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Zweite Chance?

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olifant

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 09:45

mixalhs hat geschrieben:... und dann gibt es vielleicht auch Winzer*innen, die froh sein können, wenn sich ihre Persönlichkeit NICHT in ihren Weinen widerspiegelt. Ich jedenfalls versuche gar nicht erst, das in einem Wein zu finden.

"variatio delectat" wäre ein Motto, das auch für mich gilt, allerdings mit Einschränkungen. Es gibt Länder und Regionen, in denen ich mich ziemlich gut auskenne und aus denen ich immer wieder zahlreiche Weine finde, die ich sehr mag (DE, AT, GR, IT, FR, dort aber nur wenige Regionen). Der Rest interessiert mich nur mäßig, und ich beschäftige mich entsprechend selten mit diesen Weinen. Ja, wenn ich einen guten Tipp bekomme oder auch wenn ich mal auf einer Weinprobe bin, probiere ich das gern mal aus. Auch im Restaurant lasse ich mir gern Weine empfehlen, die mir unbekannt sind und mache damit oft gute Erfahrungen. Zum Beispiel habe ich auf diese Weise für mich endeckt, dass es spanische Weißweine gibt, die, wenn sie gereift sind, ein ganzes Menü hervorragend begleiten können. Aber regelmäßig Weine zu probieren, die außerhalb meines eigentlichen Beuteschemas liegen oder von denen ich sogar weiß, dass sie mir wahrscheinlich nicht gefallen werden, dazu fehlen mir die Zeit, das Geld und die Motivation.


Danke, gut zum Ausdruck gebracht, hier finde ich mich wieder...
... zum Einen, dass ich wirklich nichts, aber auch gar nichts eines Winzers in dessen Weinen finden will :lol:
... zum Anderen, eine selbstgewählte Beschränkung auf Regionen, innerhalb derer man gerne auch probiert, zweite Chancen gibt, etcpp., weil man sich hier eben auskennt und daher entsprechend interessiert ist :mrgreen:
... last but not least, Empfehlungen dort anzunehmen wo es sinnvoll und spannend zugleich ist, wie eben Weinbegleitung zum Essen :!:
Zuletzt geändert von olifant am Mi 26. Okt 2022, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse

Ralf

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amateur des vins

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 09:47

mixalhs hat geschrieben:Aber regelmäßig Weine zu probieren, die außerhalb meines eigentlichen Beuteschemas liegen oder von denen ich sogar weiß, dass sie mir wahrscheinlich nicht gefallen werden, dazu fehlen mir die Zeit, das Geld und die Motivation.
Woher weißt Du denn, welches Dein Beuteschema ist, wenn nicht durch Probieren? Und woher weißt Du, daß im Unentdeckten nichts liegt, daß Dein Beuteschema erweitern oder neudefinieren würde?
Besten Gruß, Karsten
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olifant

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 09:49

amateur des vins hat geschrieben:...
Übrigens eines noch: Einen Lieblingswinzer, -wein, -jahrgang oder eine Lieblingsrebsorte könnte ich trotz deutlicher Präferenzen garnicht benennen, weil die Umstände nach Variation verlangen: Tagesform, Marriage, Mittrinker - you name it.


Ja, die Vorlieben wechseln, innerhalb eines Jahres, von Jahr zu Jahr, panta rei ...
Grüsse

Ralf

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olifant

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 09:57

amateur des vins hat geschrieben:
mixalhs hat geschrieben:Aber regelmäßig Weine zu probieren, die außerhalb meines eigentlichen Beuteschemas liegen oder von denen ich sogar weiß, dass sie mir wahrscheinlich nicht gefallen werden, dazu fehlen mir die Zeit, das Geld und die Motivation.
Woher weißt Du denn, welches Dein Beuteschema ist, wenn nicht durch Probieren? Und woher weißt Du, daß im Unentdeckten nichts liegt, daß Dein Beuteschema erweitern oder neudefinieren würde?


Ich denke, das Wörtchen regelmäßig sollte in diesem Zusammenhang hervorgehoben werden, so wie mixals das auch getan hat.
Innerhalb meinen Regionen bin ich gerne zu Experimenten, Horizonterweiterungen, und was auch immer bereit. So habe ich inzwischen auch ein paar Naturals die ich gerne trinke, aber eben nicht alle und nicht von jedem ... und natürlich musste ich mich da durchprobieren, ganz unregelmäßig.
Grüsse

Ralf

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amateur des vins

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 10:05

olifant hat geschrieben:Ich denke, das Wörtchen regelmäßig sollte in diesem Zusammenhang hervorgehoben werden, so wie mixals das auch getan hat.
Ich habe es als Strohmann abgetan, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, welche Regel damit gemeint sein könnte.
olifant hat geschrieben:Innerhalb meinen Regionen bin ich gerne zu Experimenten, Horizonterweiterungen, und was auch immer bereit. So habe ich inzwischen auch ein paar Naturals die ich gerne trinke, aber eben nicht alle und nicht von jedem ... und natürlich musste ich mich da durchprobieren, ganz unregelmäßig.
Aber wie bist Du daraufgekommen, daß es genau diese Regionen sind, und keine anderen?

