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Was macht einen großen Wein aus!

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Winedom

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Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 10:11

Wobei ich etwas Hilfe suche ist folgendes:
Was ist letztlich ein "Großer Wein"! Was macht ihn aus?

Der Begriff großer Wein verspricht ja Erhabenes.
Ich hatte schon ein paar Weine die mich berührt und oder überrascht haben, auch einfacher bepreiste.
Für mich ist Balance und Integration der Anteile eines Weines immer wichtig.
Eine ausgezeichnete Balance finde ich aber auch schon bei vermeintlicheren kleineren Weinen.

Einfach mal als Frage in die Runde!
Kann man das Statement "Großer Wein" Dingfest machen.
Wann ist es für Euch so weit dem Tropfen wahre Größe zu attestieren!
Wann wißt ihr, jetzt ist es so weit!

Gruss Rainer
Viele Grüße
Rainer
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EThC

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 10:44

Winedom hat geschrieben:Kann man das Statement "Großer Wein" Dingfest machen.

:!: :ugeek:

Da brauche ich nur meine paar Höchstpunktzahlweine anschauen, zweimal davon Werlitsch Ex Vero III, ein Wein, der mich einfach fassungslos macht, mich unendlich schwelgen läßt, kaum was triggert mich so wie dieses Zeuch. Für andere Leute am Tisch war der Wein kurz vor fehlerhaft... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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C9dP

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 14:03

Ein großer Wein für mich ist ein Wein, der mich über Jahre bzw. Jahrzehnte begleitet, wie ich selbst auch Lebensphasen durchläuft von der ungestümen Jugend bis zum souveränen Alter und dabei aber nie seine Faszination verliert und immer dazu einlädt, sich weiter mit ihm zu beschäftigen.

Der Preis ist hier oberhalb eine gewissen Untergrenze sekundär. Es gibt durchaus Beispiele, wo der Wein groß war aber schlicht under the radar. Die Preise ziehen ja häufig erst an, wenn sich zeigt, dass die Weine groß sind. Und z.B. bei Auslesen von der Mosel gibt es Weine, die groß sind, jedoch immer noch vergleichsweise günstig.

In Italien, Portugal und Südafrika gibt es aus meiner Sicht ähnliche Beispiele.
Viele Grüße

Aloys
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Michl

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 15:37

EThC hat geschrieben:Winedom hat geschrieben:
Kann man das Statement "Großer Wein" Dingfest machen.



Ich finde schon.
Das, was du beschreibst, Erich, ist ja nur ein intersubjektiv geteiltes Empfinden, dass EIN Wein groß ist. Das gibt es natürlich nicht immer. Schau dir nur einmal die wenigen gemeinsamen Verkostungen hier im Forum an. Mich erstaunt schon sehr, wie unterschiedlich hier Weine wahrgenommen werden, obwohl alle sehr weinaffin sind.

Aber was könnten dann Kriterien für einen großen Wein sein (die eventuell von unterschiedlichen Personen in unterschiedlichen Weinen gefunden werden können)?

Für mich muss er
1. notwendigerweise "tief" sein
2. sollte er "dynamisch" sein, also changieren, im Idealfall ein Schauspiel aufführen, "dramatisch" sein (was nicht mit "laut" zu verwechseln ist, für mich darf ein großer Wein gerne auch "leise" sein)
3. stellt er ein Rätsel, ist also nicht leicht zu erfassen, im Idealfall sogar mysteriös.
Große Weine sind damit immer höchst individuell.

Für mich keine Kriterien sind Länge und Gewicht.
Viele Grüße

Michl
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Weinschlürfer

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 15:44

fordernd - aber nicht anstrengend
komplex - aber harmonisch
reifend - aber nicht ermüdend
schnell leer - aber die Errinnerung bleibt prominent zurück
herkunftstypisch - aber nicht 0815
Ecken und Kanten - aber ohne anzuecken


auf die Schnelle. Es geht also um perfekte Balance :)
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EThC

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 16:47

Michl hat geschrieben:Ich finde schon.
Das, was du beschreibst, Erich, ist ja nur ein intersubjektiv geteiltes Empfinden, dass EIN Wein groß ist. Das gibt es natürlich nicht immer. Schau dir nur einmal die wenigen gemeinsamen Verkostungen hier im Forum an. Mich erstaunt schon sehr, wie unterschiedlich hier Weine wahrgenommen werden, obwohl alle sehr weinaffin sind.

