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- Registriert: So 1. Mai 2011, 16:00
Ich übertrag mal hier einen Beitrag aus taw über Weinbau in Myanmar, den ich dort am 03.01.2010 gepostet habe. Könnte auch jemanden interessieren, der bei taw noch nicht dabei war..
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Im Rahmen unserer halbjaehrigen Asienreise verbringen wir zur Zeit 2 Monate in Myanmar / Burma. Das Land wird in Zusammenhang mit Wein kaum in den Mund genommen und gerade deshalb war es fuer uns ueberraschend zu erfahren, dass sich in Myanmar gleich mehrere Firmen der Weinproduktion verschrieben haben - allerdings wird nur in zweien Wein in unserem Sinne produziert (in den anderen werden offenbar nur Ingredienzien wie Alkohol, Traubensaft, Farbstoffe und dergleichen zusammengemixt). Neben einer Winery, die unter franzoesischer Fuehrung steht, widmet sich auch die Myanmar Vineyard Management Co. Ltd. der Weinproduktion. Bekannt geworden ist sie in erster Linie als Produzentin der Aythaya-Weine.
Gestern hatten wir nun die Moeglichkeit, den Aythaya Vineyard (http://www.myanmar-vineyard.com) in der Naehe des Inle-Sees zu besuchen. 1999 von Gert Morsbach zusammen mit deutschen Weinfreunden aufgebaut, wurde 2004 der erste Wein abgefuellt. Unterdessen ist die Produktion bei einer Gesamtmenge von 100'000 Flaschen angelangt. Die Weine sind in besseren Restaurants und Geschaeften des Landes erhaeltlich - ein Export in einige asiatische Laender wird fuer die Zukunft angestrebt.
Das Unternehmen hat gemaess Firmenportrait den Anspruch, "top-quality wines" zu produzieren. "[They] can now compete successfully with top wines from the classic wine-producing countries." Vor dem Hintergrund, dass Geisenheim in irgendeiner Form in diesem Projekt involviert sein soll, hoert sich das ja schon mal nicht schlecht an..
Auf dem Weingut angekommen, wurden wir von Gert Morsbacher und dem deutschen Manager des Gutes begruesst und - wegen zahlreicher Meetings, denen die beiden beiwohnen mussten - an einen burmesischen Mitarbeiter weitergereicht, welcher uns das Gut zeigte.
Die Weinberge schmiegen sich auf rund 1300mueM ins herrliche Huegelland des Shan Staates. Angebaut wird momentan Shiraz, Cab. S., Sauvignon bl. und Muscat. In Zukunft soll auch Tempranillo, Dornfelder u.a. produziert werden.
Mitunter am beeindruckendsten waren fuer uns die Arbeiterinnen, welche von Hand die Etiketten ausgetrunkener franzoesischer Weinflaschen abkratzten und anschliessend die Flaschen saeuberten (http://snipurl.com/tyct2, http://snipurl.com/tyct4). Die billigeren Weine des Unternehmens werden in diese Flaschen abgefuellt.
Nach dem Rundgang durch die "Keller" hatten wir die Moeglichkeit, 4 der teureren Weine zu verkosten:
Sauvignon blanc, late harvest '08 (12USD)
Voluminoese typische Sauvignon bl. Nase, ansprechend, wenn auch wenig vielschichtig. Sehr erfrischend im Antrunk, ueberraschend hohe und gut integrierte Sauere. Langer Abgang, der leider ins maderisiert-bittere kippt.
Blanc de Noir 2008 (Muscat) (12 USD)
Extrem viskos, Nase nach Aprikosenkompott, eindimensional. Zu wenig Saeure, geringer Abgang, sehr banal.
]Rose (Muscat) 2007 (12 USD)
Zureuckhaltende Nase, etwas mehr Saeure als der vorhergehende Wein, recht erfrischendes Alltagsgetraenk fuer die Gartenterrasse, das mit Wein aber nicht viel gemein hat.
Reserve 2009 (90% Shiraz & 10% Cab.S.) (8 USD)
Einziger Wein, der in 2500 Liter-Holzfaessern ausgebaut wurde. Gesunde Saeure, praesentes Tannin, leider wird der Wein in Nase und Abgang von einer penetranten Rauchnote dominiert.
Alle Weine sind - wenn auch ohne Spass - trinkbar, wobei der Sauvignon blanc die Nase vorn hat. Als Fazit der Verkostung blieb fuer uns die Erkenntnis, dass man auch in Myanmar Wein anbauen kann - ob die Welt auf diese Weine gewartet hat, ist allerdings eine andere Frage. Vor dem Hintergrund, dass die Weine auf diesem Qualitaetsniveau ziemlich deftig bepreist sind, kam bei uns die Frage auf, wer diese Weine kaufen mag. Sind es die Touristen, die einfach mal einen burmesischen Wein "getrunken haben muessen"? Werden es in Zukunft tatsaechlich Asiaten anderer Laender sein? Wurden die Weine auf einen "asiatischen" Weingeschmack hin getrimmt (wenig Saeure, ausgepraegte Rauchnoten)?
Die zahlreichen Fragen konnten uns vom einheimischen Mitarbeiter leider nicht vollumfaenglich beantwortet werden. Da waere eine Diskussion mit den deutschen Verantwortlichen sicherlich aufschlussreicher gewesen.
Wie dem auch sei - der Besuch der Winery hat sich in jedem Fall gelohnt. Nicht nur haben wir die Zeit auf dem schoenen Weingut genossen (http://snipurl.com/tycs9), es hat auch Spass gemacht, bei Sonnenuntergang durch die Rebberge zu streifen, an deren Raender Bananenstauden und Avocadobaeume gedeihen.
