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Myanmar / Burma

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albarello

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Myanmar / Burma

BeitragMi 23. Nov 2011, 18:22

Ich übertrag mal hier einen Beitrag aus taw über Weinbau in Myanmar, den ich dort am 03.01.2010 gepostet habe. Könnte auch jemanden interessieren, der bei taw noch nicht dabei war..

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Im Rahmen unserer halbjaehrigen Asienreise verbringen wir zur Zeit 2 Monate in Myanmar / Burma. Das Land wird in Zusammenhang mit Wein kaum in den Mund genommen und gerade deshalb war es fuer uns ueberraschend zu erfahren, dass sich in Myanmar gleich mehrere Firmen der Weinproduktion verschrieben haben - allerdings wird nur in zweien Wein in unserem Sinne produziert (in den anderen werden offenbar nur Ingredienzien wie Alkohol, Traubensaft, Farbstoffe und dergleichen zusammengemixt). Neben einer Winery, die unter franzoesischer Fuehrung steht, widmet sich auch die Myanmar Vineyard Management Co. Ltd. der Weinproduktion. Bekannt geworden ist sie in erster Linie als Produzentin der Aythaya-Weine.

Gestern hatten wir nun die Moeglichkeit, den Aythaya Vineyard (http://www.myanmar-vineyard.com) in der Naehe des Inle-Sees zu besuchen. 1999 von Gert Morsbach zusammen mit deutschen Weinfreunden aufgebaut, wurde 2004 der erste Wein abgefuellt. Unterdessen ist die Produktion bei einer Gesamtmenge von 100'000 Flaschen angelangt. Die Weine sind in besseren Restaurants und Geschaeften des Landes erhaeltlich - ein Export in einige asiatische Laender wird fuer die Zukunft angestrebt.
Das Unternehmen hat gemaess Firmenportrait den Anspruch, "top-quality wines" zu produzieren. "[They] can now compete successfully with top wines from the classic wine-producing countries." Vor dem Hintergrund, dass Geisenheim in irgendeiner Form in diesem Projekt involviert sein soll, hoert sich das ja schon mal nicht schlecht an..

Auf dem Weingut angekommen, wurden wir von Gert Morsbacher und dem deutschen Manager des Gutes begruesst und - wegen zahlreicher Meetings, denen die beiden beiwohnen mussten - an einen burmesischen Mitarbeiter weitergereicht, welcher uns das Gut zeigte.
Die Weinberge schmiegen sich auf rund 1300mueM ins herrliche Huegelland des Shan Staates. Angebaut wird momentan Shiraz, Cab. S., Sauvignon bl. und Muscat. In Zukunft soll auch Tempranillo, Dornfelder u.a. produziert werden.
Mitunter am beeindruckendsten waren fuer uns die Arbeiterinnen, welche von Hand die Etiketten ausgetrunkener franzoesischer Weinflaschen abkratzten und anschliessend die Flaschen saeuberten (http://snipurl.com/tyct2, http://snipurl.com/tyct4). Die billigeren Weine des Unternehmens werden in diese Flaschen abgefuellt.

Nach dem Rundgang durch die "Keller" hatten wir die Moeglichkeit, 4 der teureren Weine zu verkosten:

Sauvignon blanc, late harvest '08 (12USD)
Voluminoese typische Sauvignon bl. Nase, ansprechend, wenn auch wenig vielschichtig. Sehr erfrischend im Antrunk, ueberraschend hohe und gut integrierte Sauere. Langer Abgang, der leider ins maderisiert-bittere kippt.

Blanc de Noir 2008 (Muscat) (12 USD)
Extrem viskos, Nase nach Aprikosenkompott, eindimensional. Zu wenig Saeure, geringer Abgang, sehr banal.

]Rose (Muscat) 2007 (12 USD)
Zureuckhaltende Nase, etwas mehr Saeure als der vorhergehende Wein, recht erfrischendes Alltagsgetraenk fuer die Gartenterrasse, das mit Wein aber nicht viel gemein hat.

