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Ein schwarzer Tag

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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ChezMatze

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 09:33

Kann ich im Moment so genau nicht sagen. Ich gehe davon aus, dass es Fonds dieser Art gibt, aber ob, wann und in welcher Form wird wohl noch diskutiert.
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innauen

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 09:38

Hallo,

bei Naturkatastrophen kann der Staat helfen. Aber ob Nachtfröste im Mai unter diese Definition fallen, da habe ich meine Zweifel. In jedem Fall gibt es nur ein Enschädigungsrecht des Staates, aber keine Pflicht. Dass er überhaupt dazu berechtigt ist, Geld an Unternehmen zu zahlen (und rechtlich gesehen sind Winzer Unternehmer) ist gar nicht so trivial wie der eine oder andere vielleicht denken mag. Subventionen verzerren den Markt und sind deshalb grundsätzlich untersagt, es sei denn wie gesagt aus wichtigem Grund ist eine Hilfe geboten. Ob hier aber ein wichtiger Grund vorliegt (Zahl der betroffenen Betrieb/Wirtschaftliche Schieflage etc.) wird die jeweilige Landesregierung entscheiden müssen.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Gerald

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 09:45

Mich würde auch wundern, wenn der Staat in einem solchen Fall einspringen würde. Denn Spätfröste sind wie Hagel, Trockenheit etc. ein "normales" Risiko in der Landwirtschaft, das in den Kalkulationen enthalten sein sollte. Denn ansonsten müsste es ja aus Gründen der Gleichbehandlung jedem Unternehmer möglich sein, Zahlungsausfälle vom Staat kompensieren zu lassen. Oder ein Angestellter könnte Arbeitslosengeld einfordern, ohne je Arbeitslosigkeitsversicherungsbeiträge bezahlt zu haben. Oder ein - nicht feuerversicherter - Hausbesitzer könnte bei einem Brand sich vom Staat ein neues Haus bezahlen lassen ...

Für alle solche Schadensfälle gibt es schließlich Versicherungen. Es ist wohl nicht Aufgabe des Staates, kostenlos (bzw. über Steuergelder) diese zu ersetzen.

Grüße,
Gerald
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octopussy

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 10:16

Gerald hat geschrieben:Mich würde auch wundern, wenn der Staat in einem solchen Fall einspringen würde. Denn Spätfröste sind wie Hagel, Trockenheit etc. ein "normales" Risiko in der Landwirtschaft, das in den Kalkulationen enthalten sein sollte. Denn ansonsten müsste es ja aus Gründen der Gleichbehandlung jedem Unternehmer möglich sein, Zahlungsausfälle vom Staat kompensieren zu lassen. Oder ein Angestellter könnte Arbeitslosengeld einfordern, ohne je Arbeitslosigkeitsversicherungsbeiträge bezahlt zu haben. Oder ein - nicht feuerversicherter - Hausbesitzer könnte bei einem Brand sich vom Staat ein neues Haus bezahlen lassen ...

Für alle solche Schadensfälle gibt es schließlich Versicherungen. Es ist wohl nicht Aufgabe des Staates, kostenlos (bzw. über Steuergelder) diese zu ersetzen.

Trotzdem wird nicht selten eine Hilfe gezahlt, z.B. bei den Hagelschäden im Bodenseeraum im Jahr 2009, die dort die Obsternte weitgehend vernichtet haben. Das mit der Versicherung ist übrigens m.W. für Landwirte nicht völlig trivial, jedenfalls nicht zu akzeptablen Bedingungen und auch nicht in frostgefährdeten Gebieten.

Ich glaube übrigens auch nicht, dass es für einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb so einfach ist, langfristig zu kalkulieren und sich ein Polster für komplette Ernteausfälle zuzulegen. Für ein Jahr mit schlechter Ernte vielleicht. Bei zwei aufeinanderfolgenden Jahren, von denen eins ein Totalausfall ist, dürfte es für viele kleine Landwirte aber wirklich schwierig werden.

Der Vergleich mit den anderen Unternehmern hinkt m.E. auch. Denn eine schlechte Konjunktur ist dann doch etwas anderes als ein nicht vorhersehbarer Schaden, der durch die Natur hervorgerufen wird. Außerdem hat ja auch die Bankenwelt in 2008 genügend Staatshilfe bekommen, u.a. auch Banken, die gegen elementare Prinzipien der Betriebswirtschaft verstoßen haben und beispielsweise langfristige Kredite in großem Stil kurzfristig refinanziert haben.
Beste Grüße, Stephan
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Gerald

