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Preisentwicklung 2022/2023

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Gerald

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 17:42

Ich glaube, das ist auch einer gesellschaftlichen Entwicklung zu verdanken. Früher war es für die breite Öffentlichkeit wohl ein Zeichen völliger Abgehobenheit und Dekadenz, teure Weine zu trinken - so wie sich mit einem 100-Dollar-Schein die Zigarre anzuzünden. Ich erinnere mich noch an einen kleinen Skandal aus dem Jahr 2006, als der damalige österr. Bundeskanzler (Sozialdemokraten) in den Medien bekannt hat, gerne teure Bordeaux zu trinken. Das wurde ihm sehr übel genommen und quasi das moralische Recht abgesprochen, für die arbeitende Bevölkerung zu sprechen. Wenn seine Kollegen hingegen ein Auto der Oberklasse fahren oder in einer teuren Villa wohnen, hat das niemanden gestört. :?

Jetzt dürfte sich das Blatt gewendet haben - teure Weine zu trinken, scheint nun eher als Zeichen von Genießertum und Kultiviertheit zu gelten und nichts mehr, dessen man sich schämen muss. Dass da die Winzer auch gerne mitspielen und fast jeder frühere Fassweinproduzent jetzt seinen Topwein um 30, 40 oder mehr Euro die Flasche anbietet - und auch verkauft, ist letztendlich nur logisch ...

Grüße
Gerald
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Rieslingfan

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 19:53

Gerald hat geschrieben:Ich glaube, das ist auch einer gesellschaftlichen Entwicklung zu verdanken.
Kann ich aus meinem Umfeld jetzt nicht erkennen.

Grundsätzlich ist es nach meiner Auffassung so, dass die rasante Preissteigerung bei Wein dazu führt, dass sich Weintrinker vermehrt an das Angabot vom Discounter/Supermarkt wenden werden.

Viele Weinliebhaber werden vermutlich vor der Frage stehen ob sie sich mehr auf das oftmals sehr gute Basissortiment (Gutswein, erste Lagen) konzentrieren oder eben GG bevorzugen, dann aber insgesamt weniger Wein kaufen.
Zuletzt geändert von Rieslingfan am Do 16. Mär 2023, 22:07, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Markus
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EThC

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 20:41

Rieslingfan hat geschrieben:Grundsätzlich ist es nach meiner Auffassung so, dass die rasante Preissteigerung bei Wein dazu führt, dass sich Weintrinker vermehrt an das Angabot vom Dicounter/Supermarkt wenden werden.
...hatte ich nicht zuletzt gelesen, daß gerade diese Weinhandelssparte über Einbrüche klagt? Wie auch immer, diese Orakelei bringt m.E. nichts; wenn's mal belastbare Zahlen gibt, weiß man was, ansonsten ist das für denjenigen, der nicht vom Wein lebt, eher Zeitverschwendung. "Einzelschicksale" sind da aus meiner Sicht interessanter...
Viele Grüße
Erich

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jessesmaria

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 21:38

Gerald hat geschrieben:Ich glaube, das ist auch einer gesellschaftlichen Entwicklung zu verdanken. Früher war es für die breite Öffentlichkeit wohl ein Zeichen völliger Abgehobenheit und Dekadenz, teure Weine zu trinken - so wie sich mit einem 100-Dollar-Schein die Zigarre anzuzünden. Ich erinnere mich noch an einen kleinen Skandal aus dem Jahr 2006, als der damalige österr. Bundeskanzler (Sozialdemokraten) in den Medien bekannt hat, gerne teure Bordeaux zu trinken. Das wurde ihm sehr übel genommen und quasi das moralische Recht abgesprochen, für die arbeitende Bevölkerung zu sprechen. Wenn seine Kollegen hingegen ein Auto der Oberklasse fahren oder in einer teuren Villa wohnen, hat das niemanden gestört. :?

Jetzt dürfte sich das Blatt gewendet haben - teure Weine zu trinken, scheint nun eher als Zeichen von Genießertum und Kultiviertheit zu gelten und nichts mehr, dessen man sich schämen muss. Dass da die Winzer auch gerne mitspielen und fast jeder frühere Fassweinproduzent jetzt seinen Topwein um 30, 40 oder mehr Euro die Flasche anbietet - und auch verkauft, ist letztendlich nur logisch ...