Reserve 2009 (90% Shiraz & 10% Cab.S.) (8 USD)
Einziger Wein, der in 2500 Liter-Holzfaessern ausgebaut wurde. Gesunde Saeure, praesentes Tannin, leider wird der Wein in Nase und Abgang von einer penetranten Rauchnote dominiert.

Alle Weine sind - wenn auch ohne Spass - trinkbar, wobei der Sauvignon blanc die Nase vorn hat. Als Fazit der Verkostung blieb fuer uns die Erkenntnis, dass man auch in Myanmar Wein anbauen kann - ob die Welt auf diese Weine gewartet hat, ist allerdings eine andere Frage. Vor dem Hintergrund, dass die Weine auf diesem Qualitaetsniveau ziemlich deftig bepreist sind, kam bei uns die Frage auf, wer diese Weine kaufen mag. Sind es die Touristen, die einfach mal einen burmesischen Wein "getrunken haben muessen"? Werden es in Zukunft tatsaechlich Asiaten anderer Laender sein? Wurden die Weine auf einen "asiatischen" Weingeschmack hin getrimmt (wenig Saeure, ausgepraegte Rauchnoten)?
Die zahlreichen Fragen konnten uns vom einheimischen Mitarbeiter leider nicht vollumfaenglich beantwortet werden. Da waere eine Diskussion mit den deutschen Verantwortlichen sicherlich aufschlussreicher gewesen.

Wie dem auch sei - der Besuch der Winery hat sich in jedem Fall gelohnt. Nicht nur haben wir die Zeit auf dem schoenen Weingut genossen (http://snipurl.com/tycs9), es hat auch Spass gemacht, bei Sonnenuntergang durch die Rebberge zu streifen, an deren Raender Bananenstauden und Avocadobaeume gedeihen.

Mit besten Gruessen,

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albarello, Zürich
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Oh Dae-Su

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Re: Myanmar / Burma

BeitragMi 23. Nov 2011, 19:25

Hallo Albarello,

sehr interessante Post. Ich hab zwar schon einmal über Wein aus Myanmar gelesen, verkosten konnte ich bis jetzt jedoch keinen. Auf VKN's bin ich auch noch nie gestoßen. Super spannend.

Bei den recht hohen Preisen kann ich dir nur zustimmen. Ist eigentlich fast in allen Ländern Südostasiens so. Bei ausländischem sowieso, aber auch bei inländischen Weinen. Kein Wunder, dass Wein in diesen Ländern ein wirkliches Luxusgut ist und wohl auf absehbare Zeit auch bleibt. Auch in wesentlich reicheren Ländern mit einer gar nicht mehr so kleinen Traubenwein (und Fruchtwein :roll:, kann aber interessant sein) Produktion wie in Thailand sind die Preise für inländischen Wein fast immer jenseits der 10 USD. Von ausländischem Wein braucht man gar nicht erst anfangen (Hyperzölle etc.). Wahrscheinlich ist deshalb der Duty Free Bereich in Bangkok und auf anderen Großflughäfen in Südostasien (übertrieben formuliert) der reinste Weinmarkt mit allerhand Luxusweinen.

Tolle Post :D

LG

Chris
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austria_traveller

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Re: Myanmar / Burma

BeitragMi 23. Nov 2011, 19:52

Also ich war schonmal in Myanmar; aber auf die Idee dort Wein zu trinken, bin ich wirklich nicht gekommen.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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albarello

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Re: Myanmar / Burma

BeitragFr 2. Dez 2011, 22:26

Hi Chris,

Danke für Deine Antwort!
Ich war mich nicht bewusst, dass Weine der Region fast grundsätzlich jenseits der 10USD zu stehen kommen - ist für mich ziemlich überraschend. Hattest Du schon die Möglichkeit, Thailändische Weine zu probieren?
Fruchtwein (aus Pflaumen) wird von einem Partnerunternehmen (ebenfalls unter Leitung der beiden oben genannten Deutschen) ebenfalls vertrieben. Die Erfahrung kann wohlwollend bestenfalls als "interessant" bezeichnet werden.

