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Weine des Jahres

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Der Wein-Schwede

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 15:37

harti hat geschrieben:
Mein absolutes Highlight habe ich bei einer Probe getrunken, die Anfang des Jahres in unserem Hause stattfand und mit Herzblut-Flaschen nur so gespickt war:

1990 Montrose: Nach einigen durchwachsenen Erfahrungen mit diesem Wein war dies die perfekte Flasche. Auf dem Punkt, mit einem kräuterig-würzigen Aromenfeuerwerk zum Niederknieen, dabei kraftvoll und zugleich umwerfend elegant am Gaumen. Sicherlich eine der besten Bordeaux, die ich je getrunken habe.


Grüße

Hartmut

Der Ch Montrose 1990 wurde in 1992 von den damals jungen Robert Parker zum Top-Bordeaux des Jahrgangs in Wine Advocate gekührt (damals habe ich auf der Papierausgabe abonniert).
100 Punkte bekam der Wein sofort.
Kurz davor war ich in einem Weinhandel in Kopenhagen, und dort konnte man den Wein Primeur für DKR 189- kaufen (entsprach 45 D-Mark).
Habe ich leider nicht gekauft, wusste noch nicht von den 100 Parker-Punkten. Aber ich habe Ch Latour 1990 für DKR 455- gekauft (108 D-Mark).
War ja auch nicht schlecht! :)

Habe eine Flasche vor drei Jahren getrunken.

EDIT:
Vor ca. 10 Jahren habe ich den Ch Montrose 1989 in einem Restaurant in der Schweiz getrunken. War fantastisch, aber wahrscheinlich nicht auf dem Niveau des 1990ers.
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sorgenbrecher

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 17:30

Ich habe sowohl den 1989er als auch den 1990er Montrose mehrfach getrunken, manchmal beide Weine parallel in einer Verkostung. Hartis Eindrücke kann ich voll und ganz bestätigen, der Wein kann absolute Perfektion zeigen, es gibt jedoch auch ein recht hohes Maß an Varianz. Wobei nach meinen Eindrücken der 1989er noch eine deutliche größere Streuung als der 90er hat. Wir hatten in einer Blindprobe vor einem Jahr mal das Glück, den 90er in Perfektion und gleich zwei Flaschen des 89ers in der Probe zu haben. Eine der beiden Flaschen stand dem 90er kaum nach und war absolut auf Augenhöhe. Die andere Flasche war deutlich schwächer, wirkte nicht 100% sauber und war durch einen zu dominanten Brett-Ton geprägt. Ähnlich mal vor einigen Jahren im Schwarzen Adler, die erste Flasche mit deutlichem Brettanomyces, wurde anstandslos ausgetauscht, die zweite Flasche etwas besser, aber auch nicht auf dem Niveau, dass dieser Wein zeigen kann. Berechnet wurde diese Flasche ebenfalls nicht.
Gruß, Marko.
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dylan

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 17:54

sorgenbrecher hat geschrieben: Ähnlich mal vor einigen Jahren im Schwarzen Adler, die erste Flasche mit deutlichem Brettanomyces, wurde anstandslos ausgetauscht, die zweite Flasche etwas besser, aber auch nicht auf dem Niveau, dass dieser Wein zeigen kann. Berechnet wurde diese Flasche ebenfalls nicht.


Ohhh, gut das du es sagst. Dann werde ich bei meinem nächsten Besuch im Schwarzen Adler eine Flasche in der Brett-Variante bestellen. ;)

Grüße

dylan
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sorgenbrecher

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 18:44

dylan hat geschrieben:
sorgenbrecher hat geschrieben: Ähnlich mal vor einigen Jahren im Schwarzen Adler, die erste Flasche mit deutlichem Brettanomyces, wurde anstandslos ausgetauscht, die zweite Flasche etwas besser, aber auch nicht auf dem Niveau, dass dieser Wein zeigen kann. Berechnet wurde diese Flasche ebenfalls nicht.