Ist das so? 2012 gab‘s ja eine ähnliche Situation, als der deutsche Sozialdemokrat Peer Steinbrück äußerte, von einem Pinot Grigio für 5€ sei nicht viel zu erwarten. Für unsereins eine Binse, für die Öffentlichkeit ein Affront.
Ich würde bezweifeln, dass die Reaktionen jetzt so anders wären. Sobald ein Grünen-Politiker höhere Standards beim Thema Klimaschutz und Ernährung einfordert, kriegt er ja auch gleich zu hören, wie abgehoben und „die“ gesellschaftliche Realität verkennend er spräche (und das meist ausgerechnet von Politikern der CDU und FDP).

Die Analyse von Ulli scheint mir am plausibelsten und bestätigt das Auseinanderdriften der Gesellschaft, das ich ja schon angesprochen hatte. Interessant dabei finde ich, dass das – obwohl die Dynamik immer mehr zunimmt – im Gegensatz zu früher gar nicht mehr so sehr als Problem wahrgenommen wird. Vielleicht ist es von den anderen Problemen bzw. Krisen überschattet. Das letzte Mal nämlich, als das Thema wirklich viel Aufmerksamkeit erhielt, war mit dem Video von Rezo gerade vor der Corona-Pandemie.
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Udo2009

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 22:06

Rieslingfan hat geschrieben:....Viele Weinliebhaber werden vermutlich vor der Frage stehen ob sie sich mehr auf das oftmals sehr gute Basissortiment (Gutswein, erste Lagen) konzentrieren oder eben GG bevorzugen, dann aber insgesamt weniger Wein kaufen.

So schwarz-weiß kann man das auch nicht sehen... Es gibt auch Weingüter - und keine schlechten - die ein GG immer noch zu moderaten Preisen verkaufen.

Weingut Graf von Bentzel-Sturmfeder verkauft GG immer noch für 28,30 € - nur als Beispiel. Und bei den Preisen stehe ich nicht vor der Frage, ob "nur" noch Gutswein oder GG.

Andererseits kenne ich Winzer, die für's GG jetzt 60,-- € + aufrufen - da wird dann wirklich "nur" noch Ortswein oder ggf. Erste Lage gekauft.
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Rieslingfan

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 22:14

Udo2009 hat geschrieben:Weingut Graf von Bentzel-Sturmfeder verkauft GG immer noch für 28,30 €
Ja, aber nach meiner Recherche den Jahrgang 2018.
Gruß Markus
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EThC

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragDo 16. Mär 2023, 23:21

Rieslingfan hat geschrieben:Ja, aber nach meiner Recherche den Jahrgang 2018.
...schon interessant, daß das Gut bei den GG's drei Jahre hintendran ist...
Viele Grüße
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Udo2009

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragFr 17. Mär 2023, 08:25

Das find ich an dem Weingut ja so gut, dass er die Weine in seinem Keller reifen lässt und ich die nicht noch jahrelang liegen lassen muss....
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EThC

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragFr 17. Mär 2023, 09:07

Udo2009 hat geschrieben:Das find ich an dem Weingut ja so gut, dass er die Weine in seinem Keller reifen lässt und ich die nicht noch jahrelang liegen lassen muss...
...das könnte natürlich die Intention dahinter sein. Es gibt aber auch Güter, die immer erst einen Jahrgang ausverkaufen, bevor der nächste (offiziell) angeboten wird. Das würde dann eher auf Ladenhüter hinweisen. Soll keine Unterstellung sein, aber es gibt halt meistens mehrere Möglichkeiten...
Viele Grüße
Erich

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Weinschlürfer

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Re: Preisentwicklung 2022/2023

BeitragFr 17. Mär 2023, 11:56

Rieslingfan hat geschrieben:
Gerald hat geschrieben:Ich glaube, das ist auch einer gesellschaftlichen Entwicklung zu verdanken.
Kann ich aus meinem Umfeld jetzt nicht erkennen.

Grundsätzlich ist es nach meiner Auffassung so, dass die rasante Preissteigerung bei Wein dazu führt, dass sich Weintrinker vermehrt an das Angabot vom Discounter/Supermarkt wenden werden.

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Was verrückt ist irgendwie, denn ich persönlich trinke lieber weniger oder gar nichts als das ich mir nicht schmeckendes Zeugs reinschütte :)

Genießer können das nicht sein :)

Ich habs glaub schon erwähnt, aber für mich sind Gutsweine zB. keinerlei Alternative.
Sie lässen mich in der Regel völlig kalt. Alternativen okay. Downgrading werde ich nicht machen.
Dann trink ich lieber was anderes (Cocktails)
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