Griechenland

amateur des vins hat geschrieben:Haha, was sagt das jetzt über mich aus, daß ich dabei zuerst und exklusiv an Das Kabinett des Doktor Parnassus dachte?

...Schrägfilmliebhaber und Hellasweinleugner in Personalunion :?:

...es gibt noch einiges von unserem Griechenland-Ausflug aufzuarbeiten, hier mal was Rotes:

...gleich noch was, diesmal aus Thessalien:

...weiter geht's nach Santorin, also rein weinmäßig:

Auf der Kykladenisel Serifos -auf der ich kürzlich ein paar Tage verbracht habe- war anscheinend in längst vergangenen Zeiten gut ein Drittel der nutzbaren Fläche mit Rebstöcken bepflanzt. Man sieht das heute auch noch sehr gut, denn große Teile der Berghänge sind terrassiert und weisen so auf die ehemalige Nutzung hin. Zwischen 1945 und den 60er Jahren wurde der Weinbau auf Null heruntergefahren, auch sonst wird hier quasi nichts mehr angebaut. Ein paar wenige Flächen haben jedoch aus Liebhaberei überlebt, diese wurden in den letzten Jahren kommerziell wiederbelebt, einiges wurde neu bestockt, nutzbarer Altbestand mit meist weit über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben wurde wieder aufgepäppelt. Das größere der beiden existierenden Weingüter ist Chrysoloras mit etwa 8 verschiedenen Weinen aus teils autochtonen alten Sorten, welche von ca. 3 ha Fläche erzeugt werden. Davon haben wir im Laufe der Tage folgende vier Weinchen im Glas gehabt:

Daneben gibt es aber noch ein Miniweingut, welches aktuell jedoch nur einen Wein aus einem gemischten Satz produziert, die Vinifikation findet in diesem Fall auch nicht auf der Insel, sondern bei der Mylonas Winery, Keratea / Attica statt, also auf dem Festland:

Unser Griechenland-Trip ist zwar schon ein paar Wochen lang Geschichte, aber ich habe noch nicht alle Weinchen beschrieben, es fehlen noch die aus den Weinbars:

Die interessantesten Lokalitäten dieser Art findet man übrigens nicht im kulturellen (und touristischen) Zentrum Athens, also Plaka, Monastiraki, Psirri etc., sondern z.B. im Bezirk Neapoli, das ist nördlich des Lykabēttós-Hügels und bietet den Nichtweininteressierten eigentlich gar nichts, Touridichte daher nahe Null. Herausragend für Freunde der etwas schrägeren Weine ist m.E. das

Τανινη αγαπη μου (Tanini agapi mou = Tannin, meine Liebe), Ippokratous 91, 106 80 Athen

In dieser quirligen Weinbar, in der 7 (sichtbare) Bedienstete hochfrequent die Weine verteilen, ist das Zentrum der Ausschank, der wiederum von einer 50 l-Stickstoff-Druckgasflasche dominiert wird (müßte gemäß dem grünen Farbcode so sein, sofern das in GR nicht anders gehandhabt wird). Diese wird dazu benötigt, mit einem anscheinend selbst umgebauten Coravin mit Schlauchanschluß aus den Flaschen den begehrten Saft abzuzapfen, es gibt nämlich die allermeisten Weine auch glasweise. Dazu wird einem eine Weinkarte im A3-Format mit den gut 100 ausschließlich griechischen Weinen (die alle aus der nichtkonventionellen Ecke stammen) sowie ein Dreikant-Lineal zur besseren Lesbarkeit hingelegt, ein Farbcode liefert Hinweise, ob der jeweilige Wein biodyn, orange, schwefelfrei, aus der Amphore etc. ist.

Einen Tag später haben wir quasi im Vorbeigehen eine Weinbar mehr im Zentrum Athens aufgesucht, eher gediegen als flippig, dennoch gab’s auch hier ein paar nette Sachen:

Oinoscent, Voulis 45-47, 105 57 Athen

Die dritte besuchte Weinbar liegt wieder in Neapoli, nicht weit entfernt von unserer ersten Station, hier ging’s wieder deutlich légerer zu, das Durchschnittsalter der Gäste wurde durch unsere Anwesenheit auch deutlich angehoben...

Warehouse, Valtetsiou 21, 106 80 Athen