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 10:27

Hallo Stephan,

Der Vergleich mit den anderen Unternehmern hinkt m.E. auch. Denn eine schlechte Konjunktur ist dann doch etwas anderes als ein nicht vorhersehbarer Schaden, der durch die Natur hervorgerufen wird. Außerdem hat ja auch die Bankenwelt in 2008 genügend Staatshilfe bekommen, u.a. auch Banken, die gegen elementare Prinzipien der Betriebswirtschaft verstoßen haben und beispielsweise langfristige Kredite in großem Stil kurzfristig refinanziert haben.


hmmm, ich zumindest finde den Vergleich völlig statthaft. Ich kenne einige (kleine) Unternehmen, die durch den Zahlungsausfall eines größeren Auftrages in die Insolvenz geschlittert sind - ohne dass irgendeine staatliche Stelle sie aufgefangen hätte. Mit Großbanken ist das natürlich eine andere Sache, da springt der Staat gerne ein, ich nehme an primär aus wahlkampftaktischen Gründen. 1000 x 2 verlorene Arbeitsplätze in Kleinunternehmen fallen niemandem auf, 2000 auf einmal in einer Großinsolvenz hingegen schon :shock:

Und zumindest hier in Österreich haben die Bauern auch eine sehr starke Lobby, Großbauern im Marchfeld bezahlen beispielsweise seit jeher viel geringere Steuern als jedes andere Unternehmen mit vergleichbaren Erträgen.

Grüße,
Gerald
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octopussy

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 10:42

Naja, ich finde den Vergleich nicht völlig abwegig, aber auch nicht wirklich stichhaltig. Du musst bei Staatshilfen immer eine gewisse Gleichbehandlung ermöglichen. Wenn Landwirte in einer Region alle (potenziell) vom Frost betroffen sind, dann kannst du die Hilfe abstrakt-generell allen anbieten, die bestimmte Kriterien erfüllen. Bei Handwerksbetrieben ist der Grund für die wirtschaftliche Schieflage meistens eher vom Einzelfall abhängig. Insofern ist eine Gleichbehandlung nahezu unmöglich.

Wie innauen schon sagte, sind solche Hilfen ja auch meist freiwillig und im Übrigen nach Beihilferecht durchaus problematisch, eben wegen der Gleichbehandlung und Wettbewerbsverzerrung. Für den Staat rechnet es sich bei Frostschäden, Hochwasserschäden, usw. u.U. aber mehr, Landwirtschaftsbetrieben zinslose Darlehen oder verlorene Zuschüsse zu geben und Arbeitsplätze zu erhalten, als mehr Arbeitslose auf der Payroll zu haben und landwirtschaftliche Brachen zu riskieren.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 10:51

octopussy hat geschrieben:Außerdem hat ja auch die Bankenwelt in 2008 genügend Staatshilfe bekommen, u.a. auch Banken, die gegen elementare Prinzipien der Betriebswirtschaft verstoßen haben und beispielsweise langfristige Kredite in großem Stil kurzfristig refinanziert haben.


Na ja, die Banken hat man als "systemrelevant" eingestuft - soll heißen, man hat befürchtet, wenn man die einschlägigen Konsorten wie die HRE pleite gehen lässt, dass auf Grund der extrem hohen gegenseitigen Vernetzung im Finanzwesen erst alle anderen Banken und dann die Realwirtschaft in den Abgrund folgen. Dieses Argument wird für Winzer kaum greifen.

Die Erzeuger im wohl am härtesten getroffenen Bereich - dem Taubertal - sind noch zusätzlich gekniffen. Das Taubertal ist zwischen drei verschiedenen Weinbaugebieten aufgesplittert (Baden, Württemberg, Franken), das auch noch in zwei Bundesländern, und liegt für alle Gebiete im absoluten Randbereich und ist flächenmäßig jeweils unbedeutend. Da wird sich für eine Unterstützung durch die Politik nicht viel mobilisieren lassen.

Gruß
Ulli
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Dirk Würtz

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 14:37

In Rheinhessen werden es wohl um die 3.000 Hektar sein, die betroffen sind... Es hilft nichts, es ist wie es ist! Die Natur gibt es, die Natur nimmt es! Mund abwischen, weitermachen!
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moc

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 20:26

Nur als Info für die, die es interessiert.

Habe gerade Fotos von Larmandier Bernier aus Vertus / Champagne zugemailt bekommen. Ungefähr ein Hektar Reben sind dort erfroren. :evil:

Cramant und Avize sind noch mal davon gekommen.
grüße jens
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Rieslingmaster

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 23:15

Bernd Schulz hat geschrieben:Hallo Ulli,

hier gab es keinen Nachtfrost. Und ich vermute dann mal, dass die Mosel auch verschont geblieben ist.

Beste Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

Martin Müllens Junganlage im Hühnerberg ist leider auch betroffen, in den Pündericher Flachlagen siehts auch recht übel aus, ich weiss aber nicht ob Clemens Busch betroffen ist.

Gruss

Dominik
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