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Preiserhöhungen beim VDP

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 10:38

Bei den Flaschen geht es ja gerade nicht in die Richtung einer Vereinheitlichung, die eine Voraussetzung für ein Pfandsystem wäre. Noch vor zwanzig Jahren haben in Bordeaux praktisch alle Erzeuger von Rotwein die selbe Flasche verwendet, egal ob Discounterwein oder 1er cru (einzige mir bekannte Ausnahme war Haut Brion, die hatte schon immer ein Sonderformat). Aber in den letzten Jahren sind immer mehr Chateaux zu individuellen Flaschen mit Chateauprägung übergegangen, oder sie verwenden richtig fette und schwere Prügel, die wohl "Wertigkeit" vermitteln sollen. Und der VDP mit seinen GG-Flaschen, von denen es auch gleich mehrere Varianten gibt, macht die Sache auch nicht besser. Es gibt einfach viel zu viele Flaschenvarianten.

Zu den Preisen - es sind ja nicht nur die Flaschen, die teurer geworden sind. Von einem lokalen Händler, der auch versendet, habe ich gehört, dass der Preis für Versandkartons sich in den letzten Monaten glatt verdoppelt hat. Die Speditionspreise gehen gerade durch die Decke, etc. Eine Kostensteigerung von 30% halte ich durchaus für realistisch (der hier schreibende Winzer aus dem Médoc hat ja auch von 30-40% geredet), und natürlich wird ein Großteil davon an den Endverbraucher durchgereicht werden. Es wäre ja auch ein Wunder, wenn alles teurer wird und der Wein nicht...

Gruß
Ulli
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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 11:41

...daß die aktuellen Preissteigerungen das Produkt "Wein" unbeeindruckt lassen, davon gehe ich natürlich nicht aus. Aber in solchen Zeiten wird klassischerweise vermehrt über Optimierungspotentiale nachgedacht, um seine Preise und damit die Marktfähigkeit seiner Produkte unter Kontrolle halten zu können. Wer einfach nur so weitermacht wie bisher und die Preissteigerungen auf der Gestehungsseite somit 1:1 durchreichen müßte, um seine Gesamtbilanz nicht zu verschlechtern, der wird sich insgesamt im Weinmarkt eher auf der Verliererseite wiederfinden; von manchen Weingütern mal abgesehen, denen der Keller leergekauft wird, egal was das Zeug kostet, aber das ist halt nur eine kleine, glückliche Minderheit.
Und da ich leider nicht auf einen Schlag 30 % mehr verdiene, wird sich mein (Wein-) Einkaufsverhalten eben auch entsprechend entwickeln...
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 11:55

Selbst wenn Kostensteigerungen von x% 1:1 durchgereicht werden, führt das nur dann zu x% Preissteigerung, wenn die Marge 0 ist, was eher unwahrscheinlich ist.

Irgendwas paßt da nicht zusammen. Ich behaupte natürlich nicht, daß die Weine nicht dennoch um 30% teurer werden. Man beachte auch den Hinweis auf Mitnahmeeffekte im internationalen Vergleich...
Besten Gruß, Karsten
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maha

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 12:11

amateur des vins hat geschrieben:Selbst wenn Kostensteigerungen von x% 1:1 durchgereicht werden, führt das nur dann zu x% Preissteigerung, wenn die Marge 0 ist, was eher unwahrscheinlich ist...

Naja, die Marge bleibt ja gleich wenn der Preisaufschlag 1:1 dem Kostenaufschlag entspricht, oder?
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amateur des vins

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 12:31

Ja, aber Prozente sind nicht additiv. Rechne einfach mal ein Beispiel.

Edit Oder ich mach's mal:
Angenommen, der Preis vor der Erhöhung sei 100. Und weiter angenommen, Marge sei 20 und Kosten 80. Wenn Du jetzt die Kosten um 30% erhöhst, hast Du Kosten von 104. Der Gesamtpreis ist jetzt - bei gleicher (absoluter) Marge 124. Der Preis ist also um 24% gestiegen, nicht um 30%.

Klar, Du kannst natürlich die Marge prozentual konstant halten und gnadenlos 1:1 mit den Kosten erhöhen. Dann entspricht die Preissteigerung der Kostensteigerung. Das werden Deine Kunden nicht lange mitmachen, fürchte ich. Bzw. noch weniger lange, als im anderen Fall.
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UlliB

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 14:46

amateur des vins hat geschrieben:Klar, Du kannst natürlich die Marge prozentual konstant halten und gnadenlos 1:1 mit den Kosten erhöhen. Dann entspricht die Preissteigerung der Kostensteigerung. Das werden Deine Kunden nicht lange mitmachen, fürchte ich. Bzw. noch weniger lange, als im anderen Fall.

