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Weinfehler oder rieslingtypische Note?

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Weingold

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Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragSa 10. Dez 2022, 23:53

Hallo zusammen,

ich beschäftige mich seit ca. einem halben Jahr intensiver mit Wein.

Da bin ich spontan auf die Idee gekommen, die Reben auf meinem Grundstück zu verkeltern. Der Stock ist wahrscheinlich schon sehr alt. Die Reben wurden nach Recherche als Riesling identifiziert.

Ich habe die Trauben von Hand gepresst. Da der Öchslewert nur bei 55° war habe ich Zucker zugesetzt und mit angesetzter Hefe vergoren. Ich habe jeden Tag bei der Vergärung versucht etwas Luft dranzulassen um die Bildung von Schwefeldioxid zu vermeiden. Zudem habe ich noch Hefenährsalz hinzugefügt.

Trotzdem habe ich einen leichten Schwefelgeruch wahrnehmen können. Ich habe war noch versucht mit einmal Umfüllen gegenzusteuern, aber ganz ging es nicht weg. Der Geruch hat sich dann mehr in Richtung Gummi entwickelt. :? Als sehr typisch, wie der gängige Weinfehler beschrieben wird. Noch irgendwas mit Kupfer auszubügeln war mir dann als Laie zu riskant. Ich hab mich schon mental darauf eingestellt, den ganzen Ballon in den Abfluss zu kippen. :cry:

Nun habe ich mir gestern einen Riesling Kabinett 2020 (Schloss Lieser, Thomas Haag, Goldtröpfchen) aufgemacht und der Wein roch nach dem Öffnen extrem nach diesem Geruch, den auch mein Wein hat. Wahrscheinlich noch schlimmer. Meine Frau wollte nicht mal probieren. Das hat mich erst mal geschockt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein derart renommiertes Weingut Wein mit so einem Fehler verkaufen würde. Zumal der Fehler wohl nicht nur die Flasche sondern die ganze Charge betreffen müsste.

Auf vivino wird diese Note auf unterschiedliche Weise beschrieben.
https://www.vivino.com/US-CA/de/schloss ... ?year=2020
Da Fallen Beschreibungen wie "Sponti-Stinker" (mein Wein ist nicht spontanvergoren), "Petroleum", "typisches Schieferaroma" oder "reduktiv".


Deshalb die Frage. Ist so ein Geruch für einen Riesling oder andere Weine etwa normal?
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Rieslingfan

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragSo 11. Dez 2022, 15:43

Ich trinke nahezu ausschließlich Riesling, doch in all den Jahren war darunter kein Wein mit einem an Schwefel oder Gummi erinnernden Geruch und dies gilt selbst für Weine aus dem untersten Preissegment (Discounter).

Doch auch bei anderen Rebsorten konnte ich bisher nie solche Gerüche feststellen.
Gruß Markus
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EThC

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragSo 11. Dez 2022, 16:22

Rieslingfan hat geschrieben:Ich trinke nahezu ausschließlich Riesling, doch in all den Jahren war darunter kein Wein mit einem an Schwefel oder Gummi erinnernden Geruch
...vielleicht eine Frage der Aromenbeschreibung? Gummi bzw. Gummischlauch wird ja auch gerne als Synonym für die Alterungsaromatik des Rieslings genutzt und wer Schwefel sagt, kann auch Flint oder Basalt meinen. All das hatte ich schon in einer ganzen Reihe von Rieslingen und zwar in höchst angenehmener Form, auch bei Wittmann. Wobei: wenn ich dezidiert danach suche, greife ich eher bei anderen Winzern zu. Weiters sehe ich Reduktivität nicht per se als Weinfehler, muß man halt mögen. Oder ein paar Jahre warten...
Viele Grüße
Erich

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Rieslingfan

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragSo 11. Dez 2022, 17:17

EThC hat geschrieben:...vielleicht eine Frage der Aromenbeschreibung? Gummi bzw. Gummischlauch wird ja auch gerne als Synonym für die Alterungsaromatik des Rieslings genutzt ...

Die Aromenbeschreibung von Wein ist die der Tat sehr vielfältig, aber "Gummi, bzw. Gummischlauch" habe ich bisher in keiner Beschreibung gelesen.

Der Themenersteller schreibt ja, dass sich bei seinem selbst hergestellten Wein der anfängliche Geruch von Schwefel in Richtung Gummi entwickelt hat und er dies bei dem von ihm gekauften Wein ebenfalls so empfindet. Aus seinen Worten entnehme ich daher, dass für ihn der Wein tatsächlich nach Gummi riecht und somit eindeutig fehlerhaft ist.
Gruß Markus
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EThC

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragSo 11. Dez 2022, 17:20

Rieslingfan hat geschrieben:Die Aromenbeschreibung von Wein ist die der Tat sehr vielfältig, aber "Gummi, bzw. Gummischlauch" habe ich bisher in keiner Beschreibung gelesen.
...unser "Wein-Schwede" benutzt den Gummischlauch zum Beispiel... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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Lars Dragl

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragSo 11. Dez 2022, 17:46

Hallo Weingold,

du hast einen (?) Stock und hast daraus Wein in einem Ballon gemacht, verstehe ich das richtig. Wieviel ist es denn geworden? Ich frage deshalb, weil du es vielleicht auch mit dem Ertrag etwas übertrieben hast, zumal du ja nur 55° Öchsle erreicht hast.

Da könnte der Fehler doch auch noch wo ganz anders stecken. Möglicherweise hast du einfach zu viel gewollt. Übertriebene Erträge begünstigen nämlich auch den Böchser.