Mit besten Gruessen,
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albarello, Zürich
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Im Rahmen unserer halbjaehrigen Asienreise verbringen wir zur Zeit 2 Monate in Myanmar / Burma. Das Land wird in Zusammenhang mit Wein kaum in den Mund genommen und gerade deshalb war es fuer uns ueberraschend zu erfahren, dass sich in Myanmar gleich mehrere Firmen der Weinproduktion verschrieben haben - allerdings wird nur in zweien Wein in unserem Sinne produziert (in den anderen werden offenbar nur Ingredienzien wie Alkohol, Traubensaft, Farbstoffe und dergleichen zusammengemixt). Neben einer Winery, die unter franzoesischer Fuehrung steht, widmet sich auch die Myanmar Vineyard Management Co. Ltd. der Weinproduktion. Bekannt geworden ist sie in erster Linie als Produzentin der Aythaya-Weine.
Gestern hatten wir nun die Moeglichkeit, den Aythaya Vineyard (http://www.myanmar-vineyard.com) in der Naehe des Inle-Sees zu besuchen. 1999 von Gert Morsbach zusammen mit deutschen Weinfreunden aufgebaut, wurde 2004 der erste Wein abgefuellt. Unterdessen ist die Produktion bei einer Gesamtmenge von 100'000 Flaschen angelangt. Die Weine sind in besseren Restaurants und Geschaeften des Landes erhaeltlich - ein Export in einige asiatische Laender wird fuer die Zukunft angestrebt.
Das Unternehmen hat gemaess Firmenportrait den Anspruch, "top-quality wines" zu produzieren. "[They] can now compete successfully with top wines from the classic wine-producing countries." Vor dem Hintergrund, dass Geisenheim in irgendeiner Form in diesem Projekt involviert sein soll, hoert sich das ja schon mal nicht schlecht an..
Auf dem Weingut angekommen, wurden wir von Gert Morsbacher und dem deutschen Manager des Gutes begruesst und - wegen zahlreicher Meetings, denen die beiden beiwohnen mussten - an einen burmesischen Mitarbeiter weitergereicht, welcher uns das Gut zeigte.
Die Weinberge schmiegen sich auf rund 1300mueM ins herrliche Huegelland des Shan Staates. Angebaut wird momentan Shiraz, Cab. S., Sauvignon bl. und Muscat. In Zukunft soll auch Tempranillo, Dornfelder u.a. produziert werden.
Mitunter am beeindruckendsten waren fuer uns die Arbeiterinnen, welche von Hand die Etiketten ausgetrunkener franzoesischer Weinflaschen abkratzten und anschliessend die Flaschen saeuberten (http://snipurl.com/tyct2, http://snipurl.com/tyct4). Die billigeren Weine des Unternehmens werden in diese Flaschen abgefuellt.
Nach dem Rundgang durch die "Keller" hatten wir die Moeglichkeit, 4 der teureren Weine zu verkosten:
Sauvignon blanc, late harvest '08 (12USD)
Voluminoese typische Sauvignon bl. Nase, ansprechend, wenn auch wenig vielschichtig. Sehr erfrischend im Antrunk, ueberraschend hohe und gut integrierte Sauere. Langer Abgang, der leider ins maderisiert-bittere kippt.
Blanc de Noir 2008 (Muscat) (12 USD)
Extrem viskos, Nase nach Aprikosenkompott, eindimensional. Zu wenig Saeure, geringer Abgang, sehr banal.
]Rose (Muscat) 2007 (12 USD)
Zureuckhaltende Nase, etwas mehr Saeure als der vorhergehende Wein, recht erfrischendes Alltagsgetraenk fuer die Gartenterrasse, das mit Wein aber nicht viel gemein hat.
Reserve 2009 (90% Shiraz & 10% Cab.S.) (8 USD)
Einziger Wein, der in 2500 Liter-Holzfaessern ausgebaut wurde. Gesunde Saeure, praesentes Tannin, leider wird der Wein in Nase und Abgang von einer penetranten Rauchnote dominiert.
Alle Weine sind - wenn auch ohne Spass - trinkbar, wobei der Sauvignon blanc die Nase vorn hat. Als Fazit der Verkostung blieb fuer uns die Erkenntnis, dass man auch in Myanmar Wein anbauen kann - ob die Welt auf diese Weine gewartet hat, ist allerdings eine andere Frage. Vor dem Hintergrund, dass die Weine auf diesem Qualitaetsniveau ziemlich deftig bepreist sind, kam bei uns die Frage auf, wer diese Weine kaufen mag. Sind es die Touristen, die einfach mal einen burmesischen Wein "getrunken haben muessen"? Werden es in Zukunft tatsaechlich Asiaten anderer Laender sein? Wurden die Weine auf einen "asiatischen" Weingeschmack hin getrimmt (wenig Saeure, ausgepraegte Rauchnoten)?
Die zahlreichen Fragen konnten uns vom einheimischen Mitarbeiter leider nicht vollumfaenglich beantwortet werden. Da waere eine Diskussion mit den deutschen Verantwortlichen sicherlich aufschlussreicher gewesen.
Wie dem auch sei - der Besuch der Winery hat sich in jedem Fall gelohnt. Nicht nur haben wir die Zeit auf dem schoenen Weingut genossen (http://snipurl.com/tycs9), es hat auch Spass gemacht, bei Sonnenuntergang durch die Rebberge zu streifen, an deren Raender Bananenstauden und Avocadobaeume gedeihen.
Mit besten Gruessen,
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albarello, Zürich