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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: So 9. Mai 2021, 17:13
von LaVo
Domaine de Beaurenard 1989, weiß
Der Wein war ein Tag vakuumiert im Kühlschrank, gerade noch ein Glas verkostet, wieder bei 12 Grad.
Ich bin erstaunt, wie stabil sich der Wein präsentiert: Die verschiedenen Geschmackseindrücke sind nicht mehr ganz so deutlich zu erschmecken und er hat eine etwas kräftigere Säure. Insgesamt wirkt er heute etwas maderisierter, aber für mich noch sehr gut zu trinken. Für den aufgerufenen Preis für 14,50€ eine schöne Erfahrung.

amateur des vins hat geschrieben:Ja, die Weinsozialisation verläuft im Riesling-Land Deutschland doch in deutlich anderen Bahnen: Weißwein hat frisch zu sein und knackige Säure zu haben, und nach Möglichkeit wenig Körper und Alkohol. /cliché

Bei mir als Belgier verlief die Weinsozialisation fernab vom deutschen Riesling, es gab zu Hause ausschließlich französische Weine (v.a. Burgunder, Pessac und ein bisschen Rhone). Das hat zur Folge, dass ich heute, nach mehrfachen Versuchen, noch immer sehr wenig mit deutschen Rieslingen anfangen kann. Hin und wieder überprüfe ich meinen Geschmack, bisher hat´s mit dem Riesling und mir aber noch nicht geklappt.

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: So 9. Mai 2021, 19:08
von amateur des vins
EThC hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Ja, die Weinsozialisation verläuft im Riesling-Land Deutschland doch in deutlich anderen Bahnen: Weißwein hat frisch zu sein und knackige Säure zu haben, und nach Möglichkeit wenig Körper und Alkohol. /cliché
...ist das so? Zumindest bei mir war's deutlich anders.
Keine Ahnung. Ist halt das, was ich - unter anderem hier - aufgeschnappt habe.
Bei mir verlief sie auch anders; schrieb ich ja.

Ich mein', Du mußt ja nur mal gucken, was hier so gepostet wird. Wieviele weiße Südfranzosen sind dabei, und von wievielen Usern? Da ist der Bias doch deutlich erkennbar.

Und auch außerhalb unserer kleinen Blase scheint es mir recht eindeutig. Man muß nur mal in x-beliebiger deutscher Gastronomie auf die Weinkarte gucken...

tl;dr
Ich denke schon, daß es so ist.

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: Mo 24. Mai 2021, 14:51
von LaVo
LaVo hat geschrieben:Chateau Fortia Tradition, 2010 (65% Grenache, 20% Syrah, Mourvèdre)
Der Wein war überhaupt nicht mein Fall. Was mich störte, war die nach meinem Empfinden sehr dominante Kuhstallnote im Abgang. Zudem fehlte jegliche Frische [...].

Diese Notiz hatte ich im April verfasst. Vor ein paar Tagen kam der Wein wieder ins Glas, aus einer anderen Flasche...und ich habe ihm Unrecht getan in der Beschreibung (oder diese Stallnote war ein Flaschenfehler?).
Ein großer Unterschied war, dass der Wein erst während des Essens ins Glas kam, vorher gab es einen anderen. Er wurde diesmal also nicht solo verkostet. Er war die perfekte Begleitung zu Lammkoteletts, Kartoffelgratin und Bohnen im Speckmantel. Leider gab es nur ein Glas p.P., so dass ich ihn auch nachher nicht solo verkostet habe. Die von mir letztens genannte fehlende Frische fiel in dem Kontext überhaupt nicht auf, es war einfach ein toller Wein in diesem Moment zu diesem Essen. Auch von den Mittrinkern konnte niemand ansatzweise eine Stallnote wahrnehmen, alle fanden den Wein super.

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: So 11. Jul 2021, 22:41
von Judo
LaVo hat geschrieben:Domaine de Beaurenard 1989, weiß
Der Wein war ein Tag vakuumiert im Kühlschrank, gerade noch ein Glas verkostet, wieder bei 12 Grad.
Ich bin erstaunt, wie stabil sich der Wein präsentiert: Die verschiedenen Geschmackseindrücke sind nicht mehr ganz so deutlich zu erschmecken und er hat eine etwas kräftigere Säure. Insgesamt wirkt er heute etwas maderisierter, aber für mich noch sehr gut zu trinken. Für den aufgerufenen Preis für 14,50€ eine schöne Erfahrung.


Habe jetzt bei einer Auktion dann doch zugeschlagen, nachdem der Preis nochmal etwas günstiger war (8,20) und damit das Restrisiko überschaubar war.

Aber was soll ich sagen: heute eine Flasche aufgemacht und der Wein war super. Der Korken war zwar hinüber und es hat mich einige Fummelei gekostet, ihn in mehreren Einzelteilen aus der Flasche zu bekommen. Der Wein dann goldgelb (sichtbar alt, aber nicht zu dunkel), eine schöne frische zitrische Nase und unheimlich viel Zug am Gaumen. Klar, ein leichter oxidativer Sherryton ist nach der langen Reifung kaum zu vermeiden, aber für meinem Geschmack völlig im Rahmen und passend. Zum Fenchelrisotto ein Gedicht!

Jetzt hoffe ich nur noch, dass die zweite Flasche auch so gut in Schuss ist.