Worauf ich hinauswill: Weintrinken ist irrational, und das schließt die Entscheidung für oder gegen bestimmte Untermengen ein. (Und jetzt bin ich schon auf Ollies Erwiderung gespannt!)
Besten Gruß, Karsten
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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 11:31

...da für mich "Wein" an sich schon mit "Vielfalt" einhergeht -über 10.000 bekannte Rebsorten (wovon zwar nur, aber immerhin doch ca. 1.000 relevant sein dürften und ich knapp 200 davon schon mal reinsortig probieren durfte), unzählige unterschiedliche Anbauverhältnisse, über die Kombinationen der vielen verschiedenen Vinifizierungsverfahren schier unendliche Varianten der Weinwerdung von der Traube bis in die Flasche-, möchte ich diese Vielfalt wenigstens im Ansatz begreifen dürfen. Wobei ich mir darüber im Klaren bin, daß ich mein Leben lang nur an der Oberfläche kratzen werde, wenn ich nicht täglich mindestens 100 Weine verkoste, wie das so mancher Profi wohl tut, zumindest zeitweise.

Deshalb ist dieses Extrem auf der anderen Seite -ein Weingut, 9x % Riesling plus vielleicht eine Handvoll anderer Sorten, eine Winzerhandschrift, ein extrem eng eingegrenztes Terroir- für mich quasi unfaßbar bzw. als Gegenteil von Vielfalt auch einfältig. Ich will dieses Extrem gar nicht per se kleinreden oder mich gar drüber lustig machen, hat absolut seine Berechtigung; ich begreife nur tatsächlich nicht, daß einem eine solche Selbstbeschränkung in der Erfahrung mit Wein -wenn man das Thema doch grundsätzlich toll findet und sich offensichtlich weit über dem Level des Gelegenheitstrinkers befindet- nichts ausmacht, über diese Klippe komm ich irgendwie nicht, obwohl die Argumente dafür ja nicht unschlüssig sind. Aber ich verstehe ja auch seit 30 Jahren partout nicht, wie einem "Raffaelo" schmecken kann. :mrgreen:

Ansonsten finde ich mich auch bei Michaels Beschreibung recht gut wieder...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Kle

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 11:50

Nun ja, niemand steigt zweimal in denselben… äh trinkt den gleichen Wein. Ich bewundere Rieslingfan für seine Disziplin und müsste er nicht bald der größte Wittmann-Experte aller Zeiten sein? Leider bin ich zu gierig, um wie andere Menschen mich auf einen Ausschnitt - egal welches Thema - konzentrieren zu können. Sie machen ja eigentlich aus der Not, dass selbst die maximale Vielfalt, die wir erleben können, arg beschränkt ist, eine selbstbestimmte Tugend. Und selbst innerhalb des „Mikrokosmos“ eines einzigen guten Winzers ist die Vielfalt theoretisch so unendlich wie es Weinlesen gibt. Bzw. was ist überhaupt Vielfalt?
Gruß, Kle
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amateur des vins

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 12:14

Kle hat geschrieben:was ist überhaupt Vielfalt?
Komplementär zu Einfalt.

scnr
Besten Gruß, Karsten
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olifant

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Re: Zweite Chance?

BeitragMi 26. Okt 2022, 12:14

amateur des vins hat geschrieben:...Aber wie bist Du daraufgekommen, daß es genau diese Regionen sind, und keine anderen?

Worauf ich hinauswill: Weintrinken ist irrational, und das schließt die Entscheidung für oder gegen bestimmte Untermengen ein.


Angetrunkenes irrationales Karma :mrgreen:
Grüsse

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Re: Zweite Chance?

BeitragDo 27. Okt 2022, 18:24

Nun, zu gewissen Weinen kehre ich gern zurück und/oder lagere diese auch gerne im Keller ein.
So haben sich gewisse Weinregionen und Traubensorten/Weinstile herauskristallisiert z.B. mag ich mehr Rotweine aus Ungarn (Villany), Südafrika,USA,Frankreich (Bordeaux) oder Italien (Amarone), Weissweine aber mehr Schweiz,Portugal & Griechenland (Santorini) wobei ich die meisten Weine vor dem Kauf degustiere.
Wenn mir ein Wein nicht schmeckt wird es auch nicht gekauft. Mit Barolo konnte ich mich z B. nicht anfreunden. 2. Chance? Nö, dann kaufe ich lieber, was mir schmeckt.
Am Ende zählt sowieso: dieses Leben ist viel zu kurz um schlechten Wein zu trinken. In dem Sinne Prosit! :)
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