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Madeira-Herstellung vegan?

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OsCor

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Madeira-Herstellung vegan?

BeitragSo 16. Aug 2020, 19:40

Haute habe ich mal eine Frage, die ich mit Recherchen im Netz nicht klären konnte: Einer meiner Kunden hat für eine Familienfeier auch ein fleischfreies Menü zusammengestellt. Mir hat sich die Frage gestellt, ob die Herstellungsart von Madeira einen Veganer zum Verzicht zwingen würde - als Teil des Menüs kommt Madeira-Gelee zum Einsatz.
Weiß da zufällig jemand was?

Gruß
Oswald
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amateur des vins

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragSo 16. Aug 2020, 21:11

Bin jetzt nicht der Experte, also bitte mit Vorsicht genießen...

Madeira ist "normaler" gespritteter Wein. Zuckerrohrschnaps oder Brandy ist erstmal nichts, das mit Veganismus kollidieren würde. Falls es einer ist, der im Solera-Verfahren hergestellt wurde, kann sich natürlich mal eine Fliege in den Kübel verirren. Und dann ist da noch...

Die Klärung: Meines Wissen ist die Klärung mit Eiweiß so ziemlich das einzige, das Wein für Veganer disqualifizieren könnte (CMIIAW). Ob das bei Madeira überhaupt jemals angewendet wird, weiß ich nicht (ich denke, eher nicht).

Sicher ist das alles nicht. Da hilft wohl nur eine Anfrage beim Erzeuger.
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 17. Aug 2020, 12:23

...im Wesentlichen kommt es darauf an, ob und wie der Wein geklärt wurde, traditionell wird dafür tierisches Eiweiß verwendet, meistens Eiklar oder auch Kasein. Allerdings ist diese Methode der Klärung wohl stark rückläufig, da heutzutage eher direkt gefiltert wird und man aufgrund der zur Verfügung stehenden Filtertechnologien nicht vorher klären muß. Irgendwo hab' ich mal gelesen, daß zum Einen heutzutage über 90 % der Weine (welche auch immer, aus D? EU? weltweit? aus dem LEH?) vegan sind, auch wenn's meistens nicht d'rauf steht. Bei den Industrieweinen wird das anscheinend häufig absichtlich nicht ausgewiesen, da der exakt selbe Wein dann mit einem anderem Label und für ein / zwei Euronen mehr als explizit vegan angepriesen wird, man also damit diese Kundengruppe gezielt abzocken kann.

Ein anderer Umstand, der einen Wein für einen Veganer disqualifizieren könnte, ist der, daß z.B. bei demeter-Weinen diese Kuhhörner im Boden vergraben werden. Jedenfalls hat mir das mal einer so gesagt, daß er solch einen Wein niemals trinken würde. Ob das aber nun eine vegane Extremmeinung ist oder tatsächlich weiter verbreitete Auffassung, weiß ich nicht.
Viele Grüße
Erich

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OsCor

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 17. Aug 2020, 17:01

Danke, das lässt ja immerhin die Möglichkeit offen, dass keine „Gefahr” im Verzuge ist. Bei den Weinen, die bei der Feier gereicht werden sollen, hätte sich die Frage nach der Art der Klärung ja prinzipiell auch gestellt…

Gruß
Oswald
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gbf0311

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 28. Mär 2022, 07:23

EThC hat geschrieben:...
Ein anderer Umstand, der einen Wein für einen Veganer disqualifizieren könnte, ist der, daß z.B. bei demeter-Weinen diese Kuhhörner im Boden vergraben werden. Jedenfalls hat mir das mal einer so gesagt, daß er solch einen Wein niemals trinken würde. Ob das aber nun eine vegane Extremmeinung ist oder tatsächlich weiter verbreitete Auffassung, weiß ich nicht.


Bei allem Respekt: dass ein Kuhhorn vergraben wird, hat auf den Wein, sprich vegan oder nicht vegan bis dahin noch keinen Einfluss. Der Boden ist ein Biotop in dem sich Milliarden von Mikroorganismen tummeln und dem Wein zu seinem Ruhm verhelfen. Neben enzymatischen Prozessen haben diese Mikroorganismen einen wesentlichen Einfluss auf die Versorgung der Rebe mit Nährstoffen, die die Rebe zum Wachstum und zur Fruchtbildung braucht. Dazu zählen auch Zersetzungsprozesse von organischem Material die sowohl enzymatisch als auch mikrobiologisch erfolgen.

Wer so denkt, darf auch kein Obst, Früchte, Gemüse essen, da das Wachstum dieser Nahrungsmittel auf denselben Prinzipien beruht.
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glauer

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 28. Mär 2022, 20:39

Ich würde beim Madeiragelee eher beim Gelee unruhig werden - und sicherstellen dass keine normale Gelatine verwendet wird.
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Ollie

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 28. Mär 2022, 21:05

gbf0311 hat geschrieben:Bei allem Respekt: dass ein Kuhhorn vergraben wird, hat auf den Wein, sprich vegan oder nicht vegan bis dahin noch keinen Einfluss.


Pssst! Das Kuhhorn hat auch danach keinen Einfluss.
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EThC

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 28. Mär 2022, 21:50

Ollie hat geschrieben:Pssst! Das Kuhhorn hat auch danach keinen Einfluss.
...ICH denke das auch, aber ein Power-Veganer denkt möglicherweise anders als ich. Dazu kommt, daß argumentiert wird, daß das Rind ja nicht auf natürliche Weise im Weinberg tot umgefallen ist, sondern durch Menschenhand sein Leben lassen mußte, das geht aus (mancher) Veganersicht gar nicht...
Viele Grüße
Erich

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Kle

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 28. Mär 2022, 21:58

gbf0311 hat geschrieben:
Bei allem Respekt: dass ein Kuhhorn vergraben wird, hat auf den Wein, sprich vegan oder nicht vegan bis dahin noch keinen Einfluss. Der Boden ist ein Biotop in dem sich Milliarden von Mikroorganismen tummeln und dem Wein zu seinem Ruhm verhelfen. Neben enzymatischen Prozessen haben diese Mikroorganismen einen wesentlichen Einfluss auf die Versorgung der Rebe mit Nährstoffen, die die Rebe zum Wachstum und zur Fruchtbildung braucht. Dazu zählen auch Zersetzungsprozesse von organischem Material die sowohl enzymatisch als auch mikrobiologisch erfolgen.

Wer so denkt, darf auch kein Obst, Früchte, Gemüse essen, da das Wachstum dieser Nahrungsmittel auf denselben Prinzipien beruht.

ich verstehe es so: Der Wein darf durchaus auf einem Grab wachsen oder in Nähe eines Kuhhorns. Wenn jemand aber umgebracht wurde fürs terroir, dann ist das Mord. Und wenn eine Kuh geschlachtet wurde, damit der Wein sein Horn bekommt, dann ist das nicht vegan.
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Tristram Shandy
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Ollie

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Re: Madeira-Herstellung vegan?

BeitragMo 28. Mär 2022, 22:52

Muss ja nicht gleich Apocalypse Cow sein. Kühe sterben gelegentlich auch durch Einschlag eines tellurischen Energeblitzes, durch das Einatmen von zuvielem Feinstoff oder sogar eines natürlichen Todes. Vielleicht greift der vegane Biodynamiker also die Hörner auf dem Friedhof der Haustiere ab?
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