Herzliche Grüße

Lars
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Weingold

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragMo 12. Dez 2022, 00:02

Hier eine Bewertung für den Kabi, die ich sehr treffend finde.
Strohgelb Ein klassischer Moselstinker Am Gaumen eine sehr zur Nase konträre Aromatik. Der Wein wirkt cremig, mir Noten von Zitrus, Tropischenfrüchten, Steinfrucht, Schiefer, Petroleum und der Mineralischennote. Am Gaumen eine sehr schöne Aromen Vielfalt bei leichten 7,5% vol. Wäre da nicht diese Nase, dann wäre es wirklich ein toller Wein, so tue ich mir wirklich schwer mit ihm. 3,5P

https://www.vivino.com/users/arthur.kru ... /250912542

Was ist denn unter dem Begriff "Moselstinker" zu verstehen. Man muss dazusagen, dass der Geruch etwas bis fast ganz verfliegt, wenn man den Wein stehen lässt.

du hast einen (?) Stock und hast daraus Wein in einem Ballon gemacht, verstehe ich das richtig. Wieviel ist es denn geworden? Ich frage deshalb, weil du es vielleicht auch mit dem Ertrag etwas übertrieben hast, zumal du ja nur 55° Öchsle erreicht hast.

Da könnte der Fehler doch auch noch wo ganz anders stecken. Möglicherweise hast du einfach zu viel gewollt. Übertriebene Erträge begünstigen nämlich auch den Böchser.


Ganz ehrlich, ich wollte es spontan einfach total hands-on mal ausprobieren. Es sind 5 Liter geworden. So viele Trauben hätte ich eh nicht essen können. Ich habe die Trauben sogar mit der Hand ausgequetscht. Die Trauben sind von einem Stock, der in diesem Jahr nicht beschnitten wurde. Zudem musste ich so früh (Mitte September) ernten, weil sonst alles die Wespen und evlt. Pilze alles vernichtet hätten. Die Trauben sind auch nicht gespritzt.

Ich hab mich dann, learning by doing, in die Thematik eingearbeitet. Ich habe schon gelesen, dass bei Zuckerzusatz es häufiger zu solchen Fehlern kommt und man deswegen Hefenährsalz zusetzen soll, damit die Hefe nicht so gestresst ist. Kann auch sein, dass ich zu viel geschwefelt habe. Ich weiß auch nicht, ob es wirklich ein Gummi Duft ist. Es riecht halt strange und der Schloss Lieser roh ähnlich.

Duftet ein Wein nach verbranntem Gummi, Knoblauch, Blumenkohl oder faulen Eiern, liegt meist ein „Merkaptanböckser“ vor. Der entsteht durch von Hefe in Schwefelwasserstoff umgewandelte Sulfite, die durch die Schwefelung in den Wein gelangten, manchmal auch bei zu warmer Gärung. Werden diese Sulfite nach der Gärung mit einfachen Hilfsmittel nicht entfernt, entsteht durch die Reaktion mit Alkohol dieser unangenehme Duft.


Dieses Jahr werde ich den Stock ordentlich schneiden und so den Ertrag reduzieren, schön die Blätter stutzen und evlt. noch mit Netzschwefel behandeln. Dann kann ich die Trauben auch länger stehen lassen.
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Der Wein-Schwede

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragMo 12. Dez 2022, 01:59

EThC hat geschrieben:
Rieslingfan hat geschrieben:Die Aromenbeschreibung von Wein ist die der Tat sehr vielfältig, aber "Gummi, bzw. Gummischlauch" habe ich bisher in keiner Beschreibung gelesen.
...unser "Wein-Schwede" benutzt den Gummischlauch zum Beispiel... :mrgreen:

Richtig! Und das riecht und schmeckt gar nicht gut. :x

Ich habe gemerkt dass der Boden bez. Gummischlauchnoten eine grosse Rolle spielt.
Z.B. hat Muschelkalkböden selten diese Noten, so lange der Wein nicht alt geworden ist. Dann kann es doch hier auch passieren.
Aber... Rotliegendes/Rotschiefer = "Gummischlauchboden", und öfters auch in jungen Weinen. :x
Ein für mich (noch) gummischlauchbefreiter Boden ist der Morstein. :) Und den trinke ich auch gerne!

So.... ich trinke also meine Rieslingweine eher jung, aber..... am liebsten trinke ich einen barriquegereiften Chardonnay! :lol: :mrgreen:
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Rieslingfan

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragMo 12. Dez 2022, 18:33

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Aber... Rotliegendes/Rotschiefer = "Gummischlauchboden"....
Ach deshalb ist z. B. Niersteiner Riesling "vom Rotliegenden" derart berühmt. :D ;)
Gruß Markus
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Gerald

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Re: Weinfehler oder rieslingtypische Note?

BeitragMo 12. Dez 2022, 18:53

Dass ein Böckser etwas mit dem Boden zu tun hat, auf dem Rebe steht, höre ich auch zum ersten Mal. Aber bin natürlich gerne bereit, mich weiterzubilden. ;)

Bisher habe ich jedenfalls immer angenommen, dass das vor allem mit der Vinifizierung zu tun hat, also vor allem zu reduktives Milieu bei der Gärung oder eine Unterversorgung der Hefe mit bestimmten Nährstoffen, sodass die normalen Abläufe gestört werden.

Habe auch einmal gelesen (weiß leider die Quelle nicht mehr), dass je nachdem, welche Substanzen für den Geruch verantwortlich sind, dieser an der Luft schnell, langsam oder auch überhaupt nicht mehr verschwindet. Wenn ich mich richtig erinnere, geht H2S relativ schnell weg, höhere Mercaptane aber teilweise nie mehr.

Grüße
Gerald
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