Ohhh, gut das du es sagst. Dann werde ich bei meinem nächsten Besuch im Schwarzen Adler eine Flasche in der Brett-Variante bestellen. ;)

Grüße

dylan


:mrgreen:
Es gab allerdings noch ein dutzend weiterer Flaschen an dem Abend... :roll:
Gruß, Marko.
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harti

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 19:51

Von den alten Weinhasen können glaube ich alle ein Lied über den "Variantenreichtum" der Montrose-Jahrgänge in den 80ern singen. Nicht nur 89 und 90, auch 86 hatte eine Palette von Enttäuschungen parat. Hier war es aber nicht nur Brett, sondern häufig auch ein an Kork erinnernder Muffton, der einem den Genuss des an sich großartigen Weins verderben konnte. Insofern verwundert es nicht, dass der 90er Montrose unter den 100P.-Weinen eigentlich immer vergleichweise preiswert geblieben ist. Anders liegt der Fall z.B. beim 89er Haut Brion. Dieser Wein liefert mit schöner Regelmäßigkeit ab und kostet (gemessen am durchschnittlichen weinesearcher-Preis) mehr als das dreimal so viel wie der 90er Montrose.

Grüße

Hartmut
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dylan

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 20:16

Na ja lieber Harti, preiswert ist hier wohl seeehr relativ zu verstehen.
Jüngst wurden einige Flaschen 90er bei Koppe zum Gebot von > 800 € versteigert.
Wenn du allerdings mit HB 89 vergleichst.....

Grüße

dylan
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weinaffe

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Re: Weine des Jahres

BeitragMo 12. Dez 2022, 20:17

Bei doch recht vielen guten Weinen in diesem Jahre fällt mir eine Hitliste doch etwas schwer. Allerdings sind mir noch 3 kürzlich in kleinem Kreis getrunkene Rotweine in bester Erinnerung:

2001er Barolo DOCG (Bartolo Mascarello)
der wäre wohl bei Hartis großartiger Barolo/Barbaresco-Verkostung ganz vorne gelandet: perfekter Reifezustand, eine faszinierend ätherische Nase mit ganz feiner Dunkelfrucht und zarter Kräuteraromatik, fast Samt und Seide, wenn da nicht noch ein durchaus kompakter Tanninmantel wäre, ruht völlig in sich, tolle Extraktsüsse, sehr, sehr lang mit intensiver Rückaromatik. Ohne wenn und aber ein ganz großer, klassischer Barolo, der auf dem Punkt gereift gefährlich nahe an der Perfektion schrammt.

2001er Clos Vougeot Grand Cru (Jean Grivot)
parallell zum Mascarello-Barolo verkostet, blieb er in den Startlöchern stecken.. sehr verschlossene Nase, durchaus tiefgründig, aber auch am Gaumen sehr einsilbig. Ein Viertel in der Flasche wurde ohne große Hoffnung am nächsten Tag verkostet.... und hoppla, ein komplett anderer Wein landete im Glas. Superfeine, jetzt komplett geöffnete Nase, Süsskirsche, Walderdbeere, ein Hauch Mokka, Leder und frisch geerntete Pilze, wunderbar komplex, auch am Gaumen jetzt fein gerundet mit sanftem Tannin-Grip, elegante Extraktsüsse, vollkommen ausgewogen, große aromatische Länge. Elend und Größe liegen bei diesen verflixten Burgundern häufig nahe beieinander, bei einem solchen wunderbaren Wein vergisst man zumindest zeitweise die schlechten Erfahrungen mit dieser Diva :lol:

"Weinüberraschung" des Jahres war im Rahmen einer "Kellerentrümpelungs-Probe" folgender Wein:

1980er Barbaresco DOCG (Moccagatta)
der Wein wurde blind probiert: durchaus intakte Farbe mit noch opakem Kernbereich und dezent ziegelroten Reflexen, feine Brombeer-/Kirschfrucht, sehr animierend, keinerlei Oxidations- oder Liebstöckelnoten, unglaublich frisch, feine Säure, noch durchaus kerniges, aber feinkörniges Tannin, gute Länge. Aufgrund des Tannins und der Säurestruktur sowie der Fruchtaromatik tippten alle auf einen Barolo von sehr guter Qualität, der vielleicht 15-20 Jahre alt ist. Wir waren beim Aufdecken dann doch geplättet, dass dieser rüstige Senior schon 42 Jahre auf dem Buckel hat, aus einem kleinen Jahr stammt und in dieser Verfassung sogar noch etwas weiterreifen könnte, sofern der Korken mitspielt. Auch ohne Altersbonus ein immer noch feiner, gelungener Barbaresco.

