Kleiner_Pirat hat geschrieben:@EThC Aus meiner Sicht ist es unerlässlich, die Rebsortenvielfalt deutlich einzuschränken, Stile und Qualitäten viel besser zu definieren, zumindest an einer verbreiteten Spitze einer wie auch immer gearteten Qualitätspyramide. Für Rebsortenvielfalt ist ja trotzdem noch jede Menge Platz. Das ist kein Widerspruch.
Hmm, einerseits hältst Du einen Rebsortengenozid für notwendig, aber es gäbe ja noch genügend Raum für anderes; muß ich mir das als so eine Art Freakshow für entartete Sorten in einem Rebsortenzoo vorstellen, der dann in einer fünftklassigen Lage installiert wird, wo sonst eh keiner was anbauen will?
Überall herrscht großes Entsetzen, wenn verbreitet wird, daß z.B. die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte ausgestorben ist, aber wenn jemand mit großem Engagement versucht, Sorten wie die Schlehen- oder Bettlertraube vor dem Aussterben zu retten oder gar markttechnisch wiederzubeleben, kommen Myriaden von Bürokraten angewackelt und verkünden "was wollt ihr mit dem Sch..., wir haben schon genug Rebsorten, mehr darf dem Verbraucher nicht zugemutet werden."
Zum Beispiel Morstein: die gut 180 ha große Lage ist durch eine Reihe von unbestritten guten bzw. renommierten Weinen bekannt geworden, mehrheitlich Rieslinge, die in dem relativ kleinen GL-Teil gewachsen sind. Nun soll also die Lagennennung nur noch diesem kleinen Teil an "Erfolgsbringern" gestattet sein, alle anderen schauen mit dem Ofenrohr ins "Deutscher Wein"-Gebirge? Das kann's doch nicht sein! Ohne es genau zu wissen, sind da wahrscheinlich 80 bis 90 % Riesling, dann noch nennenswert, aber doch gnandenlos abgeschlagen Spätburgunder, Weißburgunder, Chardonnay und Scheurebe und in Spuren noch ein paar andere Rebsorten. Was bitte ist so schlimm, wenn auch die da kultiviert werden und als "Chardonnay Morstein" oder auch "Huxelrebe Morstein" angepriesen werden? Übrigens ist mein persönlich bester Morstein -ganz knapp vor meiner persönlichen Höchstnmarke- eine Scheurebe-TBA eines non-VDPlers...
Anderes Beispiel: Escherndorfer Lump. Da gibt's ja seit Längerem die Marke "Escherndorf am Lumpen 1655", ursprünglich kreiert um das bescheuerte Einweinprinzip des VDP zu umgehen und sowohl EL's als auch GG's aus der Lage anbieten zu können. Wenn man da nun festlegen würde, daß diese Marke nur mit rechtsdrehendem Silvaner verwendet werden darf, hätt ich da keinen Schmerz damit, der Müller-Thurgau aus dem Lump könnte dennoch weiterhin den richtigen Lagennamen -also die Herkunft, nicht die Marke- verwenden und gut is.
Zurück zum Morstein: wenn da nun die Marke "der auf dem Morsteininger 2023 tanzt" kreiert würde, die nur Riesling 365 Gm zuläßt, wär das auch i.O., damit nimmt man niemand anderem was weg...
Diese Kaputtreguliererei führt zu nichts anderem als einer gähnenden Langeweile, irgendwann schmecken dann alle Morsteine oder Lumpen mehr oder weniger gleich, das Ganze artet dann in einer Art Gleichschaltung und Plansollerfüllung aus, zumindest ich will sowas nicht. Weine sollen aus meiner Sicht spannend sein und das erreicht man nicht mit einer Normierung von oben herab, damit killt man nur jegliches Entwicklungspotential, das in so manchen Winzern schlummert und führt zur Verhinderung jeglicher Innovation im Weinbau. Gut, jemand, der auf immer und ewig nur das immer und ewig Gleiche im Glas haben will, wird Deinem Rebsortengenozid problemlos zustimmen können, aber ich versichere Dir, auch mit dem Wegfall der ganzen bestehenden und angedachten Gängelungen werden diese straight on-Trinker kein Problem mit der Beschaffung ihrer Lieblingsweine haben, auch das regelt der Markt ganz von alleine!
Ansonsten siehe mein untenstehendes Motto, das Friedrich Schiller vor über 200 Jahren zum Besten gegeben hat und das leider heute aktueller ist als je zuvor...