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Tschechien

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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragDi 14. Aug 2018, 20:31

Nach längerer Zeit mal wieder ein mährischer Wein, der mich ziemlich begeistert und ein absoluter "PGV-Hammer" ist:

Trpělka & Ouleha: Frankova 2015
Dunkles rubinrot. Attraktive Nase nach dunklen Früchten (Brombeere, Heidelbeere, Cassis), dazu feine würzige Aromen (Rauch, Zimt). Am Gaumen schlank mit typisch markanter Blaufränkisch-Säure, ein reifer dunkler Fruchtkorb, pfeffrige Würze, deutliche mineralische Töne, ungemein frisch und straff, trinkanimierend mit schöner Länge.

Der Wein ist absolut authentisch und rebsortentypisch, vielleicht etwas schlank, aber ungemein süffig - macht richtig Spaß. Erinnert mich an österreichische Basisqualitäten von z.B. Weninger, Preisinger, Hareter – und steht diesen m.E. in absolut nichts nach. Für mich im 87 Punkte-Bereich. Und jetzt der Preis: Im Handel gabs den für sage und schreibe umgerechnet 4,60 Euro. Selbst für mich als "Sparfuchs" (lieben Gruß an Bernd ;) ) ist das irgendwie unter Wert. Für diesen Wein wäre ich bereit, deutlich mehr zu zahlen. Aber gut...

Noch eine Anmerkung zu den Preisen tschechischer/mährischer Qualitäts-Weine (Im Sinne von wertige Weine): Diese sind ja in der Regel keineswegs übertrieben niedrig. Die besserer Weingüter verlangen für ihre Basis-Qualitäten selten weniger als 8 Euro, und das ist ja geradezu VDP-Niveau. Umso erstaunlicher dieser "Aussetzer nach unten", aber mir soll es recht sein!
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frankovka_2015.jpg
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Gaston

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Re: Tschechien

BeitragSo 21. Apr 2019, 19:53

Neulich hatte ich einen wirklich hervorragenden Pinot noir aus dem Elbtal im Glas:

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Pinot noir wird an der Porta Bohemica seit dem 14. Jahrhundert angebaut, und zumindest dieses (aber auch einige andere bereits getrunkene Exemplare aus der Region) Exemplar zeigt, dass das zu Recht geschieht. Von der Stilistik her eher deutsch, unglaublich fein die Frucht, leicht und substanzreich gleichzeitig.

Das Weingut gehört zu den größeren in der Region und sicherlich zu den besten. Neben Pinot noir widmet man sich hier hauptsächlich weißen Sorten, Riesling, Müller-Thurgau, Weiß- und Grauburgunder, Gewürztraminer. Einige in der Vergangenheit getrunkene Rieslinge konnten gefallen, ohne nachhaltig zu beeindrucken. Diesem Pinot gelingt das hingegen in gewisser Weise. Ein wirkich sehr schöner Wein!
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Re: Tschechien

BeitragFr 29. Sep 2023, 09:31

Tschechien ist weinmäßig ein ziemlich unbekanntes Land für mich, erster Schritt einer Erkundung:

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Re: Tschechien

BeitragSa 30. Sep 2023, 14:48

...für neun Euronen einen Lagen-Orange, der ein Jahr in 225l-Fässern ausgebaut wurde, das ist schon beachtlich. Zumal der Wein auch richtig gut ist!

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Re: Tschechien

BeitragFr 6. Okt 2023, 12:09

Soweit wir das bei unserem Kurztrip nach Südmähren wahrgenommen haben, werden relativ viele Restaurants in der Gegend -vornehmlich hier Mikulov, unser Übernachtungsort- von Weingütern betrieben. Das hat zur Folge, daß diese auf der Weinkarte auch nur ihre eigenen Erzeugnisse anbieten, was die Auswahl unter Einbeziehung der Eignung fürs jeweilige Gericht dann doch recht stark einschränkt. Wenn dann noch dazu kommt, daß man selbst vorrangig Trockentrinker ist, wird’s noch übersichtlicher. Die Mehrzahl der konventionellen Weine aus der Ecke wird nämlich deutlich restsüß ausgebaut, in den Weinbeschreibungen auf den Etiketten, in den Weinkarten bzw. auch auf den Heimseiten der Güter werden Zucker- und Säuregehalte meist aufs Zehntel genau angegeben; so sind denn 25…40 g/l Restzucker bei eher schwachbrüstigen Säurewerten die Regel (nicht nur beim Weißwein!), lediglich Grüner Veltliner, (Weißer) Riesling und Blaufränkisch (aka Frankovka) werden häufiger richtig trocken ausgebaut. Da das „Šílová“ als eines der besseren Restaurants gehandelt wurde, haben wir uns an einem Abend dort eingefunden und dann essensbedingt folgendes Fläschchen bestellt, das mit 0,4 g/l RZ bei 6,3 g/l Säure lockte:

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Re: Tschechien

BeitragFr 6. Okt 2023, 12:56

Und gleich noch was:

Als wir in den letzten Tagen durch die südmährische Landschaft gefahren sind, hatten wir den Eindruck, daß es in dem Landstrich doch relativ entspannt zugeht, hektischer Alltag ist uns jedenfalls in keinster Form begegnet. Dazu paßt, daß zumindest bei den aus meiner Sicht anspruchsvolleren Weingütern die aktuell verfügbaren Jahrgänge fast durchweg aus 201x sind; man leistet es sich hier, die Weine erst dann in den Verkauf zu geben, wenn der Winzer meint, daß es nun gut ist. Ein Beispiel für einen aktuell ab Gut verfügbaren Jahrgang ist der

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Die Natur- und / oder Orange-Sachen sind hier aus meiner Sicht schon ein Highlight, für das allein sich schon eine Reise nach Mähren lohnt, die konventionellen Sachen dagegen finde ich eher belanglos...
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Re: Tschechien

BeitragFr 6. Okt 2023, 13:30

Hallo Erich,

nur ein kurzer Kommentar: Was die Verfügbarkeit älterer Jahrgänge angeht, scheint mir Dobrá Vinice (DV) eine ziemliche Ausnahme zu sein. Dieses Weingut war schon immer "etwas anders" als der Rest. Vor 15/20 Jahren waren das Pioniere was die Erzeugung von Premium-Weinen anging, vor allem bei burgundischen Rebsorten-(Cuvées). Ich hatte damals eine grosse Schwäche für das Weingut.

Irgendwann Anfang der 10er Jahre ging man dann massiv in die Natur-/Orange-/Amphoren etc. Richtung, womit man mich als Kunden letztendlich verloren hat, da ich mit dieser Art Weinen (trotz wohlwollenden Versuchen) wenig anfangen kann.

Insgesamt teile ich im Grossen und Ganzen deine Auffassung, dass im Bereich "konventioneller" (oder eben Nicht-Orange-Natur etc.) Produktion vieles Belanglos ist; Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Das ist wohl auch der Grund, warum ich mich nur noch sehr sporadisch oder nur auf explizite Empfehlung hin mit mährischem Wein beschäftige.

Und ja, man sagt, die Natural-Szene sei in Mähren lebendig und qualitativ konkurrenzfähig. Da dies aber nicht meine Wein-Welt ist, kann ich das nicht beurteilen. Ich weiss aber, dass einige Weingüter mehr Absatz in fancy dänischen oder New Yorker Szene-Restaurants haben als auf dem heimischen Markt. :twisted: :shock:
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Re: Tschechien

BeitragFr 6. Okt 2023, 13:48

Gaston hat geschrieben:Was die Verfügbarkeit älterer Jahrgänge angeht, scheint mir Dobrá Vinice (DV) eine ziemliche Ausnahme zu sein.
...Dobrá Vinice mag da sicher ein Extrem sein, mir fiel aber schon auf, daß auch die konventionelleren Weingüter -z.B. auf dem Marktplatz in Mikulov- vergleichsweise "alte" Weine angeboten haben, 2022 hab ich fast gar nicht gesehen, 2017 bis 2020 dagegen ziemlich häufig. Aber das war auch ein reichlich unrepräsentativer Einblick unsererseits in die dortige Weinwelt.
Gaston hat geschrieben:Ich weiss aber, dass einige Weingüter mehr Absatz in fancy dänischen oder New Yorker Szene-Restaurants haben als auf dem heimischen Markt. :twisted: :shock:
...das ist ja in anderen Weinbauländern incl. D nicht anders, im eigenen Lande gilt der Prophet nichts. Zum Beispiel d.b Schmitt aus Flörsheim-Dalsheim hat auch eine Exportquote > 90 %. In Ländern, die keine alteingesessene Weinbaukultur haben, ist man geschmacklich auch weniger eingefahren bzw. geprägt. Hab ich vor einigen Wochen erst in Stockholm erlebt...
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Re: Tschechien

BeitragFr 6. Okt 2023, 14:02

EThC hat geschrieben:In Ländern, die keine alteingesessene Weinbaukultur haben, ist man geschmacklich auch weniger eingefahren bzw. geprägt.

Man könnte das natürlich auch anders ausdrücken: In Ländern, die keine alteingesessene Weinbaukultur haben, finden auch die obskursten Dinge Absatz... :twisted: Nichts für ungut!
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Re: Tschechien

BeitragFr 6. Okt 2023, 14:47

Gaston hat geschrieben:Man könnte das natürlich auch anders ausdrücken: In Ländern, die keine alteingesessene Weinbaukultur haben, finden auch die obskursten Dinge Absatz... :twisted: Nichts für ungut!
...ja klar, kommt immer auf die Sichtweise an! :lol: :lol: :lol:

Wir hatten in Mähren auch noch jemand dabei, der zwar auch gerne Wein trinkt, aber halt "nur so". Dem schmeckten die probierten Natursachen an sich auch ganz gut, aber er meinte, daß sich das dennoch nicht mit seiner Vorstellung von "Wein" deckt. Wenn er aber ausblendet, was das eigentlich ist oder sein soll, dann wär's "echt lekker™"... :shock:
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