Preisentwicklung 2022/2023
Verfasst: Di 14. Mär 2023, 11:28
Bei ZEIT online ist zu lesen:
Gleichzeitig wird hier im Forum festgestellt:
Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich: Den Menschen steht inflationsbedingt weniger Geld zur Verfügung, der Weinmarkt verzeichnet einen signifikanten Einbruch. Gleichzeitig können es sich die für uns Liebhaber interessanten Weingüter erlauben, die Preise um 30%, absolut gesehen nicht selten um 30 oder 40€ pro Flasche zu erhöhen. Dabei greift die oben genannte, nachvollziehbare Erklärung (höhere Material- und Transportkosten) bei den Premiumweinen ja gerade nicht, da ihre Preise sowieso längst meilenweit über den wirtschaftlichen Kosten liegen.
Dass der einfache Cavallotto Barolo 2019 jetzt bei Lobenberg 99€ kostet, wohingegen man den 17er vor 1-2 Jahren noch für 60€, im Angebot für 50€ bekam, scheint mir ein von der Inflation und der prekären globalen Lage völlig losgelöstes Phänomen. Dass sich die Weingüter solche Preiserhöhungen allerdings erlauben können, ohne mit der Wimper zu zucken, kann ja nur heißen, dass die Schere der Gesellschaft in noch höherem Maße als bisher auseinandergeht: Ein Großteil der Gesellschaft muss seinen Weinkonsum signifikant reduzieren, während die Adressaten der Premiumweine weiter mindestens genauso viel kaufen (sonst wären die Preissprünge nach der Logik von Angebot und Nachfrage nicht möglich) und dafür 30-50% mehr zahlen.
Was sind die Konsequenzen für die Weinliebhaber der Mittelschicht? Anteil der Weinkosten an den Gesamtausgaben erhöhen (wie bei den Mieten)? Weniger, dafür teurer kaufen und damit im Endeffekt das Gleiche ausgeben? Auf unbekanntere Weingüter umsteigen? Bei den lagerfähigen Weinen schnell noch ältere Jahrgänge (15, 16, 17, 18) zu den ursprünglichen Preisen im Netz auftreiben? Letztere Option gefällt mir momentan fast am besten: Warum sollte ich für einen traditionellen Barolo, der sowieso am besten 20 Jahre ruhen muss (z. B. Cavallotto), 50% mehr zahlen, wenn ich Jahrgang 15 noch zum alten Preis im Netz bekomme und damit auch noch meine Wartezeit um 4 Jahre verkürze? Den 2015 Barolo Riserva Vignolo etwa hab ich im September bei einem deutschen Onlinehändler noch für 85,50€ bekommen, während der einfache 2019er jetzt bereits 15€ mehr kommt (s. o.).
Haushalte geben weniger Geld für Wein aus
Durch die Inflation haben die Menschen in Deutschland zehn Prozent weniger Wein gekauft als im Jahr zuvor. Auch die Weinpreise sind deutlich gestiegen.
Verbraucherinnen und Verbraucher haben angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten deutlich weniger Geld für Wein ausgegeben. Im vergangenen Jahr hätten die privaten Haushalte in Deutschland zehn Prozent weniger Wein eingekauft, teilte das Deutsche Weininstitut mit. Wie eine Analyse ergeben habe, führte das zu einem Umsatzrückgang von 6,5 Prozent. Die außer Haus in Gaststätten oder bei Veranstaltungen konsumierten Mengen sind in den Zahlen nicht erfasst.
Auch die Preise für Wein sind gestiegen. Bei Weinen aus Deutschland stieg der Durchschnittspreis vergangenes Jahr im Handel auf 4,18 Euro, wie das Weininstitut berichtete. Das ist ein Anstieg um 26 Cent beziehungsweise 6,6 Prozent verglichen mit dem Jahr 2021.
Die Preisanhebungen gingen auf erheblich höhere Kosten unter anderem bei Glas, Verpackung, Logistik und Personal zurück. Bei den Weinen aus dem Ausland stieg der Durchschnittspreis 2022 hingegen weniger stark um 7 Cent beziehungsweise knapp 2 Prozent auf 3,64 Euro je Liter.
Gleichzeitig wird hier im Forum festgestellt:
harti hat geschrieben:Die Preissprünge sind wirklich exorbitant. Rabaja und Asili für 62 €, dabei 3 Fl. Zuteilung für Clubmitglieder. Da bin ich froh, bei älteren Jahrgängen gut versorgt zu sein.
Nicht nur die Barbaresco sind drastisch im Preis gestiegen. Auch die 19er Barolo sind preislich völlig aus dem Ruder gelaufen.
Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich: Den Menschen steht inflationsbedingt weniger Geld zur Verfügung, der Weinmarkt verzeichnet einen signifikanten Einbruch. Gleichzeitig können es sich die für uns Liebhaber interessanten Weingüter erlauben, die Preise um 30%, absolut gesehen nicht selten um 30 oder 40€ pro Flasche zu erhöhen. Dabei greift die oben genannte, nachvollziehbare Erklärung (höhere Material- und Transportkosten) bei den Premiumweinen ja gerade nicht, da ihre Preise sowieso längst meilenweit über den wirtschaftlichen Kosten liegen.
Dass der einfache Cavallotto Barolo 2019 jetzt bei Lobenberg 99€ kostet, wohingegen man den 17er vor 1-2 Jahren noch für 60€, im Angebot für 50€ bekam, scheint mir ein von der Inflation und der prekären globalen Lage völlig losgelöstes Phänomen. Dass sich die Weingüter solche Preiserhöhungen allerdings erlauben können, ohne mit der Wimper zu zucken, kann ja nur heißen, dass die Schere der Gesellschaft in noch höherem Maße als bisher auseinandergeht: Ein Großteil der Gesellschaft muss seinen Weinkonsum signifikant reduzieren, während die Adressaten der Premiumweine weiter mindestens genauso viel kaufen (sonst wären die Preissprünge nach der Logik von Angebot und Nachfrage nicht möglich) und dafür 30-50% mehr zahlen.
Was sind die Konsequenzen für die Weinliebhaber der Mittelschicht? Anteil der Weinkosten an den Gesamtausgaben erhöhen (wie bei den Mieten)? Weniger, dafür teurer kaufen und damit im Endeffekt das Gleiche ausgeben? Auf unbekanntere Weingüter umsteigen? Bei den lagerfähigen Weinen schnell noch ältere Jahrgänge (15, 16, 17, 18) zu den ursprünglichen Preisen im Netz auftreiben? Letztere Option gefällt mir momentan fast am besten: Warum sollte ich für einen traditionellen Barolo, der sowieso am besten 20 Jahre ruhen muss (z. B. Cavallotto), 50% mehr zahlen, wenn ich Jahrgang 15 noch zum alten Preis im Netz bekomme und damit auch noch meine Wartezeit um 4 Jahre verkürze? Den 2015 Barolo Riserva Vignolo etwa hab ich im September bei einem deutschen Onlinehändler noch für 85,50€ bekommen, während der einfache 2019er jetzt bereits 15€ mehr kommt (s. o.).