (ich tippe auf längere Maischestandzeit), leichte Trübung. Nicht ganz typische Nase, Apfel, Trauben, Apfelmost, dezent oxidativ, nussige und würzige Töne, insgesamt untypisch, aber nicht uninteressant. Am Gaumen auch Apfel, deutliche erdige, nussige und würzige Aromen, gute Säure, leicht Gerbstoff, ändert sich an der Luft permanent, zeigt immer wieder interessante Nuancen. Mittlere Länge.

Untypischer MT, nicht ganz mein bevorzugter Weißweinstil, aber durchaus interessante Erfahrung. In den Keller legen muss ich mir das aber nicht.


Porta Bohemica, St. Lauren 2014, 11% vol.

Dunkles bordeaux-rot mit violetten Einschlägen. Recht kühl und „hart“ wirkende Nase, rote Johannisbeere, Blaubeere, eine Spur Balsamico, auch erdige Töne, rote Beete, Blut, rohes Fleisch. Am Gaumen sofort präsent, wieder rote Frucht, Johannisbeere, rote Beete, mittlerer Körper, stramme Säure, eher einfach gestrickt, würzig-erdiger Abgang.

Das ist schon eher was für mich, wobei die Säure wohl eher Riesling-gestählten Gaumen entgegenkommt. Ich habe den Weine gerne getrunken, er hat mir mit seiner Direktheit und relativen Einfachheit durchaus Vergnügen bereitet. Allerdings ziehe ich einen Nachkauf auch angesichts des nicht ganz unambitionierten Preises (12 Euro Handel, MT 9 Euro) derzeit nicht in Betracht.

Insgesamt aber ein sympathisches Weingut-Projekt, dem ich in Zukunft sicherlich noch mal eine Chance gebe.
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Gaston
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Oh Dae-Su

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Re: Tschechien

BeitragMi 3. Mai 2017, 15:47

Hallo zusammen,

ich werde demnächst nach längerer Zeit mal wieder nach Prag kommen. Da plane ich ein paar tschechische Weine einzukaufen. Hat jemand (und Gaston ganz im speziellen ;) ) von euch Tipps für Weinhandlungen in Prag für mich? Das wäre super!

Vielen Dank schon mal vorab

Besten Gruss

Chris
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