Beste Grüsse, albarello
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Oh Dae-Su

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Re: Myanmar / Burma

BeitragSa 3. Dez 2011, 09:45

Hallo Albarello,

ich hatte schon viele Gelegenheiten asiatische Weine zu probieren, da ich die letzten 10 Jahre vom Studium und persönlichem Interesse her ziemlich oft im Ferne Osten rumgetigert bin ;) . Ich war zwar auch auf zwei Kurztrips in Burma, aber den Wein hab ich da nicht kennengelernt. Wie hat dir Burma eigentlich gefallen (abgesehen vom Wein)?

Positive Trinkerfahrungen hab ich in SO Asien nur mit thailändischem Wein gemacht. Wobei es in China und vorallem in Japan auch "positiv interessante" Weine gibt. Meiner Meinung nach sind einige große thailändische Weingüter in ihrer Entwicklung am weitesten fortgeschritten. In den letzten 15 Jahren wurden viele Experimente und Rebsorten ausprobiert. Solangsam zeigt sich in Thailand zumindest heraus, dass eigentlich alle namenhafteren Weingüter auf Chenin Blanc und Syrah Weine setzten. Anscheinend sind das die klassischen Rebsorten, die mit den klimatischen Bedingungen am besten zurecht kommen. Ich würde sagen, dass ich von diesen Rebsorten so manche gut trinkbare Weine getrunken habe. Es waren ganz sicher keine super tollen Sachen, aber ich hab sie ab und an mal wirklich mit Genuss getrunken (Ich als Winegeek würde diese Sachen sowieso immer nur unter der Rubrik persönliches Experiment einordnen). Bei Syrah Weinen würde ich mal einen Vergleich mit einem sehr anständigen, nicht süßlichen, mittelstarken Shiraz z. B. aus McLaren Vale wagen. Ich hab dir mal ne kurze VKN von mir aus dem Cellartracker einkopiert. Im Sommer 2011 getrunken:

2008 Monsoon Valley (Siam Winery) Shiraz Special Reserve (Thailand, Hua Hin Hills) 86

Astoundingly clear, fresh and very typical attributes of a Shiraz wine. Definity more a fruitful Shiraz, but with a lot of spine, too. Well aged. Not "modern fruity" (or sweet). More a decent "easy drinking wine", but with structure and somehow a bit of complexity. In a blind tasting I 'd guess this one could be a Cote du Rhone from a modern producer or an Australian Shiraz. Very nice suprise.


Zu den Preisen würde ich sagen, dass 10 USD leider fast zu niedrig gegriffen sind. Wenn ich mich richtig erinnere sind die einfachsten Qualitäten eher in der Richtung von 400 Baht, was ja fast schon 10 Euro sind, angesiedelt. Grund sind schlichtweg die hohen teuern auf Alkohol. Das geht ja soweit, dass man die Weine hier in Europa sogar billiger bekommt. Den eben erwähnten Monsoon Valley hab ich in einem großen Asiashop in KA gekauft. Da hat er 10 Euro gekostet. In Thailand ist der teuerer.

Zum Fruchtwein gibt es sehr interessante, nicht unbedingt positiv aber auch nicht negativ gemeint, Produkte aus Santol, Lycee onder Mangosteen. Auch interessante Kräuterweine. Die Beschreibung fällt mir sehr schwer. Meist alles andere als süß. Was man ja nicht erwarten würde. Die Weine, von besserer Qualität, die ich verkostet habe, hatten durchweg immer einen ziemlich herben Charakter.

Wenn dich das Thema interessiert. Der Herr Pigott hat die Thailändische Weinwelt (inkl. Fruchtweine) auch schon mal beschrieben. Wesentlich interessanter und ausführlicher als ich hier. Kannst du in seinem Buch "Wilder Wein" von 2006 nachlesen. Ist ganz lustig und informativ. Bzgl. der Erfahrungen mit dortigen Wein möchte ich ihm auch nicht wiedersprechen.

LG

Chris

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