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Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet wird

So 4. Sep 2022, 11:56

Wenn deutscher Spätburgunder auch in Deutschland auf dem Etikett usw als Pinot Noir bezeichnet wird, so frage ich mich immer nach dem Grund.

Denken manche Winzer, unter dem französischen Namen verkauft sich diese Rebsorte besser, oder was sonst könnte der Grund sein?

Oder sehen manche Spätburgunder und Pinot Noir in echt als zwei verschiedene Rebsorten?

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 12:45

immer, wenn ich "Pinot Noir" auf einer deutschen Weinflasche sehe, gehe ich davon aus, dass der Winzer aus Image-, bzw. Marketinggründen diese Bezeichnung wählt (inbegriffen einer diffusen stilistischen Aussage, sich als fortschrittlicher Rotweinproduzent zu verstehen). Vielleicht irre ich mich und bitte dann um Korrektur. Ich erinnere mich, dass es so vor 15 Jahren große Kontroversen um die Qualität deutscher Spätburgunder gab. Das Drängen auf ein besseres, international konkurrenzfähiges Niveau verband sich teilweise mit der Forderung, dass sich die Weine auch namentlich mit den weltbesten Erzeugern vergleichbar zeigen sollten.

Gruß, Kle

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 12:54

Es würde mich zwar nicht wundern, wenn es überwiegend Marketinggründe hätte. Es gibt aber tatsächlich unterschiedliche Klone, deren Verbreitung nicht über alle Anbaugebiete homogen ist. Und es gibt deutsche Winzer, tendenziell jene mit besonderer Affinität zum Original und/oder besonders hohem Anspruch, die sich ihre Klone im Burgund besorgen.

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 13:29

...es gibt auch Weingüter, die sowohl "Spätburgunder" als auch "Pinot noir" im Programm haben, da ist die gewollte Ausrichtung des jeweiligen Weins ein Thema. Dann gibt's auch deutsche Güter, die mehr ins Ausland verkaufen als in D selbst, die wählen dann häufig lieber den internationaleren Rebsortennamen. Gleiches gilt auch für Weißburgunder / Pinot blanc, allerdings ist mir deutscher "Pinot gris" z.B. noch nicht untergekommen. Bei Blaufränkisch / Lemberger meint man wohl teilweise, daß letztere Bezeichnung für die besseren Rebsortenvertreter zu provinziell sein könnte. Bei Rivaner / Müller-Thurgau sind's mehrheitlich wohl auch Imagegründe, warum man ersteres Synonym verwendet.

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 13:43

bei mir funktioniert der Name als Stilmarker übrigens. Wenn Spätburgunder draufsteht, hoffe ich auf einen etwas helleren Wein, der ein wenig „deutsche“ Charakteristika besitzt, die ich früher weniger mochte und heute einen exotischen Reiz besitzen.
EThC hat geschrieben:allerdings ist mir deutscher "Pinot gris" z.B. noch nicht untergekommen.

https://wirwinzer.de/2021-pinot-gris-co ... rberg.html

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 13:55

In Österreich wurde der Pinot noir früher meist als "Blauburgunder" vermarktet, hatte aber mit der Faszination eines gelungenen Vertreters aus Burgund so gut wie gar nichts gemeinsam, war (soweit ich mich erinnere) meist ein recht derber und/oder langweiliger Rotwein.

Mit der Bezeichnung "Pinot noir" am Etikett wollten sich dann wohl die Winzer davon bewusst abheben, also praktisch so wie wenn es sich um eine ganz neue Rebsorte handeln würde, die mit dem bekannten rustikalen Tropfen nichts gemeinsam hat. Manchen ist das sicherlich ganz gut gelungen, anderen (meiner persönlichen Einschätzung nach leider die Mehrzahl) aber eher nicht - Stichwort Erdbeermarmelade mit Vodka ...

Grüße
Gerald

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 14:52

Kle hat geschrieben:
EThC hat geschrieben:allerdings ist mir deutscher "Pinot gris" z.B. noch nicht untergekommen.

https://wirwinzer.de/2021-pinot-gris-co ... rberg.html
...ok, ist aber nicht so mein Beuteschema... :mrgreen:

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 15:13

Es ist wahrscheinlich abhängig von Marketinggründen, aber es wäre doch sinnvoll wenn alle Weine welche aus Deutschen Spätburgunderklonen stammen auch mit „Spätburgunder“ beschriftet werden, und alle Weine welche aus Französischen Pinot Noir Klonen stammen mit „Pinot Noir“ beschriftet werden.
Der Grund dafür ist dass diese Klonen fast wie verschiedene Rebsorten schmecken. Ich persönlich finde die „Pinot-Klonen“ weit besser.
Verwirrendes Beispiel: Alle feine Lagenweine bei Weingut Huber und Weingut Wageck-Pfaffmann werden aus Pinot-Klonen gemacht, aber die heissen alle „Spätburgunder“. :?

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 17:29

Kle hat geschrieben:immer, wenn ich "Pinot Noir" auf einer deutschen Weinflasche sehe, gehe ich davon aus, dass der Winzer aus Image-, bzw. Marketinggründen diese Bezeichnung wählt (inbegriffen einer diffusen stilistischen Aussage, sich als fortschrittlicher Rotweinproduzent zu verstehen).


Diesen Verdacht habe ich auch immer automatisch.

Oder: Er will zeigen, dass er französisch kann ...
Oder: Er wendet sich vor allem an amerikanische Kunden, die den deutschen Namen "Spätburgunder" nicht kennen, wohl aber den Allerweltsnamen "Pinot Noir".

Re: Wenn deutscher Spätburgunder als Pinot Noir bezeichnet

So 4. Sep 2022, 19:00

Ich glaube es kommt einfach darauf an.

Manche machen damit klar, dass sie zB. französiche Klone verwenden und eher nicht den
klassischen deutschen Stil pflegen.

Am Ende weiss man es nicht.
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