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Ein schwarzer Tag

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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octopussy

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragDo 5. Mai 2011, 19:55

UlliB hat geschrieben:Im Taubertal hat es über 90% der Gesamtfläche erwischt, in Mainfranken geschätzte 60 bis 70% - in einzelnen Lagen aber so gut wie alles. Im Prinzip ist in diesen Gebieten der Jahrgang 2011 schon gelaufen. Da 2010 mengenmäßig schon schwach war, werden weniger finanzstarke Betriebe nicht unerhebliche Probleme bekommen.

Das klingt aber wirklich schrecklich. Heißt "im Prinzip ist in diesen Gebieten der Jahrgang 2011 schon gelaufen", dass es aus dem Taubertal beispielsweise nur 10% der Menge eines durchschnittlichen Jahrgangs geben wird? Das wäre dann ja praktisch nix. Oder heißt das, dass der Jahrgang definitiv nicht erfolgreich sein wird, dass man aber mit etwas Glück wenigstens noch ein bisschen was produzieren können wird (d.h. Niveau 2010 minus x%)?
Beste Grüße, Stephan
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DerFranki

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragDo 5. Mai 2011, 20:04

UlliB hat geschrieben:Sorry, aber wer die Situation vor Ort gesehen hat, kann diesen Kommentar nur als blanken Zynismus betrachten.


Auch sorry. ;)

Lass uns im Herbst noch einmal darüber reden und dann sehen, ob es Zynismus meinerseits war oder ob Du auf vorschnelle Meldungen (bzw. deren Interpretation) reingefallen bist.
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UlliB

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragDo 5. Mai 2011, 20:31

octopussy hat geschrieben: Heißt "im Prinzip ist in diesen Gebieten der Jahrgang 2011 schon gelaufen", dass es aus dem Taubertal beispielsweise nur 10% der Menge eines durchschnittlichen Jahrgangs geben wird?


Es wird einen Zweitaustrieb geben - der wird allerdings nur zu einem sehr geringen Fruchtansatz führen. Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass es aus dem Taubertal dieses Jahr "praktisch nix" geben wird. Das hat es dort aus gleichem Grund vor einigen Jahren schon einmal gegeben (1981), ist also tatsächlich nichts fundamental neues, für die betroffenen Erzeuger dort aber dennoch ein ernstes Problem.

Übrigens sind Totalausfälle auf Grund von Spätfrösten auch schon in wesentlich weniger kontinental-klimatischen Lagen als an der Tauber und in Franken vorgekommen. In den 50ern (ich glaube 1956) hat es einmal Bordeaux ganz verheerend erwischt - dort sind die Weinbaugebiete nicht allzuweit vom Atlantik entfernt.

Weiter oben hat schon jemand gefragt, wie es an Mosel und Ahr aussieht. Weiß irgend jemand von dort etwas näheres? - Normalerweise müssten Steillagen besser davonkommen, da die Kaltluft abfließt. Außerdem war es im Westen wohl nicht ganz so kalt.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragDo 5. Mai 2011, 20:43

Hallo Ulli,

hier gab es keinen Nachtfrost. Und ich vermute dann mal, dass die Mosel auch verschont geblieben ist.

Beste Grüße

Bernd
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susa

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragDo 5. Mai 2011, 20:53

Ganz verschont ist die Mosel wohl nicht geblieben, hat aber im Vergleich zu Franken beispielsweise noch Glück gehabt, desgleichen Saale-Unstrut; einzig die Ahr scheint nichts mitbekommen zu haben.

lieben Gruß
susa
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ChezMatze

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragDo 5. Mai 2011, 21:14

Mosel ist wohl sehr unterschiedlich, meist gar nichts, teils dann doch übel:

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 06,2775474

Die besseren Lagen scheinen jedenfalls davongekommen zu sein.

Grüße, Matze
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Gerald

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 07:46

Hier im Weinviertel ist die letzte Nacht ganz knapp über dem Nullpunkt verlaufen, vielleicht war da und dort auch leichter Frost. Massive Schäden wie die in Deutschland berichteten würde ich im Moment für unwahrscheinlich ansehen.

Grüße,
Gerald
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austria_traveller

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 09:21

Guten Morgen,
Heute im Norden von Wien um 6:00 +0,5 Grad und Eis auf der Autoscheibe.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es da in Wien & Umgebung auch einige Winzer erwischt hat.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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ChezMatze

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 09:27

Noch mal ein kleiner Nachtrag von der Basis, nachdem hier ja schon darüber spekuliert wurde, ob es sich nicht um die "üblichen Jammertiraden" handeln würde und am Ende des Jahres wieder der "große Jahrgang 2011" steht:

In einem der wichtigsten fränkischen Weinorte, zu dem ich direkte Beziehungen habe, gibt's Schäden zwischen 50 und 100%, je nach Lage und Rebsorte. Von dreien weiß ich, dass sie tatsächlich Totalausfälle haben, ein gemischter Wein- und Obstbaubetrieb steht vor dem finanziellen Ruin.

Das liegt in erster Linie daran, dass niemand generell mehr mit einem solchen Frost gerechnet hat. Die Alten sprechen von 1957, als dies das letzte Mal in diesem Ausmaß der Fall war. Im Allgemeinen ist der Agrarbereich natürlich sehr gut versichert. Aber was den Frost anbelangt, haben sich seit vielen Jahren nur noch die Spitzenbetriebe (und diejenigen, bei denen es aufs Geld nicht so ankommt) dagegen versichert. Die meisten kleineren Betriebe haben sich das Geld gespart.

Konkret wusste man zwar, dass es die Nacht über kritisch werden würde, zumal - wie schon mehrfach erwähnt - der Austrieb auch 14 Tage voraus war. Es gab Winzer, die sind mit ihrem (leeren) Pflanzenschutzwagen in den Reben herumgefahren und haben versucht, die kalte Luft zu verblasen. Es gab auch welche, die versucht haben, Wasser zu versprühen (Eis schützt bekanntlich die Blüten). Die meisten wussten aber nicht, was sie tun sollten oder haben die ganze Sache auch nicht so ernst genommen.

Ich bin überhaupt kein Freund der Katastrophen- und Sensationsmeldungen, die sich dann meist als heillos übertrieben herausstellen. Insofern sei gesagt, dass auch in Franken manche Gebiete und Lagen fast völlig oder doch hauptsächlich verschont geblieben sind. Das ist aber die Ausnahme. Dass die Beiaugen schöne und gesunde Trauben tragen werden, ist wohl nur bei extrem günstigem Witterungsverlauf denkbar. Aber wie gesagt, niemand hat echte Erfahrungen damit, weil es eine solche Situation schon so lange nicht mehr gegeben hat.

Dass sich manche Katastrophen der Selektion wegen letztlich positiv auswirken können, ist ein sozialdarwinistisches Argument, das ich in solchen Fällen für nicht sehr sympathisch halte. Dennoch könnte man dem eventuell folgen, wären nur "minderwertige" Lagen und Rebsorten betroffen. Bei 90% Riesling- und Silvanerschäden im Steilhang einer VDP 1. Klasse-Lage scheinen Wettergott und -teufel da aber keine sichere Hand gehabt zu haben.

Viele Grüße, Matze
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Charlie

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Re: Ein schwarzer Tag

BeitragFr 6. Mai 2011, 09:29

Erhalten die Winzer in solchen Fällen Hilfen vom Staat?
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