Ich denke schon, daß jeder für sich die Kriterien für einen "großen Wein" einigermaßen definieren kann, ich denke aber nicht, daß man da eine allgemeine (vor allem auch allgemein akzeptierte) Richtschnur aufstellen kann. Die Ansprüche bzw. Erwartungen sind da einfach zu unterschiedlich. Z.B. hinsichtlich
Michl hat geschrieben:2. sollte er "dynamisch" sein, also changieren, im Idealfall ein Schauspiel aufführen, "dramatisch" sein

kenne ich auch Leute, die bei solch einem Wein sinngemäß eher sagen, daß der Wein "nicht weiß, was er will". Ich selbst würde bei dem Punkt schon mitgehen...
Viele Grüße
Erich

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Winedom

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSa 11. Apr 2020, 23:56

Wo ich Größe im Wein vermutete, ist vor allem in der Säure die mich schon ab und an sehr überrascht hat wie viel Lebendigkeit und Vitalität diese transportieren kann.
Bei der Frucht hatte ich Anklänge von Größe vor allem bei Primeurfruchtweinen.
Mit Altweinen hab ich weniger Erfahrung!
Eine gewisse Dynamik und Tiefe glaube ich auch das es braucht?

Ist im ersten Moment klar, der Wein hat Größe oder ist das meist eine Entdeckung!
Gehts auch ohne Komplexität oder ist die zwingend?
Ist der Alkohol, die Gärung die Seele des Weins? Entscheidet die auch über große Qualitäten?

Gruß Rainer
Viele Grüße
Rainer
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amateur des vins

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSo 12. Apr 2020, 07:33

EThC hat geschrieben:Ich denke schon, daß jeder für sich die Kriterien für einen "großen Wein" einigermaßen definieren kann, ich denke aber nicht, daß man da eine allgemeine (vor allem auch allgemein akzeptierte) Richtschnur aufstellen kann.
Das kommt meinem Ansatz nahe, aber ich gehe noch einen Schritt weiter: Nicht nur ist es individuell, einem Wein Größe zu attestieren, sondern ich halte es für wenig erfolgversprechend, eine Checkliste zu erstellen, die, komplett abgehakt, dann einen großen Wein anzeigen würde.

Klar kann man Kriterien für die Qualität eines Weines mit dem Versuch der Objektivierung aufstellen. Letztlich ist unser ganzer Austausch hier darin begründet, und dennoch zum Scheitern verurteilt - ein Koan! :D Überhaupt sind das immer Momentaufnahmen: Kein Wein ist über sein ganzes Leben groß oder auch nur gleich gut.

Mir rutscht "groß" (ohne "wahr") auch manchmal raus. Das sind dann typischerweise die Momente, wo ich auf die ganze Analyse keinen Bock habe und einfach nur den Moment genießen möchte... :ugeek:
Das passiert ganz selten den meisten einer Runde gleichzeitig. Vielleicht kommt das dann "wahrer Größe" nahe?
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSo 12. Apr 2020, 08:00

amateur des vins hat geschrieben:Mir rutscht "groß" (ohne "wahr") auch manchmal raus. Das sind dann typischerweise die Momente, wo ich auf die ganze Analyse keinen Bock habe und einfach nur den Moment genießen möchte... :ugeek:

...die Analyse läuft bei mir quasi automatisch mit und ist für mich essentieller Bestandteil des Genusses. Wenn's da nix zu analysieren gibt, taucht das Zeuch auch nix. Wahrscheinlich besteht eine direkte Kongruenz zwischen dem Umfang meiner Beschreibungen und der Weingröße... :lol:
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Was macht einen großen Wein aus!

BeitragSo 12. Apr 2020, 09:31

Na ich unterscheide schon zwischen "gibt nix zu analysieren" und "ist nicht der Moment, um zu analysieren" ;)
Aber ich kann auch nicht beschwören, daß ich nicht doch einen Wein groß finden und trotzdem analysieren könnte. :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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