Die Versuchung, die Marge zu erhöhen, wird aber da sein. Schließlich hat der Winzer ja auch Lebenshaltungskosten, die inflationsbedingt steigen, und das möchte er mit einer selbst genehmigten Lohnerhöhung gerne kompensieren ;)

Die Zeit dafür ist auch günstig, da man Preiserhöhungen nicht sonderlich begründen muss, wenn gleichzetig alles andere auch deutlich teurer wird. Dass es da Mitnahmeeffekte gibt, die über die reinen Kostensteigerungen deutlich hinausgehen, ist in anderen Marktsegmenten ja schon zu beobachten.

Der Thread heißt ja "Preissteigerungen beim VDP", und ich vermute mal, dass der typische VDP-Kunde nicht so sehr preissensitiv ist (sonst würde er da nicht kaufen). Und Käufer von VDP-GGs sind offensichtlich gar nicht preissensitiv. Wer 36 € für ein GG ausgibt, kann auch 45 € zahlen, und wer 45 € zahlt, wird am Ende auch 60 € abdrücken. Solche Preissteigerungen gab es ja auch schon in der Vergangenheit bei manchen Betrieben - zu Zeiten, als die allgemeine Inflationsrate noch deutlich unter 2% lag.

Gruß
Ulli
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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 14:58

UlliB hat geschrieben:Wer 36 € für ein GG ausgibt, kann auch 45 € zahlen, und wer 45 € zahlt, wird am Ende auch 60 € abdrücken.
...genau das ist bei mir nicht der Fall. Aber wenn ich der Einzige weit und breit bin, der so tickt, fällt das beim Erzeuger auch nicht weiter auf.
Wenn die Preise schneller steigen (vor allem die für die essentiellen Dinge wie Energie, Miete, Grundnahrungsmittel etc.) bleibt auch insgesamt weniger Geld für die "nice to have"-Sachen -zu denen auch Wein gehört- übrig. Deshalb denke ich eher nicht, daß das Weingeschäft insgesamt aktuell seine Umsätze margenneutral erhöhen kann. Und wenn doch, würde ich den Mechanismus dahinter nicht kapieren... :?
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amateur des vins

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 15:15

Die angesprochenen spezifisch transport- und verpackungsbezogenen Kostensteigerungen liegen um eine Größenordnung über der allgemeinen Inflation. Wie hoch letztere ist, wissen auch die Kunden.

Die Leute, bei denen Geld dann gar keine Rolle mehr spielt, trinken vermutlich nicht unbedingt VDP (G-Max ausgenommen :twisted:). Und VDP ist auch nicht nur GG. Da zuletzt schon ordentlich an der Preisschraube gedreht wurde, um den "Rückstand" zu verringern, ist da vielleicht nicht mehr soviel drin, um völlig gnadenlos vorzugehen.

Schau'n wir mal...
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UlliB

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 15:24

EThC hat geschrieben:Wenn die Preise schneller steigen (vor allem die für die essentiellen Dinge wie Energie, Miete, Grundnahrungsmittel etc.) bleibt auch insgesamt weniger Geld für die "nice to have"-Sachen -zu denen auch Wein gehört- übrig. Deshalb denke ich eher nicht, daß das Weingeschäft insgesamt aktuell seine Umsätze margenneutral erhöhen kann. Und wenn doch, würde ich den Mechanismus dahinter nicht kapieren... :?

Vom Weingeschäft insgesamt habe ich nicht geschrieben, da ist das vermutlich so, wie Du meinst. Aber hier geht es ja um den VDP, und deren GGs fallen im Weinhandel preislich in den Bereich "Luxus", in dem normale Marktmechanismen nicht greifen.

Als langjähriger Bordeauxtrinker und -käufer habe ich erleben müssen, was alles so geht. Ich wurde mit dem Bordeaux-Virus 1984 infiziert. In den 38 Jahren seitdem hat sich der Preis für etliche Weine im klassifizierten Bereich glatt verzehnfacht. Gleichzeitig hat sich das Marktvolumen qualitativ hochwertiger (und entsprechend teurer) Bordeaux in diesem Zeitraum deutlich erhöht, so dass in dieses Segment nicht nur die zehnfache Menge Geld geflossen ist, sondern die 30 bis 40fache.

Klar sind da etliche Leute zwischenzeitlich ausgestiegen, weil sie die Preissteigerungen nicht mehr mitmachen wollten oder konnten, aber offensichtlich stand für jeden, der da ausgestiegen ist, mindesten einer bereit, der neu eingestiegen ist. Geld ist ja genug da, es ist halt nur etwas asymmetrisch verteilt ;)

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 1. Mai 2022, 15:26

amateur des vins hat geschrieben:Da zuletzt schon ordentlich an der Preisschraube gedreht wurde, um den "Rückstand" zu verringern, ist da vielleicht nicht mehr soviel drin, um völlig gnadenlos vorzugehen.

Schau'n wir mal...
Ich schau mit, eigentlich hatte ich mir vorgenommen, das 21er Kaltjahr einkaufstechnisch entsprechend zu würdigen, nachdem ich mich in den letzten, wärmeren Jahren eher zurückgehalten habe. Bin gespannt, was ich letztlich schießen werde...
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