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: Di 13. Jul 2021, 20:17
von Herr S.
Moin moin,

zuletzt im Glas:

Bild

Wohlwissend, dass die Weine von Henri Bonneau nicht mehr vorhanden sind bzw. sein werden war dies doch ein besonderer Moment, zumal mir dieser Stil deutlich mehr zusagt als die überextrahiert-süßlichen C9dP-Dickschiffe *Verallgemeinerungsmodus aus*.

In diesem Sinne,
Björn

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: Mi 11. Aug 2021, 21:19
von Nora
Passend zum Wetter:

Clos des Papes Châteauneuf-du-Pape 2008

Über 3 Tage getrunken, als Solist

Das war schon sehr fein.
Farbe: dunkles Rot mit hellem Rand
Geruch: fruchtseitig hauptsächlich Kirsche; dunkle, erdige Würze, leicht ins weihnachtliche gehend; viel Kräuter, hauptsächlich Thymian, Salbe; Lavendel und Menthol
Mund: mittlerer, seidiger Körper, aber mit viel Schmelz; dezente Frucht von Kirsche, fast so wie frischer Sauerkirschlikör, aber ohne störende Süße; pfeffrige Würze; im Finale ein harmonisches Wechselspiel aus frischer, lebendiger Säure und in schöne Kaffeenoten eingebettete reife Tannine, langer Abgang

Die Clos des Papes-Experten werden wahrscheinlich jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich finde den 08er derzeit besser als den hochkonzentrierten 2007er Clos des Papes. Von Letzterem habe ich noch einige Flaschen und da ich durch einige Exemplare aus den 90er Jahren gelernt habe, dass der Wein gut reifen kann, werde ich vom 07er die nächste Flasche erst in 5-10 Jahren wieder angehen. Der 08er dagegen lässt sich jetzt wunderbar trinken.

VG, Nora

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: Fr 10. Sep 2021, 16:48
von Créot
Ich bin nicht der größte Chateauneuf du Pape Fan und gerade in heißen Jahren bin ich vorsichtig, aber dieser gefällt mir ausgesprochen gut: Tardieu Ch9 du Pape Cuvee Special 2009

Eine Flasche vor 3 Jahren war ziemlich spannend, aber noch gar nicht beieinander. Jetzt scheint der Wein im Trinkfenster angekommen zu sein. Intensive Nase, die auf einer lakritzigen Würzigkeit aufgebaut ist, dunkle Kirsche, Rosenblätter, etwas gegrillte Paprika, südliche Kräuter (ein Hauch Lavendel?) und ein Hauch Eukalyptus. Sehr tief, superfein, spannt sich toll auf - richtig gut. Am Gaumen alles auf einer Süßholzwürzigkeit entfaltet, dichte Frucht, süß und reif, aber überhaupt nicht fett, genug Frische, tolle Länge, großartiger Wein. Erinnert mich in der Aromatik sehr an Chateau de Tours (Rayas hatte ich nie im Glas und werde es wohl auch nicht mehr haben :cry:). Ich liebe diese Aromatik, und bei aller Dichte und süßer Frucht ist das Ganze doch fokussiert. Mit 35,- Euro ist es für einen Ch9 m.E. fair bepreist - da habe ich einiges getrunken, was mir weniger gefallen hat und teurer war.

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: Sa 11. Sep 2021, 19:43
von Nora
Vielen Dank für deine ausführliche Notiz, Stefan.

Deine Beschreibung finde ich sehr interessant. Ich habe diesen Wein selbst im Vergleich zu anderen Ch9 als ziemliches Dickschiff und Wuchtbrumme in Erinnerung, allerdings hatte ich den Jahrgang 2005. Ich habe dann nur ein bisschen Jahrgang 07 und 16 nachgekauft für Gäste, die so kräftige Weine mögen, probiert habe ich noch nicht.

Hat sich da ggf. der Stil ein wenig geändert hin zu mehr Eleganz?

VG, Nora

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: So 12. Sep 2021, 20:01
von Créot
Hallo Nora,

über Stilveränderungen bei Tardieu kann ich leider nicht so viel sagen. Ich hatte ansonsten nur 2 oder 3 Flaschen des 2003ers, den fand ich in der Tat zu plump, wenig frisch. Aber 2003 war ja extrem und die Winzer (und die Reben?) noch nicht an solche Jahrgänge gewöhnt. Für eine Tendenz wäre mir das zu wenig.
Im Vergleich zu seinen Weine von der nördlichen Rhone scheint mir die Cuvee Special traditioneller ausgebaut (sagt auch Lobenberg). Die Sachen von der Nordrhone finde ich zu fett und zu verholzt, das ist nicht mein Ding. Wie gesagt, mir hat die Aromatik des 2009er richtig gut gefallen und ich fand - auch wenn ich nach einem regnerischen düsteren Tag an dem Abend Lust auf was Kräftigeres hatte und der Wein sicherlich nicht mit einem Burgunder verwechselt werden kann - dass da alles ganz gut am Platz war.

Grüße
Stefan

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

BeitragVerfasst: So 12. Sep 2021, 20:12
von Nora
Vielen Dank, Stefan, für deine ausführliche Antwort!

Dann lass ich mich mal von meinen 07er und 16er überraschen.

Die paar wenigen Probeflaschen von Tardieu von der Nordrhone, die ich mal hatte, haben mich in der Tat auch nicht abgeholt. Das sehe ich ganz wie du.

VG, Nora