LG
Bodo
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port_ellen

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Re: Weine des Jahres

BeitragDi 13. Dez 2022, 00:59

Weihnachten kommt noch, aber bei den unten stehenden wird es vermutlich nicht mehr besser:

gereifte Spätlese d.Jahres:
2005 Egon Müller Wiltinger Braune Kupp
großes Aromenspektrum, sehr intensive süße, komplex, botrytis, sehr lang, feine und präsente säure, cremig, karamell-honig ohne fett.

junge:
2021 Fritz Haag Brauneberger Juffer-Sonnenuhr
perfekt: konzentrierte (fast salzige) Substanz mit Süße-Säure-Spiel, dabei leicht, duftig, sehr lang und so lecker, dass man ständig nachfüllt und nachprobiert

Auslese:
2006 Weingut Kirsten Trittenheimer Apotheke: herrliche Jahrgangs-Botrytis, nicht klebrig, sondern mit pikanter Säure und schönem Aromenspektrum, ohne Altersnoten (!)

Auslese GK:
2021 Fritz Haag Brauneberger Juffer-Sonnenuhr (halbe)
wie die Spätlese, nur mit feiner Botrytis und natürlich süßer, noch pikanter, aber ebenso unwiderstehlich lecker

trocken:
Steinmetz 2015 Piesporter Goldtröpfchen GP
viel spiel, leicht, komplex, erst frucht- und säurebetont, dann marzipan, schiefer, cremig.
gleichauf mit:
Steinmetz /Herrmann 2016 Ürziger Würzgarten AR
sehr aromatisch ("limo") leicht süß, vollkommen harmonisch, lange säure, lang, dicht, perfekt

rot:
Reynaud 2010 CdRhone, Cht. des Tours Reserve
rote saftige Frucht, transparente Aromatik, etwas mineralisch, unkompliziert lecker.

Bordeaux: da setze ich noch auf ein paar Weihnachtsbuddeln (80er/90er)...

Gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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Moselaner

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Re: Weine des Jahres

BeitragDi 13. Dez 2022, 01:48

Hallo,
viel getrunken, viel gelesen, wenig geschrieben. Die Weine des Jahres waren:

Kühling-Gillot, Pettenthal Riesling 2013: tief, dicht, aber nie schwerfällig, fast zeitlos gereift.

Müllen: Kröver Letterlay Auslese 2006: dem herausfordernden Jahrgang mit einer blitzsauberen, säurefrischen, komplexen Auslese mit beeindruckender Länge getrotzt.

Max Ferd Richter: Mülheimer Helenenkloster Riesling Eiswein** 49 2021: flüssige Opulenz bei gleichzeitiger Zartheit und Finesse.

S.A. Prüm: Wehlener Sonnenuhr 1983: reintönig, vital, wunderbare Harmonie.

Günther Steinmetz: Brauneberger Juffer Riesling Auslese 1990: klassische Moselauslese aus einem großen Jahr, noch Potenzial.

Weiser-Künstler: Enkircher Ellergrub Große Eule 2018:
Kraftvoll und schwebend zugleich, 2018 waren durchaus auch große Weine möglich.

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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Jochen R.

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Re: Weine des Jahres

BeitragDi 13. Dez 2022, 19:42

Bei mir wird sich vermutlich auch nichts Wesentliches mehr ändern.
Mein Wein des Jahres: Haut Brion 1996

Weitere Highlights:

Rot: Margaux 1996, Latour 1996, Lynch Bages 1989, Giscours 2000

Weiß: Horst Sauer – Esch. am Lumpen 1655 Riesling GG 2018

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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